Warum Daan Jippes zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Spricht man Jippes nun die künstlerische Eigenständigkeit ab, handelt man vorschnell.
Anfang der 90er beginnt Jippes immer häufiger in einem bestimmten Stil zu zeichnen. Der Einfluss Carl Barks‘ ist noch immer zu spüren, jedoch deutlich weniger dominant als im vorigen Jahrzehnt. Trotz aller Dementi hat der Niederländer nun einen "Jippes-Stil" kreiert – und der kann mit seinen früheren Zeichnungen mühelos konkurrieren.
Der Körperbau der Enten ist kompakt, sie haben kurze Hälse und kurze Schnäbel, neigen zu mimischer und gestischer Verzerrung. Mit dem auf Dynamik ausgelegten Stil orientieren sie sich kaum noch am Barks der 40er Jahre. Ein wundervolles Beispiel, in dem Jippes einen im Grunde genommen simplen Plot durch seine künstlerische und narrative Gestaltung zu einem wahren Genuss aufwertet, ist "Die Bombe unterm Zaun". Jippes greift hier den Topos des ewigen Kampfes zwischen Donald und seinem Nachbarn Zorngiebel auf und beweist ein Händchen für Slapstick. Schon das erste Panel deutet den Ton an: Tick, Trick und Track fliehen entsetzt über die Straße, im Hintergrund sind bereits die Anzeichen des Kampfes unübersehbar. In diesem Tempo geht es weiter, Gegenangriff folgt auf Angriff, immer irrwitziger lässt Jippes die Streithähne gegeneinander kämpfen bis die Katastrophe am Ende unausweichlich scheint...
Dieser Handlungsrahmen ermöglichte es Jippes sich voll und ganz auszutoben. Im Kreislauf des diabolischen Ausheckens des nächsten Angriffs bis zur hysterischen Panik vor dem zwangsläufigen Gegenangriff und dem wutentbrannten Lüstern nach Rache spielt Jippes mit der ganzen mimischen Vielfalt Donalds. Die Angriffe selbst zeigen nicht nur Jippes Kreativität, sondern vor allem auch seinen gekonnten Umgang mit Bewegung und Gestik der Figuren.
Das gesamte Handlungsthema wird unterstützt von der unaufgeregten Seitengestaltung. Jippes schreckt vor ungewöhnlichen Perspektiven und variantenreichen Einstellungsgrößen zwar nicht zurück, unterbricht aber nie den Lesefluss und das hohe Erzähltempo.
Zuletzt aktualisiert: 29.06.2013, 20:29