Rezension: LTB 537 - 313 neue Nachrichten
313 neue Nachrichten... und eine neue App
(Peter Snejbjerg – Andrea Ferraris; 28 S.)
Donalds verwegene Neffen Tick, Trick und Track amüsieren sich bei der ausgiebigen Nutzung ihrer neuen Smartphones, den sogenannten "Xmoods". Da diese für nur einen Taler zu haben sind, stürmt nun auch Donald selbst in das nächste Elektronikfachgeschäft und ersteht ein Xmood zu diesem unsagbar günstigen Preis. Schon als er bemerkt, dass diese neuartigen Telefone von seinem Erbonkel Dagobert herausgegeben und produziert werden, hätte er stutzig werden sollen. Vielmehr beschäftigt ihn allerdings die Sorge um die "Moodies", bei denen sich um eine Art Emoticons handelt, mit denen man zum Beispiel Gefühle und Stimmungen in "Smilie-Form" zum Ausdruck bringen kann. Praktisch, so ganz ohne Wörter zu kommunizieren, oder?
Doch der schrullige Doktor Dolmdalk warnt vor der Gefahr, welche von den Moodies ausgehen kann, sollten diese übermäßig genutzt werden. Und tatsächlich beginnen die ersten Entenhausener nach dem Blick auf einen Moodie damit, sich wie gedankenlose Kindsköpfe zu benehmen! Eines der ersten Opfer ist natürlich Donald selbst, aber auch Daisy und Nachbar Zorngiebel geben sich den Moodies völlig hin und sorgen damit in Entenhausen für Chaos. Nun liegt es also an Tick, Trick und Track sowie ihrem Onkel Dagobert, dem Spuk ein Ende zu bereiten – dabei bekommen sie unerwartete Unterstützung von einer Person, die selbst gar kein Smartphone besitzt...
Die Titelgeschichte zu diesem LTB hängt sich am Thema "Verkürzte Kommunikation im digitalen Zeitalter" auf wie ein Smartphone, das beim Updaten schier überhitzt. Man kommt um den Gedanken nicht herum, dass hier die Geschichte erst sehr spät um das gewünschte Thema "drumherum-konstruiert" wurde – und so liest sie sich leider auch. Obwohl ich die Geschichte binnen einer Woche dreimal gelesen habe (!!!), habe ich sie noch immer nicht vollständig kapiert. Es gibt so viele verwirrende Aussagen und Brüche in der Logik, dass es schwerfällt, der Handlung zu folgen. Die Zeitschiene ist merkwürdig holprig und der Schurke bleibt bis zuletzt ein unterbelichteter Spinner mit einer narzisstischen Störung. Onkel Dagobert gibt ebenfalls kein gutes Bild ab, denn er gibt mehrmals offen zu, die Leute mit den Xmoods übers Ohr hauen zu wollen, und durch die kostenpflichtigen Apps kräftig mitzuverdienen. Leider wird der an sich wichtige gesellschaftskritische Aspekt für meinen Geschmack zu sehr ins Lächerliche gezogen – und es gibt überhaupt keine Konsequenzen des Chaos! Niemand beschwert sich, es kommt zu keinen Katastrophen, nicht einmal zu Missverständnissen (außer anfangs zwischen Daisy und Donald). Die Idee, die Moodies in Sprechblasen zu packen, hat bei mir persönlich nicht gezündet; irgendwie blieb mir das alles zu rätselhaft.
Fragen: Warum zahlt Dagobert seinen Leuten in der Fabrik einen Wochenlohn, der in etwa der Höhe eines Smartphones entspricht? Warum werden die Arbeiter von dem "Virus" selbst angesteckt? Woher kommt der plötzliche Sinneswandel von Donald, der sich gerade eben erst Doktor Dolmdalks Buch mit Warnungen über die Moodies gekauft hat, sich die App nun doch zuzulegen? Wieso versteht Dagobert die Zusammenhänge nicht, wenn er den Doktor scheinbar höchstpersönlich vor die Tür gesetzt hat? Warum checkt der Doktor nicht, dass willenlose Smombies keine langweiligen Bücher kaufen? Und besitzt Gustav tatsächlich kein Handy, weil er die Leute immer glücklicherweise auf der Straße trifft? Häh? (Gustavs Rolle kommt viel zu kurz, da wäre viel mehr Potenzial drin gewesen, ihn ausnahmsweise heroisch zu stilisieren. Die Szene, in der er das Passwort "knackt" war genau das: Beknackt.)
Müßiger Einstieg in diesen Band.
Zuletzt aktualisiert: 22.09.2020, 13:05