Rezension: LTB 570 - Donalds Geheimnis
Die 570. Ausgabe des Lustigen Taschenbuches wartet mit einem wahrlich genialen Cover von Paolo Mottura auf, welches unseren Alltagshelden Donald Duck gleichsam in seinem Alter Ego als Superheld Phantomias zeigt. Das sieht doch auf jeden Fall schon einmal sehr ansprechend aus! Aber spiegelt sich das Bild auch im Inhalt des Bandes wider?
In der Titelgeschichte aus Egmont'scher Produktion bekommt es Phantomias nach langer Zeit erneut mit dem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Superschurken Destruktor zu tun. Dieser hat als lebendig gewordene Inkarnation eines durchweg diabolischen Daniel Düsentriebs einen teuflischen Plan ausgeheckt, um sich an Phantomias und Herrn Düsentrieb zu rächen! (Pihl/Ferraris)
Derweil ist Micky Maus mit seinen beiden munteren Neffen Mack und Mack zu einem Campingausflug aufgebrochen und besucht ein verschlafenes Städtchen, wo jeder jeden zu kennen scheint. Doch in der Nacht treibt ein unheimliches Monster sein Unwesen, das von den Einwohnern nur der "Nachtfalter" genannt wird. Zusammen mit einem auf Mystery spezialisierten TV-Reporter versuchen Mack und Muck, Licht ins Dunkle zu bringen (Badino/Malgeri).
Nachdem sich Onkel Dagobert wieder mit der blonden Studentin Dolly Duck versöhnt hat (mehr dazu bei Stabile/Urbano), wird der reichste Mann der Welt in ein wahres Medienspektakel um die Wahl der Präsidenten des Milliardärsklubs hereingezogen. Zuerst zeigt Onkel Dagobert kein Interesse, sich zur Wahl zu stellen, doch als auch Klaas Klever und der gerade nach Entenhausen gezogene Marc Enclauh ihre Hüte in den Ring geworfen haben, trommelt Dagobert Freunde und Familie zusammen, um die Wahl für sich zu entscheiden.
Ob sich das neue LTB anfühlt wie ein falscher Tritt in eine Pfütze oder man trockenen Fußes Unterhaltung findet, gibt's in der folgenden Rezension zu lesen!
Von Entenfan
Der Inhalt: | |||||
Titel | Autor (A), Zeichner (Z) | EV-Jahr | Seiten | Rezension | |
Donalds Geheimnis | A: Andreas Pihl; Z: Andrea Ferraris | 2023 | 25 | Desaströses Desaster mit Destruktor | |
Hat’s geschmeckt: Achtsam essen | A: Carlo Panaro; Z: Nicolino Picone | 2015 | 1 | Appetitlosigkeit ohne Glück | |
Der Nachtfalter | A: Sergio Badino; Z: Andrea Malgeri | 2022 | 52 | Mysteriöse Urban Legend mit Mack & Muck | |
König des Chaos: Der Musterknabe | A + Z: Enrico Faccini | 2016 | 1 | Pfeilschnell verschossen | |
Anti-Stress-Training | A: Marco Bosco; Z: Giulio Chierchini | 2019 | 7 | Franz Gans ohne Stress | |
Doppelt gemoppelt | A: Vito Stabile; Z: Emilio Urbano | 2015 | 24 | Dolly Duck in der Zwickmühle | |
Viel Streik um nichts | A: Pietro Zemelo; Z: Roberto Vian | 2016 | 8 | Geplanter Stillstand bei den Panzerknackern | |
Entenhausen bei Nacht: Anfängerfehler unter Profis | A: Gabriele Panini; Z: Maurizio Amendola | 2021 | 6 | Plattnase und Karlo ohne Erleuchtung | |
Die Megareichen | A: Bruno Enna; Z: Alessandro Perina | 2022 | 126 | Medienwirksamer Milliardärswettstreit |
Welche Kurzgeschichten machen von sich reden?
Im ersten Einseiter "Hat's geschmeckt: Achtsam essen" (Carlo Panaro / Nicolino Picone) ist Glückspilz Gustav Gans zu Gast in einem noblen Restaurant und muss das quälende Hungergefühl zwischen den einzelnen Gängen überbrücken. – Ganz okay. Es ist immer super, wenn man Gustav mal in der Bredouille sieht.
Wenig später trichtert Donald seinen drei Neffen Tick, Trick und Track in "König des Chaos: Der Musterknabe" (Enrico Faccini) ein, sie sollten sich doch gefälligst ein Beispiel an einem strebsamen Nachbarsjungen nehmen. Doch dieser moralische Pfeil geht nach hinten los. – Irgendwie Quatsch.
In einer weiteren Folge von "Entenhausen bei Nacht" (siehe LTB 568) haben sich das Schwarze Phantom alias Plattnase und Kater Karlo in "Anfängerfehler unter Profis" (Gabriele Panini / Maurizio Amendola) zwecks Umsetzung eines Bankeinbruchs zusammengetan. Doch Plattnase denkt nicht daran, die Beute wie ehrliche Ganoven zu teilen, sodass den beiden nur Minuten später die Polizei auf die Pelle rückt… - Beknackt und ohne jedwede Sinnhaftigkeit oder auch nur Anzeichen von Lustigkeit.
Während Oma Duck ihren Termin beim Friseur wahrnimmt, wird Franz Gans in der Stadt auf ein neu eröffnetes Fitnesscenter aufmerksam, wo er sich kurz darauf einem ausgedehnten "Anti-Stress-Training" (Marco Bosco / Giulio Chierchini) widmet. Seine Tipps und Tricks werden von seinen Anhängen gefeiert, für die Franz ein wahrer Guru des Genusses und der Geduld ist. – Nichts Neues, ziemlich ausgezehrter Plot mit teilweise echt scheußlichen Zeichnungen von Altmeister Chierchini, der hier müde und kraftlos zu Werke ging.
Die Panzerknacker weigern sich, weiterhin Angriffe gegen den durch ein ausgeklügeltes Alarmsystem gesicherten Geldspeicher zu starten und treten daher in den Streik. Sie postieren sich in "Viel Streik um Nichts" (Pietro Zemelo / Roberto Vian) gut sichtbar vor dem Geldspeicher und setzen Onkel Dagobert unter Druck, damit dieser angesichts der horrenden Stromverschwendung das Sicherheitssystem abschaltet. – Eine durchaus interessante Grundidee liegt dieser Geschichte zugrunde, von der man sich wirklich hätte etwas erhoffen können. Doch nach nur acht Seiten ist plötzlich Schluss und das Problem weiterhin ungeklärt. Luftleere Nullnummer, dafür aber sehr hübsch in Szene gesetzt von Roberto Vian.
Der durch ein missglücktes Experiment entstandene böse Zwilling von Daniel Düsentrieb ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und hat fürchterliche Rache geschworen. Der völlig durchgeknallte Destruktor ist zurück auf der Bildfläche und fest entschlossen, seinen Rivalen ein für alle Mal den Garaus zu machen. Vor allem auf den maskierten Superhelden Phantomias hat es Destruktor abgesehen, den er am liebsten direkt ins All befördern würde. Derweil ist Phantomias in Sorge um seine Geheimidentität und grübelt ernsthaft darüber nach, sein Alter Ego nach all den Jahren der versammelten Öffentlichkeit preiszugeben. Da kommt ihm der unangenehme Zwischenfall mit Destruktor im Grunde ganz recht. Der psychotische Physiker hat derweil Diplom-Ingenieur Düsentrieb entführt und lockt Phantomias eine Falle. Am Ende steht der Held mächtig unter Druck, um seine Schäfchen im Trockenen zu behalten.
Die Titelgeschichte "Donalds Geheimnis" entstammt aus der Feder des dänischen Comicautoren Andreas Pihl, dessen kontroverse Phantomias-Story "Das Vermächtnis" aus LTB 340 sicher noch einigen im Gedächtnis geblieben ist – und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Nun schickt der Skandinavier den Entenhausener Rächer in ein diabolisches Duell gegen Destruktor – was insofern eine kleine Besonderheit darstellt, als dass es sich bei dem bösen Zwilling von Herrn Düsentrieb um eine originär italienische Figur handelt, die sich im Entenhausen-Kosmos außerhalb der Topolino-Republik bislang nicht durchgesetzt hat. Erfunden wurde Destruktor von Bruno Enna (siehe "Genie und Wahnsinn" in LTB 424), zuletzt tauchte der Schurke in "Projekt Superzelle" in LTB 514 auf.
Nun kehrt Destruktor zurück – und tut damit weder den Entenhausenern noch uns Lesern damit einen Gefallen. Die Geschichte seiner Rückkehr ist eine schäbige Flickschusterei voller zusammenhangloser "Out-of-Character"-Momente. Insgesamt ist die Story mit ihren 25 Seiten nicht ausgereift und angesichts der vorherigen Auftritte des Superschurken auch relativ kurz. Sein finsterer Plan kommt nicht zum Tragen, es geht allein um gnadenlose Rache, bei der vor allem Destruktors Schizophrenie betont wird. Im Endeffekt hat Phantomias leichtes Spiel, dem muffinliebenden Monster wieder einmal ein Schnippchen zu schlagen und Destruktor hinter Schloss und Riegel zu bringen. Zeichner Andrea Ferraris gelingt es nicht, die Wildheit des Doppelgängers aufs Papier zu bringen, auch die Actionsequenzen sind eher mau.
Bei der guten Idee, Destruktor wiederzubeleben, ist es geblieben. Das Ergebnis ist zum Vergessen.
Im heimeligen Haus von Micky Maus ist Leben in die Bude gekehrt: Seine beiden aufgeweckten Neffen Mack und Muck sind zu Besuch und freuen sich schon sehr auf den gemeinsamen Camping-Ausflug mit ihrem Onkel. Am Abend zuvor sehen sich die Jungs im Fernsehen die beliebte TV-Show des Journalisten Hark Huber an, der in seiner Sendung kleine und große Geheimnisse lüften will und mit seinem Mystery-Format ein großes Publikum in den Bann zieht. Dieses Mal berichtet der TV-Liebling von der Legende des unheimlichen "Nachtfalters", der in dem kleinen Städtchen Rübenthal gesichtet wurde und dort sein Unwesen treiben soll. Dabei weiß niemand so richtig, woher das gruselige Wesen stammt und ob es tatsächlich Böses im Schilde führt – immerhin hat der Nachtfalter dazu beigetragen, vor einer Katastrophe durch einen Brückeneinsturz zu warnen. Mickys Neffen schlagen kurzerhand eine Planänderung vor, woraufhin sich das Dreigestirn mit den runden Ohren auf nach Rübenthal macht.
Dort treffen sie schon nach kurzer Zeit auf Hark Huber, der noch immer nach Hinweisen auf den Verbleib des Nachtfalters sucht und sich keinen Reim auf die widersprüchlichen Aussagen der Stadtbewohner machen kann. Während Mack und Muck ihrem Idol Hark Huber nacheifern und auf eigene Faust dem Mythos auf den Grund gehen wollen, zweifelt Micky an der ein oder anderen Schilderung der Einheimischen. Am Ende führen die roten Fäden zusammen und offenbaren ein mehrschichtiges Geheimnis und eine anbahnende Gefahr, bei dem es keine Zeit zu verlieren gibt.
Die lange Maus-Geschichte in diesem Band bildet auf über 50 Seiten eine tolle Mischung aus Mystery, Thriller und Detektivgeschichte – und auch der Humor kommt für mein Dafürhalten nicht zu kurz. In den Hauptrollen sind die aufgeweckten Burschen Mack und Muck vertreten, bei denen Sergio Badino bei der Ausarbeitung des Skriptes in meinen Augen einen hervorragenden Job gemacht hat, um zwei moderne Teenager zu zeigen, die nicht auf den Kopf gefallen sind, sich jedoch trotzdem auch ein bisschen gruseln dürfen. Gegen das Team aus den Zwillingen und Max Huber gerät Micky Maus geringfügig in den Hintergrund, was ich allerdings nicht als Kritikpunkt ansehen möchte. Dafür bekommt Micky doch noch ein paar witzige Szenen und trägt zudem zur Auflösung des Falles dar.
Das schaurig-schöne Abenteuer ist dabei angelehnt an den Mythos des "Mothman", der längst zur "Urban Legend" geworden ist und sich nach wie vor einer gewissen (An)Spannung nicht entziehen kann. Das merkwürdige Flügelwesen, das in den 1960ern in den USA auftauchte und unter anderem vor dem Einsturz der Silver Bridge gewarnt haben soll, bietet eine richtig coole Kulisse für diesen Comic. Wie mein Kumpel D.U.C.K. bemerkte, gibt es im italienisch-sprachigen Original auch sprachlich eine Verbindung zum Namen des Örtchens. Der neugierige TV-Journalist Hark Huber, der im Original "Max Topidoro" heißt, spielt auf den in Italien durchaus prominenten Reporter Massimo Polidoro an, der ebenfalls Mysterien aufzudecken versucht.
"Der Nachtfalter" wartet mit einer stimmigen Atmosphäre auf, die durch die Zeichnungen von Andrea Malgeri zusätzlich verstärkt werden. Sehenswert sind vor allem die Szenen bei Nacht und in der schummrigen Dämmerung, die genug Raum für Fantasie bereithalten. Hier und da gibt es verschmitzte Details zu beobachten, und die Gestalt des Mottenmannes ist ebenfalls gut getroffen. Inhaltlich kann vor allem die erste Hälfte begeistern, die stringent aufgebaut ist, erklärt ohne vorwegzunehmen und konstant Spannung aufbaut. Im Gegensatz dazu holpert die zweite Hälfte etwas dahin und stresst die Leser mit einer Hatz, die mit ihrer kindlichen Albernheit für meinen Geschmack mit dem Stil der Story bricht. Hundertprozentig nachvollziehen kann man die Auflösung dann leider auch nicht.
Nichtsdestotrotz eine gute, spannende Geschichte aus dem Maus-Kosmos mit zwei quirligen Jungs Mack und Muck, die ihrem Onkel Micky eine Nasenspitze voraus sind und sich zu behaupten wissen.
Onkel Dagobert hat sich in den Kopf gesetzt, eine breit beworbene Ausstellung über seltene Musikinstrumente zu inszenieren und dabei ordentlich zu kassieren. Auf der Suche nach einem ganz besonderen Instrument, einer Art Saxophon, spricht er bei einem seiner schwerreichen Milliardärskollegen vor, dessen leichtlebiger Sohn Kai-Hagen im Besitz eines solchen Blasinstruments ist. Doch der wankelmütige Kai-Hagen ist im späten Teenager-Alter und hat wenig Bock, überhaupt mit Onkel Dagobert ins Gespräch zu kommen. Als dem reichsten Mann der Welt ein Familienfoto aus der Tasche fällt und der unreife Kai-Hagen darauf die blonde Dolly entdeckt, trifft ihn augenblicklich Amors Pfeil. Um mit Kai-Hagen einen Deal über das Instrument auszuhandeln, spannt Onkel Dagobert seine "Enkelin" Dolly Duck ein, die mit dem spätpubertierenden Burschen ein Date am Samstagabend verabreden soll. Doch ausgerechnet am gleichen Abend findet an der Uni eine angesagte Studenten-Party statt, die Dolly um keinen Preis verpassen will. Hin- und hergerissen holt sie sich technische Hilfe bei einem schüchternen Kommilitonen und setzt alles daran, dass ihr doppeltes Spiel nicht auffliegt.
"Doppelt gemoppelt" ist eine sehr nette Geschichte von Vito Stabile und Emilio Urbano, in der die quietschfidele Dolly Duck die Hauptrolle übernehmen darf, um mit der Story eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen. Als Studentin im Stress zwischen Hörsaal und Hauspartys verkörpert Dolly eine moderne, selbstbewusste Figur, die sich im Alltag arrangieren muss. Dass sie eigentlich ihr Studium vorantreiben muss und nicht nur ihr Privatleben dominiert, geht ein bisschen unter, aber es macht auf jeden Fall Spaß, Dolly zu begleiten. Die Geschichte hält dann überraschenderweise doch noch einige Figuren bereit, die zwar gut gemeint sind, denen es jedoch an Raum für Entfaltung mangelt. Dollys Zimmergenossin, der smarte IT-Student und die hippe Hip-Hopperin werden nicht großartig eingeführt, sondern erfüllen nur ihren Zweck. Das ist schade, weil die Interaktionen der Figuren dadurch ein bisschen farblos, um nicht zu sagen blutleer erscheinen. Das gilt meines Erachtens auch und gerade für den arroganten Kai-Hagen, der darunter leidet, stets seinen Willen durchzusetzen, es aber nie schafft, sich ausdauernd mit einer liebgewonnenen Sache zu beschäftigen. So wird es dann doch nix mit einer Beziehung zu Dolly Duck, die mit ihren schönen Augen bereits einen anderen Kerl klargemacht hat...
Lustige und unterhaltsame Geschichte, bei der der Roboter-Anteil eindeutig zu hoch und zu nervig ist und das "Zur-gleichen-Zeit-an-verschiedenen-Orten-sein"-Problem zwar nicht neu, aber sehr lebendig umgesetzt ist. Zudem gibt es ansprechende Zeichnungen von Emilio Urbano, der die jungen Charaktere komplett durchdesignt hat.
Der alternde Medienmogul Morduk will sich langsam aber sicher zur Ruhe setzen, denn er ist gleichzeitig der amtierende Präsident des Entenhausener Milliardärsklubs. Daher steht es ihm zu, über das Procedere zu entscheiden, wie sein Nachfolger bestimmt werden und unter welchen Bedingungen die Wahl erfolgen soll. Seine Manager und Berater eines knalligen Lifestyle-Magazins wittern ihre große Chance, die Massen vor den Fernsehern zu begeistern und wollen den ganz großen medialen Turn hinlegen. Um endlich einmal ungeschönte Einblicke in die Welt der Superreichen zu erhaschen und die steinreichen Milliardäre der Stadt durch ihren Alltag zu begleiten, organisiert Murdock zusammen mit seinem Sender eine groß angelegte Fernsehabstimmung. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen mit ihrer Stimme entscheiden, wer künftig das präsidiale Amt im Milliardärsklub übernehmen soll. Ausgerechnet der hartgesottene Marc Enclauh, der bekanntlich mit allen Tricks um die Ecke kommt, um seine Ziele zu erreichen, will nun seinen Wohnsitz nach Entenhausen verlegen, um wählbar zu sein. Wie zu erwarten war, will der alteingesessene Klaas Klever sofort dagegenhalten – nur Onkel Dagobert gibt sich ruhig und gelassen. Er hat nicht vor, seinen Zylinder in den Ring zu werfen, und spekuliert auf eine Einsicht von Morduk.
Als diese ausbleibt, entschließt sich Onkel Dagobert dann doch noch, an dem medienwirksamen Wettkampf teilzunehmen und trommelt seine Familie zusammen. Im Verlauf der nächsten Tage und Wochen geht es drunter und drüber in Entenhausen, da die Fernsehmacher alles dafür tun, das Publikum bei Laune zu halten und Zank und Zoff anzuzetteln. Während sich die altklugen Milliardäre gegenseitig piesacken, interessieren sich Tick, Trick und Track für einen weiteren Kandidaten, dessen Namen kaum einer kennt. Alle Teilnehmer verfolgen zwar ihre eigene Strategie zum spektakulären Sieg, doch als Leser wird einem schnell klar, dass Medienmogul Morduk mit seiner Gang die Strippen in der Hand hat und die anderen wie Puppen tanzen lässt.
Nach der quälend langen ersten Hälfte dieses Bandes, die fast nur aus quälend kurzen Storys besteht, trumpft die zweite Hälfte mit der 126-seitigen Geschichte "Die Megareichen" auf. Die Handlung erstreckt sich über fünf Teile, die mehr oder weniger durch den roten Faden der TV-Show zusammengehalten werden. So lacht man jedes Mal aufs Neue über die beknackten Moderatoren und die Szenen hinter den Kulissen, die voller Running Gags stecken. Abseits der Komik bemerkt man jedoch schnell, dass die gesamte Story eine riesige Gesellschaftssatire ist und Entenhausen als Karikatur der realen Welt darstellt. Wie unschwer zu erkennen ist, spielt der greise TV-Unternehmer auf den umtriebigen Rupert Murdock an und in Zeiten zunehmender Politikverdrossenheit ist es regelrecht eine Farce, die Leute am Fernsehbildschirm über eine Wahl entscheiden zu lassen. Alles in allem klappt das ziemlich gut; vor allem der Boulevard-Journalismus, sein ewig nervtötendes Infotainment und die unverhohlene Gier nach kurzen, sensationslüsternen Schlagzeilen wird auf sehr humorvolle Art durch den Kakao gezogen. Außerdem spielen Fakenews und Beeinflussung in den sozialen Netzwerken eine nicht unerhebliche Rolle: Wer heute der absolute Favorit ist, kann morgen abgeschlagen hinten liegen – und umgekehrt.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die relativ junge Figur des betrügerischen Marc Enclauh, die bisher nur bei Marco Gervasios neuer Phantomias-Heldensaga auftauchte, nun ein für alle Mal in Entenhausen angekommen zu sein scheint. Als Einzelkämpfer mit eingekauften Einfaltspinseln an der Seite steht er selbstredend viel schlechter dar als ein Dagobert Duck, der trotz seines Hangs zur Sparsamkeit auf die Hilfe seiner Freunde und Verwandten setzen kann. Und Klaas Klever hat immerhin eine Menge Erfahrung darin, wie man unliebsame Konkurrenten aus dem Spiel nimmt und die Gunst der Massen für sich gewinnt.
Highlight!
Wie sieht das Fazit zu LTB 570 aus?
Das Lustige Taschenbuch 570 "Donalds Geheimnis" wird von der ultralangen Geschichte "Die Megareichen" dominiert, die mit ihren 126 Seiten die Hälfte des Bandes einnimmt. Diese Story ist auf jeden Fall unterhaltsam und funktioniert gut als ausgeklügelte Parodie und Satire, die uns allen den Spiegel vorhält. Andererseits fühlt sie sich unverhältnismäßig lang und dadurch überspannt an, da man eigentlich schon nach dem zweiten Teil wissen will, wie der medial zelebrierte Wettstreit denn nun ausgeht, man aber vor dem Finale (das nicht einmal ein gigantischer Knüller ist) noch zwei quälende Kapitel vor sich hat. Das bietet in der Theorie jedem Superreichen mehr als genügend Platz, verliert sich in der Praxis meiner Meinung nach in eher zusammenhanglosen Nebenkriegsschauplätzen. Der ein oder andere schnelle Szenenwechsel hat mich dann auch überfordert. Der für die dynamischen Zeichnungen verantwortliche Alessandro Perina kann hier figurentechnisch aus den Vollen schöpfen und beinahe das gesamte Tableau bedienen, immer mal wieder wird auch mit den Perspektiven getrickst, was ziemlich witzig ist.
Auf dem zweiten und dritten Platz befinden sich – es wird kaum jemanden überraschen – die 50-seitige Maus-Geschichte und die immerhin nicht total kurze Alltagsgeschichte aus Dollys-Dating-Diary. Beide Geschichten lesen sich flüssig und schaffen es, mich mitzunehmen – offenbaren jedoch auch einige Schwächen und fühlen sich nicht perfekt durchdekliniert an. So hätte ich mir bei dem Rätselraten mit Mack und Muck viel mehr schaurige Mystery-Elemente gewünscht, bei Dolly Duck mehr Zeit für die einzelnen Figuren und deren Einstellung zu Dolly selbst. Dass man hier krampfhaft einen Roboter-Klon heranziehen musste, wirkte auf mich faul und einfallslos. Gleiches gilt übrigens für die total banalen deutschen Titel der Geschichten und die völlig unpassenden deutschen Namen der Nebenfiguren ("Huber", "Kai-Hagen"?!).
Ansonsten gab es viel belanglose Geschichten, die meistens für kleinere Lacher gut waren, die man jedoch schnell wieder vergisst. Die Rückkehr von Destruktor in der verkorksten Titelgeschichte hätte es in dieser Form nicht gebraucht: Ein durchgedrehter Schuss in den Ofen.
Die Platzierungen im Detail:
1. Die Megareichen
2. Der Nachtfalter
3. Doppelt gemoppelt
4. Viel Streik um Nichts
5. König des Chaos: Der Musterknabe
6. Donalds Geheimnis
7. Hat's geschmeckt: Achtsam essen
8. Entenhausen bei Nacht: Anfängerfehler unter Profis
9. Anti-Stress-Training
Zuletzt aktualisiert: 25.07.2023, 23:10