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Rezension: LTB 563 - Von allen gejagt

Cover
Im neusten Lustigen Taschenbuch werden Phantomias und Onkel Dagobert "Von allen gejagt", wobei insbesondere Letzterer den Eindruck vermittelt, als wäre der leibhaftig-heimatverbundene Habakuk mit seiner Büchse hinter ihm her! Das 563. LTB verpasst außerdem die ideale Gelegenheit, Kommissar Hunter aufs Titelbild zu bringen...

Dafür startet die Ausgabe mit einem crossfunktionalen Team aus Gaunern, Gangstern und Ganoven, die ihre Kräfte bündeln und den Guten das Leben schwer machen. So kommt es, dass die Egmont'schen Ideengeber Phantomias zusammen mit Gamma auftreten lassen und ein wenig überraschendes Wirrwarr aufs Papier bringen (Snejbjerg / Ferraris).

Etwas wirr im Kopf wird wenig später auch Agent DoppelDuck, der in seiner bislang letzten großen Mission zu einer "Kurzschluss"-Reaktion neigt. Die feindliche Organisation "Aktinie" ist zurück und noch undurchsichtiger als zuvor. Da er von seinen Kollegen der neuen Agentur nur wenig Unterstützung erwarten kann, spannt DoppelDuck kurzerhand seine intrigante Ex-Partnerin Kay-K alias Red Rose vor den Karren (bzw. die Kehrmaschine), um dem energetischen Verbrechernetzwerk die Spannung zu rauben (Vitaliano / Zanchi).

Derweil versucht das stark geschundene Schwarze Phantom, ebenfalls wieder zu alter Stärke zurückzufinden und sich als schleierhaftes Schreckgespenst zu inszenieren, das aus dem Verborgenen heraus angreift. Im Auftakt der "Phantom-Saga" züchtet das Phantom fast schon liebevoll eine unheilvolle Pflanze, deren unerbittliches Gift den Einwohnern von Entenhausen die Erinnerungen raubt. Auch Micky Maus ist betroffen und begreift in einem Anfall von vergesslichem Schwindel viel zu spät, dass er dem Schwarzen Phantom genau in die Falle taumelt (Nucci / Casty).

Ob sich die Jagd auf LTB 563 lohnt, nehmen wir jetzt in den Fokus!

Von Entenfan


Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Von allen gejagt A: Peter Snejbjerg; Z: Andrea Ferraris 2022 25 Klick!
Unter Beobachtung A + Z: Marco Meloni 2019 1 Klick!
DoppelDuck: Kurzschluss A: Fausto Vitaliano; Z: Stefano Zanchi 2020 81 Klick!
Der Sorgensauger A: Fabio Michelini; Z: Luciano Gatto 2019 30 Klick!
Zelle mit Aussicht A: Massimiliano Valentini; Z: Umberto Fizialetti 2019 1 Klick!
Sauber gelöst! A: Francesco Vacca; Z: Giulia La Torre 2021 12 Klick!
Die Weiße Phantopedilum A: Marco Nucci; Z: Casty 2021 64 Klick!
Aus eigener Erfahrung A: Massimiliano Valentini; Z: Davide Baldoni 2019 8 Klick!
O.M.A.: Das Schwarze Grauen A: Lars Jensen; Z: Flemming Andersen 2022 27 Klick!
So ein Kleister! A: Gorm Transgaard; Z: Andrea Ferraris 2022 1 Klick!




Was verspricht die Aufmachung des Bandes?

Auf dem Cover von LTB 563 ist auf jeden Fall sehr viel los: Ein nahezu panischer Onkel Dagobert und ein entschlossen zurückschauender Phantomias nehmen in wilder Hatz Reißaus vor den herannahenden Bösewichtern, namentlich den Panzerknackern, Kater Karlo, Gundel Gaukeley und dem Schwarzen Phantom. Inkonsequenterweise hat es der (zugegeben deutlich unbekanntere) Kopf der Gurk...äh...Schurkentruppe nicht auf das Titelbild geschafft, das ich rein von der Perspektive her nicht uninteressant finde. Mir gefällt das alles überschattende Schwarze Phantom (sic!) und die von oben rechts hineinlugenden Ratten. Statt des etwas starren Dagobert hätte ich mir allerdings Detektiv Micky Maus an der Seite des maskierten Rächers gewünscht, und die Herren der Panzerknacker AG sind auch nicht besonders gut getroffen. Zum Gruppenfoto versammelt hatte sich die Schurken-Truppe übrigens schon auf dem Cover von LTB Spezial 90.




Warum spielen Ducks und Mäuse "Gauner und Gendarm"?

Während seines nächtlichen Streifzuges über die verregneten Dächer Entenhausens grübelt Phantomias über merkwürdige Diebstähle aus den letzten Nächten. Ohne großartig Spuren zu hinterlassen haben Unbekannte einen roten Edelstein entwendet, dem magische Fähigkeiten nachgesagt werden, und auch ein Prototyp eines Kampfanzuges scheint sich in einer gut gesicherten Forschungseinrichtung in Luft aufgelöst zu haben. Als Phantomias eine verdächtige Gestalt auf einem Dach ausmachen kann, wird er jedoch überrumpelt und bleibt geleimt zurück, während der Unbekannte durch eine Art Portal entkommen kann. Nur kurz darauf wird der Held davon Zeuge, wie ein als Rita Rührig verkleidetes Schwarzes Phantom den ersten selbst verdienten Zehner von Onkel Dagobert aus dem Geldspeicher klaut. Doch bevor er das Phantom erreichen kann, wird er von einer aus dem Portal herauspurzelnden Person zu Fall gebracht. Da taucht der in einen Trenchcoat gehüllte Micky Maus auf und macht Phantomias mit seinem Freund Gamma, dem etwas chaotischen Menschen aus der Zukunft bekannt. Gemeinsam wollen sie ergründen, wer die Diebstähle begangen hat, und die neuen Partner bekommen schon bald heraus, dass sich allerlei Bösewichter miteinander verbündet haben, um ihre Fähigkeiten zu bündeln. Nun heißt es, auch in den hitzigsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren!



Um mit dem Positiven zu beginnen: Es ist eine angenehme Überraschung, dass Phantomias, Micky Maus und Gamma in einer gemeinsamen Geschichte auftreten und jeder ein bisschen etwas zu sagen hat. Andererseits ist es ein bisschen abwegig, dass Phantomias alias Donald den quirligen Mensch aus der Zukunft noch nicht kennen soll. Die Story spielt damit, dass sich die Phantomias und Gamma gegenseitig im Weg stehen und vor allem Phantomias schnell genervt ist von Gamma. Wiederum ist man als Leser verwundert und genervt darüber, warum aus dieser (wie gesagt) ungewöhnlichen Konstellation nichts herausgeholt wurde. Die mühselig hineingepressten Gags und Wortgefechte sind jedenfalls eher hinderlich, wenn es darum geht, als Team aufzutreten.

Derweil sind Onkel Dagobert und Micky Maus ungewohnt passiv und stehen – man möge mir die etwas drastische Formulierung verzeihen – nur im Weg herum. Das sieht vor allem sehr schön auf der großen Doppelseite mit allen Beteiligten. Wenn die beiden bei der Bekämpfung der umtriebigen Unholde schon keine Rollen spielen, hätte man sie auch bewusst herausnehmen können. Oder aber – so hätte ich es getan – die beiden kurzzeitig von den Gaunern außer Gefecht gesetzt, vielleicht für ein-zwei Stündchen in einer leeren Paralleldimension durch das Portal. Bin sicher, sie hätten sich einiges zu erzählen gehabt!



Der eigentliche Plot der Handlung ist dann rasend schnell abgearbeitet und mündet in einem Lavabad im Vesuv. Dass die Bösen sich nicht einig sind und sich in die Haare kriegen, ist soweit vorhersehbar wie ausgelutscht. Phantomias und Gamma funktionieren gerade mal als Zweckgemeinschaft in der Not, ohne sich wirklich grün zu werden, was mich ratlos stimmt. Von Seiten der Halunken treten eigentlich auch nur Gundel und die Panzerknacker hervor, wogegen das Schwarze Phantom, Kater Karlo und sogar das kriminelle Erfinderhirn Hugo Habicht quasi nichts vorzuweisen haben und für die Umsetzung des "Plans" auch weitestgehend unerheblich sind.

Unterm Strich eine reichlich belanglose und über alle Maßen gestauchte Crossover-Geschichte ohne Spannung und voller Figuren, die keine richtigen Konflikte aufbauen und schon gar nicht lösen können. Es gibt ein bisschen Action, wobei ich eine derart kopflose Flucht von unseren Helden nicht erwartet hätte. Man merkt auch deutlich, dass Andrea Ferraris bei vielen Figuren schlicht und ergreifend die Übung fehlt und ihm nicht genug Zeit bleibt, Atmosphäre aufzubauen (ein paar Regentropfen und Ziegelsteinwände reichen nicht aus).

Chaotischer Crossover-Start in dieses LTB!




Wie schlägt sich Agent DoppelDuck im Digitalen gegen die Aktinie?

Mit sage und schreibe vier Arbeitsstellen schlägt sich Donald gerade durchs Leben. Anders kann er seine Schulden und laufenden Rechnungen auch nicht bezahlen, denn seine Bezahlung als Agent im Auftrag der neuen Agentur hat eher symbolischen Wert. Viel Zeit neben seinen Jobs bleibt Donald auch nicht mehr, um sich auf den neusten Auftrag von Chefin Liz und Computergenie Qwerty zu fokussieren. Wider aller Erwartungen gelang es DoppelDuck bei seiner letzten Mission nicht, die verschworene Verbrecherorganisation "Aktinie" ein für alle Mal zu zerschlagen! Die Aktinie ist zurück und stärker als zuvor, denn die insgesamt 120 Mitglieder kennen sich weder gegenseitig noch werden sie von einem zentralen Kopf angeführt. Gelenkt werden die machthungrigen Glatzköpfe mit den buschigen Augenbrauen von einer ausgeklügelten KI auf dem Großrechner "Agent Zero", womit sie nicht zu identifizieren und damit auch nicht zu fassen sind. Während Agent DoppelDuck ins Grübeln darüber gerät, wer alles Teil der Aktinie sein könnte, hat seine ehemalige Partnerin und heutige Superschurkin Kay-K alias Red Rose zusammen mit den rauflustigen Babbyson-Brüdern einen gerissenen Plan ausgeheckt, um das staatliche Gold-Depot auszurauben. Als DoppelDuck Beweise für diesen Coup vorweisen kann und es Red Rose nicht so einfach gelingt, ihren Ex-Kollegen dauerhaft kaltzustellen, schließen die beiden ein Zweckbündnis. Nachdem der Große Chef der Agentur, bekanntermaßen ebenfalls eine der genialsten KIs der Welt, das System der Aktinie-Agenten entschlüsseln und deren Identitäten durchleuchten konnte, arbeiten Agent DoppelDuck und Kay-K zusammen, um zwei führende Mitglieder der Aktinie dazu zu bringen, sich gegenseitig zu vernichten. Doch ist damit auch "Agent Zero" ein für alle Mal besiegt?



Mit "Kurzschluss" erschien zu Beginn des Jahres 2020 die bisher letzte große Mission für Agent DoppelDuck. Nach dem Reboot der Serie 2017 (in Deutschland in LTB 531 abgedruckt) ist es die zweite Geschichte, welche das DoppelDuck-Universum auf den Kopf stellte. Ein weiterer Teil steht seitdem aus – und nach der Lektüre von "Kurzschluss" beschleicht mich als Leser das Gefühl, dass sich auch im Reboot noch nicht alles zurechtgeruckelt hat und (wieder?) zentrale Handlungsfragen offenbleiben.

Dabei wirkt diese über 80 Seiten starke Geschichte in ihrer zweiten Hälfte paradoxerweise wie eine Rückbesinnung zum Ursprung der Serie: Der glückliche Meister jeder Situation Agent DoppelDuck und die äußerst clevere Top-Spionin Kay-K treten als sich ergänzendes Team auf, um die Bösen zur Strecke zu bringen. So weit, so einfach. Doch dank Reboot in dieser unkomplizierten Form nicht mehr möglich. Eigentlich.

Darum wird für Kay-K eine Nebenhandlung gestrickt, die DoppelDuck auf fast schon erpresserische Weise ausnutzen kann, weil er angesichts des übermächtigen Feindes offensichtlich überfordert ist. Der digital vernetzte, unsichtbare Feind aus dem Schatten ist bei Autor Fausto Vitaliano ein aufgegriffenes Motiv der jüngsten James-Bond-Filme. Auch der auf sich allein gestellte Held, der nicht auf seine große und mächtige Organisation zählen kann, die am Boden liegt, sondern stattdessen nach seinen alten Gefährten sucht, erinnert mich stark an den Geheimagent im Auftrag Ihrer....Seiner (!) Majestät.

Gefüttert wird das Ganze mit viel Humor und scharfzüngigen Sprüchen, wie man es gewohnt ist. Red-Roses neue Spielkameraden konnten mich als bedrohliche Handlanger als auch als sympathische Gag-Lieferanten überzeugen. Andererseits fand ich dieses Mal Q....werty als relativ witz- und nutzlos. Das Rumgehacke auf Agent DoppelDuck von Liz nervt kolossal, und zu allem Übel bleibt weiterhin völlig undurchschaubar, über welche Befugnisse und Möglichkeiten die neue Agentur nun tatsächlich verfügt (es können nicht viele sein, wenn ihnen sogar der Strom abgestellt wird). Das erste der drei Kapitel empfand ich als unangenehm langatmig und nichtssagend für die Handlung: Wo man erwartet hätte, dass Donalds irre Jobs noch irgendeine Rolle spielen, gibt es nicht mehr als eine Verfolgungsjagd mit einer Kehrmaschine (darin sah man 007 bisher nicht, chapeau!).

Die verschwendete Zeit fehlt dann bedauerlicherweise beim eigentlichen Finale bzw. dessen tatsächlicher Auflösung. Nur weil zwei konkurrierende Aktinie-Agenten sich gegenseitig übertrumpfen wollen, können sie enttarnt werden und "Agent Zero" knipst es die Lämplein aus?! Zumal ich wirklich (wirklich!) nicht verstehe, weshalb man nichts daraus gemacht hat, dass auch DoppelDuck die für die Leser eindeutig erkennbaren Aktinie-Mitglieder (Stichwort Glatze) irgendwann zuordnen konnte. Oder war das nur ein Bluff im Sinne von "sie könnten überall sein"?!

Das Ende entlädt sich immerhin nicht die Spannung zwischen DoppelDuck und Kay-K. Einen gewichtigen Sieg konnte keine der Partien einfahren, sodass die Hoffnung auf eine weitere Geschichte hoch bleibt. Nichtsdestotrotz beginnt mein Interesse an der Serie ehrlich gesagt zu schwinden und ich greife lieber wieder zu einer älteren Story mit DoppelDuck, Kay-K, Gizmo und Jay-J.




Wie wird die "Wiedergeburt" des Schwarzen Phantoms inszeniert?

Im Ratssaal der Stadt Entenhausen wird Micky Maus für seine besonderen Verdienste für die Stadt ausgezeichnet und bekommt sogar eine Ehrenmedaille verliehen. Das anwesende Publikum empfindet es als grundsympathisch, dass Micky nach seinen einleitenden Dankes- und Grußworten an seine Freunde seine Rede vergessen hat. Nach der Soiree, während der es begonnen hat, Bindfäden zu regnen, findet Micky am Scheibenwischer seines Autos eine wunderschöne Blume mit weißen Blüten. Obwohl er nicht weiß, wer ihm die Blume aus welchem Grund auch immer geschenkt hat, beschließt er, sie zuhause in einer Vase zu behalten. Niemand der braven Bürger ahnt, dass sich mit dem Unwetter auch die Rückkehr des Schwarzen Phantoms nach Entenhausen anbahnt. Dieses fühlt sich nicht nur gekränkt und verlassen, sondern zur schurkischen Witzfigur degradiert, die niemandem mehr Angst und Respekt einflößt. Schon seit geraumer Zeit hat sich in Entenhausen eine bräsige Woge der Gelassenheit breit gemacht, welche Superschurken wie das Schwarze Phantom ausgeblendet hat und nicht mehr zu kennen glaubt. Doch Plattnase will sein tiefschwarzes Kostüm wieder mit Leben füllen und zu ungeahnten Taten schreiten. Mithilfe der fast schon liebevoll gezüchteten Pflanze "Phantopedilum" entwickelt das Schwarze Phantom einen diabolischen Plan, um die Erinnerungen der Entenhausener an ihn auszutilgen und mit neuem Schrecken wie ein Phönix aus der Asche zurückzukehren. Der verstörte Micky Maus erkennt in seinem Schwindelgefühl viel zu spät, dass er von dem übermächtig erscheinenden Phantom in eine Falle gelockt wurde. Nun steht alles auf dem Spiel, denn das Schwarze Phantom zeigt sich mächtiger denn je.



Die sowohl inhaltlich als auch optisch mehr als faszinierende Geschichte "Das weiße Phantopedilum" aus dem Jahr 2021 bildet den Auftakt der von Fans betitelten "Phantom-Saga", für welche sich der begnadete Skriptautor Marco Nucci und der gefeierte Maus-Experte Andrea "Casty" Castellan als Zeichner zusammentaten. In gewisser Weise dient diese episch erzählte Geschichte als Prolog, die weitere finstere Machenschaften des Schwarzen Phantoms ankündigt und sich sehr stark auf die Charakterisierung von Mickys Gegenspieler fokussiert, der aus einer Sinnkrise heraus zu (mindestens) aller Stärke zurückkehren will.



Dazu bedient der eindeutig als solcher erkennbare Plattnase sich seinen liebreizenden Blumen, die titelgebend sind und mit ihrem teuflischen Gift dafür sorgen, dass die Entenhausener immer vergesslicher werden. Zunächst schmunzelt man noch darüber, dass man vergisst, wo man sein Auto geparkt hat. Aber als Mickys Freunde sich und ihre starke emotionale Bindung zueinander nicht mehr erkennen können, kippt die Story in ein noch nie dagewesenes Gefahren-Szenario. Ohne ihren Erfahrungen und Leidenschaften gehen die Menschen zugrunde. Sinnbildlich für diesen Verfall steht das Phantopedilum, das wie Freundschaft und Liebe der stetigen Zuwendung und fortwährenden Pflege bedarf, da es sonst verkümmert und stirbt. Das Schwarze Phantom greift bewusst dieses Erinnerungsvermögen an, da es selbst keine derartigen Gefühle kennt und hofft, von den auf den Nullpunkt "resetteten" Leuten wieder als mächtige, personifizierte Bedrohung wahrgenommen zu werden. Dabei unterschätzt es jedoch, dass sein Erzrivale Micky Maus ihn gerade wegen seiner Bindung zu Freunden und Familie ein ums andere Mal seine Pläne durchkreuzen konnte. Das Phantom ahnt nicht, dass Mickys Freunde ihm in der Stunde der ärgsten Not zu Hilfe eilen: Hätte Micky noch mehr von dem Gift abbekommen oder wäre er den Wasserfall hinuntergestürzt, hätte es wohl oder übel geheißen: Aus die Maus.

Mich hat die Geschichte (obwohl ich bereits um deren überwiegend positive Resonanz bei den italienischen Freunden wusste), tief berührt und emotional mitgenommen. Die 64 Seiten lesen sich wunderbar und dank der vielen stillen, zurückhaltenden, nachdenklichen oder schockierenden Momente wie von selbst. Die beiden Künstler nehmen die auftretenden Figuren, die Leserinnen und Leser und auch ihre Verantwortung ernst. Das beginnt schon bei dem in manchen Augen unmerklichen Detail mit dem stilisierten "Lächeln" des Schwarzen Phantoms, welches vorher noch nie dagewesen war.



Marco Nucci merkte hierzu an: "Schließlich habe ich eine Geschichte erzählt, die von einer Verwirrung der Sinne, von Schwindel spricht, und dieses Lächeln kann sowohl ein Schatten als auch eine Illusion sein. Aber was zählt, ist, dass es die klassischste Sollbruchstelle darstellt, die es bei Comics gibt, wo die Aufhebung der Ungläubigkeit dem Leser erlaubt, zu entscheiden, wie er das Bild interpretieren will."



Überhaupt gelang es Casty, in seiner Ausdrucksweise ein noch viel höheres Niveau zu erreichen, in dem er erstmalig digital zeichnete und sich viel mehr Feinheiten erlaubte. Die gesamte Geschichte steht im Zeichen des bedrückenden Dauer-Regens und der düsteren Schatten. Die Komposition der Panels ist auf beeindruckende Art und Weise darauf ausgelegt, Dinge darzustellen, die man nicht sehen, aber dennoch wahrnehmen kann. Die unheimliche Atmosphäre in dem vor modriger Feuchtigkeit nur so strotzenden Wasserkraftwerk, der süßliche Duft der Blumen und das unheilschwangere Rauschen des tosendes Wasserfalls sind Elemente des Comics, die man mit allen Sinnen begierig aufnimmt.

Fest steht: Detektiv Micky Maus wird mehr gebraucht als je zuvor, um seine Stadt und seine Freunde vor dem wiedererstarkten Schwarzen Phantom zu verteidigen! Der zweite Teil der Phantom-Saga wartet bereits im bald erscheinenden LTB Sonderband Weihnachten auf uns.




Gegen wen geht's diesmal für die O.M.A.-Agenten Donald und Dussel?

Mit den komplizierten Wunderwaffen der Organisation zur Abwehr von Monstern aller Art steht Agent Donald neuerdings auf Kriegsfuß, da er wegen seiner Schusseligkeit ein ums andere Mal Opfer seiner selbst wird und daher das Vertrauen in die Technik verloren hat. Sein Vetter Dussel trägt ihm auf, aus allen Dingen das Beste zu machen und auch in der schlechtesten Situation noch das Positive zu erkennen. Dieser Ratschlag gewinnt später noch an Bedeutung, als Donald, Dussel und die überzeugend auftretende Agentin Kolik vom Chef der O.M.A. auf eine verlassene Bohrinsel geschickt werden. Dort haben rätselhafte Erscheinungen die Arbeiter vertrieben und auch die Elektronik der Systeme spielt verrückt. Nach ihren Ermittlungen sehen sich die O.M.A.-Angestellten plötzlich schwarzen Schleimmonstern konfrontiert, die übel gelaunt sind und durch alle Ritzen dringen können. Als Agentin Kolik verwundet wird, suchen Donald und Dussel nach der richtigen Verteidigungsstrategie, bevor sie zum Angriff übergehen.



Das Wiedersehen mit der von Lars Jensen und Flemming Andersen fortgesetzten O.M.A.-Serie folgt – wenig überraschend – den bekannten Mustern der Reihe; was allerdings nicht bedeuten soll, dass diese nicht funktionieren. Ein unter seelischem Druck stehender Donald ist zwar genervt von Vetter Dussels Kommentaren, braucht aber dessen unkonventionelle Unterstützung bei der Monsterjagd. Allerdings hätte ich erwartet, dass man nach der Eröffnungssequenz zur Abwechslung mal komplett auf die wundersame O.M.A.-Technik als immerwährende Deus-ex-machina verzichtet! Doch das ist nicht der Fall, und so muss eine formschöne Strahlenschusspistole herhalten, um die Öl-Monster im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand zu klatschen. Viel mehr gibt's im Grunde auch nicht zu erzählen, außer dass auf dem Meeresgrund der Grund der Gefahrenlage schlummert. Hier wird mit dem Holzhammer eine Fortsetzung angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass den Beteiligten nicht auf halber Strecke die Ideen ausgehen...




Was gibt es sonst zum Band zu sagen?

Sehnlichst wünscht sich Onkel Dagobert von seinem Haus-und-Hof-Ingenieur Daniel Düsentrieb eine neue Erfindung, die der reichste Mann der Welt nach seiner Façon vermarkten und an die Kunden bringen kann. In der Birne des Diplom-Ingenieurs glüht jedoch gerade gar nix, und so muss die bekannte Denkkappe wieder einmal herhalten, um die Ideen von Herrn Düsentrieb anzuregen. Vor lauter Grübelei raucht dessen Kopf, was wiederum Donald herbeiruft. Dieser hätte auch gern ein Gerät, dass ihm die negativen Einflüsse aus dem Kopf treibt und den Blick frei macht für klare Lösungsansätze. Daraus entwickelt Daniel Düsentrieb einen "Sorgensauger", eine Art kompensierte Denkkappe ohne nesthütende Flattermänner, die alle negativen Eindrücke beiseitebringt. Der Sorgensauger findet nach einer zünftigen Werbeaktion aus dem Hause Duck reißenden Absatz. Allerdings ist die böse Hexe Gundel Gaukeley auf das Gerät aufmerksam geworden und ist außer sich vor Glück über die viele negative Energie, die sie nur noch zu kompensieren und in einen Zerstäuber zu füllen braucht. Mit dem schwarzen Flacon besteigt Gundel ihren Hexenbesen und setzt zu einem weiteren Angriff auf den Geldspeicher an.



Beim Lesen dieser Erfindung-gegen-Magie-Geschichte umschleicht einen sofort das Gefühl, einen Comic des italienischen Altmeisters Rodolfo Cimino zu lesen, was von den klassischen Zeichnungen von Luciano Gatto zusätzlich unterstützt wird. Doch in Wahrheit zeichnete sich Autor Fabio Michelini für das Skript verantwortlich und bedient sich spielerisch einigen wiederkehrenden Elementen der Cimino-Klassiker. Von daher ist es nicht ungewöhnlich, dass der unterbezahlte Düsentrieb eine schwächelnde Phase hat und ein nebenbei erwähnter Rat Donalds für ihn am ende voll nach hinten los geht. Der Sorgensauger macht den Kopf frei und Gundel nutzt die konzentrierte Negativ-Energie, um daraus eine Heerschar schwarzer Wolkenmonster herbeizuzaubern. Diese will Meister Düsentrieb mit ein paar Papierschnipseln bändigen – was zu meiner nicht zu übersehenden Verwunderung auch noch gelingt. Schlussendlich ist es aber ein aufgeladener Glücksbringer, der Gundel zurückdrängt... Die Erklärung hierfür bleibt Michelini schuldig. Ansonsten fehlen mir noch ein paar gute Gags und eine kreative Innovation, die frischen Wind gebracht hätte. So bewegt sich die Geschichte nur im Mittelmaß und kann nur mit ein paar witzigen Zeichnungen von Gatto aufwarten.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die kürzen Geschichten in diesem Band, die sich verteilt zwischen den extralangen Storys finden lassen.

Die längste der Kurzgeschichten markiert mit zwölf Seiten die Silent-Story "Sauber gelöst!" von Autor Francesco Vacca und Zeichnerin Giulia La Torre. Darin stehen Onkel Dagobert und Daniel Düsentrieb vor der Frage, wie sie das verschmutzte Konterfei des reichsten Mannes der Welt auf dem Dach eines großen Supermarktes schonend (für Dagoberts Brieftasche!) reinigen. Derweil ist Donald Kunde im Markt und versucht, seine Einkäufe zu finden, während Dussel Duck als Aushilfe angestellt wurde und bekanntermaßen für Chaos sorgt. Doch am Ende scheint eine Lösung für das Dilemma gefunden zu sein. – Sehr solide Gagstory für den kleinen Lese-Hunger zwischendurch, hübsch portioniert und mangels Sprechblasen auch leicht bekömmlich.



In "Aus eigener Erfahrung" kontaktiert Gustav Gans seinen in seiner Hängematte schnarchenden Vetter Donald in einer dringenden Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Der um Luft ringende Gustav befindet sich im Zentrum der Gumpenmetropole und ist auf heilloser Flucht vor einer Horde Transportunternehmer. Der verwunderte Donald zögert nicht, seinem Vetter alles darüber zu erzählen, wie er seine Gläubiger in der City abschüttelt und gibt seinem blondierten Verwandten einige Tipps. Allerdings kalkulieren die beiden Gustavs absonderliches Glück nicht mit ein, und so findet Gustav trotz der Ratschläge keine Ruhe. Da hilft nur die Flucht mit dem Flugzeug: Oder? – Ja, doch, eine anständige Kurzgeschichte mit einem hilfsbereiten Donald und einem überforderten Gustav (in Grün!), was unterhaltsamer ist, als man denkt. Vor allen Dingen die Geschehnisse um Gustavs Flucht drumherum (Fernsehreporter!) laden zum Schmunzeln ein. Wer wissen will, wie Donald selbst sich im Angesicht seiner Schuldeneintreiber schlägt, dem sei "Ein Experte auf der Flucht" aus LTB 230 wärmstens ans Herz gelegt!

Zum Schluss bleiben noch drei Einseiter übrig:
In "Fortschritt vom Lande: Unter Beobachtung" (Marco Meloni) installiert Herr Düsentrieb eine Überwachungskamera für Oma Ducks Kuhherde, doch die muhenden Milchlieferanten sind derart eitel, dass sie sich selbst auf dem Bildschirm anschauen wollen. – Hahaha!
Die Panzerknacker verlangen von einem Gefängniswärter, dass sie ihre Zelle wechseln können, da sie mit dem Ausblick des "Appartements" hinter schwedischen Gardinen nicht einverstanden sind... "Zelle mit Aussicht" (Massimiliano Valentini / Umberto Fizialetti) offenbart die geringe Entfernung der Entenhausener Besserungsanstalt zum brutalistischen Wahrzeichen der Stadt. – Haha!
Die allmonatliche Episode von "Mit Stock, Charme und Zylinder" widmet sich mit "So ein Kleister!" (Gorm Transgaard / Andrea Ferraris) der vielseitigen Verwendung von viskoser Frühstücksflocken in der Bauwirtschaft. – Hä?






Welche Details kann man schnell übersehen?

Phantomias und Gamma trafen nicht nur in den "Ultrahelden" (LTB Premium 1) bereits aufeinander, sondern auch in der bisher auf Deutsch unveröffentlichten Jubiläumsgeschichte "60 anni insieme con Topolino" (1993).

Micky wird in "Das weiße Phantopedilum" so vergesslich, dass er sogar Minnies Geburtstag vergisst, obwohl dieser im Kalender angestrichen ist. Dort ist der 18. November umrandet, nämlich das animierte Tonfilm-Debut der beiden Mäuse in "Steamboat Willie" (1928).

Der Direktor von "Kanal 55" sieht im ersten und im dritten Teil der DoppelDuck-Geschichte komplett unterschiedlich aus. Der Leiter der "Internationalen Superbank" sitzt in Gansburg, der Direktor der "Investment Bank" in Entenhausen.

O.M.A.-Agent Donald bezeichnet die "Gammakanone" als die stärkste Waffe der O.M.A., doch bereits im ersten Abenteuer "Die Monster vom Schlork" (LTB 290) bringt sie nicht viel.




Wie sieht das Fazit zu LTB 563 aus?

Cover Mit der 563. Ausgabe des Lustigen Taschenbuches bekommen wir eine richtig gute Ausgabe präsentiert, welche die Bände der letzten Monate in den Schatten stellen kann – auch, wenn man das vom Cover nicht unbedingt ableiten kann... Schade, dass man hier die Aufmerksamkeit an das Egmont'sche Crossover-Kuddelmuddel verschenkt hat, wogegen den wahren Highlights die Sicht verstellt wird.

Die unausgegorene Titelgeschichte mit Phantomias und den sich zusammengerotteten Schurken bringt nichts Neues auf den Tisch und weiß in ihrer grobschlächtigen Überladenheit auch nicht besonders gut zu unterhalten, weil es viel zu viele Figuren und zu wenig Raum für sie gibt. Es werden nur die üblichen Plattitüden ausgetauscht – und das ist nichts, was mich hinter dem Ofen hervorholt.

Ganz anders sieht das bei der besten Geschichte des LTBs aus: "Das weiße Phantopedilum" hat aus meiner Sicht definitiv das Zeug, zu einem echten Meilenstein in der Historie von Micky Maus zu werden! Den verantwortlichen Künstlern Marco Nucci und Casty darf man zu dieser gelungenen Geschichte nur gratulieren, denn ihre Ambition, das Schwarze Phantom zu alter Größe hervorzubringen, ist ohne den geringsten Zweifel von Erfolg gekrönt. Dem Kritikpunkt, dass es sich "nur" um einen nicht abgeschlossenen Prolog der "Phantom-Saga" , kann ich mich nicht anschließen, da die Story für mein Dafürhalten auch als solches funktioniert und den Status Quo erhält. Der hohe Grad an künstlerischer Qualität sowohl auf erzählerischer Ebene als auch in der zeichnerischen Darstellung hat mich tief beeindruckt, sodass ich "Das weiße Phantopedilum" sowohl bekennenden Maus-Fans als auch Neueinsteigern uneingeschränkt ans Herz legen kann.

Im direkten Vergleich konnte Agent DoppelDuck mit "Kurzschluss" meinen hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Obwohl die Agenten-Atmosphäre noch erkennbar ist, hat sie an ihrer überzeugenden Ausgestaltung verloren. Abgesehen vom schwelenden On-Off zwischen Donald und Kay-K ist nicht mehr viel übrig von den Sachen, die mich ansonsten gefesselt haben. So tut es meines Erachtens der Serie nicht gerade gut, wenn sie sich selbst immer weiter reduziert (keine Reisen, keine personifizierten Gegenspieler, keine verlässlichen Partner...) und sich zunehmend auf Belanglosigkeiten konzentriert (Donalds Jobs, Red-Roses Diebesplan, Qwertys Geschwafel...). Hoffentlich schafft es die Reboot-Serie, aus dem Loch herauszukommen!

Die restlichen Geschichten waren überraschend unterhaltsam, auch wenn sie nur relativ kurz waren. Am besten gefallen hat mir die Supermarkt-Story mit dem wandelnden Dussel und dem genervten Donald.

Die Platzierungen:
1. Das weiße Phantopendilum
2. Agent DoppelDuck: Kurzschluss
3. Der Sorgensauger
4. Aus eigener Erfahrung
5. O.M.A.: Das schwarze Grauen
6. Sauber gelöst!
7. Fortschritt vom Lande: Unter Beobachtung
8. Zelle mit Aussicht
9. Von allen gejagt
10. Mit Stock, Charme und Zylinder: So ein Kleister!




Was erwartet uns in LTB 564?

Passend zur verregneten Jahreszeit bricht im nächsten Lustigen Taschenbuch 564, das ab dem 11. Oktober unter dem Titel "Im Mikroland" erworben werden kann, ebenfalls ein Unwetter aus. Aufgrund eines Blitzeinschlages in eine Düsentrieb'sche Schrumpfmaschine werden Tick, Trick und Track auf (tatsächliche) Würmlings-Größe verkleinert und müssen sich daher auf fast 70 Seiten (!) gegen allerlei gefräßiges Getier behaupten (Cabella / Soldati). Auf über 100 Seiten schlagen sich die Jungs und ihre Freunde sportlich auf dem "Weg zur WM" durch (Nucci / Intini) und werden dabei auch von Vereinspräsident Dagobert Duck begleitet, der sich mit einem üblen Weggefährten aus seiner Vergangenheit konfrontiert sieht. Spürnase Micky Maus ermittelt derweil in einer "Sabotage im Stadion", um einen verschwundenen Diamanten wiederzubeschaffen (Mazzoleni / Di Vita). Bis dahin!




Zuletzt aktualisiert: 25.10.2022, 15:27
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