Fragen zur Produktion und Veröffentlichung:
8. In welchen Formen erscheinen Disney-Comics?
Grundsätzlich kann man zwischen drei Typen der Veröffentlichung spezifizieren:Comics im Zeitungsformat markierten den Anfang der Disney-Comics-Historie. Hierbei kann man noch weiter zwischen dem Strip (also ein Streifen, bestehend meist aus drei bis fünf Einzelbildern) und der Sonntagsseite unterscheiden. Beide Formate können genutzt werden, um eine fortlaufende Handlung zu erzählen, wie es etwa in den frühen Micky-Maus-Strips von Floyd Gottfredson der Fall war. Oder aber es wird ein abgeschlossener Gag präsentiert, wie bei Al Taliaferros Donald-Duck-Strips und beim Großteil der Sonntagsseiten. Ihre Hochphase hatten die Zeitungscomics in den 30er- und 40er-Jahren, mittlerweile werden keine mehr produziert.
Comics im Heft- bzw. Albumformat erscheinen seit den 1940er-Jahren und sind fast immer im 4-reihigen Layout gehalten, das heißt, dass eine Seite im Regelfall aus vier Panelreihen besteht und somit meist sechs bis acht Panels umfasst. Diese Comics umfassen nur in seltenen Fällen mehr als 32 Seiten, typisch ist hier der Zehnseiter, wie er von Carl Barks geprägt wurde. Heutzutage werden 4-reihige Geschichten bei Egmont in Dänemark und bei Sanoma in den Niederlanden produziert.
Comics im Taschenbuchformat erscheinen hingegen so gut wie immer im 3-reihigen Layout, wodurch sich selten mehr als sechs Panels auf einer Seite befinden. Diese Comics wurden und werden insbesondere in Italien produziert und variieren in der Länge stark. Es gibt sowohl Einseiter als auch Fortsetzungsgeschichten mit über 100 Seiten, die meisten bewegen sich heutzutage aber im Bereich von 15 bis 35 Seiten.
Für die Veröffentlichung in Bänden werden die Zeitungsstrips in ein 3-reihiges oder 4-reihiges Layout umgewandelt, sodass zum Teil nicht mehr erkennbar ist, wo der eine Strip aufhört und der nächste beginnt. Auch bei besonders großformatigen Bänden kann es sein, dass vorhandene 3- oder 4-reihige Geschichten in ein 5-reihiges Layout umgewandelt werden, so geschehen etwa bei der ECC-Reihe "Big Black Books".
9. Wo werden bzw. wurden Disney-Comics produziert?
Disney – das verbindet jeder wohl mit den USA. Dort haben die Disney-Comics natürlich ihren Ursprung, heutzutage werden die Comics jedoch hauptsächlich in drei europäischen Ländern produziert: In Italien, in Dänemark und in den Niederlanden. Auf der ersten Seite jedes Disney-Comics findet sich ein Code, der auf das Produktionsland schließen lässt.USA:
Wie erwähnt (siehe 2.) wurden die ersten Disney-Comics ab 1930 in den US-amerikanischen Zeitungen veröffentlicht. Im Nachhinein bekamen sie die Codes Y (für tägliche Strips) sowie Z (für Sonntagsseiten). Schon wenige Jahre später gab es aber schon die ersten Comichefte, die von den Verlagen Western Publishing und Dell gemeinsam herausgegeben wurden (Code W). Hierbei ist vor allem die Reihe "Walt Disney's Comics and Stories" zu nennen, in der unter anderem die zehnseitigen Geschichten von Carl Barks (siehe 18.) veröffentlicht wurden. Wohl vor allem dank ihm erfuhr die amerikanische Comicproduktion in den 50er-Jahren ihre Hochphase, sodass weitere traditionsreiche Reihen wie "Donald Duck" und "Uncle Scrooge" gestartet wurden. Das Interesse an den Disney-Comics verflog jedoch in den folgenden Jahrzehnten. Da die Nachfrage im Ausland jedoch nach wie vor groß war, produzierten die Walt Disney Studios (Code: S) zwischen 1962 und 1990 zusätzliche Geschichten, von denen die meisten nie in den USA erschienen. Western Publishing hingegen stoppte die Produktion im Jahr 1984. Danach gab es mehrere Wiederbelebungsversuche, angefangen beim Verlag Gladstone (benannt nach Gustav Gans' Originalnamen), der 1986 die Lizenz bekam und eigene Comics anfertigte (Code: AR, da zu Another Rainbow Publishing gehörend). Die bekannten Zeichner Don Rosa und William Van Horn (siehe 19.) starteten hier ihre Karriere. Gladstone verlor die Lizenz zwischenzeitlich, sodass Disney die Comics Anfang der 90er selbst produzierte (Code: K). Darunter widmeten sich viele den "DuckTales" und anderen damals populären Serien wie etwa "Chip & Chap". Gladstone bekam die Lizenz noch einmal bis 1998 zurück, produzierte aber nun weit weniger Comics selbst. Seit der Jahrtausendwende haben verschiedene Verlage Disney-Comics herausgegeben (derzeit ist es IDW Publishing), häufig wurden aber einfach nur alte Geschichten neu aufgelegt, teils in hochwertigen Editionen. Hier sind insbesondere die Werksausgaben für Floyd Gottfredson, Carl Barks, Don Rosa (alle von Fantagraphics) sowie für Al Taliaferro (IDW) zu nennen. Frische Comics aus dem Duck- oder Maus-Universum gibt es hingegen kaum, der Fokus liegt eher auf ergänzenden Comics zu Serien oder Filmen. Anders als in Europa ist die "Fanbase" der klassischen Comics in den USA also sehr klein, sodass hier eine regelmäßige Produktion auch in nächster Zeit nicht zu erwarten ist.
Italien:
Italien (Code: I) ist ein Land mit langer Disney-Tradition, erste italienische Comics wurden bereits in den 1930er-Jahren produziert. Das Wochenmagazin "Topolino" (nach Mickys italienischen Namen) erschien von 1932 an und druckte zunächst die amerikanischen Zeitungscomics ab. Diese waren nicht ausschließlich von Disney, außerdem wurde Micky in den Kriegsjahren zeitweise durch eine eigenproduzierte Figur namens "Tuffolino" ersetzt. 1949 erfolgte die Umwandlung ins "libretto", also ins Taschenbuchformat. Angesichts der neuen Nummerierung kann man auch von einer eigenen Reihe sprechen, die zunächst monatlich, seit 1960 wieder wöchentlich erscheint. Anfangs wurden die Seiten weiterhin mit den Comics aus Übersee gefüllt, im Laufe der 50er-Jahre erhöhte sich der Anteil an eigenen Produktionen aber mehr und mehr. Mittlerweile werden die Hefte schon längst ausschließlich mit eigenproduziertem und neuem Material gefüllt (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Die typische italienische Geschichte ist um die 30 Seiten lang, viele – insbesondere ältere – sind aber auch mehrteilig und können in sehr seltenen Fällen auch über 100 Seiten erreichen.
In Italien wurden dem Disney-Kosmos noch einmal einige weitere Figuren hinzugefügt, so etwa Dagoberts Verehrerin Gitta Gans, Donalds Superheldenidentität Phantomias oder Goofys abenteuerlicher Vetter Indiana Goof. Diese Figuren kommen dementsprechend vorrangig in italienischen Comics vor.
Viele der im Topolino veröffentlichten Geschichten landen mit teilweise mehrjähriger Verzögerung im Lustigen Taschenbuch und dessen Nebenreihen. Früher waren aber auch die Hundertseiter-Reihen wie "Donald Duck", "Onkel Dagobert" (siehe 12.) Abnehmer dafür. Weil in Italien mehr produziert als bei uns veröffentlicht wird, gibt es eine ganze Menge unveröffentlichter Geschichten.
Neben dem Topolino gibt bzw. gab es noch viele andere Reihen, die aber ganz oder überwiegend aus Nachdrucken bestanden (z. B. die monatlichen Reihen "Paperino Mese" und "Paperinik" mit jeweils einer Erstveröffentlichung). Bis in die 80er-Jahre wurden für die Reihe "Almanacco Topolino" übrigens auch 4-reihige Comics produziert, von denen aber der Großteil nie bei uns erschienen ist.
Dänemark:
Egmont (bis 1992 noch unter dem Namen Gutenberghus) ist seit 1948 Lizenznehmer für die Disney-Comics in Dänemark, Deutschland und einigen anderen, vor allem nordeuropäischen Ländern. In den 1960er-Jahren begann der Verlag, erste eigene Comics zu produzieren. Zunächst waren das ausschließlich kurze Geschichten im Heftformat, die in Deutschland in der Micky Maus veröffentlicht wurden (Code: D. Während es aus den USA immer weniger neues Material gab, erhöhte sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten der Ausstoß an dänischen Geschichten, sodass die Micky Maus nun überwiegend aus "Eigenproduktionen" bestand. Diese umfassen selten mehr als 16 Seiten, in letzter Zeit geht der Trend sogar zu Kurzgeschichten im einstelligen Seitenzahlbereich. Die Autoren und Zeichner, die für Egmont tätig sind, kommen aus verschiedenen Erdregionen, insbesondere aus Skandinavien, Spanien, den USA und südamerikanischen Ländern.
In den 80er-Jahren begann Egmont auch mit der regelmäßigen Produktion von Comics im Taschenbuchformat, Mitte der 90er etablierten sie sich als fester Bestandteil des Lustigen Taschenbuches. In den 00er-Jahren gab es in fast jedem Band zwei oder drei Egmont-Geschichten, mittlerweile wurde die Produktion aber auch hier eingedampft, sodass sich in den heutigen LTBs meist nur noch eine Geschichte mit D-Code findet, meistens die erste und ausschließlich mit Figuren aus dem Duck-Universum.
Niederlande:
Die Comics, die in den Niederlanden von Sanoma produziert werden, sind an dem H im Code erkennbar. Schon in den 50er-Jahren wurden dort erste Disney-Comics angefertigt, die aber nie auf Deutsch veröffentlicht wurden. Das Besondere an der niederländischen Produktion ist, dass sie schon immer nicht nur Duck-Geschichten, sondern auch andere Universen umfasst. So erscheinen dort Comics mit Klein Adlerauge, dem großen bösen Wolf, A-Hörnchen und B-Hörnchen, Hansi Hase und anderen, die aber so gut wie nie auf Deutsch übersetzt werden.
Generell fand die niederländische Produktion erst Anfang der 90er-Jahre bei uns so richtig Beachtung, als mehr und mehr Comics in die Micky Maus gelangten. Heutzutage werden viele niederländische Comics aber auch im TGDDSH erstveröffentlicht.
Andere Länder:
Wie gesagt ist die Produktion in anderen Ländern als den oben genannten für uns eher weniger relevant. Beispielsweise erschienen in Brasilien bereits in den 50er-Jahren erste Disney-Comics (Code: B), besonderer Beliebtheit erfreute sich dort der aus dem Film "Drei Caballeros" bekannt gewordene José Carioca, der selbst Brasilianer ist. Mit ihm wurden bis 2016 auch noch ein paar Comics produziert, mittlerweile ist die Produktion aber eingestellt. Im deutschsprachigen Raum ist der allergrößte Teil der brasilianischen Geschichten noch unveröffentlicht (und wird es wohl auch bleiben). Einige wurden in den 90er-Jahren in der Reihe "Minnie" veröffentlicht, ansonsten wurden sie vereinzelt auch als kurze Füllgeschichten für das LTB und andere Taschenbuchreihen verwendet.
Auch in Frankreich werden seit den 50ern Disney-Comics produziert, vornehmlich für das "Le Journal de Mickey" (Code: F). Mittlerweile erscheinen dort aber nur noch Einseiter. Trotz der geografischen Nähe haben es die meisten französischen Comics nie zu uns geschafft. Seit einigen Jahren bringt der Glenat-Verlag allerdings einige sogenannte Hommage-Bände heraus. Dies sind Geschichten in Albenlänge, die von namhaften Zeichnern wie Lewis Trondheim oder Loisel gestaltet werden und auch auf Deutsch erhältlich sind.
10. ... und Deutschland?
Deutsche Disney-Comics, erkennbar am Code G, gibt es nur in seltenen Fällen. In den 80er- und frühen 90er-Jahren lief eine Serie namens "Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe", die vom damaligen Ehapa-Herausgeber Adolf Kabatek entwickelt wurde. 2012 erschien in Zusammenarbeit mit Egmont die Serie "Die Ducks in Deutschland", die von Jan Gulbransson gezeichnet wurde. Das sind aber auch schon die prominentesten Ausnahmen. Heißt also, so gut wie alle Comics, bei uns erscheinen, sind aus anderen Sprachen übersetzt.11. Wer verlegt die Disney-Comics bei uns?
Der deutsche Lizenznehmer von Disney-Comics ist Egmont Ehapa Media... meist einfach immer noch Ehapa genannt. Die dänische Egmont Foundation (damals noch mit dem Namen Gutenberghus) erwarb die Lizenzrechte 1948 von Disney und gründete 1951 schließlich Ehapa als Tochterfirma, um auch auf dem deutschen Markt aktiv zu werden und die "Micky Maus" herauszubringen. Dr. Erika Fuchs (mehr zu ihr bei 24.) war die erste Chefredakteurin bei Ehapa und blieb dies bis 1984. Der Firmensitz war lange Jahre in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, er wanderte jedoch nach Berlin, als Peter Höpfner 2001 Chefredakteur wurde.Ein zwar auch in Berlin ansässiger, aber von Ehapa getrennter Geschäftsbereich ist die Egmont Comic Collection (ECC), die für die Buchhandelstitel zuständig ist (siehe 13.).
12. In welchen Reihen werden Disney-Comics bei uns veröffentlicht?
In ziemlich vielen. Man kann aber von drei Hauptreihen sprechen, die alle bereits seit über 50 Jahren erscheinen: Die Micky Maus (MM oder MM-M), das Lustige Taschenbuch (LTB) sowie "Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft" (TGDDSH bzw. TGDD oder DDSH).Die drei Traditionsreihen im Überblick (Stand 2019): | |||||
Titel | Seit | Erscheinungsrhythmus | Preis (D) | Comic-S. | Nachdrucke |
Micky Maus (MM) | 1951 | 2-wöchentlich (freitags) | 3,70 € | ca. 40 | selten |
Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft (TGDDSH) | 1965 | monatlich (1. Dienstag) | 3,99 € | ca. 54 | Hälfte |
Lustiges Taschenbuch (LTB) | 1967 | 4-wöchentlich (dienstags) | 6,99 € | 250 | nie |
Die Micky Maus (oder auch Micky-Maus-Magazin) ist die Mutter aller Disney-Comic-Reihen. Die erste von mittlerweile über 3000 Ausgaben erschien im August 1951, damals noch mit dem Untertitel "Das bunte Monatsheft". Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Umstellung auf den zweiwöchentlichen (Anfang 1956) und schließlich auf den wöchentlichen (Dezember 1957) Erscheinungsrhythmus erfolgte. Der sehr starke Auflagenrückgang in den letzten Jahren hatte jedoch zur Folge, dass das Heft seit September 2017 wiederum nur noch in jeder zweiten Woche erscheint. Die Auflage liegt bei grob 75.000 Exemplaren (Stand 2019), in den 1990er-Jahren war es noch zum Teil das Zehnfache. Da es sich um ein Heft handelt, sind quasi ausschließlich 4-reihige Geschichten enthalten. Diese kommen überwiegend aus Dänemark (D-Code) und aus den Niederlanden (H-Code), manchmal werden aber auch ältere amerikanische Geschichten nachgedruckt. Neben den Comics gibt es noch redaktionelle Seiten (z. B. Witze, Rätsel, Tipps etc.) sowie ein Extra, welches meistens aber keinen Disney-Bezug hat. Zur Micky Maus gab und gibt es auch einige Nebenreihen, wobei vor allem die Reihe "Micky Maus Comics" hervorzuheben ist, die seit 2011 jeden ungeraden Monat erscheint. Hier werden auf gut 90 Seiten mehrheitlich neue Duck-Geschichten aus Dänemark veröffentlicht. Noch etwas dicker, jedoch kleinformatiger ist das "Micky Maus Taschenbuch", das seit 2016 eine Mischung aus Erstveröffentlichungen und Nachdrucken zu bieten hat.
Beim TGDDSH liegt der Fokus hingegen mehr auf den Comics und deren Zeichner. Das Heft erscheint immer am ersten Dienstag des Monats und besteht meist jeweils zur Hälfte aus Nachdrucken (meist eben aus der Micky Maus) und deutschen Erstveröffentlichungen. Die im Normalfall 54 oder 55 Comic-Seiten werden mit Material aus Dänemark, den Niederlanden, den USA und selten auch Italien gefüllt. In den ersten Jahren und Jahrzehnten der Reihe wurden in erster Linie Geschichten von Carl Barks nachgedruckt. Da mittlerweile fast sein gesamtes Werk dort veröffentlicht wurde (und es innerhalb der Reihe im Normalfall keine Nachdrucke gibt), rückten im Laufe der 100er-Hefte verstärkt andere Zeichner in den Fokus, wie etwa Don Rosa, William Van Horn, Daniel Branca, Daan Jippes und Marco Rota. Es werden aber immer wieder auch ältere, bislang unveröffentlichte amerikanische Comics veröffentlicht, insbesondere von Tony Strobl. Als redaktionellen Teil gibt es in jeder Ausgabe die "Entenhausener Geschichte(n)". Comic-Experte Wolfgang J. Fuchs führt hier seine Gedanken zu einem bestimmten Thema auf zwei Seiten aus. Darüber hinaus besteht eine weitere Seite aus Zuschriften von den Lesern.
Bis 2019 lief mit dem TGDD Spezial auch eine Nebenreihe, die sich stets einem bestimmten Zeichner oder einem bestimmten Thema widmete.
Das LTB ist – wie der Name schon sagt – ein Taschenbuch, deshalb werden hier die 3-reihigen Comics veröffentlicht. Abgesehen von einem einleitenden Text, der aus der Ich-Perspektive eines Entenhauseners geschrieben ist und Lust auf die Geschichten machen soll, gibt es hier keine Redaktionsseiten. Das LTB erscheint seit 1967 und hat heute bereits über 500 Ausgaben. Die Buchrücken aller Bände eines Jahrgangs (manchmal auch zweier Jahrgänge) bilden ein Motiv, das zum Sammeln motivieren soll.
Die Reihe besteht heute meist aus einer dänischen Geschichte (selten auch zwei), welche stets am Anfang des Bandes steht und in der die Ducks die Hauptpersonen sind. 3-reihige Comics mit dem Maus-Universum werden von Egmont mittlerweile nicht mehr produziert. Die übrigen Geschichten stammen aus Italien, vorrangig aus der dort erscheinenden wöchentlichen Reihe "Topolino" (siehe 9.). Meist wählt man dabei Comics aus den letzten Jahren aus, es kommt aber hin und wieder vor, dass auch ältere Geschichten ausgegraben werden, die mitunter schon vor der Jahrtausendwende im Topolino veröffentlicht wurden. Für deutschsprachige Leser sind jedoch alle 250 Comic-Seiten neu, anders als in anderen Reihen gibt es im regulären LTB grundsätzlich keine Nachdrucke. In der Zusammenstellung überwiegen ganz klar die Duck-Geschichten, meist gibt es nur zwei Storys mit Figuren aus dem Maus-Universum – in der ersten ist Micky die Hauptfigur, in der zweiten (meist kürzeren) steht eine Nebenfigur wie Kater Karlo oder Kommissar Hunter im Mittelpunkt. Auch bei den Duck-Geschichten variiert das Personal, jeweils mindestens eine Donald-, Dagobert- und Phantomias-Geschichte ist aber eigentlich immer mit dabei. Zu den einflussreichsten LTB-Zeichnern zählen unter anderem Romano Scarpa, Giovan Battista Carpi, Massimo De Vita und Giorgio Cavazzano (siehe 19.). Letztgenannter ist auch heute noch aktiv und ist neben Flemming Andersen und Massimo Fecchi für die allermeisten Egmont-Geschichten verantwortlich. Bei den italienischen Comics ist die Zahl der beteiligten Autoren und Zeichner jedoch groß, sodass hier viel Abwechslung geboten wird. In über 50 Jahren haben schätzungsweise 500 Autoren und Zeichner an mindestens einem LTB-Comic mitgewirkt.
Mittlerweile gibt es bereits zahlreiche Nebenreihen des LTBs, so etwa das LTB Spezial, das LTB Weihnachten, die LTB Enten-Edition, die LTB Maus-Edition, das LTB Premium, das LTB Ostern, das LTB Sommer... es sind so viele, dass man selbst als eingefleischter Fan durcheinander kommen kann. Einen Überblick bieten wir aber hier.
Erwähnenswert sind noch zwei weitere Reihen, die sich nicht diesen drei Hauptreihen zuordnen lassen und seit 2010 jeden zweiten Monat erscheinen. In der Entenhausen-Edition werden die Geschichten von Carl Barks noch einmal im Albumformat nachgedruckt, das 100-seitige Taschenbuch Donald Duck & Co. enthält Nachdrucke aus dem LTB und anderen, bereits eingestellten Reihen, wie etwa "Donald Duck"(1974-1998), "Onkel Dagobert" (1987-1993), "Ein Fall für Micky" (1994-1995) oder "Abenteuer Team" (1996-1998). Aufgrund ihres gleichen Formats und Umfangs werden sie zusammenfassend als "100-Seiter" bezeichnet.
Natürlich gibt es aber noch viele weitere Reihen, von denen die meisten nicht mehr erscheinen. Eine alphabetische Liste findest du im Inducks.
13. Das sind alles Kiosk-Reihen... was gibt es im Buchhandel?
Für Sammler, die auf etwas edlere (Hardcover-)Bände stehen und dafür bereit sind, auch etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen, gibt es die sogenannte "Egmont Comic Collection" (früher "Ehapa Comic Collection"). Typisch sind Einzelbände, die anlässlich des runden Geburtstages einer Figur erscheinen. Außerdem sind seit einigen Jahren die sogenannten "Ziegelsteinbände" beliebt. Dabei handelt es sich um dicke Hardcover-Bände, die sich einem bestimmten Thema oder einer oder mehreren Figuren widmen. Zum Teil werden auch andere Bücher bzw. Textsorten parodiert, so gab es etwa bereits den "Pschyrentel" oder das "Entenhausener Gesetzbuch". Wie die meisten ECC-Bände enthalten auch sie mehrheitlich Nachdrucke aus den Kiosk-Reihen, bieten aber auch ein paar deutsche Erstveröffentlichungen. Die seit 2009 erscheinenden, ebenfalls themengebundenen "Enthologien" sind jedoch inhaltlich mit dem LTB Spezial identisch. Gesamtausgaben zu bestimmten Künstlern gibt es nur zwei: Die Carl Barks Collection (2005-2008) und die Don Rosa Collection (2011-2013). Barks' Werk wurde jedoch auch schon in den 90er-Jahren in der "Barks Library" als Softcover komplett aufgelegt und auch später gab es noch Hardcover-Reihen ("Barks Comics & Stories", "Barks Onkel Dagobert", "Barks Donald Duck" etc.). Andere Zeichner hatten und haben es in der ECC schwer. Viele Fans wünschen sich zwar auch Gesamtausgaben von zum Beispiel Floyd Gottfredson, Romano Scarpa oder Vicar, vom Verlag werden sie allerdings nicht als profitabel genug eingeschätzt. In den Reihen "Hall of Fame" (2004-2011) oder "Die besten Geschichten von" (2012-2014) wurden Band für Band verschiedene Zeichner vorgestellt, beide sind mittlerweile aber eingestellt.14. Erscheinen Disney-Comics stets ungekürzt und unzensiert?
Tja, wenn die Frage schon so formuliert ist, lautet die wenig überraschende Antwort: Nein. Im Normalfall erscheinen die Comics in voller Länge, insbesondere in den 70er-Jahren wurden italienische Comics aber häufig in ummontierter und gekürzter Form in Heftreihen veröffentlicht. Und auch heute noch kommt es manchmal vor, dass einzelne Comics in einer leicht gekürzten Version nachgedruckt werden, was nicht gerade für einen respektvollen Umgang mit dieser Kunstform spricht.Mit "Zensur" ist nicht eine staatliche Zensur gemeint, sondern die Selbstzensur von Disney bzw. deren Lizenznehmer. Generell gibt es gewisse Tabu-Themen (z. B. explizite Darstellungen von Gewalt, Tod und Sex), die in aller Regel nicht vorkommen. Dass sich diese Tabus im Laufe der Zeit ändern können, zeigt das untenstehende Beispiel des Micky-Maus-Strips vom Oktober 1930, in dem Micky aus Liebeskummer mehrere Suizid-Versuche unternimmt. Heutzutage undenbkar. Natürlich wissen die Autoren schon von vornherein, was in einem Disney-Comic eher nicht geht. Dennoch gibt es aufgrund abweichender Tabu-Vorstellungen viele Fälle, in denen etwa Pistolen retuschiert wurden (man müsste hier aber noch unterscheiden zwischen einer Zensur, die bereits vor der Erstveröffentlichung der jeweiligen Geschichte stattfindet, und einer solchen, die nur für die deutsche Veröffentlichung vorgenommen wurde). Populär ist insbesondere eine Szene in LTB 7, in der Donald von Daniel Düsentrieb einen Stromschlag verpasst bekommt und die in späteren Nachdrucken bzw. Auflagen nicht mehr vorhanden ist. Neuere Entwicklungen in Italien (siehe etwa hier) weisen darauf hin, dass die Restriktionen von Disney derzeit wieder stärker sind.
15. Die meisten Disney-Comics können ja unabhängig voneinander gelesen werden. Aber gibt es auch welche, die aufeinander aufbauen?
Der typische und häufigste Fall ist natürlich, dass nach dem Ende eines Comics alles wieder auf null zurückgesetzt wird. Es gibt aber durchaus Geschichten, die sich aufeinander beziehen bzw. eben sogar aufeinander aufbauen. Dabei muss man zwischen Fortsetzungsgeschichten und Reihen/Serien unterscheiden.Als Fortsetzungsgeschichte bezeichnet man einen eigentlich zusammengehörigen Comic, der nur in einzelnen Teilen abgedruckt wird. Diesen Fall gab es vor allem in der "Micky Maus" häufig: Eine Geschichte bricht mit einem Cliffhanger ab, der zweite Teil folgt im nächsten Heft. (Auch im italienischen "Topolino" werden längere Geschichten häufig gestückelt, im Lustigen Taschenbuch erscheinen jedoch meist beide bzw. alle Teile gesammelt in einem Band.)
Im Gegensatz dazu sind die einzelnen Teile von Reihen und Serien meist alleinstehend verständlich. Beispiele für abgeschlossene Serien mit einer Chronologie sind etwa Onkel Dagoberts Biografie "Sein Leben, seine Milliarden" von Don Rosa (zwölf Hauptkapitel sowie weitere, später hinzugekommene Nebenkapitel) sowie "Es war einmal in Amerika" von Giorgio Pezzin (die US-amerikanische Geschichte wird anhand von Mickys Vorfahren erzählt).
Nicht abgeschlossen und nicht chronologisch erzählt sind dagegen Reihen wie die "O.M.A. – Organisation zum Kampf gegen Monster aller Art" (Donald und Dussel als Monsterjäger), die seit vielen Jahren in unregelmäßigen Abständen im LTB erscheint. Das neue Setting, neu hinzugekommene Figuren und ähnliche Handlungsabfolgen sind hier die Kriterien für die Klassifikation als Reihe. In manchen Fällen, etwa bei "Micky X" oder anderen Serien, die oft im LTB Premium veröffentlicht werden, wird teilweise sogar von eigenen "Universen" gesprochen. Die Unterscheidung zwischen "Reihe", "Serie" und "Universum" ist also ziemlich schwammig, die Begriffe werden oft uneinheitlich verwendet. Auch die Serien selbst können sich verändern: Das im LTB beliebte "Agent DoppelDuck" hat etwa als chronologische, aufeinander aufbauende Serie begonnen, hat sich dann aber zu einer eher losen Reihe entwickelt.
In jedem Fall kann man aber sagen, dass in der italienischen Produktion in den letzten Jahren eine Tendenz zum horizontalen Erzählen besteht. Oder sagen wir vielleicht "horizontaleren", denn wie gesagt sind die allermeisten Geschichten im Großen und Ganzen auch alleinstehend verständlich.
16. Was sind eigentlich die wertvollsten deutschen Disney-Comics? Da fällt mir ein: Ich habe auf meinem Dachboden noch ein paar alte Micky-Maus-Hefte liegen. Die sind bestimmt ein Vermögen wert, oder?
Vermutlich nicht. Oder naja, es kommt darauf an (auch darauf, was man unter "Vermögen" versteht). Schau sie dir mal genau an: Sind sie vielleicht in schlechtem Zustand, geknickt, gelocht, vielleicht fehlt das Cover sogar ganz? Dann sind sie vermutlich schon wieder nicht so viel wert, denn der Zustand ist hier sehr wichtig. Wenn Comics verkauft werden, wird der Zustand häufig auf einer Skala von Z0 bis Z4 angegeben – Genaueres dazu und zu Sammlerpreisen im Allgemeinen findet man im ComicGuide. Hier sieht man auch: Je neuer die Ausgabe, desto weniger wird man wahrscheinlich dafür bekommen (das gilt natürlich auch für andere Reihen). Mit Heften ab den 80ern/90ern wird man selbst in gutem Zustand nicht viel verdienen, während gut erhaltene Heften aus den 50er- und 60er-Jahren schon ein paar Euro wert sein können... oder auch mehr. Man könnte meinen, die erste Micky Maus von 1951 sei der wertvollste deutsche Disney-Comic. Naja, sie ist auch in perfektem Zustand stolze 9000 € wert (in Z1 immerhin noch 6000). Tatsächlich erschien kurz zuvor aber eine sogenannte "Nullnummer", ein vierseitiges Werbeheft mit gleichem Titelbild, das für Händler bestimmt war. In perfektem Zustand (wobei auch hier fraglich ist, ob es den gibt) soll es sogar 13500 € wert sein.Man muss aber vorsichtig sein, wenn einem beispielsweise bei eBay die Stichwörter "rar" oder "Dachbodenfund" begegnen. Denn gerade von der ersten Micky Maus gibt es aber natürlich auch ein paar Nachdrucke, die natürlich wesentlich weniger bzw. fast gar nichts wert sind. Nachdrucke kann man häufig anhand des verändernden Preises oder mit einem Blick ins Impressum erkennen. Beim LTB ist es oft leichter, weil es hier nicht nur Nachdrucke, sondern auch Neuauflagen gab: In der zweiten Auflage wurden die Bände im Design angepasst, in der dritten Auflage ab 1997 bekamen sie zudem ein neues Titelbild. Auch diese Bände sind kaum etwas wert. Der Sammlerpreis des ersten Lustigen Taschenbuch liegt im Zustand 0 bei 1500 €.
Die hier angegeben Preise habe ich dem Comicguide entnommen (Stand: November 2019). Sie sind als grobe Richtwerte zu verstehen und haben keine allgemeine Gültigkeit. Deshalb kann es, gerade in diesen höherpreisigen Regionen, zu Abweichungen kommen.
Zuletzt aktualisiert: 22.01.2020, 12:27