Der große LTB-Jahresrückblick 2020
2020 ist vorüber. Wenngleich nicht wenige Leute diesen Umstand begrüßen, blickt Entenfan nochmal kurz darauf zurück. Das Wort "Corona" fällt nur ein einziges Mal, das ist für Jahresrückblick-Verhältnisse doch erstaunlich und vielleicht auch angenehm wenig. Die ausführlichen Rezensionstexte, die Entenfan über das Jahr geschrieben hat, sind jeweils verlinkt. Vielen Dank fürs Schreiben all dieser Texte!
1. Schnabelhafte Tipps des Jahres
Die wirklich sehr guten Geschichten aus dem Universum der Ducks waren im Jahr 2020 ziemlich überschaubar. Dennoch konnten einige Storys mit Kreativität und Komik punkten.In LTB 532 ließen Fausto Vitaliano und Emilio Urbano Donald gegen eine Vielzahl seiner Geheimidentitäten bzw. Alter Egos antreten ("Donald gegen Donald"). Durch eine Düsentrieb'sche Erfindung wurde die Persönlichkeit des braven Bürgers Donald Duck aufgesplittet – so stiefelten nicht nur der Rächer-Phantomias und der Neue Phantomias durch die Straßen der Gumpenmetropole, sondern auch Agent Donald vom Duck'schen Geheimdienst sowie Agent DoppelDuck!
Letzterer hatte in LTB 531 wahrlich "Keine Zeit zu Lachen" (Fausto Vitaliano, Tito Faraci – Andrea Freccero, Giada Perissinotto, Stefano Zanchi). Auf beinahe 100 Seiten bekam es der Agent wieder mit einem durchgeknallten Schurken, feindlichen Agenten und seiner Nemesis Kay-K zu tun, während auch noch ganz alltägliche Probleme auf Donald Duck warteten.
Nicht ganz so alltäglich war für Donald "Der steinige Weg zum Glück" aus LTB 534 (Tito Faraci – Giorgio Cavazzano). Bei seinem anstrengenden Marsch durch einen undurchdringlichen Dschungel musste Donald zeigen, was in ihm steckt.
Dass in Donald mehr steckt als der ewige Pechvogel, rief uns Marco Gervasio mit der klassisch angehauchten "Pension Phantomias" (LTB 535) ins Gedächtnis, in der der maskierte Rächer über Onkel Dagobert und Vetter Gustav triumphiert.
Derweil erfuhren wir in gleich drei Kapiteln von Marco Gervasio mehr über "Die Legende des ersten Phantomias" (LTB 529, 533 und 538). Bei den Abstechern nach Venedig, London und Österreich machte der Gentlemandieb gerade dann von sich reden, wenn die Sprache auf sein düsteres Familiengeheimnis kam.
Voller Geheimnisse steckt bekanntlich auch Onkel Dagobert, der in LTB 530 munter über das Geheimnis seines Erfolges plauderte (Andreas Pihl – Massimo Fecchi). Auch interessant waren Dagoberts Erzählung vom "Klondike" (Giulio D'Antona – Lorenzo Pastrovicchio, ebenfalls aus LTB 530) sowie das Mysterium um Oma Ducks "gestohlene Ballerina" (Vito Stabile – Graziano Barbaro, LTB 531). Für die in meinen Augen emotionalste Duck-Geschichte zeichneten sich Vito Stabile und Alessandro Perina mit ihrer liebevollen Barks-Hommage "Die Krone der Wünsche" (LTB 540) verantwortlich.
2. Maustastische Empfehlungen des Jahres
Erschreckend still war es im ersten Halbjahr um Micky Maus und seine Freunde. Einzig das kurze Wiedersehen mit alten Bekannten in "Herrscher über die acht Meere" (Matteo Venerus – Davide Baldoni) in LTB 533 war ein vielversprechendes Lebenszeichen des Mäuserichs.Doch halt! Im selben LTB fand sich mit "Der siebte Rabe" von Francesco Artibani und Lorenzo Pastrovicchio auch ein echter Leckerbissen wieder! Gemeinsam mit Bruno und Maxi Smart schnappte Micky eine gefährliche Diebesbande, die es auf die englischen Kronjuwelen abgesehen hatte.
Dass sich Micky mit seiner neugierigen Schnüfflernase nicht nur Freunde macht, erfuhren wir in "Held in Gefahr" aus LTB 538 (Alessandro Sisti – Marco Palazzi). Zu seinen erbittertsten Widersachern zählt zweifelsohne Kater Karlo, der mit Schnauz den "perfekten Komplizen" an seiner Seite wähnt (Giorgio Fontana – Emmanuele Bacchinelli, LTB 536).
Wenn er nicht gerade als findiger Detektiv auf den Plan tritt, ist Micky zumeist mit seinem Freund Goofy unterwegs. In "Die falsche Partitur" (Francesco Artibani – Paolo Mottura, LTB 540) reisen die beiden mit der Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit, um den musikalischen Code von Giuseppe Verdis "Aida" zu knacken.
Während Goofy es in LTB 535 mit einem wahrhaften "Sommermuffel" zu tun bekam (Tito Faraci – Giorgio Cavazzano), brach Micky aus seiner langweiligen Alltagswelt aus, um in die Entenhausener City zu ziehen. Das LTB Premium 26 "Micky Maus macht Schlagzeilen" ist mit seiner Neu-Erfindung des beliebtesten Mäuserichs der Welt, der als cleverer Reporter auch noch auf so manche Alltagsprobleme stößt, ein wahres Muss für Mausfans!
Ach ja, und dann gab es ja auch noch die beiden Bände der LTB Maus Edition, die den schwindenden Erwartungen an sie gleichsam unter dem Radar blieben, hier jedoch ihre Erwähnung finden sollen.
3. ENTtäuschungen und Aufreger des Jahres
Im LTB-Jahr 2020 gab es leider viel zu schnattern über verkorkste Geschichten, den geringen Maus-Anteil, zweifelhafte Marketingentscheidungen, die Einführung dämlicher Serien und unnötiger LTB-Nebenreihen sowie weitere Patzer bei der Kompilierung des Lustigen Taschenbuches.Gleich zu Jahresbeginn wollte die LTB-Redaktion den großen Wurf mit der amerikanisch-italienischen Saga "Donald Quest" landen. Das erste LTB des Jahres musste für ein reißerisches Fantasy-Cover und die vierteilige Eröffnungsgeschichte herhalten. Sehr zum Übel vieler Fans war es damit allerdings nicht getan, denn auch in die nächsten drei Bände wurde der episodenhafte Möchtegern-Murks "Donald Quest" mit seinen Meterorbiests, Biesterbustern und Busterbots vollgestopft. Dort fehlte dann Platz für "längere" Storys, die eben mehr als nur 24 Seiten andauern, um eine gute Geschichte zu erzählen.
Als wäre es damit nicht getan, wurden uns in LTB 528 und 540 Tick, Trick und Track als "Neue Helden" verkauft, die dank einer Superformel zu giftig-grantigen Dreikäsehochs mit Superkräften mutierten. Auf derart experimentelle dänisch-italienische Kooperationen würden wir in Zukunft dankend verzichten wollen.
In schier panischer Eile wurde für die Urlaubszeit ein "LTB Balkonien" zusammengeschustert, das praktisch nur aus Nachdrucken der Reihe "LTB Sommer" bestand und bei geringstem Seitenumfang dennoch die Urlaubskasse leerfegte. Aber vielleicht gerade, weil viele LTB-Fans in diesem Corona-Jahr nicht verreist waren, fiel ihnen in LTB 536 prompt auf, dass bei einer Phantomias-Geschichte eine wichtige Epilog-Seite vergessen und nicht abgedruckt wurde. Die zitierte "fehlende Seite" wurde damit zu Recht zum Aufreger des Jahres.
Wenig später startete die neue Nebenreihe "LTB Lesespaß", die sich vor allem an die jüngsten Leserinnen und Leser des LTBs richtet und einen mehr als fragwürdiger Comic-Cocktail aus schrägem Artstyle und noch schrägeren Texten darstellt. Im ersten Band nervte der Grundschüler "Donald Duck Junior" ohne Unterlass, im zweiten wurde die Serie "Spypower" mit den Studentinnen Daisy und Minnie (vergleiche LTB Premium Plus 3) völlig neu interpretiert.
Nicht jedermanns Sache war in LTB 537 der Versuch, die "Duckimojis" in der Entenhausener Comicwelt einzuführen. In der Titelgeschichte "313 neue Nachrichten… und eine neue App" (Peter Snejbjerg – Andrea Ferraris) wurde jedenfalls eine ganze Menge Potenzial verschenkt.
4. Kuriositäten des Jahres
Für Erstaunen sorgten aber nicht nur die neuen Reihen "Balkonien" und "Lesespaß", sondern auch das "LTB Kochbuch 1". Allerdings konnte Letzteres durchaus überzeugen und löste fast durch die Bank weg ein positives Echo aus. Neben dem hübschen Mehrteiler "Eine kulinarische Weltreise" (Idee von Giorgio Salati), sorgten selbstverständlich die 15 ausgewählten und ansprechend gestalteten Rezepte mit Entenhausen-Bezug für Erheiterung.Gelacht wurde außerdem über die Ausgabe des "LTB Mundart", das dieses Mal mit feinem Wiener Schmäh aufwartete und samt duckifiziertem Andy Borg durch die Regenbogenpresse geisterte.
Dankbar saugten die deutschen Medien im November den "Tatort Entenhausen 2" auf, um laissez-faire über das 50. Jubiläum des bei Krimi-Kartoffeln so beliebten "Tatorts" zu berichten. In LTB 539 hieß es für Donald und Kommissar Schimauski "Zurück am Tatort: Taxi nach Entenhausen" – etwas genauer noch in diesem Video-Review seziert.
Durchaus kurios ist der Auftritt von "Chip & Chap", die im LTB Premium 28 als "Rächer des Rechts" auf Verbrecherjagd gehen dürfen.
Überraschende Wendungen nahmen übrigens auch die Geschichten "Spiel der Masken" (Gaja Arrighini – Marco Mazzarello;, LTB 529) mit Gundel und Gitta in den Hauptrollen sowie "Kur und Kosten" (Giorgio Fontana – Paolo Mottura, LTB 537) mit Baptists abenteuerlicher Suche nach dem berüchtigten Riechsalz seines Chefs.
5. Und neben der Spur?
Die im letzten Jahr begonnene Reihe "LTB Crime" wurde 2020 mit einer zweiten Staffel fortgesetzt. In weiteren sechs Bänden gingen u.a. Doppelduck, Kommissar de Mauss, aber auch Spezialagent Franz oder Hubert Bogart auf Ganovenjagd.Auf der Rückseite von LTB 534 wurde nach Jahrzehnten die Rezeptur der beliebten Limonade "Blubberlutsch" gelüftet!
Nachdem im Herbst der vierte Band der Reihe "LTB Premium Plus" mit der Mini-Serie "Spookyzone" zu überzeugen wusste, trumpfte die LTB-Redaktion vor allem mit der diesjährigen Sonderedition zum Thema Literatur auf. Liebhaber konnten sich an einem erfrischenden Mix aus Erstveröffentlichungen und nachgedruckten Perlen erfreuen.
Kurz vor Jahresende wurde außerdem bekannt, dass Peter Höpfner, langjähriger Chefredakteur des Lustigen Taschenbuches, Egmont Ehapa ab 2021 verlässt, um sich fortan neuen Aufgaben zu widmen.
Wie betrachtet ihr das vergangene LTB-Jahr 2020? Was waren Eure Tops und Flops, was ist euch im Gedächtnis geblieben? – Ihr seid herzlich eingeladen, im Fieselschweif-Forum fleißig zu diskutieren.
Das gesamte Team des F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. wünscht ein gesundes neues Jahr 2021!
Zuletzt aktualisiert: 28.07.2022, 22:24