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Rezension: LTB 571 - Hier grille ich!

Cover
Sternekoch Donald Duck tischt auf dem Lustigen Taschenbuch 571 wieder einmal auf und stellt als heimischer Grillmeister unmissverständlich klar: "Hier grille ich!". Passend zur wohlig-wärmer werdenden Grillsaison serviert die LTB-Reducktion ein sehr schönes Cover, bei dem Vorder- und Hintergrund gut miteinander harmonieren und auch der Titelschriftzug an einer interessanten Stelle platziert wurde.

Auffällig ist für das geübte Auge, dass Donald als eingefleischter Grill-Fan schon auf LTB 468 ausschließlich Würstchen und Steaks brutzelte und auch auf LTB 494 die hungrigen Hunde nur mit Bratwürsten anlockte. Nicht gerade gesund ging es zudem auf LTB 480 zu, wo "Burgermeister" Donald genüsslich in einen Mega-Burger mit gleich zwei Fleischpatties biss. Dagegen landet auf dem aktuellen LTB nur gegartes Gemüse auf dem Grill und der Burger kommt ohne tierische Innereien aus. Das ist natürlich nicht minder schmackhaft, doch immerhin ein bislang ungewohnter Anblick. Auf dem Backcover findet sich übrigens ein kleines Rezept für vegetarische Grillspieße: Ausprobieren ausdrücklich erwünscht!

Ob die Geschichten dieser LTB-Ausgabe ebenfalls den Appetit anregen? Nun, abseits der saisonal passenden Titelgeschichte mit Donald, Zorngiebel und Dussel Duck sticht vor allen Dingen die 60-seitige Gaunerkomödie "Ein fast perfekter Coup" von Silvia Ziche hervor, die den alteingesessenen Brüdern der Panzerknackerbande die ausgebuffte Musterstudentin Belinda zur Seite stellt, um einen spektakulären Einbruchsversuch auf den Duck'schen Geldspeicher zu wagen. Die Panzerknacker-Cousine hat es auf Onkel Dagoberts einzige Schwäche abgesehen und will dessen Geiz gegen ihn verwenden. Ob der Coup von Erfolg gekrönt wird?

Knappe 100 Jahre vorher bittet der legendäre Erste Phantomias zum Tanz – und zum Duell im Entenhausener Wachsfigurenkabinett. Der maskierte Gentlemandieb lädt die cleversten Detektive aus aller Welt zu sich ein (und auch Kommissar Pinkus ist mit von der Partie!). Die Riege um Herlock Sholmes, Hercule Pierrot und Jane Marble braucht einige Zeit, um herauszufinden, dass sie Opfer eines Streiches geworden sind und jemand unter ihnen ein doppeltes Spiel spielt (Gervasio).

Kleinere Sprachschwierigkeiten gehören bei den Nachhilfestunden von Primus von Quack und Dieter Düsentrieb dazu. In der aktuellen Episode von "Hitzkopf gegen Schlaukopf" dreht sich alles um Fremdsprachen allgemein und der Professor taucht mit Dieter ab in die Welt der Linguistik (Deninotti/Soffritti).

Welche Gerichte uns besonders gemundet haben und bei welchen Storys man am liebsten wie am Spieß schreien möchte, erfahrt ihr hier!

Von Entenfan & McDuck



Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Hier grille ich! A: Jaakko Seppälä; Z: Massimo Fecchi 2023 25 Klick!
Das Pech mit dem Glück A: Valentina Camerini; Z: Francesco Barbieri 2018 5 Klick!
Ein fast perfekter Coup A + Z: Silvia Ziche 2021 60 Klick!
Durch die kalte Küche A: Marco Bosco; Z: Lucio Leoni 2022 20 Klick!
Händler ohne Händchen A: Monica Manzoni; Z: Francesco Barbieri 2017 4 Klick!
Phantomias fordert zum Duell A + Z: Marco Gervasio 2017 30 Klick!
Ein Hund für alle Fälle A: Gabriele Panini; Z: Libero Ermetti 2022 24 Klick!
Wer versteht, der begreift A: Danilo Deninotti; Z: Donald Soffritti 2021 12 Klick!
Traumhaus gesucht A: Marco Bosco & Massimiliano Valentini; Z: Marco Mazzarello 2003 16 Klick!
Ein alter Hut A: Davide Fortuna; Z: Valerio Held 2022 24 Klick!
Im Kaufrausch A: Giorgio Pezzin; Z: Alessandro Perina 2022 30 Klick!





Was tischt Grillmeister Donald in der Titelgeschichte auf?

In einer grünen Oase der pulsierenden Großstadt Entenhausen findet ein Wettstreit um den besten Grillmeister bzw. die beste Grillmeisterin statt, bei dem ausschließlich vegetarische Köstlichkeiten kredenzt werden dürfen, um die strenge Jury zu überzeugen. Sowohl Donald Duck als auch sein ewig streitsüchtiger Nachbar Zacharias Zorngiebel haben es auf Ruhm, Ehre und den goldenen Pfannenwender abgesehen und machen sich mit ihren ausgeklügelten Rezepten und frischen Zutaten ans Werk. Dabei zeugen beide von einem nicht unerheblichen Talent, was das Brutzeln von vegetarischen Spießen und anderen gerösteten Gerichten angeht, sodass es danach aussieht, als käme es dieses Mal ohne faule Tricks zu einem spannenden und vor allen Dingen ehrlichen Wettkampf.



Jedoch taucht unversehens Dussel Duck auf und erklärt sich bereit, seinen Vetter Donald als Assistent zu unterstützen. Donald, der sich zunächst geschmeichelt fühlt, muss allerdings schnell feststellen, dass der gutmütige Dussel mit seinen Ideen überwiegend für Chaos sorgt. Infolgedessen landet ausgerechnet Zorngiebels gut gebratenes Grillgut auf Donalds Kugelgrill, als die Jury anrückt. So kommt es, dass Donald den goldenen Pfannenwender gewinnt und einige Tage später den Bürgermeister und dessen Gattin bei einem Picknick verköstigen darf, während ein komplettes Fernsehteam anwesend ist. Erneut bietet Dussel Duck seine Dienste an und lässt sich von Daniel Düsentrieb einen in Einzelteile zerlegten Hightech-Heizgrill anliefern. Als Herr Zorngiebel dahinterkommt, dass er statt Donald den Sieg hätte davontragen müssen, taucht er ebenfalls bei dem Picknick auf und mischt munter mit. Am Ende müssen die drei Grillmeister zusammenarbeiten, um eine brandgefährliche Bestie zu bändigen.

Wieder einmal wartet das LTB mit einer Grill-Geschichte auf – und wie so oft duellieren sich Donald Duck und einer seiner Nachbarn darum, wer von ihnen der größere Virtuose am offenen Feuer ist. Schon in LTB 468 lieferte sich Donald ein unschönes Gefecht mit Nachbar Zanker über den Gartenzaun und auch in LTB 495 zoffte er sich mit Herrn Zorngiebel (übrigens auch von Fecchi gezeichnet). In der vorliegenden Geschichte haben wir mit einem Wettbewerb ein gern genutztes Element, das zumindest damit aufgewertet wird, dass dieses Mal kein Fleisch auf dem Grill landen darf. Das mag auf den ersten Blick völlig unerheblich sein, doch wider aller Erwartungen zeigt sich im Finale, dass der Plot mit einfachen Bratwürstchen nicht funktioniert hätte: Da müssen es schon knackige Kolben sein, die Entenhausen vor dem sicheren Untergang bewahren!



Was mich an der Geschichte prinzipiell überzeugt, ist die Tatsache, dass es kein offenes Battle zwischen Donald und seinem Nachbarn gibt, bei dem sich beide gegenseitig durch den Schmutz ziehen und es Katastrophen am laufenden Band gibt. Hier ist Dussel Duck als dritte Partie mit im Spiel und bringt die Regeln ganz schön durcheinander, indem er die Karten neu mischt. Klar, dass es zu chaotischen Szenen kommt, die platte Gags bemühen. Positiv zu erwähnen sind auch die vergleichsweise vielen weiblichen Figuren wie die dauergenervte Aufnahmeleiterin und die Frau Bürgermeisterin, die im Gegensatz zu ihrem Gatten wenigstens ein paar klare Ansagen macht. Außerdem sind es nicht nur Herren der Schöpfung, die an ihren Glutnestern auf Stelzen grillen, sondern auch selbstbewusste Damen – verglichen mit den eingangs genannten Storys ist das tatsächlich ein Novum. Was die Geschichte im letzten Drittel ins schockierend Lächerliche zieht, ist natürlich der durchgeknallte Robo-Grill, dem Einhalt geboten werden muss. Der passt mal so gar nicht in die Story hinein und wirkt, als hätte man noch die Extra-Portion Action und Sci-Fi-Tumult á la "Transformers" reinstopfen wollen.

In Summe mundet die Titelgeschichte nicht besonders, bringt aber einige moderne Zutaten hinein und wurde mit scharfen Sprüchen kräftig gewürzt.




Gelingt den Panzerknackern mit weiblicher Familien-Verstärkung ein (fast) perfekter Coup?

Im Duck'schen Geldspeicher schimpft Onkel Dagobert über sein angeblich kaputtes Handy, das es zu seinen Zeiten selbstverständlich nicht gegeben hätte (weder das Handy noch ein defektes Produkt). Wie aus dem Nichts bekommt der reichste Mann der Welt einen Anruf und wird von einer bezirzenden Stimme dazu animiert, sich ein neues Smartphone zuschicken zu lassen. Reagiert er zuerst ablehnend, lässt sich Dagobert irgendwann doch überreden, nachdem das magische Zauberwort "Gratis" fällt und ihm leuchtende Augen verleiht! Hinter der miesen Masche, die auf den folgenden Seiten ihren Lauf nimmt und an Absurdität nicht mehr zu überbieten ist, steckt die Familie der Panzerknacker. Jedoch handelt es nicht um einen Plan der üblichen Verdächtigen um Opa Knack. Stattdessen hat der Clan der Knacks Besuch von der pfiffigen Panzerknackerin Belinda bekommen, die an einer Ganovenhochschule studiert und ihren Abschluss gemacht hat. Die toughe Technik-Expertin ist mit allen Wassern gewaschen und ist nach Entenhausen gekommen, um den Lebensplan ihrer männlichen Vettern endlich zu vollenden: Einen perfekten Coup auf den Geldspeicher!



Die drei Panzerknacker zeigen sich ganz im Gegensatz zu ihrem hellauf begeisterten Opa Knack gelassen: Schließlich kennen sie den Geldspeicher wie ihre Westentasche und wissen genau, dass ein Dagobert Duck keine Schwächen hat. Abgesehen vielleicht…von seinem Geiz! Genau diese Charakterschwäche will Belinda schamlos ausnutzen und animiert Onkel Dagobert dazu, ohne groß nachzudenken neue Dinge per Telefon zu bestellen, die ja immerhin gratis sein. So gelangen immer mehr verrückte Sachen in den Geldspeicher, sodass es sogar Baptist langsam zu viel wird. Es hat den Anschein, als würde Belindas Plan tatsächlich von Erfolg gekrönt sein. Allerdings haben ihre Vettern genug davon, fortwährend belächelt und auch von Opa Knack nicht für voll genommen zu werden...

Auf 60 Seiten bekommt die sonst eher von Männern dominierte Welt der Panzerknacker einen Knacks - genauer gesagt eine Knackerin. Mit Belinda führt Silvia Ziche, die in "Ein fast perfekter Coup" meisterhaft ihr Können in Autorin- und Zeichnerin-Personalunion unter Beweis stellt, eine mehr als interessante weibliche Gaunerin ein, die es sowohl mit ihren Vettern als auch mit dem knallharten Onkel Dagobert aufnehmen kann (der ihr geradezu aus der Hand frisst). Zudem bekommt Belinda eine kleine Backstory, die darauf deuten lässt, dass sie vielleicht doch nicht so freiwillig zu Besuch in Entenhausen ist. Gelungenermaßen wird auch die Beziehung der Panzerknacker-Riege untereinander unter die Lupe genommen, da die eher schlichten Panzerknacker zu ihrem Familienoberhaupt Opa Knack aufschauen, andererseits auch (Be-)Achtung einfordern. Die Geschichte lebt in Summe von einem spaßigen Wechselspiel aus der cleveren Belinda, die auf neumodische Technik und Psychospielchen setzt, sowie den drei Burschen der Knackerbande, die mit geradezu lächerlich primitiven Methoden (Ballons, Wäscheleine, Kleiderbügel) ein überraschendes Ding drehen. Dass man zuerst nicht so recht weiß, wie die Panzerknacker reagieren werden und ob Onkel Dagobert nicht doch noch hinter den Schwindel kommt, bietet ausreichend Raum für Spannung.



Überhaupt nimmt sich Ziche viel Zeit für den Aufbau der Story, die bei genauerem Hinsehen vielleicht gar nicht so extravagant daherkommt. Auf jeden Fall weiß sowohl die erzählerische als auch die künstlerische Ausgestaltung sehr zu gefallen. Als Meisterin der (scheinbar) ausdruckslosen Mimiken, die sich von Panel zu Panel erstrecken, bietet Ziche einige wunderbare Schlagabtausche der Figuren, die herrlich komisch sind. Mit den kleinen Augen, den zähnezeigenden Freudenausbrüchen oder den genervten Gesichtsausdrücken bleibt sich Silvia Ziche ihren zeichnerischen Markenzeichen treu, sodass Fans definitiv auf ihre Kosten kommen.

Womit man klarkommen muss, ist die wiedergegebene Naivität von Onkel Dagobert, der sich in dieser Geschichte gar nicht wie eine harte Nuss zeigt, die es zu knacken gibt. Belinda wickelt den greisen Geschäftsmann im Handumdrehen um den Finger. Selbst im Auftreten vis-à-vis bleibt sich Onkel Dagobert zu sehr selbst treu, anstatt die entscheidenden Fragen zu stellen. Hier werden Dagoberts altdahergebrachte Grundsätze und Konventionen gegen ihn verwendet – das muss man akzeptieren. Im direkten Vergleich wirkt Butler Baptist wie der vernünftige Vater, der das ungehorsame Kind ermahnt, um dann doch mit ihm auf dem Sofa vor dem Fernseher zu sitzen. Hier gibt es nebenbei bemerkt auch noch einige satirische Pfeile in Richtung Finanzwirtschaft, die abgeschossen werden. Am Ende wechselt Belinda (offenbar?) die Seiten und steigt ins Kapitalgeschäft ein: Eine Pointe, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Fazit: Eine unkonventionelle, sehr spaßige und unterhaltsame Geschichte mit pfiffiger Frauenpower, die sich den moralischen Ansprüchen stellt und viele optische Gags bietet.




Welche Aufgabe stellt der erste Phantomias den cleveren Kriminalist:innen?

Auf dem Tisch von drei Meisterdetektiven, einer berühmten Krimiautorin und von Kommissar Pinkus flattert eines Tages eine Einladung, die es in sich hat: Der erste Phantomias bittet seine schärfsten Gegner, nach Entenhausen ins Wachsmuseum zu kommen. Dies können Herlock Sholmes, Hercule Pierrot, Chick Charter mit seinen beiden trotteligen Assistenten, Jane Marble und natürlich Kommissar Pinkus nicht ausschlagen und so treffen sich die Ganovenschrecks im Saal der Verbrechen des Wachsfigurenkabinetts, wo sie vom zwielichtigen Direktor des Museums, Doktor Dublecks, empfangen werden. Doch nicht Dublecks hat für die Meisterdetektive einiges zum Grübeln im Gepäck, sondern der erste Phantomias, der mir nichts, dir nichts den Platz seiner Wachsfigur einnimmt. Bis um Mitternacht, so verkündet er, wird er den Detektiven jeweils etwas stehlen - und niemand könne es verhindern oder ihn gar festnehmen! Klar, dass das den Ehrgeiz der versammelten Kriminalisten anstachelt, die sich bereits als Bezwinger von Phantomias fühlen. Doch dieser spielt wie immer mit doppelten Böden und mannigfaltigen Masken.



Das Licht geht aus und eine unheimliche Nacht nimmt ihren Anfang. Schreie sind zu hören und Gegenstände stürzen zu Boden. Die Detektive versuchen zu ermitteln und Phantomias in dem weitläufigen Gemäuer aufzuspüren, wissen aber auch, dass sie nie alleine sein dürfen, damit sie der trickreiche Gentlemandieb nicht außer Gefecht setzen und ihren Platz eines von ihnen einnehmen kann. Als Mitternacht tickend näherrückt, glauben sie sich bereits auf der Siegerstraße, denn schließlich hat Phantomias keinem etwas entwendet. Oder etwa doch?

In Marco Gervasios Serie "Die Legende des ersten Phantomias" kristallisiert sich in letzter Zeit eine Tendenz heraus, entweder eine übergreifende Handlung fortzuerzählen oder aber davon unabhängig die "Qualitäten" des Gentlemandiebs genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese Geschichte gehört zur letzteren Sorte. Lediglich der Cliffhanger auf der letzten Seite, der auf die nächstfolgende Geschichte der Serie verweist, trägt zur übergreifenden Handlung bei. Ansonsten bietet "Phantomias fordert zum Duell" ein Schauspiel der Extraklasse, in der der Meisterdieb Phantomias beweist, dass er all seinen gewieften und detektivisch geschulten Kontrahenten gemeinsam haushoch überlegen ist. Er bietet fast das gesamte Repertoire dessen auf, was er sonst für seine Einbrüche beherrscht. Damit kann er einerseits die Detektive durch Tricks und seine Verwandlungskünste zum Narren halten und sie andererseits mit der Nase auf die verdächtigen Umtriebe von Doktor Dublecks stoßen. Lediglich die technischen Errungenschaften des Villa-Rosa-Hauserfinders Darendorf Düsentrieb sucht man in der Geschichte vergeblich – was aber der Abwechslung willen auch kein Schaden ist.



Da Phantomias die meisten Seiten der Geschichte nur der ominöse, nicht zu fassende Gegenspieler ist, kann Gervasio voll auf die Detektive fokussieren. Er greift die bereits früher verwendeten Herlock Sholmes, Doktor Whatson und Hercule Pierrot auf, die er erstmals zusammen auftreten lässt, führt aber zugleich als neue Figuren Chick Charter mit seinen Assistenten und Jane Marble ein. Bei diesen handelt es sich unverkennbar um die Krimidetektiv:innen Sherlock Holmes, Doktor Watson, Hercule Poirot, Nick Carter und Miss Marple. Diese behalten ihre besonderen Merkmale und haben auch Zeit im Comic, damit zu brillieren und den ein oder andere Ausspruch ihrer selbst zu zitieren. Besonders amüsant sind die verschreckten Helfershelfer von Chick Charter, die glatt mal einen Bonuspunkt abkassieren können. Anzumerken bleibt aber, dass sich unter der versammelten Schar nur eine Frau befindet. Bei aller Detailtreue und den sehr rar gesäten Krimidetektivinnen der 1920er hätte Gervasio meiner Meinung nach da ruhig eingreifen können. Immerhin darf auch noch Detta von Duz alias Phantomime mit einem Auftritt glänzen.

Für die Geschichte greift Marco Gervasio mal wieder auf einen Film zurück und streut eine Vielzahl an Anspielungen ein. Bereits im siebten Kapitel der Serie (LTB 472) hatte er recht unverblümt King Kong referenziert und in Teil 9 (abgedruckt in LTB 487) den Film "Die Maske des Fu-Manchu" als Ausgangspunkt genommen. Auch eine Wachsfigur vom alten Flusspiraten Opa Knack gibt es zu entdecken. Für "Phantomias fordert zum Duell" hat sich Gervasio die sehenswerte Krimiparodie "Eine Leiche zum Dessert" ausgesucht. Auch im Film werden berühmte Detektive eingeladen und mit einer Herausforderung konfrontiert, die letztlich keiner von ihnen lösen kann. Im Film geht es um einen Mord, was Gervasio zum Diebstahl abmildert. Als Schauplatz für diese Kriminalkomödie hat sich Gervasio das Entenhausener Wachsfigurenkabinett wohl geradezu aufgedrängt. Das Wachsfigurenkabinett wurde von Carl Barks in "Aufruhr im Wachsfigurenkabinett" erstmalig benutzt, der in den Museumsräumlichkeiten eine kleine Posse um verschwundene oder zum Leben erwachte Figuren inszenieren konnte. Also ist Gervasios Story nicht unähnlich. Weiters findet sich ein Wachsfigurenmuseum in einer der allerersten Phantomias-Geschichten überhaupt, "Phantomias schlägt wieder zu" (LTB 41). Damit schafft Gervasio die Verbindung zwischen Guido Martina und Carl Barks und kann die Detektive mit einer Umgebung konfrontieren, in der schon von Grund auf nichts das ist, was es zu sein scheint.



Der ungewöhnliche Aufbau im Vergleich zu den anderen Teilen der Serie macht "Phantomias fordert zum Duell" auf spielerische Art unterhaltsam zu lesen. Viel zu oft haben die Geschichten an Boden damit verloren, dass Phantomias allzu leicht mit jeder Herausforderung fertig werden konnte. Das passiert hier zwar auch, aber auf deutlich andere Art, was die Geschichte zu einer angenehmen Abwechslung werden lässt. Lediglich die unlauteren Umtriebe des Doktor Dublecks – ein klarer Verschnitt der Professoren Doublex und Ecks – waren einfach zu vorhersehbar, was schade ist.




Für welche Melone interessiert sich Gemüsezüchter Truz?

Klaas Klever möchte kritische Geschäfte nur mit seiner alt angetrauten Glücksmelone auf dem Kopf abschließen. Den beigen Bowler trug er einst, als er seinen ersten (und einzigen) großen Erfolg gegen Dauerrivalen Dagobert verbuchen konnte. Doch als der Hut aus der Reinigung kommt, trifft Klever der Schlag: Statt seiner Melone erhält er ausgerechnet einen verbeulten Zylinder. Sein Hut ziert nun stattdessen das Haupt von Habakuks nervigem Nachbarn Truz (hier Klaus Kinkel genannt), der ihn nur rausrücken will, wenn Klever zumindest einen Wettkampf des Dorfbauernturniers für sich entscheidet. Moralisch unterstützt von seinem Assistenten Anwantzer nimmt Klaas Klever die Herausforderung an und stürzt sich ins Getümmel!



Es darf schon mal lobend erwähnt werden, dass gerade in letzter Zeit aus Italien immer wieder Geschichten mit neuen Ideen und ungewohnten Figurenkombinationen zu uns kommen. Das macht die Geschichten zwar nicht automatisch gut, hebt sie aber vom fad gewürzten LTB-Einheitsbrei ab. Die Kombination hier ist besonders ungewöhnlich. Truz sah man bislang immer nur im Streit mit dem schussfreudigen Grummler Habakuk - hier aber kriegt er es mit Klever zu tun und erweist sich als härterer Dickschädel. Klever wiederum macht sich gemeinhin selten die Hände schmutzig und zieht das Luxusleben des Schwerreichen mühsamer Plackerei vor, zeigt aber im Kampf um seine geliebte Melone überzeugend ordentlichen Einsatz, wobei er sich allerdings wie schon so oft als nicht mit glücklichem Händchen gesegnet erweist. Auf 24 Seiten kann Jungautor Davide Fortuna zeigen, dass er Talent mitbringt und nicht nur Geschichten schreiben kann, die "ein alter Hut" sind. Bloß warum er auf einmal eine beige Glücksmelone aus dem Hut zaubert, die noch nie zuvor auf Klevers Schädel zu sehen war, erschließt sich mir nicht so ganz. Valerio Held setzt zeichnerisch in gewohntem Stil um und schafft es, überzeugende Bauern und einen ziemlich fiesen Truz zu designen. Am Ende mischt auch noch Onkel Dagobert mit und verpasst seinem Rivalen eine mentale Kopfnuss. Lesenswert.




Wie steht es um die kulinarischen Koch-Künste von Klarabella Kuh und Rudi Ross?

Klarabella Kuh ist ganz aus dem Häuschen, denn sie erwartet in eben selbigen die angesehene Grand Dame Elisa Elitess, die Vorsitzende eines renommierten Damenzirkels. Zusammen mit Rudi Ross bereitet sie alles vor, damit es ein absolut perfekter Abend wird. Eigens dafür hat Klarabella den Sternekoch Pannkoog engagiert, der ein kulinarisches Meisterwerk auf den Tisch zaubern soll. Leider ist der Maestro der Gaumenfreuden am Abend unpässlich und muss sich abmelden. In ihrer Verzweiflung kommt Klarabella die Idee, einfach ihren Freund Rudi Ross in eine geschlossene Kochjacke zu stecken und der Vorsitzenden eine kleine Schmierenkomödie abzuliefern. Da Rudi nicht viel mehr als Spiegeleier kochen kann, bereitet Klarabella selbst das Abendessen vor, während Rudi in die Rolle des französischen Kochs Bernard de la Boulette schlüpft. Es sieht danach aus, als würde alles gut gehen, doch Frau Elitess ist von dem angeblichen de la Boulette so angetan, dass sie ihn für ihre kleine Party wenige Tage später anheuert. So bleibt Klarabella und Rudi nicht viel Zeit, um einen Plan auszuklügeln, damit die peinliche Affäre nicht auffliegt.



Hübsche, kleine Maus-ohne-Maus-Geschichte mit den netten Nebenfiguren Klarabella Kuh und Rudi Ross in den Hauptrollen. So oder so ähnlich hat man den Plot mit Donald und Daisy auch schon einmal gesehen, doch hier schafft es Autor Marco Bosco, "durch die kalte Küche" doch noch etwas Innovatives zu verleihen. Wenn der heimische Herd streikt, ist ein gefragter Reparateur gelinde gesagt gefragter denn je! Für 20 Seiten hätte ich allerdings doch etwas mehr Spannung erwartet, denn es läuft trotz einigem Hin- und Her einfach alles viel zu glatt; die Dame des Hauses hat nicht die geringsten Zweifel. Da hätte doch noch ein kleines bisschen mehr kommen dürfen. Ansonsten wertet Lucio Leoni die Story mit sehr guten Zeichnungen ab und trägt zu einem stimmigen Gesamtbild bei. Kein Nonplusultra-Kracher, dennoch solide Kost für zwischendurch.




Wie gut kann Künstliche Intelligenz ein Verkaufsgespräch führen?

Onkel Dagobert dreht mal wieder am Rad und sieht bereits den Ruin auf sich zurollen. Der Grund: Mit Onlineverkäufen schachern seine Konkurrenten viel Geld, aber Dagoberts eigene Seite Duckaufst.ent wird von den Kund:innen gemieden. Tick, Trick und Track kennen den Grund dafür, denn die Seite ist viel zu unauffällig und bietet keine Möglichkeit, mit den Käufer:innen zu interagieren. Was Dagobert bräuchte, wäre so etwas wie auf den alten Wochenmärkten, wo Kund:innen von Verkäufer:innen beraten werden konnten. Das war die zündende Idee, die der gewiefte Geschäftsmann gebraucht hat! Kurzerhand lässt sich Onkel Dagobert von Herrn Düsentrieb eine Künstliche Intelligenz (KI) programmieren, die mit Avataren und Hologrammen die Kund:innen bei ihrem Shopping begleiten und sie zu allen möglichen Einkäufen überreden sollen. Die KI kann dabei Daten der Kund:innen (mit deren Einverständnis) auswerten und so Avatare schaffen, die ganz dem Geschmack der kauffreudigen Kundschaft entsprechen. Doch auch Klaas Klever ist nicht faul und entwickelt seine eigene KI, die noch dazu die Verkaufsgespräche von Dagoberts KI stören kann. So sieht sich Daisy plötzlich mit Avataren von Donald und Gustav konfrontiert, die um ihre Gunst streiten. Mit der Zeit beginnt die KI zu realisieren, dass es nicht von Vorteil ist, wenn die Kund:innen ständig Zeugs kaufen, das sie nicht brauchen. Dass Dagobert und Klever schlussendlich auf denselben Gedanken kommen, bleibt aber ein frommer Wunsch.



Autor Giorgio Pezzin, zuletzt gesehen in LTB 538 mit "Gut gesagt" und mittlerweile leider nicht mehr regelmäßig aktiv, schafft es immer wieder, zeitgenössische Themen aufzugreifen und beeindruckende Geschichten mit moralischem Anspruch schreiben zu können. Das darf dann auch mal die Finanzwelt sein. Vor zehn Jahren hat er sich in "Altes Geld auf neuen Wegen" (LTB Enten-Edition 21 und Sonderedition 1/2022) bereits auf dieses Terrain vorgewagt und Dagobert und Klever die sogenannte "New Economy" und das Einkaufen im Internet ausprobieren lassen. Wenn sich in dieser Geschichte erneut ganz Entenhausen "Im Kaufrausch" befindet, so ist die Grundidee damit keinesfalls neu und auf den ersten, zweiten und vielleicht auch noch dritten Blick gleichen sich die Geschichten sehr. Dagoberts Verzweiflung, weil er mit den neuen Methoden des Verkaufens nicht mehr zurechtkommt, seine Entwicklung einer neuen Internetplattform nach einem Ratschlag der Neffen und der in Folge sich entspinnende Wirtschaftskrieg mit Klever sind recycelte Elemente mit neuem Anstrich. Diesmal hat Pezzin die Technik modernisiert und statt dröger Suchmaschinen darf es nun Künstliche Intelligenz sein. Und während in der früheren Geschichte die Moral in meinen Augen etwas feinsinniger transportiert wurde, stellt sich in der jetzigen die Frage moralischen Handelns unübersehbar. Ist es richtig, Kund:innen allen möglichen Ramsch anzudrehen und wie lässt sich dies vertreten, wenn man die Aufgabe einer KI überträgt, die die Kund:innen noch viel besser durchschauen und ködern kann, als ein Mensch je in der Lage wäre? Interessant zudem, dass Pezzin der Frage nachgeht, ob die KI derart lernfähig ist, dass sie am Ende die wahren Bedürfnisse der Kund:innen höher bewertet als ihre basale Programmierung, so viel zu verkaufen, wie möglich ist. Hier beweist sie, mehr Intelligenz und moralisches Rückgrat zu haben als die beiden Multimilliardäre.



Von diesen Fragen ausgehend entwickelt Pezzin die Geschichte ähnlich wie klassische Wirtschaftskämpfe zwischen Duck und Klever, was allerdings Potenzial herschenkt. Die Gefahren, die KI bieten könnte, werden nicht angesprochen. Infolgedessen kommt keine richtige Spannung auf und die Geschichte kratzt deutlich an der Vorhersehbarkeit. Der Plottwist der moralisch überlegenen KI hat mich zwar überrascht, jedoch nicht überzeugt. Damit kränkelt die Geschichte an ihren geschürten und nicht eingehaltenen Erwartungen herum, weiß aber – auch dank der schönen Zeichnungen Alessandro Perinas – dennoch zu gefallen und entwickelt sich zum heimlichen Highlight.




Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?

Es ist Zeit für eine neue Nachhilfestunde des Nachwuchserfinders Dieter Düsentrieb beim schrulligen Professor von Quack. Dieter hat das bisher erworbene Wissen schon weidlich ausnutzen können und ist seiner Klasse weit voraus, die sich im Sprachunterricht gerade mit banalen Sätzen über Bleistifte herumplagt. Wenn nun auch Primus mit dem jungen Tüftler die faszinierende Welt der Sprachen betreten will, so ist Dieter davon gar nicht angetan. Denn wozu braucht er überhaupt Fremdsprachenkenntnisse? Und warum, im Namen aller dröhnenden Düsentriebwerke, sind Sprachlehrer:innen bloß so versessen auf den Satz mit den Bleistiften? Primus nimmt den aufsässigen Schüler mit zu einer Touristenauskunft, um ihm zu zeigen, wofür Fremdsprachen nützlich sind. Dabei kommen sie unweigerlich wieder zu der Sache mit den Stiften.



Die Comicserie "Hitzkopf gegen Schlaukopf" geht in die vierte Runde und weiß erneut vergnügliche Minuten zu bereiten. Während die bisherigen Episoden von Giorgio Fontana geschrieben wurden, zeichnet diesmal Danilo Deninotti für das Skript verantwortlich. Der Autorwechsel lässt sich der Geschichte glücklicherweise nicht anmerken, denn die Qualität bleibt ungebrochen hoch. Ihm gelingt der Spagat zwischen dem nervigen Besserwisser Dieter und dem fröhlichen Teenager, der mit seinen vielen Fragen im Kopf einfach nicht so recht weiß, wohin er damit soll. Die Beziehung zu Professor Primus von Quack scheint geerdeter und damit bodenständiger zu sein. Auch die Zeichnungen Donald Soffrittis, der Primus so schlaksig anlegt, wie er sein soll, tragen zur Lesefreude bei. Am schönsten ist jedoch, dass der Sinn der Sprachen unaufgeregt und unaufdringlich vermittelt wird, inklusive eines Panels, das sich seit dem Lesen in mein Gedächtnis eingebrannt hat: ein Vergleich des Lachens zwischen Donald, Goofy und Karlo – die Krönung der Geschichte. Und – ich nähere mich der angetönten Überraschung – man erfährt, dass Daniel Düsentrieb eine sehr interessante und schwierige Fremdsprache fließend beherrscht. Vortrefflich!




Was ist der Tiefpunkt des Bandes?

Gitta ist den ständigen Anblick des Geldspeichers leid und will eine neue Bleibe suchen, die möglichst "bertelfrei" ist und sie nicht ständig von überall sichtbar an ihr Idol erinnert. Dieser Traum stellt sie und auch den frisch gebackenen Immobilienmakler Dussel vor einige Herausforderungen, denn welches Haus ist nicht von Dagoberts Baufirmen gebaut und bietet keinen Blick auf Dagoberts zig Firmenlogos? Schließlich meint Dussel, die ideale Villa für die gestresste Gitta gefunden zu haben, doch erneut stellen sich ihnen Schwierigkeiten in den Weg.



Eine durchaus interessante Ausgangslage und Figurenkombination haben die Autoren Marco Bosco und Massimiliano Valentini im Doppelpack anzubieten, wenn für Gitta ihr "Traumhaus gesucht" wird. Vom starken Beginn weg bricht die Story allerdings deutlich ein, als Dussel versucht, zum Eigentümer der Villa vorzudringen, der sich nicht stören lassen will. Dussels Versuche haben wir so ähnlich (und meist mit Donald, zu dem das besser passt) schon drölftausend Mal gesehen. Von Dussel hätte ich mehr Chaos erwartet. Schnell ist die Ausgangslage wieder vergessen und der supernervige Donald will in die Garderobe eines Stardirigenten eindringen. Nach diesem abwegigen Ausweichmanöver geht es geradewegs zurück auf die schiefe Bahn. Murks!




Was gibt es sonst noch zum Band zu sagen?

Bei Gabriele Panini und Libero Ermetti stellt Pluto auf 24 Seiten unter Beweis, dass er "Ein Hund für alle Fälle" ist. Gerade eben hat Pluto noch von seinem Herrchen ein kratziges Hundehalsband mit Babyphon-Funktion angelegt bekommen, da wird Micky auch schon von zwei hohlen Ganoven gekidnappt und in einen Koffer gezwängt. Die Schurken wollen den Privatermittler auf dem Flughafen als Gepäckstück aufgeben und Micky ans andere Ende der Welt verschicken, damit er ihnen nicht auf die Schliche kommt. Pluto und seine vierpfotigen Freunde nehmen die Verfolgung auf und wagen eine waghalsige Rettungsmission, bei der sie demonstrieren, wer an der längeren Leine zieht. – Chaotische, in fünf Teile zerhackte Kurz-Geschichte, die sich mühsam schleppend liest und es an Tempo und Spannung vermissen lässt. Zugegeben, es gibt ein paar nette Gags mit den Besitzerinnen und Besitzern der Hunde und Pluto, der Rottweiler Roxo und der Pudel Krawallo geben ein gutes Team ab, doch richtig unterhaltsam ist das alles nicht. Libero Ermetti bringt hier und da mit seinen dynamischen Zeichnungen etwas Schwung in die Bude und zeigt ein paar lustige Figuren, doch ausgerechnet sein Pluto sieht irgendwie klobig und stocksteif aus. Mäßig.



In "Händler ohne Händchen" bekommt der vom Pech geplagte Donald spontan Besuch von dem windigen Vertreter Rainer Ramsch, der in seinem Köfferchen geradezu alles und nichts parat hat, um seine Kunden glücklich zu machen. Wie es der Zufall so will, könnte Donald tatsächlich gerade eine bestimmte, liebgewonnene Sache ziemlich gut gebrauchen – doch der Händler beweist nicht gerade Händchen dabei, Kundenwünsche richtig zu interpretieren... - Ziemlich bekloppte Mini-Posse, deren mäßig witzigen Gag man zwischen einer und zehn Seiten hätte implementieren können, ohne dass er besonders witzig wäre. Überblättern.



Eine Fernsehserie hält fast ganz Entenhausen in Atem und in der letzten Folge sollen endlich alle drängenden Fragen beantwortet werden, die in der Staffel offen geblieben sind. Doch was, wenn dräuende Gewitterwolken das Schlimmste für den abendlichen Spaß vor der Flimmerkiste befürchten lassen?



Valentina Camerini hat mit "Das Pech mit dem Glück" einen wenig überzeugenden Fünfseiter geschrieben, der kaum ein müdes Lächeln entlockt. Von Francesco Barbieri immerhin ganz ansprechend umgesetzt. Ansonsten nicht wert, gelesen zu werden.




Welche Details kann man schnell übersehen?

In ihren Häusern und Büros haben Hercule Pierrot, Chick Charter und Jane Marble interessante Bücher liegen. Pierrot scheint gerne in "Les douze exploits d'Hercule" ("Die zwölf Arbeiten des Herkules") zu schmökern, was seinem Ego sicherlich guttut. Bei Chick Charter geht es mit Werken von Raymond Candler deutlich bodenständiger zu. Raymond Chandler war ein bedeutender amerikanischer Krimiautor. Bei Herlock Sholmes erwartet man die typische Geige und das Mikroskop, das zuerst in "Eine Studie in Scharlachrot" entscheidend für die Lösung eines Falls war. Jane Marble hat auf ihrem Schreibtisch ein Buch mit dem Namen "Wachsblumenmord" liegen. "Der Wachsblumenstrauß" ist ein Roman von Agatha Christie, in dem zwar Hercule Poirot ermittelt, in der Verfilmung wurde er jedoch durch Miss Marple ersetzt. Auf einem Bild in Pierrots Büro ist der Styles Court zu sehen, wo Hercule Poirot seinen ersten Fall löste, während das Bild mit dem Hund im Haus von Herlock Sholmes auf "Der Schatz von Barkserville" (LTB 489) anspielt.

Im Wachsfigurenmuseum sind Figuren von Opa Knack, Käpt'n Orang, Kurt Kropp, Emil Erpel, Fred Astaire, Frankensteins Monster, Ducklas Fairbarks und Gloria Squackson aus Episode 5 der Serie ("Ruhe bitte!" in LTB 457), Fu Man Haptschu aus Episode 9 ("Die Maske des Fu Man Haptschu", LTB 487), Lady Safran, der riesige Affe Gonk aus Episode 7 ("Das achte Weltwunder", LTB 472) und der Fledermausbandit von Inferno Gulch aus dem gleichnamigen Gottfredson-Klassiker zu sehen.

Klarabella hat ihrem Auto mit "Kuh 1" ein personalisiertes Nummernschild verpasst.




Wie sieht das Fazit zu LTB 571 aus?

Cover Das Lustige Taschenbuch 571 "Hier grille ich!" tischt einige Geschichten auf, aber nicht alle sind gleich schmackhaft. Den goldenen Pfannenheber verdient hat sich Silvia Ziches "Ein fast perfekter Coup". Die Meisterin des herrlich abgedrehten Humors und der minimalistischen (aber dennoch enorm ausdrucksstarken) Mimik konnte sich auf 60 Seiten so richtig austoben und alle ihre Figuren mit Augenzwinkern auf die Schippe nehmen. Die toughe Belinda ist eine grandiose Bereicherung des Figurenensembles und konnte nicht nur Dagobert, sondern auch uns um ihren Finger wickeln. Derart bezirzt fällt es leicht, Dagoberts exzessiv zur Schau gestellte Naivität zu akzeptieren.

Den zweiten Platz am Grill-Podium bekommt Marco Gervasios abgeklärt gebrutzelte Episode der "Legende des ersten Phantomias". An den vielen Anspielungen haben wir uns kaum sattsehen können. Überzeugend war aber auch die Fokussierung auf die Riege der cleveren Kriminalist:innen und der erfrischend andere Aufbau. Die Aufdeckung der Schurkereien des Doktor Dublecks war allerdings zu vorhersehbar und lässt einen schalen Nachgeschmack zurück.

Mit deutlichem Abstand mundeten uns auch Dieters und Primus' Sprachspiele, Klarabellas Kochkapriolen, die moralisch gefestigte Künstliche Intelligenz sowie Klevers Hatz nach seinem alten Hut. Die Titelgeschichte wird am heißesten aufgetischt, doch das dritte Mal, dass Donald Brätlinge aufs Feuer schmeißt, schmeckt nicht besonders. Zwar wussten die neuen Ideen und die deutlich bessere Geschlechterbalance zu gefallen, aber der rabiate Robogrill ist der letzte Koch, der den Titelgeschichtenbrei verdirbt.

Wir servieren bissfest gebratene Geschichten vom Grill in der folgenden Reihenfolge:
1. Ein fast perfekter Coup
2. Die Legende des ersten Phantomias, Teil 20: Phantomias fordert zum Duell
3. Im Kaufrausch
4. Hitzkopf gegen Schlaukopf: Wer versteht, der begreift
5. Durch die kalte Küche
6. Ein alter Hut
7. Hier grille ich!
8. Ein Hund für alle Fälle
9. Traumhaus gesucht
10. Händler ohne Händchen
11. Das Pech mit dem Glück





Zuletzt aktualisiert: 06.08.2023, 23:03
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