Al Taliaferro
Neben dem berühmten Floyd Gottfredson ist er der berühmteste Comicstripzeichner Disneys. Die Rede ist von Al Taliaferro, welcher mehr als 30 Jahre lang den Donald Duck Werktags- und Sonntagsstrip betreute. Doch in letzter Zeit geriet er zunehmend in Vergessenheit - ein Prozess, den wir mit diesem Porträt verhindern wollen!
Solch ein Porträt zu schreiben ist natürlich eine immense Arbeit und man kann bei den vielen Daten, Fakten, Zitaten oder anderen Aussprüchen schon einmal den Überblick verlieren. Jedoch haben wir es geschafft und das Porträt annehmbar übersichtlich gestaltet. Es ist in neun verschiedene Hauptpunkte sowie variierend viele Unterpunkte unterteilt. Hier nun die genaue Gliederung:1. Biografie
- 1.1 Taliaferro in Fakten
- 1.2 Taliaferro in Worten
- 2.1 Das Jahr 1934
- 2.2 Das Jahr 1936
- 2.3 Die Jahre 1937-1939
- 2.4 Die Jahre 1940-1945
- 2.5 Die Jahre 1946-1949
- 2.6 Die Jahre 1950-1964
- 2.7 Die Jahre 1965-1969
3. Zusammenarbeit mit anderen Künstlern
- 3.1 Autoren
- 3.2 Inker und Co-Zeichner
- 3.3 Einfluss auf andere Künstler
4. Charaktere
- 4.1 Verwendete Figuren
- 4.1.1 Donald Duck
- 4.1.2 Weitere Figuren
- 4.2 Erfundene Figuren
5. Veröffentlichungen in Deutschland
- 5.1 Micky Maus Magazin (MMM)
- 5.2 Lustiges Taschenbuch (LTB)
- 5.3 Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft (TGDDSH)
- 5.4 Donald Duck Sonntagsseiten (DDSS)
- 5.5 Disney Pocket
- 5.6 Ausblick auf die Zukunft
- 5.7 Unveröffentlichtes
6. Cover und Illustrationen
7. Non-Entenhausen
8. Sekundärliteratur und weiterführende Links
9. Fazit
Der Name Al Taliaferro ist wohl den meisten Fans der Disney-Comic-Szene bekannt. Jedoch weiß kaum jemand Genaueres über den Zeichner, der Donald Duck die grundlegenden Charaktereigenschaften geschenkt hat, bevor der große Carl Barks ihn dann zu dem machte, was er heute ist. Ich möchte versuchen, mit diesem Porträt das Leben Al Taliaferros zu durchleuchten und ein umfassendes Statement zu ihm abgeben.
Erwähnenswert ist auch noch, dass sich aus den Storycodes der Daily Strips, das jeweilige Erscheinungsdatum herauslesen lässt. So sind diese immer nach dem Schema YD für die Werktags- und ZD für die Sonntagsstrips, ZS steht für die sonntäglichen Silly Symphonies dahinter das Jahr, dann der Monat und zuletzt der Tag aufgebaut. So können wir allein aus der Angabe ZD 67-04-19 herauslesen, dass dies der Sonntagsstrip ist, der am 19. April 1967 erschien.
1. Biografie
1.1 Taliaferro in Fakten
Name: | Charles Alfred Taliaferro |
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Nationalität: | Vereinigte Staaten von Amerika | |
Geburtsdatum: | 29.08.1905 in Montrose, Colorado, USA | |
Todesdatum: | 03.02.1969 in Glendale, Kalifornien, USA | |
Karriere: | 1931-1969: Zeichner von Comicstrips bei der Walt Disney Company | |
Anzahl an Comics*: |
Gesamtzahl an Comics: 11303 9539** Tagesstrips Davon 18** als Tuscher 1904 Sonntagsseiten Davon 140 als Tuscher 17 Comics für Dell/Western |
|
Anzahl an Seiten*: | 6936*** | |
Seiten pro Comic: | durchschnittlich 0,61 |
** Zusammenhängende Strips wurden als eine Geschichte gezählt, nicht jeder Strip einzeln.
*** Unter der Annahme ein Werktagsstrip entspricht einer halben Seite.
1.2 Taliaferro in Worten
Al, mit vollem Namen Charles Alfred, Taliaferro, wurde am 29. August 1905 in Montrose, Colorado als Sohn eines Gemischtwarenhändlers geboren. 1918 zogen seine Eltern nach Los Angeles und noch während der High School-Zeit erwachte seine künstlerische Ader. Nach seinem Abschluss bekam er das erste Mal ein Angebot von der "Walt Disney Company", das er aber ausschlug und stattdessen begann, Entwürfe für Beleuchtungskörper zu zeichnen. Nebenbei besuchte das California Art Institute. Doch die große Wirtschaftskrise zwang ihn am 05.01.1931 als 60. Mitarbeiter in den zu dieser Zeit stark expandierenden "Walt Disney Studios" zu beginnen. Anders als viele seiner berühmten Zeichnerkollegen arbeitete Taliaferro nicht anfangs bei den Trickfilmen, sondern wurde sofort Floyd Gottfredson als Tuscher der Micky Maus Strips zugeteilt. Doch bereits ein Jahr später wurde er hier von Ted Thwaites abgelöst und Taliaferro bekam mit den sonntäglichen Silly Symphonies, in der die aktuellen Filme aus der gleichnamigen Reihe adaptiert wurden, seine eigene Comicserie zugeteilt. Nebenbei tuschte er zusammen mit Ted Thwaites weiter die Micky Maus Sonntagsseiten. Am 16.09.1934 war es dann soweit: Al Taliaferro traf in der Silly Symphony Adaptierung von "The wise little hen" das erste Mal auf Donald Duck und wurde von dessen Geist nicht mehr losgelassen. Dieser neue Charakter lief Micky Maus immer mehr den Rang ab, bis man sich 1936 entschloss anstatt der normalen Reihe, "Silly Symphony featuring Donald Duck" zu starten, um den Micky Maus-Strip sozusagen wieder dem eigentlichen Star zu widmen. Al Taliaferro übernahm weiterhin das Artwork. In dieser Zeit, in der nur unzusammenhängende Strips gezeichnet wurden, reifte Donald vom aggressiven Choleriker zu einem verantwortungsbewussten Mitglied der Gesellschaft, es war sozusagen Donalds Pubertät. Als Ende 1937 Schneewittchen ins Kino kam, wurde "Silly Symphony featuring Donald Duck" zugunsten der Comicadaptierung des Filmes auf Eis gelegt. Somit hatte Donald keinen Strip mehr und lief Gefahr "auszusterben". Taliaferro nervte die Chefetage solange mit der Idee des Donald Duck Strips, bis diese zusagten. Der neue Donald Duck Werktagsstrip war jedoch an die Bedingung gekoppelt, dass die einzelnen Strips keinerlei Zusammenhang haben dürfen. 1939 konnte er bei King Features auch die lang ersehnte Sonntagsseite durchsetzen.
Al Taliaferro lernte 1935 Lucy kennen, die ebenfalls bei Disney als Zeichnerin arbeitete und an Filmen wie "Pinocchio" oder "Schneewittchen und die 7 Zwerge" beteiligt war. Sie heirateten und Lucy schenkte ihm zwei Kinder: Cheryll und Willam Taliaferro. Während in den späten 40ern, 50ern und 60ern Floyd Gottfredson und Manuel Gonzales mit ihren Strips immer weiter in der Versenkung verschwanden, lief Taliaferro immer wieder zu neuen Höchstleistungen auf. Auch die Krebserkrankung 1953 konnte ihn nicht stoppen, er arbeitete einfach zu Hause weiter.
Erst der Tod schied Al Taliaferro von seiner Arbeit. Er starb am 03. Februar 1969. Seine Frau überlebte ihn um 39 Jahre, nahm stellvertretend für ihn die Ernennung zur "Disney-Legend" 2003 an, und folgte ihm erst am 03. Juli 2008 im hohen Alter von 95 nach. Ein Ereignis, das von der amerikanischen Presse durchaus wahrgenommen wurde, bei uns in Europa vernahm man aber kaum etwas.
2. Werkanalyse
Diese Werkanalyse soll den umfangreichsten Teil des Porträts darstellen. Hier werden Taliaferros Zeichnungen sowie die Erzählweise der Comics betrachtet. Die Jahre 1934 (also vom Erscheinen des ersten Donald-Daily, da die anderen Silly Symphonies hier ausgelassen werden) und 1936-1969 werden in verschiedene Stilepochen unterteilt, in denen dann typische Kennzeichen dieser Stilepoche, sowie Änderungen zu der vorhergehenden, beschrieben und erklärt werden. Natürlich sind die Übergänge recht fließend und es lassen sich keine scharfen, exakten Grenzen ziehen. Ferner ist zu beachten, dass es leider so gut wie unmöglich ist, das Ganze rein objektiv zu schreiben und falls jemand mit meinen Erläuterungen absolut nicht einverstanden ist, möge er mir das (ob im Forum, per E-Mail oder per Kontaktformular an die Administration, die das dann an mich weiterleitet) mitteilen.
2.1 Das Jahr 1934
Das Jahr 1934 markiert den Anfang einer bis heute andauernden 75-jährigen Karriere. Donald Duck trat damals das erste Mal im Cartoon The wise little hen auf, um dann etwas später in der gleichnamigen Comic-Adaptierung aufzutreten. Dieser Donald sah noch ziemlich unentwickelt aus. Folgendes sagte Taliaferro später einmal über diese Urform: "He was horrible. He had a longer neck and jutting beak and generally lacked the charm of his older seasoned self." (Er war schrecklich. Er hatte einen längeren Hals, einen hervorstehenden Schnabel und es fehlte ihm komplett der Charme seiner späteren Zeit)
Der erste Auftritt von Donald in einem Comic in The wise little hen (ZS 34-09-16)
Ebenfalls sehr charakteristisch für den damaligen Stil ist die besonders runde Strichführung, die in den späteren Dailies nur noch vereinzelt oder gar nicht mehr zu finden ist. Die Strichstärke ist variabel, aber so gut wie immer passend. Von den Charakterzügen besaß der ursprüngliche Donald bereits seine Faulheit, jedoch noch nicht sein heißblütiges Temperament.
Der Comic The wise little hen besitzt eine eindeutige Botschaft: Er sollte den Menschen vermitteln, das Arbeit Spaß mache, und es sich auszahlt zu arbeiten auch wenn man nichts bekommt, da das dann später anderweitig wieder zurückkommt. Dies steht im Einklang mit der Botschaft, die auch von der Politik an die Gesellschaft vermittelt werden sollte. Amerika steht gerade im Versuch sich aus der "Great Depression" herauszuarbeiten und da konnte die ehrenamtliche Mithilfe dringend gebraucht werden. Jedenfalls vermittelt dieser Comicstrip so eine eindeutige Moral, wie man sie so nur noch selten später findet.
Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 14:48