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Rezension: LTB 568 - Wo ist der Schnee?

Cover
"Wo ist der Schnee?", wundern sich die Ducks in LTB 568, während sie auf der grüngrasigen Wiese mit Skibrettern unter den Füßen und Schlitten unterm Allerwertesten auf ihr Wintervergnügen hoffen. Ob sie das dann allerdings in Schneehalden finden oder aufgrund des Klimawandels mit einem Waldspaziergang vorliebnehmen müssen, zeigt die Titelgeschichte von Carlo Panaro und Fernando Güell.

Das Klima wandelt sich auch in Entenhausen, und zwar in eines des Schreckens. Schuld daran ist ein monsterhaftes Untier, das in der Nacht herumstreift. Micky und Kommissar Hunter gehen dem nach, während Goofy mit Onkel Einkorn an einem Wachstumsmittelchen herumexperimentiert (Casty / Faccini). Die Panzerknacker wiederum quälen sich mit einer selbstfahrenden Klapperkiste, pardon, Hightechauto, ab, welches ihre Nerven und technischen Fähigkeiten ganz schön strapaziert (Bosco / Soldati). Weit weniger technisch geht es diesmal der Erste Phantomias an. Auf der schönen Insel Ocalulu findet sich der maskierte Gentlemandieb nämlich unversehens ohne Maskenvielfalt und Spezialausrüstung wieder. Ob er sich da wohl der geballten Übermacht der Polizei erwehren kann (Gervasio)?

Alessandro Sisti und Massimo Fecchi zeigen, wie Donald als Pilot und Koch in einer Person Speisen in fliegender Eleganz zusammenköchelt. Bis ein Unwetter ihm den Strich durch die Essensrechnung macht und er mit allen Fressalien in der Arktis abschmiert. Ob das neue LTB hingegen abhebt und sich vom schreienden Schneemangel zum Dauerbrenner wandelt, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.

Von McDuck


Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Wo ist der Schnee? A: Carlo Panaro; Z: Fernando Güell 2023 25 Verpatzter Auftakt
Fesch frisiert A + Z: Alessio Coppola 2017 1 Puh!
Die Glückspilz-Lotterie A: Massimiliano Valentini; Z: Federico Franzò 2022 10 Glückspilz als Glücksbringer
Duell der Diener A: Giorgio Fontana; Z: Andrea Malgeri 2019 26 Zermürbender Zank und Zoff
Post von Amor A: Pietro Zemelo; Z: Marco Mazzarello 2015 28 Hetze mit Herz
Einfach nicht zu bremsen A: Marco Bosco; Z: Giampaolo Soldati 2022 22 Anstrenge Autostory
Vorbereitung ist alles! A: Gabriele Panini; Z: Maurizio Amendola 2021 6 Häh plus Bäh!
Der Mann ohne Maske A + Z: Marco Gervasio 2017 28 Phantomias übertrifft sich selbst
Das Gigagranulat A: Casty; Z: Enrico Faccini 2021 34 Süße Mega-Mieze
Die höchste Liga der Geschäftswelt A: Carlo Panaro; Z: Alessia Martusciello 2013 28 Krampfiger Kuno-Comic
Gegen den Strom A: Rudy Salvagnini; Z: Francesco Guerrini 2020 14 Strömende Komik
Fliegende Küche A: Alessandro Sisti; Z: Massimo Fecchi 2022 28 Über den Wolken wird das Essen köstlich sein




Was verspricht die Aufmachung des Bandes?

Cover Zunächst ist es eine gewinnbringende Idee, nicht wie so oft ein eisiges Wintercover zu gestalten und nach LTB 503 und 555 schon zum dritten Mal Donald auf die Skipiste zu stellen, sondern mal den Klimawandel zu thematisieren. Nett außerdem, mal wieder eine Frage aufs Cover zu setzen. Das hatten wir bisher lediglich sieben Mal, das letzte Mal bei LTB 542.

Davon ausgehend verspricht das LTB so einiges. Anzumerken bleibt allerdings, dass ich das Cover nicht ganz so gut gelungen finde. Im Vergleich zu früheren Winter-LTBs ist es etwas arg quietschebunt. Warum der Geldspeicher im Hintergrund prangt, erschließt sich nicht. Die Blumen und Schmetterlinge auf dem Cover wirken derart frühlingshaft und – trotz der zu warmen Temperaturen – unpassend, dass man eigentlich nur meinen kann, die Ducks hätten sich in der Jahreszeit geirrt. Der Anblick ist jedenfalls scheinbar so erschreckend, dass die Neffen nicht anders können, als die Hände vor die Augen zu halten und laut zu schreien (sehr erwachsen!).




Wer ist am Schneemangel in Schneehalden schuld?

Donald und die Würmlinge wollen sich auch dieses Jahr gemeinsam mit Daisy auf die Piste in Schneehalden stürzen – aber dieses Jahr bleibt der Schnee aus und Daisy gleich ganz zuhaus. Während Donald noch missmutig die viel zu grüne Botanik mustert, entdecken seine Neffen die Freuden der Bergwelt auch ohne Schnee für sich und einiges, was des Fotografierens wert ist. Unter anderem die vorwitzige Füchsin Susi, die die drei Fiesel gleich in ihre Herzen schließen. Als Susi aber nach einem Wutanfall Donalds erschreckt flüchtet, heißt es, sie wieder zu finden. Dabei stoßen die Ducks auf einen mysteriösen Steinhaufen und gleich darauf auf einen verrückten Wissenschaftler, der sich auf die Wetterfahne schreibt, den Winter abzuschaffen. Bloß: Wie können die Ducks den aufhalten?



Wer meint, er bekomme mit dieser Geschichte ein Plädoyer für Umweltschutz und entschlosseneren Kampf gegen den Klimawandel geliefert, den muss ich leider enttäuschen. Was in den 1980ern noch möglich war, wo Giorgio Pezzin eine ganze Reihe Geschichten geschrieben hat, die auf Umweltzerstörung aufmerksam machen, scheint heute (zumindest in egmontscher Produktion) nicht mehr zu gehen. Vertane Chance – wo doch seit Entengedenken mal eine Titelgeschichte eines Winter-LTBs keine heutzutage leider völlig unrealistischen weißen Wunderlandschaften bietet, sondern die Klimaerwärmung zumindest anspricht. Beim kurzen Exkurs zu Anfang bleibt es dann aber auch, weil es das Klischee des oberbösen Professors mit Kindheitstrauma sein muss, dem die ganze Chose in die Schuhe geschoben wird. Bloß doof, dass ein schneehassender Wissenschaftler schon in mindestens einer weiteren Geschichte vorkommt, nämlich in der Story "Eiskalt erwischt" aus LTB 463, die dieses Jahr in LTB Winter 5 nachgedruckt wurde.

Carlo Panaro liefert somit unterdurchschnittliche Kost ab und das Ende ist beim ersten Anblick des Professors schon so vorhersehbar wie bei mir der fehlende Schnee an Weihnachten. Weniger vorhersehbar, dafür umso merkwürdiger ist, dass Daisy gar keine Rolle für die Handlung spielt, auch wenn sie angesprochen wird. Einziger Lichtblick bleibt die Füchsin Susi, die mich gleich an die Kojotin Suzanna in der Comicserie "Die Legende von Micky Kid" erinnert hat. Dennoch bleibt sie hinter ihrem Potenzial und ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Fernando Güells Zeichnungen holen da auch nicht mehr viel raus. Schade!




Wie schlägt sich der Erste Phantomias ohne seine Spezialausrüstung?

Gentlemandieb Lord Quackett weilt auf Ocalulu in Hawaii, während seine treue Detta zuhause vorschwindelt, er liege mit Fieber im Bett. In Gestalt von Graf Greif, der Diamanten schmuggelt, will der Erste Phantomias die heiße Ware an sich bringen und einen neuen Gaunercoup landen. Nur scheint er sich die Finger ordentlich zu verbrennen, denn plötzlich taucht die Polizei auf. Die Ordnungshüter haben vom Diamantenschmuggel erfahren und wollen den vermeintlichen Grafen dingfest machen. Phantomias hat keine Wahl, wenn er nicht demaskiert werden will, und rettet sich durch einen Sprung über die Klippen. Doch jetzt steht er ohne Ausrüstung und Masken da. Und bald wissen alle Polizisten der Insel und auch Kommissar Pinkus, dass Phantomias auf der Insel unterwegs ist.



Nach der in meinen Augen ziemlich durchwachsenen letzten Episode, bei der sich eine durchaus fragwürdige Moral mit legendenhaften Plotlöchern gepaart hat, startet Gervasio in dieser Episode wieder voll durch. Und damit meine ich nicht nur das Motorrad, auf das er seinen Helden diesmal setzt. Denn auch abseits der Konfrontation von Lord Quackett mit der Motorradgang, die für mich das absolute Highlight dieser an Spannung und Wortwitzen reichen Episode ist, schafft es Gervasio, eine gut aufgebaute Story zu schreiben, die das Potenzial Lord Quacketts vollkommen ausschöpft. Seine Gewandtheit, Sportlichkeit und Schlagfertigkeit kommen auch ohne die technischen Spielereien voll zu tragen und mit dem rapide ausgetüftelten Plan ist er der Polizei mal wieder nicht nur um eine Schnabellänge voraus.

Ihm gelingt es, die Schwächen seiner Gegner zu durchschauen und deren Überheblichkeit auszunutzen. Nicht nur Kommissar Pinkus, auch der örtliche Inselkommissar sind so davon überzeugt, dass ihnen die Festnahme des gesuchten Gentlemandiebs gelingen wird, dass sie das Wesentlichste übersehen. Ihnen dämmert bis ganz zuletzt nicht, welches falsches Spiel Phantomias da vor ihren Nasen treibt. Sie fokussieren sich auf die Spur, die gut sichtbar vor ihren Augen liegt und sie auf falsche Fährten lockt und vernachlässigen dabei wesentliche andere Fragen, etwa das Auftauchen eines gewissen Matrosen im Polizeipräsidium. Der Erste Phantomias tritt dabei gut erkennbar in die Rolle des Rächers ein und gleicht damit seinem Nachfolger in dieser Rolle, Donald. Denn auch Donald musste sich am Anfang in dieser Rolle gegen scheinbar übermächtige Gegner zur Wehr setzen und war dabei ganz auf sein Köpfchen angewiesen. Superwaffen hatte er da kaum bei der Hand. Gervasio verdeutlicht diese Verknüpfung, indem er Lord Quackett in "Mann ohne Maske" in dieselbe Kluft steckt, die Donald immer trägt.

Fazit: Eine lesenswerte Legende, nicht nur für Freunde von Gervasios Fantomius.




Wie gigantisch ist die Gefahr, die Entenhausen des Nachts durchstreift?

Goofy hat in seinem Haus seinen verschrobenen Onkel Einkorn und dessen Katze Emmi aufgenommen. Einkorn lässt sich nicht vom Experimentieren abhalten, was zu Explosionen führt, aber Goofy nicht groß stört. Stören tut allerdings die putzige Mietze Emmi, und zwar Pluto, der sie jedes Mal anbellt. Micky wiederum stört ein Monster, das die nächtlichen Entenhausener Straßen unsicher macht und die Einwohner zu Tode ängstigt. Gemeinsam mit Kommissar Hunter will er das seltsame Wesen, wohl eine Mischung zwischen Riesenschlange und Tiger, einfangen und mit Kamillenessenz ruhigstellen. Nur Pluto ist es aber, der das gigantische Geschöpf tatsächlich sieht und verfolgt – bis zu Goofys Haus. In der folgenden Nacht wiederholt sich der Spuk und bei Micky keimt ein Verdacht, der mit Einkorns neuester Erfindung, dem geheimnisvollen Gigagranulat, und mit Fellknäuel Emmi zu tun hat...



Man nehme eine Story mit Katzen und als Zeichner Enrico Faccini, dann kommt heraus ein schmuseweiches, miauendes Tier zum Gernhaben. So gesehen bei den Geschichten um Donalds Kater Schnurri alias Amadeo, und in dieser Geschichte ist Emmi eine ausgesprochen süße Ausgestaltung der Gattung Stubentiger, selbst wenn sie zu gigantischer Größe mutiert. Zu den ansprechenden Zeichnungen Faccinis gesellt sich ein ziemlich nettes, wenn auch braves Skript von Mausmeister Casty. Casty kam in den letzten LTBs als Autor deutlich seltener vor als auch schon. Die letzte von ihm geschriebene Geschichte erschien vor eineinhalb Jahren in Nummer 549. Demzufolge durfte man diese Geschichte mit gewisser Vorfreude erwarten und Casty enttäuscht auch nicht, sondern liefert eine solide und ausgewogene Mischung zwischen einer kleinen Kriminalgeschichte, einer launigen Gagstory und dem Anflug einer Horrorfabel ("Hilfe! Das Monster!"), die aber nie so richtig ernst wird. Gerade am letzten Punkt hätte man wohl noch ansetzen können und ein wenig mehr unheimliche, monsterhafte Stimmung aus der Geschichte herausholen können, wobei für solche Zwecke Faccinis Zeichnungen wohl zu lieblich sind. Sie unterstreichen eher den spielerischen Grundton der Geschichte.



Vom mysteriösen Ausgangspunkt des unbekannten Grauens in den Straßen der schlafenden Stadt entwickelt sich die Geschichte, kaum dass Micky das Geheimnis gelüftet hat, zu einer äußerst witzigen Aneinanderreihung von Monsterfilmklischees, und auch das Ende ist durchaus gelungen. Wieder einmal zeigt Casty, dass er die Gefahren technischen Fortschritts und von Erfindungen abzuschätzen und zu problematisieren versteht wie kaum ein anderer LTB-Künstler. Anzumerken bleibt allerdings, dass die Geschichte ein wenig zu vorhersehbar ist. Vergeblich wartet man auf einen unvorhersehbaren Plottwist, den Casty an den Schnurrhaaren herbeizieht. Goofys Onkel reiht sich in die Riege von schrulligen und liebenswerten Verwandten ein, hat in der Geschichte aber verhältnismäßig wenig Platz, um sich zu entfalten.

Unterm Strich eine maunztastische Mausgeschichte, bei der kleine Mankos wie die mangelhafte Monsterstimmung nicht groß ins Gewicht fallen.




Warum muss Donald Onkel Dagoberts Forscher mit fliegenden Fressalien versorgen?

Donald muss mal wieder undankbare Botendienste für seinen Onkel erledigen und eine Probe aus der Arktis holen. Da klappern ihm schonmal die Zähne vor Kälte, die er anschließend gerne in warmes Essen versenken würde. Bloß – die Suppe schmeckt so schrecklich, wie sie aussieht. Die Wissenschaftler mögen zwar brillante Eisproben-Erbohrer sein, aber von der Küche haben sie keinen blassen Schimmer. Glücklicherweise kann Donald als Koch niemand etwas vormachen, also stellt er sich an den Herd und brutzelt für die Belegschaft deftige Hausmannskost. Das Ganze spricht sich herum und binnen kurzem proben Dagoberts Wissenschaftler auf der ganzen Welt Aufstand, wenn sie nicht vernünftiges Essen geliefert bekommen. Also spannt der grantige Geizkragen seinen Neffen ein, der mit einem Flugzeug alle bertelschen Forschungsstationen abklappern und punktgenau das Essen servieren soll, welches er unterwegs zusammenrührt. Zunächst geht alles gut, aber allmählich steigt der Stress und schließlich kommt ein Flugzeugabsturz hinzu.



Massimo Fecchi darf nun schon seit zwei Jahren auch für Panini arbeiten und italienische Skripts umsetzen. Dies ist, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, eine ziemliche Bereicherung für sein ausgesprochenes zeichnerisches Talent, das sich hier in wunderschönen Landschaften zeigt. Denn während Egmont-Geschichten von ihm zwar schöne Bilder bieten, leiden sie doch oft an seltsamen Skripts, die einen kopfschüttelnd zurücklassen. In Italien bekommt Fecchi bessere Skripts zum Umsetzen. Die letzte "italienische" Fecchi-Story im LTB, "Das Glück liegt auf Eis", hat immerhin einige interessante und ungewohnte Aspekte geboten. Diese Geschichte schlägt sich noch besser und trumpft mit einem Skript von Alessandro Sisti auf, der mit seinen durchdachten, oft gelungenen Storys auffällt. So auch diesmal, wo unterm Strich eine solide Geschichte mit einigen neuen Ideen rausschaut. Gewiss, mir gingen nach einiger Zeit die verwöhnten Forscher, die am Essen rummäkeln, und Dagoberts Sklaventreibermanier ganz schön auf den Senkel. Aber da ist man ja Ärgeres gewohnt. Andererseits hat Donald in der Geschichte seine wunderbaren Momente, die die Geschichte wirklich lesenswert machen. In der Rolle als Meisterkoch weiß er wirklich zu gefallen und die Rückblende auf seine Jugend rundet die Kochbegeisterung wunderbar ab. Obwohl er außerordentlich gefordert ist, ist er weder der ewige Pechvogel noch der unfähige Idiot wie in vielen Geschichten, sondern will eigentlich nur Wissenschaftler wie Onkel bestmöglich zufriedenstellen. Nett fand ich außerdem den Gag mit dem Entenhausener Maisbrei, der nur mit echtem Entenhausener Mais zubereitet werden darf.

Fazit: Gelungene Flugeinlage und köstliche Kochgeschichte, die zu munden weiß.




Schaffen die Panzerknacker mit einem selbstfahrenden Auto den perfekten Bruch?

Verständnis für Technik gehört nicht gerade zu den Stärken der drei Herren im roten Pulli, denn dafür haben sie ja Familiengenie IQ. Dennoch müssen sich die Panzerknacker mit einem selbstfahrenden Auto anfreunden, das sie flugs gemopst haben und das ihnen beim Einbruch in die Diamantenbank helfen soll. Der Plan ist simpel: Anstelle von Opa Knack, der im Urlaub weilt, soll das technische Wunderwerk als Fluchtfahrzeug sie sicher in ihr Versteck führen. Bloß: Die Knacker kommen auf ihrer Flucht mit dem Fahrzeug nicht so ganz zurecht.



Ebenfalls nicht so ganz zurecht komme ich mit der Story, die insgesamt einfach zu ausgelutscht ist in ihrer Verkettung der Ereignisse. Die Panzerknacker schwanken ohne erkennbaren Grund zwischen ziemlich blöde und doch ganz schön fähig und scheitern wie so oft an einer lässlichen Kleinigkeit. Insgesamt einfach zu vorhersehbar, obwohl durchaus das Potenzial da gewesen wäre, mehr daraus zu machen. Selbstfahrende Autos wurden immerhin noch nicht übermäßig oft in Disney-Comics thematisiert und wenn dann meist in anderem Zusammenhang, etwa mit einer neuen Erfindung Düsentriebs und Geschäftsidee Dagoberts. In dieser Geschichte wird aber über Herkunft und Programmierung der künstlichen Intelligenz kaum ein Wort verloren. Schade!

Unterm Strich eine durchwachsene Gaunerkomödie mit ordentlich Luft nach oben.




Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?

Franz häufig in der Konditorei vorzufinden, ist wirklich keine Überraschung. Ratlos bleibt der Konditor allerdings zurück, als Leckerschnabel Franz, sonst gemeinhin kein Kostverächter, nur zehn Stück Kuchen bestellt. Auch Dussel ist überrascht, der gerade des Weges kommt. Der Familienchaot schafft es, Franz zu entlocken, dass er sich in eine hübsche Dame verguckt hat, sich aber nicht traut, ihr seine Liebe zu gestehen. Stattdessen schreibt Franz einen Brief. Das strengt an, also schläft er ein. Während Franz genüsslich schnarcht, nimmt sich Dussel der Sache an und das – wie zu erwarten – ist dem schüchternen Langschläfer auch nicht recht. Es entbrennt eine wilde Hatz, bei der sich Franz auf dem Rad über Gebühr anstrengt, nur damit er den Brief an sich bringt, bevor ihn seine Angebetete liest.



"Post von Amor" liest sich viel zu abgedreht und seltsam für meinen Geschmack, der sich hier eine etwas weniger schräge Verfolgungsjagd gewünscht hätte. Zudem stehen Hetze und Schläfchen (nicht nur von Franz, auch von Dussel!) völlig unvermittelt und motivationslos nebeneinander, wie zwei nicht zusammengehörende Gummistiefel. Gerade bei dieser Geschichte wäre etwas mehr Erklärung und weniger Absurdes zu wünschen gewesen. Die Romanze wird jedenfalls durch Dussels Eingreifen zeitweilig derartig in den Hintergrund gedrängt und durch platte Irrwitzigkeiten ersetzt, dass ich ein wenig den Kopf schütteln musste. Dabei sollte die Romanze und der verliebte Franz eigentlich den absoluten Schwerpunkt der Geschichte bilden. Zumindest hat mir nicht nur eine Passage lediglich Kopfschütteln entlockt. Drastischer Durchfaller also? Nun – nein, und zwar wegen dem zuckersüßen Ende, das alle vorigen Probleme vergessen lässt. Das bietet zudem eine richtig schöne Botschaft, die man sich heutzutage ruhig mal ganz tief zu Herzen nehmen darf.

Dies ist nicht die erste Geschichte mit einem verliebten Franz, aber die Romanze zwischen ihm und seiner bis zum Schluss ungenannten Herzensdame ist die ansprechendste, an die ich mich erinnern kann. Jedenfalls gefällt sie mir um Welten besser als das kurze Intermezzo mit Susi Schwan alias Lissy Eisbär, die Franz schon in LTB 350 und 401 den Kopf verdreht hat.

Fazit: Absurde Hetze mit zu Herzen gehendem Hach-Finale.




Welche Geschichte ließ mich laut loslachen?

Primus ist in "Gegen den Strom" damit beschäftigt, einen pimpillionenseitigen Vortrag über die Nützlichkeit von Messer und Gabel zu verfassen, als plötzlich der Strom ausfällt. Der Klassiker, denn der zerstreute Gelehrte hat sein Traktat gar nicht abgespeichert. Er sieht schon üble Mächte am Werk, doch auf einen Hinweis Donalds hin fällt ihm auf, dass er die Stromrechnung nicht bezahlt hat. Also heißt es, den Weg zum E-Werk und dann noch zur Bank zu beschreiten. Aber so langsam die Mühlen der Bürokratie auch mahlen, sind sie doch nichts gegen den Wortschwall des Professors, der die Geduld aller Beteiligten klitzeklein zermahlt.



Zermahlt hat er aber nicht meine große Freude über die Geschichte, deren grandioser Humor sich kataklysmisch Bahn bricht und mich förmlich überrollt hat. Die philosophischen Exkurse von Primus sind ebenso hinreißend wie die zunehmende Verzweiflung der Schalterbeamten, die doch eigentlich nur wissen wollten, was der Professor von ihnen möchte. In gelungener Weise werden hier die Rollen vertauscht. Die Beamten, sonst stoische Bewahrer der Ordnung, an denen alle Bitten der Bürgen abprallen, verzweifeln hier. Primus driftet in eigentlich absurde Diskussionen und Theorien ab, bleibt aber stets wissenschaftlich ernst und denkt, die anderen würden seine Ergüsse genauso schätzen wie er selbst. Gelungen finde ich zudem, dass Primus hier noch stärker als in vielen anderen Geschichten die Wissensproduktion in den Vordergrund stellt, ohne dass er je das Gefühl hat, es gäbe ein Ende seiner eifrigen Forschungen. Donald wiederum übernimmt ganz konträr die Rolle desjenigen, der Primus mit sachten Hinweisen in die richtigen Bahnen stupst. Gelungen!

Dazu kommen all die witzigen Details, die Guerrini mal weder in den Bildern versteckt hat. Die Geschichte hat genau die richtige Länge und Stimmung, um ihren Auftrag als Gagstory überzuerfüllen und nicht alles zum Gähnen auszuwalzen. Sie dürfte auch Nicht-Absolventen des Studienfachs "Philosophisches Fabulieren" an der Primus-von-Quack-Akademie durchaus gefallen.

Leckerbissen mit Lachgarantie.




Bei welchen Geschichten bleibt der Unterhaltungswert auf der Strecke?

Die Zankerei ihrer beiden Chefs bringt Baptist und Anwantzer zum Stöhnen, denn wenn zwischen den beiden Multimilliardären die Fetzen fliegen, bedeutet das hinterher noch mehr Arbeit für die beiden geplagten Bediensteten. Also tun sie sich zusammen, um der Streiterei ein Ende zu setzen. Bloß blöd, dass sich die beiden plötzlich selbst nicht mehr grün sind. Ausgerechnet Klaas Klever ist nun vernünftig und schlägt einen Wettkampf vor, ein "Duell der Diener". Vier Aufgaben sollen entscheiden, ob Anwantzer oder Baptist sich künftig zur Crème de la Crème der Angestellten zählen dürfen.



Das Duell der LTB-Geschichten gewinnt diese schonmal nicht. Giorgio Fontana schafft es erstaunlicherweise, fast jede Figur ziemlich unausstehlich zu machen und deren Motivationen kaum schlüssig nachvollziehbar zu machen. Am besten schlägt sich seltsamerweise noch Klever, der, als es darauf ankommt, vernünftig ist. Dagobert hingegen erwirbt sich als Streithammel und Butlerschikanierer vom Dienst wahrlich keine Sympathie und ich hätte es ihm gegönnt, wenn er ordentlich hätte blechen müssen, so sehr führt er sich auf. Aber der Tiefpunkt ist die unangenehme und völlig an den Haaren herbeigezogene Zwietracht zwischen Anwantzer und Baptist. Im Wettkampf selber werden die Stärken und Schwächen der beiden Kontrahenten sehr unglaubwürdig dargestellt. Grausig!



Nach dem Motto "schlimmer geht immer" liefern Gabriele Panini und Maurizio Amendola mit "Vorbereitung ist alles!" den absoluten Tiefpunkt des Bandes. Das Phantom plant bei Nacht seinen morgigen Beutezug, aus welchen Gründen auch immer direkt vor dem Objekt der Begierde, bis ihm eine Entenhausener Maus in die Quere kommt – und nein, es ist nicht Micky.

Ausgewalzte Lächerlichkeit ohne Hand und Fuß, dafür mit zwei völlig belanglosen, nichts zur Handlung beitragenden Pseudo-Gaunern. Schade, dass das Phantom, nachdem wir es in der neuen Phantom-Saga von Marco Nucci und Casty schon in voller Bösartigkeit erleben durften, in diesem LTB wieder auf die Rolle eines Dorftrottels reduziert wird.




Was gibt es sonst zum Band zu sagen?

Donald hat sein Haus unter Wasser gesetzt und die Ferien für sich und die Würmlinge abgeblasen, um die Klempnerrechnung abzustottern. Trotzdem hilft er noch Gustav, seine Gewinne zu ordnen, der ihn dafür an seiner "Glückspilz-Lotterie" teilhaben lässt. Donald gewinnt mit der Nummer 313 den Jackpot – eher langweilige Geschichte von Massimiliano Valentini, in der aber immerhin Gustav sich zum Glücksbringer mausert und hohe Punkte auf der Sympathieskala gewinnt. Die Geschichte reiht sich damit ein in den Trend, Gustav sympathischer darzustellen, den wir schon im letzten LTB mit "Viel Glück!" beobachten durften. Die letzten zwei Seiten ließen mich zumindest lächeln.



Lächeln will auch Donald, da er endlich mal das Geld hat, um die Schulden bei seinem Onkel zu begleichen. Gar nicht zum Lächeln findet das allerdings Dagobert, der sich um seinen Münzpolierer gebracht sieht. Auf einen Rat von Baptist hin setzt der Zylinderträger tatsächlich eine Annonce in die Zeitung, doch nur Kuno Knäul erklärt sich bereit, für ihn gratis zu arbeiten. Kuno möchte Geschäftsgeheimnisse ausspähen und in "Die höchste Liga der Geschäftswelt" aufsteigen, doch dann schaltet sich Klever ein.



Das einzig Positive, das ich an der Geschichte sehe, ist die Abgrenzung des (in wesentlichen Momenten) geradlinigen, ehrlichen Kunos gegen den intriganten Klever, der mal wieder zu heftigsten Maßnahmen schreitet, um seinem Dauerkonkurrenten mit Zylinder das Geschäft zu vermasseln. Störend empfand ich allerdings Kunos Einsatz als Münzpolierer, der mir so gar nicht zur Figur passen will, und dass Kuno im Verhältnis zu etlichen Auftritten gemeinsam mit Gitta erschreckend farblos bleibt. Alles in allem eine mediokre Mischkulanz mit nicht übermäßig überzeugender Figurenkombi, bei der der Spaß auf der Strecke bleibt.

Der obligate Einseiter wiederum zeigt Gitta bei der Friseurin und beim Versuch, "Fesch frisiert" ihren Bertilieb mit neuer Haarpracht zu bezirzen. Ob ihr das gelingt, wage ich stark zu bezweifeln. Mich hat der Einseiter jedenfalls nicht bezirzt und wenn Gitta mich mit so einer Haarpracht beglücken würde, würde ich eher schreiend flüchten.




Welche Details kann man schnell übersehen?

Primus von Quack doziert in seinen philosophischen Reflexionen über Hauenschopper und Hegelquack, womit er auf die deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer und Georg Wilhelm Friedrich Hegel anspielt, und erwähnt den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

An den Wänden des Entenhausener E-Werks entdeckt man Anspielungen auf Benjamin Franklin, Luigi Galvani, Thomas Alva Edison, André-Marie Ampère und Nikola Tesla, die alle für revolutionäre Entdeckungen in der Erforschung der Elektrizität bekannt sind.

Primus' Laptop hängt gar nicht am Strom, um den es doch eigentlich geht.

Das Aromikum, wonach die Forscher in der Arktis bohren, erinnert an das Bombastium aus dem Barks-Klassiker "Fragwürdiger Einkauf". Beide Elemente werden offensichtlich in der Lebensmittelindustrie verwendet, nur vergräbt Dagobert das Bombastium am Südpol, während er das Aromikum am Nordpol finden will.




Wie sieht das Fazit zu LTB 568 aus?

Cover
Die Chance, eine mitreißende Geschichte gegen die Erderwärmung zustande zu bringen, hat dieses LTB mit Anlauf verpasst. Der grottig gezeichnete böse Doktor Dösbadloff wirft einfach seine Höllenmaschine an, um den Schnee zu beseitigen und die Urlaubsgäste zu vergrämen. Das Cover versprach da doch deutlich mehr und einen tatsächlichen Bezug des Klimawandels zur Welt der Entenhausener. Damit bleibt letztlich nur heiße Luft übrig und die Titelgeschichte weit hinter den Erwartungen zurück.

Ein ähnlich schlechtes Zeugnis stelle ich dem brachialen Butlerstreit aus, während der talerpolierende Kuno sich immerhin etwas besser schlägt. Ganz gut gefallen haben mir Donalds Kochkünste im Flugzeug und der verliebte Franz, der sich nicht auf die Freiersfüße zu stellen traut. Ungleich besser schneiden aber der Legendenteil und Castys Katzengeschichte ab. Erster besticht durch seine runde Story, die nur mehr wenige Fragen offenlässt und den Meisterdieb und dessen Fähigkeiten mal prominent in Szene setzt, ohne Zeit mit leidlich gelungenem Beiwerk (wie in der letzten Episode) zu verlieren. Einen Lesetipp gibt’s auch für das von Casty und Faccini inszenierte "Gigagranulat", das durch eine flauschige Mieze und ein nettes Spiel mit Klischees besticht.

Insgesamt bleibt der durchwachsene Eindruck von einigen kolossalen Schwächen, aber auch einigen Glanzlichtern übrig. Mit den letzten LTBs des vergangenen Jahres kann diese Ausgabe nicht mithalten, macht sich aber trotzdem ganz gut im Regal.

Die Platzierungen lauten wie folgt:
1. Das Gigagranulat
2. Die Legende des ersten Phantomias (Teil 19): Der Mann ohne Maske
3. Gegen den Strom
4. Fliegende Küche
5. Post von Amor
6. Die Glückspilz-Lotterie
7. Die höchste Liga der Geschäftswelt
8. Fesch frisiert
9. Duell der Diener
10. Wo ist der Schnee?
11. Entenhausen bei Nacht: Vorbereitung ist alles!

Unverkennbar Gefallen gefunden habe ich an dem verrückten Abenteuer von Onkel Dagobert und Bürgermeister Bleibtreu im Land der Bürokratie, meinem heimlichen Highlight. Hier steht der abgedrehte Humor im Vordergrund, der andererseits ein paar inhaltliche Schwachpunkte offenbart, die Fragen offen lassen. Solche gibt es bei der überzeugenden Düsentrieb-Geschichte nicht, daher schaffte sie den Sprung aufs Treppchen. Aber auch die Lehrstunde mit Primus von Quack und Dieter Düsentrieb war nicht übel und sehr schön zu Papier gebracht.

Was folgt, sind etwas schrulligere Kurzgeschichten, die mehr oder weniger Lücken füllen und ein bisschen anstrengend sind. Verfehlt fand ich jedoch einzig die Franz-Gans-Story, an der hinten und vorne nichts stimmte.




Was erwartet uns in LTB 569?

Das Fähnlein Fieselschweif tritt ordentlich in Aktion in LTB 569, das am 28. Februar erscheint und neun Geschichten zu bieten hat. Mit welchem Getier sich die Neffen im Dschungel herumzuschlagen haben und welchem uralten Geheimnis sie nebenbei auf die Spur kommen, zeigen Sune Troelstrup und Giorgio Cavazzano in der Titelgeschichte. Micky wiederum ist in "Der Kunstmixer" (Panaro / Palazzi) als Detektiv gefordert, weil ein Erpresser in Aktion tritt und Bilder verunstaltet... oder vielleicht doch nur verändert? Zu welcher Erfindung Dieter Düsentrieb der steigende Umgebungslärm motiviert und warum das Gerät anderweitige Schwierigkeiten verursacht, erfahren wir in "Das Schluckophon" (Nucci / Intini). Weniger Aktion, sondern ganz schön viel Ärger verspricht es, wenn in "Tage voller Aufruhr" (Bertani / Gervasio / Facciotto) der gerissene Marc Enclauh Oma erneut ihren Hof abknüpfen will und Phantomias wegen Hausfriedensbruch anklagt. Der Superheld findet sich prompt im Gefängnis wieder. Wie er da wieder rauskommt, erfahren wir am 28. Februar.




Zuletzt aktualisiert: 20.02.2023, 14:50
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