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Kommentar: Die Außendarstellung von Egmont Ehapa


Comics mit Donald Duck zu mögen, ist nicht schwer... den Verlag, der sie veröffentlicht, dagegen immer mehr. Die analoge wie digitale Kommunikation von Egmont Ehapa ist mangelhaft. Das könnte sich auch wirtschaftlich als fatal erweisen.

Für manch einen fühlt es sich befremdlich an, wenn Donald Duck ein Smartphone in der Hand hält oder Tick, Trick und Track im "Entnet" surfen. Diese erwachsenen Leser kennen die Disney-Comics noch aus ihrer Kindheit, wo es die heutigen technologischen Möglichkeiten noch nicht gab. Wenn Entenhausen aber ein Spiegel unserer Gesellschaft bleiben soll, müssen sich die Geschichten an unsere sich stets wandelnde Lebenswirklichkeit anpassen.

Auch ein Verlag wie Egmont Ehapa Media, der deutsche Lizenznehmer der Disney-Comics, muss der heutigen Zeit und ihrer veränderten Mediennutzung Rechnung tragen. Die Auflage der "Micky Maus" sinkt immer weiter: Im Quartal 2/2019 lag sie bei nur noch knapp 75.000 Exemplaren, in den 90er-Jahren waren es mitunter zehnmal so viele. Das Lustige Taschenbuch, das mittlerweile übrigens auch als eComic erhältlich ist, hält sich zwar deutlich besser, zugegebenermaßen sogar erstaunlich gut, auf lange Sicht wird es aber ebenfalls mehr und mehr an Auflage verlieren. Wie kann man die kindlichen Leser in Zukunft noch erreichen? Oder sollte man versuchen, sich eine breitere erwachsene "Nostalgie-Leserschaft" aufzubauen? Mit beidem tut sich Ehapa schwer.


These 1: Ehapa ist in Sachen Social Media eher schlecht aufgestellt

Potenzielle Leser, jung wie alt, halten sich in sozialen Netzwerken auf. Ehapa hat zwar einen Twitter-Account, dieser hat bislang aber erst einen einzigen Tweet abgesetzt. Für das Lustige Taschenbuch wurde zwar ein eigener Account betrieben, der ist allerdings seit August 2018 nicht mehr aktiv. Kein tragischer Verlust, beinhaltete er doch überwiegend belangloses Zeug. Angesichts von Postings wie dem nebenstehenden könnte man fast meinen, der Account sei von irgendeinem gelangweilten Praktikanten betreut worden, der keine Ahnung von den Comics hat, aber vom Vorgesetzten gezwungen wurde, möglichst jeden Tag einen neuen Tweet abzusetzen ("Ach, und vergiss mir nicht, mindestens zehn sinnlose Hashtags zu setzen!").
Wie man es besser macht, zeigen nicht nur Hobby-Twitterer wie Good Duck Panels oder Duck Porn, sondern beispielsweise auch das italienische "Topolino" (das Heft, aus dem die meisten LTB-Comics stammen). Denn die Kollegen von Panini posten nicht nur stupide Bilder, sondern weisen auf Veranstaltungen hin, retweeten andere Accounts, interagieren mit ihren Followern. Noch einen Schritt weiter geht Sanoma, der Lizenznehmer in den Niederlanden, der für viele verschiedene Figuren eigene Accounts angelegt hat. Donald ist mit über 150.000 Followern natürlich am beliebtesten (etwa zehnmal so viel wie der des Lustigen Taschenbuches), aber auch Katrien (Daisy) oder Kwik, Kwek en Kwak twittern fleißig. Unabhängig davon, wie unterhaltsam das in der Ausführung tatsächlich ist, zeugt es doch von einer gewissen Hingabe zu den Comics, die bei Ehapa und seinen 08/15-Postings kaum erkennbar ist.

Aber Twitter ist ja nicht das einzige soziale Netzwerk. Auf Facebook hat das Micky-Maus-Magazin zwar einen Account, jedoch im Januar 2016 angekündigt, eine Pause zu machen, "um sich für die Zukunft noch besser aufzustellen". Geschehen ist seitdem nichts. Den Account für das Lustige Taschenbuch pflegt man jedoch sehr gewissenhaft, hier wird beinahe täglich etwas Neues gepostet. Abgesehen von der Werbung für bald erscheinende Bände hat das aber fast nichts mit den Comics zu tun, sondern es werden Bildchen à la "Wenn einem der Bus direkt vor der Nase wegfährt..." verbreitet, die möglichst "relatable" sind und ein paar Likes abgreifen können. Auf Instagram sieht es insgesamt ähnlich aus, nur ist man hier seltsamerweise deutlich weniger aktiv, obwohl es bei der Jugend das mittlerweile angesagtere Netzwerk ist. Dass hier mehr Potenzial als bei Facebook bestehen würde, ist an den höheren Like-Zahlen erkennbar.
Arbeit nach Maß also. Nun kann man natürlich den Standpunkt vertreten, dass diese Netzwerke per se belanglos sind und sie Ehapa dementsprechend gut verstanden hat. Nur glaube ich, dass man mit diesen Postings so gut wie gar nicht für die eigenen Produkte wirbt und sich erst recht keine treue Stammleserschaft aufbauen kann. Es ist zum Beispiel unverständlich, warum im Juni nirgends auf das Comicfestival in München hingewiesen wurde, bei dem unter anderem Star-Zeichner Giorgio Cavazzano zu Gast war. Wofür sonst, wenn nicht für solche Sachen, hat man Social-Media-Kanäle?
Auch auf YouTube, das von Kindern und Jugendlichen immer häufiger genutzt wird, ist Ehapa nicht wirklich präsent (hier der seit Mitte 2018 inaktive Kanal), obwohl es mittlerweile mit Thomie-TV einen Fan-Kanal gibt, der zeigt, dass hier durchaus eine gewisse Nachfrage nach guten Inhalten besteht. Aber hier müsste man mehr investieren, man müsste nicht nur ein paar lustige Bildchen heraussuchen, sondern eigenen "Content" produzieren.

Ist das zu mühselig für Ehapa, scheitert es an dem technischen Know-How oder ist die inhaltliche Expertise nicht vorhanden? Vielleicht eine Mischung aus allem, jedenfalls bekommt man den Eindruck, dass der Verlag an den eigenen Comics desinteressiert ist. Und auch an deren Machern, denen keinerlei Wertschätzung entgegengebracht wird. Erst kürzlich verstarb der italienische Zeichner Giulio Chierchini im Alter von 91 Jahren, der mit knapp 100 Comics und etwa 3500 Seiten so oft im LTB vertreten war wie nur wenige andere Zeichner. Außerdem hält der Genuese den Rekord für die längste Arbeitszeit, was Disney-Comics betrifft: Chierchini war von 1953 bis kurz vor seinem Tod aktiv, also knapp 66 Jahre. Da wäre wenigstens ein kurzer Hinweis auf den genannten Social-Media-Kanälen nicht verkehrt gewesen. Es ist einfach schade, dass Ehapa nicht daran interessiert zu sein scheint, die Autoren und Zeichner, die hinter den Comics stehen, zumindest ein bisschen aus der Anonymität herauszuholen.

These 2: Auch die sonstigen Webauftritte von Ehapa sind stark ausbaufähig

Die quantitativ wie qualitativ überschaubaren Aktivitäten in den sozialen Medien würden vielleicht weniger stark ins Gewicht fallen, wenn wenigstens die eigenen Angebote überzeugen würden. Auf www.egmont.de findet man nur grundlegende Informationen und die neuesten Pressemitteilungen. Möchte man mehr über einzelne Reihen wissen, wird man auf den ebenfalls nicht besonders informativen Egmont-Shop verwiesen. Das scheint sowieso die Devise zu sein: Die hoffentlich zahlenden Leser möglichst schnell zum Shop leiten. Inhalte? Egal! Das spiegelt sich vor allem in der Seite www.micky-maus.de, die in letzter Zeit inhaltlich stark abgespeckt wurde. Dass sie mit ihren bunten Farben auf die mehrheitlich kindlichen Leser zugeschnitten ist, ist dabei verständlich. Das Lustige Taschenbuch, dessen Leserschaft laut Verlag zur Hälfte aus Erwachsenen besteht, hätte hingegen eine deutlich bessere und informativere Webpräsenz verdient. Denn auch www.lustiges-taschenbuch.de kommt in grellen Farben daher und ist derart benutzerunfreundlich (Stichwort: nerviger Maus-Zeiger), dass man nicht besonders lange darauf verweilen möchte. (In früheren Tagen hatte die Seite übrigens noch ein Forum, über dessen Mehrwert man sich zwar streiten konnte, immerhin hat die Redaktion aber damals noch versucht, in den Dialog mit den Lesern zu treten.)
Und die spärlichen Informationen, die geliefert werden, sind zum Teil auch noch fehlerhaft, gerade wenn es um die Macher des Lustigen Taschenbuches geht. Ein Beispiel: Die einzigen Informationen, die man über Gaja Arrighini bekommt, ist die Beschreibung "Italienischer Disney-Zeichner". Nur ist Gaja Arrighini kein Mann, sondern eine Frau, und keine Zeichnerin, sondern eine Autorin. Der verantwortliche Redakteur hat es geschafft, in diese kurze Beschreibung zwei Fehler einzubauen. Aber hey, immerhin eine Information stimmt: Sie kommt aus Italien.

Den meisten Fans war die offizielle LTB-Seite lange Zeit egal, sie griffen sowieso auf die wesentlich fundiertere, besser strukturierte und liebevoll gestaltete Seite www.lustige-taschenbuecher.de zurück. Diese hat Ehapa aber im April 2017 selbst aus dem Spiel genommen: Webmaster Christoph Restel kündigte an, die Seite nach elf Jahren einzustellen, da er bereits ohnehin seit einiger Zeit mit Ehapa zusammenarbeite. Er versprach damals zwar, dass viele Inhalte nun auf die offizielle Seite übertragen würden, besonders viel hat sich seitdem aber nicht getan. Der Großteil – Inhaltszusammenfassungen, Rezensionen, User-Bewertungen, Interviews, Statistiken und andere nützliche Informationen – ist auf der Strecke geblieben und kann nur noch zum Teil über das Web Archive aufgerufen werden. Natürlich gab es auf der Seite auch kritische Rezensionen, dennoch ist unzweifelhaft, dass sie für das LTB mehr Nutzen als Schaden gebracht hat. Dafür zu sorgen, dass sie vom Netz genommen wurde, war quasi ein selbstzerstörerischer Akt von Ehapa.



Für das Donald Duck Sonderheft, die dritte Traditionsreihe von Ehapa, die mutmaßlich von besonders vielen Erwachsenen gelesen wird, gibt es keine eigene Website, der "Dialog" mit den Lesern findet ausschließlich analog statt. Die eingesendeten Leserbriefe werden veröffentlicht und meist relativ knapp beantwortet. Komplettiert wird der redaktionelle Teil von den sogenannten "Entenhausener Geschichte(n)", ein zweiseitiger Text von Comic-Experte Wolfgang J. Fuchs über ein bestimmtes Thema. Dass sich Fuchs gut auskennt, kann man kaum bestreiten, angesichts dessen, dass er diese Rubrik seit annähernd 30 Jahren führt, ist es aber verständlich, dass die Luft mittlerweile raus ist. Er recycelt häufig alte Themen und konzentriert sich dabei nicht selten auf Inhaltszusammenfassung von Zeichentrickfilmen und Barks-Comics (die für das Heft schon längst nicht mehr prägend sind). Diese listenhaften Texte sind viel zu eingefahren, viel zu bräsig und haben mit dem Heftinhalt kaum etwas zu tun. Die redaktionell altmodische und rein analoge Gestaltung der Reihe ist deshalb besonders zu bedauern, weil es vermutlich gerade hier eine Gruppe von Fans gäbe, die sich für weiterführende Inhalte interessieren würde. Dass man in der Ausgabe 387 vom August einem Leser empfiehlt, für genauere Informationen über alte Ausgaben einfach die von Fans aufgebaute Inducks-Datenbank zu benutzen, ist bezeichnend.

These 3: Ehapa kommuniziert sein eigenes, zum Teil fehlerhafte Handeln nicht oder nur unzureichend

Auch an anderen Stellen offenbart sich eine gewisse Lieblosigkeit. In Heft 385 vom Juni wurde die Geschichte "Die Tafeltraube Edelsüß" von Guido Martina und Romano Scarpa aus der längst eingestellten Reihe "Mickyvision" nachgedruckt. Dass sie dort in einer um vier Seiten gekürzten Fassung erschienen war, hat in der Redaktion offenbar niemanden gestört. So bekamen die Leser die 20-seitige Geschichte vorgesetzt, ohne zu ahnen, dass sie im italienischen Original eigentlich 24 umfasst. Comics in verstümmelter Form zu veröffentlichen, ist grundsätzlich keine besonders gute Idee, aber wenn man es schon tut, sollte man es wenigstens transparent machen. Das ist kein Einzelfall, erst im Heft zuvor erschien eine von zwölf auf neun Seiten gekürzte Geschichte von Tony Strobl. Ebenfalls ohne entsprechenden Hinweis.

Den Tiefpunkt in dieser Hinsicht markiert aber sicherlich die Micky Maus Edition 6. Der im März 2018 erschienene Band sollte die komplette Serie "Insel der Mythen" beinhalten, was auf dem Cover auch genau so angekündigt wird. Das Problem aber: Der erste Teil wurde in dieser Zusammenstellung völlig vergessen. Ein peinlicher Fehler, man stelle sich vor, man kauft sich die neue Staffel von "Game of Thrones" auf DVD oder Blu-ray, nur um dann festzustellen, dass die erste Folge fehlt. Immerhin: Die Fans, die sich per Mail beschwerten, bekamen Kopien des ersten Teils zugesendet. Die richtige Reaktion, aber die falsche Kommunikation. Denn auch hier hat Ehapa wieder nur defensiv agiert, den Fehler weder öffentlich erklärt noch sich dafür entschuldigt. Und im Egmont-Shop findet sich bis heute kein Hinweis darauf, dass der erste Teil fehlt. Der Band wird also noch immer mit dem irreführenden Titelbild verkauft.



Nicht ganz so tragisch, aber zumindest für Komplettsammler ärgerlich ist der umgekehrte Fall: Manchmal wird ein und derselbe Comic binnen kurzer Zeit in zwei unterschiedlichen Reihen abgedruckt. Das liegt daran, dass der Kiosk- und der Buchhandelsbereich (die "Egmont Comic Collection") im Prinzip zwei verschiedene Verlage sind und getrennt voneinander arbeiten (wenngleich sie mittlerweile im selben Haus ansässig sind). Beispielsweise wurde Ende Februar die Geschichte "Und dann kam Dolly!" in LTB 517 abgedruckt, keine zwei Wochen später landete sie unter dem Titel "Hallo, Dolly!" im Band "Der Stammbaum der Ducks". Solche Missgeschicke, die durch mangelnde Kommunikation im eigenen Haus entstehen (anderes Beispiel: Figuren, die je nach Übersetzer verschiedene deutsche Namen haben), sind vielleicht im Einzelnen nicht immer zu vermeiden, in der Häufung aber für Sammler frustrierend. Und auch in finanzieller Hinsicht ist so etwas nicht ideal, da die Geschichte doppelt übersetzt werden musste. Solche Fehler werden in den Fan-Foren manchmal von Redakteuren bzw. Übersetzern wie Jano Rohleder oder Gerd Syllwasschy kommentiert bzw. erklärt. Leuten wie ihnen merkt man die Expertise in Sachen Disney-Comics an, sie sind allerdings nicht fest bei Ehapa angestellt, sondern posten als Privatpersonen. Für die Außendarstellung des Verlags sind sie nicht zuständig, aber seit sich auch Global Creative Direktor Peter Höpfner weitgehend aus dem Dialog mit den Fans zurückgezogen hat, mangelt es an einem Ansprechpartner.

These 4: Auch Ehapas analoge Angebote sind mangelhaft

Generell ist die Vernetzung innerhalb von Ehapas Reihen alles andere als optimal. Neben den drei genannten Hauptreihen (Micky Maus, Lustiges Taschenbuch und Donald Duck Sonderheft) erscheinen noch zahlreiche weitere Publikationen, insbesondere Nebenreihen des Lustigen Taschenbuches (LTB Spezial, LTB Enten-Edition, LTB Weihnachten, LTB Ostern, LTB Halloween, LTB Crime usw.). Da ist es selbst für Hardcore-Fans schwierig, den Überblick zu behalten. Ehapa ist dabei keine besonders große Hilfe, ein interessanter Ansatz ist aber das Magazin "LTB Abo+", welches seit 2014 viermal im Jahr den Abo-Ausgaben beiliegt. Gerade in den nächsten Jahren wird es immer wichtiger sein, die Abonnenten zu binden, indem man ihnen exklusive Inhalte bietet. Die 20-seitigen Heftchen bestehen im Wesentlichen aus kurzen Werbetexten für bald erscheinende Bände samt Leseproben, garniert mit Gewinnspielen, Ausmalbildern und einem einseitigen Comic auf der Rückseite. So weit, so gut, die Heftchen sind auch schön gestaltet, hätten aber noch so viel mehr Potenzial, inhaltlich in die Tiefe zu gehen. Bis vor Kurzem waren Interviews mit Autoren und Verlagsverantwortlichen enthalten, in denen allerdings meist derselbe Fragenkatalog runtergenudelt wurde, inklusive spannender Suggestiv-Fragen wie "Ist es nicht ungerecht, dass Donald Duck immerzu in Schwierigkeiten gerät?". Das bietet logischerweise nur wenig Mehrwert. In den neusten Ausgaben wurde jedenfalls auf Interviews verzichtet. Es scheint fast so, als habe niemand eine gute Idee, wie man die paar Seiten füllen soll, dabei könnte man interessante Fakten und Hintergrundinfos zu kommenden Bänden bzw. Comics nennen, vielleicht auch in der reichhaltigen LTB-Historie zurückblicken und so für die alten Bände werben, die ja nach wie vor im Zeitschriftenhandel ausliegen oder online bestellt werden können. Die vorhandenen Texte enthalten nicht selten Fehler, beispielsweise ist in Ausgabe 2/2019 davon die Rede, dass Erika Fuchs – die Carl-Barks- Übersetzerin und erste Chefredakteurin von Ehapa – Lautmalereien wie "peng" erfunden hätte und diese seitdem als Erikative bezeichnet werden. Das ist aber Unsinn, tatsächlich gelten nur Wörter wie "ächz" oder "stöhn" als Erikative, also Verbformen, die auf ihre Stämme reduziert wurden. Zur Verbreitung dieser Inflektive, so die in der Sprachwissenschaft geläufige Bezeichnung, hat Fuchs mit ihren Übersetzungen maßgeblich beigetragen. Wer sich mit den Comics ein bisschen befasst, weiß so etwas eigentlich.

Ein anderes sehr gutes Beispiel für die mangelnde Bereitschaft Ehapas, mit den eigenen Inhalten zu werben, ist das "Lifestyle-Magazin" MICKY, das im vergangenen November anlässlich des 90. Geburtstag der Maus auf den Markt kam. Eigentlich müsste der Verlag ja daran interessiert sein, mittels dieser Sonderveröffentlichung, die sich vornehmlich an Erwachsene richtet, den einen oder anderen Neuleser für das LTB oder andere Reihen zu gewinnen. Dieses Interesse ist im Magazin aber kaum erkennbar, für die eigenen Produkte wird fast gar nicht geworben, sondern es biedert sich ausschließlich an die vermeintliche Zielgruppe an, indem es versucht, so viele Prominenten-Gesichter wie nur möglich hineinzuquetschen. Es ist vollkommen klar, dass man in einem solchen Magazin keine tiefgründigen Analysen erwarten kann, mit Ausnahme des einleitenden Artikels von Peter Höpfner haben die Texte aber schon sehr wenig Substanz und weisen nur wenig oder gar keinen Bezug zu den Comics auf. Das sieht man besonders schön auf den Seiten 14 und 15, in dem Mickys Äußerliches im Wandel der Zeit dargestellt wird. Dabei wird allerdings ausschließlich der "Zeichentrickfilm-Micky" betrachtet, während der Micky, den man aus den Comics kennt, komplett ausgeklammert wird. Dementsprechend wird die Kleidung, die er in den heutigen LTB-Comics aus Italien trägt (blaues Hemd und lange rote Hose) überhaupt nicht abgebildet. Ob sich das Magazin so viel schlechter verkauft hätte, wenn es wenigstens ein, zwei Doppelseiten mehr gegeben hätte, die ohne ein Prominenten-Gesicht ausgekommen wären und stattdessen ein paar echte Infos zu den Comics aufgeführt hätten, vielleicht auch schlauerweise mit dem Verweis auf die entsprechenden Reihen? Jedenfalls wirken die drei enthaltenen Kurz-Comics aus den 50er-Jahren ironischerweise wie Fremdkörper in diesem fantasie- und lieblos gestalteten Heft.



Fazit: Ehapas Außendarstellung könnte sich als fatal erweisen.

Wie eingangs erwähnt, muss Ehapa angesichts sinkender Auflagenzahlen um seine Leser kämpfen. Es ist zum einen fraglich, ob man die Jungleser wirklich dort abholen kann, wo sie sich aufhalten. Zum anderen – und das ist der meiner Ansicht nach wichtigere Punkt – wäre es in Ehapas Interesse, auch erwachsene Nostalgie-Leser wieder zurückzuholen und an sich zu binden. Mit einer derart schlechten Außendarstellung dürfte das aber kaum gelingen. Der Verlag scheint gar nicht daran interessiert, diesen "Kult-Faktor" herauszuarbeiten, sondern arbeitet dem mit mangelnder oder ganz ausbleibender Kommunikation eher noch entgegen. Man bekommt den Eindruck, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Egmont Ehapa ihre Comics ausschließlich als Produkte sehen und nicht auch als Kunst oder Kultur. Und das ist nicht nur für Fans schade, sondern möglicherweise auf lange Sicht auch wirtschaftlich unklug.


Von Manuel Schumann (313er), Oktober 2019

(Was seht ihr ähnlich, was vielleicht anders? Hier geht's zur Diskussion im Forum!)




Zuletzt aktualisiert: 20.10.2019, 17:19
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