Einführung in die Disney-Comics – 33 Fragen und Antworten
Wenn man sich intensiv mit Comics beschäftigt, verliert man manchmal aus den Augen, dass eine große Zahl an Menschen selbige einfach nur liest. Ohne wissen zu wollen, wer die jeweilige Geschichte nun gezeichnet hat... Ohne hinterher großartig zu reflektieren, was nun genau die Stärken und Schwächen des Werkes waren... und ohne sich allgemein über die Hintergründe, über das "Drumherum" Gedanken zu machen. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Es ist absolut egal, wie viel Hintergrundwissen man hat, die Geschichten kann jeder genauso gut genießen. Weder das Alter noch das Vorwissen noch sonst irgendetwas spielen dabei eine Rolle.
Nichtsdestotrotz gibt es manche Leute, die mehr wissen wollen. Wir gehören dazu. Und vielleicht auch du. Für Einsteiger ist es aber möglicherweise schwierig, sich zurechtzufinden. Deshalb wollen wir an dieser Stelle einige grundlegende Informationen über Disney-Comics geben. Und zwar möglichst kompakt (Betonung auf "möglichst"), in Frageform und (hoffentlich) ohne viel "Geseier". Trotz aller Faktentreue ist so eine Zusammenstellung zwangsweise subjektiv und einige Antworten können und wollen nicht ohne persönliche Wertungen auskommen.
Wenn du Fehler findest, Verbesserungs- bzw. Ergänzungsvorschläge oder Ideen für weitere Fragen hast, kannst du dich in diesem Thread im Forum zu Wort melden oder uns per Kontaktformular oder Twitter anschreiben.
Von Manuel Schumann (313er), Januar 2020
Allgemeine Fragen:
1. Was sind Disney-Comics?
2. Wann erschien der erste Disney-Comic?
3. Und in Deutschland?
4. Wie viele verschiedene Disney-Comics gibt es?
5. Wie viele regelmäßig auftauchende Entenhausener gibt es? Kommen auch heute noch manchmal neue Figuren hinzu?
6. Welche Gründe gibt es, auch als Erwachsener Disney-Comics zu lesen? Denn mal ehrlich: Sie sind doch schon eher was für Kinder, oder? Gibt es denn wirklich so viele erwachsene Leser?
7. Ist das Interesse an Disney-Comics in den letzten Jahren gesunken oder gestiegen? Wird es auch noch in zwanzig, fünfzig, hundert Jahren Disney-Comics geben?
Fragen zur Produktion und Veröffentlichung:
8. In welchen Formen erscheinen Disney-Comics?
9. Wo werden bzw. wurden Disney-Comics produziert?
10. ... und in Deutschland?
11. Wer verlegt die Disney-Comics bei uns?
12. In welchen Reihen werden Disney-Comics bei uns veröffentlicht?
13. Das sind alles Kiosk-Reihen... was gibt es im Buchhandel?
14. Erscheinen Disney-Comics stets ungekürzt und unzensiert?
15. Die meisten Disney-Comics können ja unabhängig voneinander gelesen werden. Aber gibt es auch welche, die aufeinander aufbauen?
16. Was sind eigentlich die wertvollsten deutschen Disney-Comics? Da fällt mir ein: Ich habe auf meinem Dachboden noch ein paar alte Micky-Maus-Hefte liegen. Die sind bestimmt ein Vermögen wert, oder?
Fragen zu beteiligten Personen:
17. Wie viele verschiedene Disney-Künstler gibt bzw. gab es?
18. Oh, okay... und wer ist der wichtigste?
19. Welche wichtigen Künstler gibt es noch?
20. Das sind ja nur Männer. Gibt es auch Autorinnen und Zeichnerinnen von Disney-Comics?
21. Gibt es deutsche Disney-Zeichner bzw. -Autoren?
22. Welcher Zeichner hat am meisten gezeichnet? Und welcher Zeichner hat am längsten gearbeitet?
23. Warum sind die Autoren und Zeichner so wenig bekannt?
24. Wer sind die ÜbersetzerInnen von Disney-Comics?
Fragen zur Rezeption (bzw. nochmal allgemeine Fragen):
25. Was sind die besten Disney-Comics?
26. Sind die Disney-Comics im Laufe der Zeit schlechter geworden? Ach, was frag ich überhaupt, in meiner Kindheit in den [hier entsprechendes Jahrzehnt einfügen] waren sie am besten!
27. Sind die Comics mit Donald oder mit Micky besser? Ach, was frag ich überhaupt, Donald ist toll und Micky ist doof, doof, doof!
28. Was ist Donaldismus? Bin ich ein Donaldist, wenn ich Donald-Fan bin?
29. Okay, dann mal von den Donaldisten abgesehen: Wie wurden und werden Disney-Comics in Deutschland rezipiert?
30. Kann man von Disney-Comics etwas lernen? Eignen sie sich für den Einsatz in der Lehre?
31. Ich suche einen bestimmten Comic – wie kann ich ihn finden?
32. Wo kann ich mich weiter über Disney-Comics informieren?
33. Moooment mal! Warum wurden die wichtigen Fragen gar nicht beantwortet?! Wo liegt Entenhausen? Welcher Neffe hat welche Mützenfarbe? Wie viel Geld besitzt Dagobert Duck? Und und und!!!
Mit "Disney-Comics" sind also alle Comics gemeint, in denen Disney-Figuren auftauchen. Im Wesentlichen kann man dabei zwischen zwei "Universen" unterscheiden, nämlich zwischen dem Duck-Universum (Donald Duck, Dagobert Duck, Tick, Trick und Track, Daisy Duck, Gustav Gans, ...) und dem Maus-Universum (Micky Maus, Goofy, Minnie, Kater Karlo, ...). In den ganz frühen Zeichentrickfilmen und Comics gab es diese Trennung noch nicht, schon nach kurzer Zeit wurde Donald aber so selbstständig, dass sich ein eigenes Universum bzw. eine eigene Stadt um ihn herum aufbaute. Im amerikanischen Original spielen die Comics also in unterschiedlichen Städten, nämlich in Duckburg und in Mouseton. Dementsprechend begegnen sich die beiden Figurengruppen heutzutage relativ selten, hin und wieder kommt es aber zu einem Crossover. Für den deutschsprachigen Raum hat die Übersetzerin Erika Fuchs beide Städte zu einer zusammengelegt: Entenhausen.
Es gibt aber auch noch andere Universen. In erster Linie sind die Geschichten mit dem großen bösen Wolf und den drei kleinen Schweinchen zu nennen, die aus dem bekannten Zeichentrick-Kurzfilm von 1933 den Sprung in die Comics geschafft haben. Dieses Universum, in denen auch Figuren wie der Kleine Wolf, Gevatter Bär oder Hansi Hase auftreten, wird manchmal auch als "Entenhausener Wäldchen" bezeichnet. Ebenfalls ursprünglich aus einem Kurzfilm stammt die Figur des Klein Adlerauge, ein Indianerkind. Aber auch mit Figuren aus den abendfüllenden Zeichentrickfilmen gibt es Comics, so etwa mit Schneewittchen und den sieben Zwergen, mit Madame Mim (aus "Die Hexe und der Zauberer") oder mit Strolchi (der Sohn von Susi und Strolch). In den heutigen deutschen Disney-Comics tauchen diese Figuren jedoch kaum mehr auf, sodass wir in dieser Einführung die Zeichentrick-Universen ausklammern und uns auf Ducks und Mäuse konzentrieren.
Und dieses Inventar hat sich in den letzten Jahren kaum vergrößert. Der wichtigste Neuzugang seit der Jahrtausendwende ist vermutlich die Archäologin Tabea Trifftig, die von Casty 2003 erfunden wurde – aber selbst sie ist bislang nur in wenigen Comics aufgetaucht und dürfte daher nur LTB-Kennern ein Begriff sein. Neue Figuren gibt es also immer mal wieder, sie haben es aber sehr schwer, sich so richtig zu etablieren.
Was die Gründe für das Lesen von Disney-Comics im Erwachsenenalter angeht, scheint es mir drei Dinge zu geben, die wohl für viele erwachsene Leser zutreffen, aber individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sind. (Deshalb fällt diese Antwort auch etwas persönlicher aus als die meisten anderen.)
Der Sammeltrieb: Wie alle anderen Comics werden auch Disney-Comics gesammelt. Aber warum eignen sich gerade die so gut? Zum einen deshalb, weil sie vielfältige Daseinsformen haben. Hefte, Taschenbücher, Alben, hochwertige Hardcover-Bände... viele Sachen sind unkompliziert und günstig im Internet zu bekommen, einige weisen jedoch auch einen hohen Sammlerwert auf (siehe 16.). Es ist also für unterschiedliche Sammlertypen etwas dabei. Und zum anderen besteht hier – anders als bei vielen anderen populären, aber in ihrer Quantität recht überschaubaren Reihen wie etwa "Tim und Struppi" oder "Asterix" – kaum die "Gefahr", irgendwann einmal fertig zu werden. (Sehr wohl besteht aber die Gefahr, ein und denselben Comic mehrfach in der eigenen Sammlung zu haben.)
Das literarisch-künstlerische Interesse: Dass bei dieser Masse an Comics dann auch sehr, sehr viel Uninteressantes, Langweiliges, Vorhersehbares und mangelhaft Gezeichnetes dabei ist, dürfte kaum überraschen. Und ja, die Zielgruppe von Disney-Comics sind in erster Linie Kinder. Sie sind nicht besonders anspruchsvoll und wollen es auch gar nicht sein. Leider werden "anspruchsvoll" und "wertvoll" oft miteinander verwechselt (für mehr zur Rezeption siehe 29.). Dass die Comics von Kindern im Normalfall problemlos verstanden werden, heißt aber nicht, dass sie nicht von Erwachsenen genossen werden können. Denn es gibt eben doch auch einige, die intelligent, überraschend, spannend, manchmal sogar auch sozialkritisch sind. Oder einfach nur witzig. Wir sehen es als eine Aufgabe unserer Internetseite an, auf diese gelungenen Geschichten aufmerksam zu machen. Wenngleich man den Anspruch der Geschichten nicht überhöhen und nicht zu viel in die sie hineininterpretieren sollte (siehe ebenfalls 29.), sollte man sie als das sehen, was sie sind: Kunst. Es lohnt sich, sich mit Disney-Comics auseinanderzusetzen.
Der Nostalgiefaktor: So gut wie alle erwachsenen Leser haben bereits in ihrer Kindheit LTB, Micky Maus & Co. gelesen. Nicht wenige davon haben in der Pubertät das Interesse an Disney-Comics verloren, nur um einige Jahre später doch wieder zu ihnen zurückzufinden. Aber auch bei denen, deren Leselust ungebrochen geblieben ist, spielen sicherlich die nostalgischen Gefühle eine Rolle. Entenhausen wird als sicherer Rückzugsort aus der Kindheit wahrgenommen, den man sich auch als Erwachsener noch bewahren will. In einer immer komplexer werdenden Welt ist Entenhausen eine Konstante im Leben, die nicht mehr wegzudenken ist. So geht es zumindest mir. Andererseits finde ich es nicht richtig, aus diesem persönlichen Nostalgiegefühl den Blick dafür zu verlieren, dass Entenhausen auch mit der Zeit gehen muss. Viele Leser, die sich vielleicht zu sehr auf diese Perspektive versteifen, sind irritiert davon, dass auch neuere Technologien wie Smartphones in Entenhausen auftauchen. Dabei ist das nicht nur ein normaler, sondern auch ein notwendiger Prozess, weil Entenhausen immer auch ein Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft sein muss. Für die angesprochene Sicherheit und Vertrautheit sorgen in erster Linie die Figuren. Inhaltlich und erzählerisch müssen aber immer wieder auch neue Wege beschritten werden, um die Comics literarisch-künstlerisch relevant zu halten.
Wie sich das Interesse verändert hat, muss für jedes Land einzeln beantwortet werden. Für Deutschland gilt aber wie für viele andere Länder auch: eher gesunken. Insbesondere die "Micky Maus" hat es hart getroffen: In den 90er-Jahren hatte das Heft zeitweise eine Auflage von über 800.000 Exemplaren, heute (Stand 2019) ist noch etwa ein Zehntel davon übrig geblieben... Dabei kann man sich die Frage stellen, ob allein die veränderte Mediennutzung der Kinder dafür verantwortlich ist oder ob auch die Gestaltung des Hefts zu dem starken Schwund beigetragen hat. Beim Lustigen Taschenbuch sieht es hingegen wesentlich besser aus, hier liegt die verkaufte Auflage bei derzeit grob 150.000 Exemplaren, sie ist in den letzten paar Jahren nur geringfügig gesunken. (Genaue Auflagenzahlen finden sich in unserem Statistik-Bereich.)
Nichtsdestotrotz gibt es manche Leute, die mehr wissen wollen. Wir gehören dazu. Und vielleicht auch du. Für Einsteiger ist es aber möglicherweise schwierig, sich zurechtzufinden. Deshalb wollen wir an dieser Stelle einige grundlegende Informationen über Disney-Comics geben. Und zwar möglichst kompakt (Betonung auf "möglichst"), in Frageform und (hoffentlich) ohne viel "Geseier". Trotz aller Faktentreue ist so eine Zusammenstellung zwangsweise subjektiv und einige Antworten können und wollen nicht ohne persönliche Wertungen auskommen.
Wenn du Fehler findest, Verbesserungs- bzw. Ergänzungsvorschläge oder Ideen für weitere Fragen hast, kannst du dich in diesem Thread im Forum zu Wort melden oder uns per Kontaktformular oder Twitter anschreiben.
Von Manuel Schumann (313er), Januar 2020
Allgemeine Fragen:
1. Was sind Disney-Comics?
2. Wann erschien der erste Disney-Comic?
3. Und in Deutschland?
4. Wie viele verschiedene Disney-Comics gibt es?
5. Wie viele regelmäßig auftauchende Entenhausener gibt es? Kommen auch heute noch manchmal neue Figuren hinzu?
6. Welche Gründe gibt es, auch als Erwachsener Disney-Comics zu lesen? Denn mal ehrlich: Sie sind doch schon eher was für Kinder, oder? Gibt es denn wirklich so viele erwachsene Leser?
7. Ist das Interesse an Disney-Comics in den letzten Jahren gesunken oder gestiegen? Wird es auch noch in zwanzig, fünfzig, hundert Jahren Disney-Comics geben?
Fragen zur Produktion und Veröffentlichung:
8. In welchen Formen erscheinen Disney-Comics?
9. Wo werden bzw. wurden Disney-Comics produziert?
10. ... und in Deutschland?
11. Wer verlegt die Disney-Comics bei uns?
12. In welchen Reihen werden Disney-Comics bei uns veröffentlicht?
13. Das sind alles Kiosk-Reihen... was gibt es im Buchhandel?
14. Erscheinen Disney-Comics stets ungekürzt und unzensiert?
15. Die meisten Disney-Comics können ja unabhängig voneinander gelesen werden. Aber gibt es auch welche, die aufeinander aufbauen?
16. Was sind eigentlich die wertvollsten deutschen Disney-Comics? Da fällt mir ein: Ich habe auf meinem Dachboden noch ein paar alte Micky-Maus-Hefte liegen. Die sind bestimmt ein Vermögen wert, oder?
Fragen zu beteiligten Personen:
17. Wie viele verschiedene Disney-Künstler gibt bzw. gab es?
18. Oh, okay... und wer ist der wichtigste?
19. Welche wichtigen Künstler gibt es noch?
20. Das sind ja nur Männer. Gibt es auch Autorinnen und Zeichnerinnen von Disney-Comics?
21. Gibt es deutsche Disney-Zeichner bzw. -Autoren?
22. Welcher Zeichner hat am meisten gezeichnet? Und welcher Zeichner hat am längsten gearbeitet?
23. Warum sind die Autoren und Zeichner so wenig bekannt?
24. Wer sind die ÜbersetzerInnen von Disney-Comics?
Fragen zur Rezeption (bzw. nochmal allgemeine Fragen):
25. Was sind die besten Disney-Comics?
26. Sind die Disney-Comics im Laufe der Zeit schlechter geworden? Ach, was frag ich überhaupt, in meiner Kindheit in den [hier entsprechendes Jahrzehnt einfügen] waren sie am besten!
27. Sind die Comics mit Donald oder mit Micky besser? Ach, was frag ich überhaupt, Donald ist toll und Micky ist doof, doof, doof!
28. Was ist Donaldismus? Bin ich ein Donaldist, wenn ich Donald-Fan bin?
29. Okay, dann mal von den Donaldisten abgesehen: Wie wurden und werden Disney-Comics in Deutschland rezipiert?
30. Kann man von Disney-Comics etwas lernen? Eignen sie sich für den Einsatz in der Lehre?
31. Ich suche einen bestimmten Comic – wie kann ich ihn finden?
32. Wo kann ich mich weiter über Disney-Comics informieren?
33. Moooment mal! Warum wurden die wichtigen Fragen gar nicht beantwortet?! Wo liegt Entenhausen? Welcher Neffe hat welche Mützenfarbe? Wie viel Geld besitzt Dagobert Duck? Und und und!!!
Allgemeine Fragen:
1. Was sind Disney-Comics?
Der Begriff "Disney-Comics" kann zu Missverständnissen führen. Wenn wir ihn verwenden, meinen wir damit nicht die historische Persönlichkeit Walt Disney, sondern die von ihm etablierte Marke. Denn Walt selbst hatte mit den Comics nicht besonders viel zu tun, jedenfalls viel weniger, als bis heute viele Leute denken. Er hat keinen einzigen Comic gezeichnet, sondern lediglich ganz am Anfang den Micky-Maus-Zeitungsstrip geschrieben bzw. betreut.Mit "Disney-Comics" sind also alle Comics gemeint, in denen Disney-Figuren auftauchen. Im Wesentlichen kann man dabei zwischen zwei "Universen" unterscheiden, nämlich zwischen dem Duck-Universum (Donald Duck, Dagobert Duck, Tick, Trick und Track, Daisy Duck, Gustav Gans, ...) und dem Maus-Universum (Micky Maus, Goofy, Minnie, Kater Karlo, ...). In den ganz frühen Zeichentrickfilmen und Comics gab es diese Trennung noch nicht, schon nach kurzer Zeit wurde Donald aber so selbstständig, dass sich ein eigenes Universum bzw. eine eigene Stadt um ihn herum aufbaute. Im amerikanischen Original spielen die Comics also in unterschiedlichen Städten, nämlich in Duckburg und in Mouseton. Dementsprechend begegnen sich die beiden Figurengruppen heutzutage relativ selten, hin und wieder kommt es aber zu einem Crossover. Für den deutschsprachigen Raum hat die Übersetzerin Erika Fuchs beide Städte zu einer zusammengelegt: Entenhausen.
Es gibt aber auch noch andere Universen. In erster Linie sind die Geschichten mit dem großen bösen Wolf und den drei kleinen Schweinchen zu nennen, die aus dem bekannten Zeichentrick-Kurzfilm von 1933 den Sprung in die Comics geschafft haben. Dieses Universum, in denen auch Figuren wie der Kleine Wolf, Gevatter Bär oder Hansi Hase auftreten, wird manchmal auch als "Entenhausener Wäldchen" bezeichnet. Ebenfalls ursprünglich aus einem Kurzfilm stammt die Figur des Klein Adlerauge, ein Indianerkind. Aber auch mit Figuren aus den abendfüllenden Zeichentrickfilmen gibt es Comics, so etwa mit Schneewittchen und den sieben Zwergen, mit Madame Mim (aus "Die Hexe und der Zauberer") oder mit Strolchi (der Sohn von Susi und Strolch). In den heutigen deutschen Disney-Comics tauchen diese Figuren jedoch kaum mehr auf, sodass wir in dieser Einführung die Zeichentrick-Universen ausklammern und uns auf Ducks und Mäuse konzentrieren.
2. Wann erschien der erste Disney-Comic?
Als Geburtsstunde der Disney-Comics kann der 13. Januar 1930 ausgemacht werden. An diesem Tag erschien der erste Micky-Maus-Tagesstrip in den US-amerikanischen Zeitungen. Diese Streifen, im Normalfall aus drei bis fünf Bildern bestehend, schließen zwar stets mit einem Gag am Ende ab, erzählen jedoch eine fortlaufende Handlung. Mickys erstes Abenteuer "On a Desert Island" ("Micky auf der geheimnisvollen Insel") wurde bis zum 31. März 1930 veröffentlicht, beteiligt waren daran anfangs noch die Erfinder von Micky Maus, nämlich Walt Disney als Szenarist und Ub Iwerks als Bleistiftzeichner.3. Und in Deutschland?
Vereinzelt wurden zwar schon in den 30ern und 40ern einige Micky-Maus-Strips in Zeitungen und Illustrierten veröffentlicht, so richtig angekommen sind die Disney-Comics aber erst im August 1951, als es die erste Micky Maus für 75 Pfennig zu kaufen gab.4. Wie viele verschiedene Disney-Comics gibt es?
In der Inducks-Datenbank sind bislang etwa 150.000 Geschichten verzeichnet. Wir wissen nicht, wie realitätsnah diese Zahl ist (es hängt sicherlich auch davon ab, was man alles als eigenständige Geschichte wertet), jedenfalls sind es unüberschaubar viele, wenngleich längst nicht alle davon auf Deutsch erschienen sind. Das dürfte – nur ganz grob geschätzt – eine mittlere fünfstellige Zahl sein. Bei dem Vorhaben, möglichst viele nicht auf Deutsch erhältliche Comics zu lesen, reicht Englisch übrigens nicht aus, da sind auch Kenntnisse von anderen Sprachen wie Italienisch, Niederländisch und Portugiesisch von Vorteil (siehe 9.).5. Wie viele regelmäßig auftauchende Entenhausener gibt es? Kommen auch heute noch manchmal neue Figuren hinzu?
Es ist eigentlich unmöglich, hier eine Zahl zu nennen, da man sich darüber streiten kann, ab wann man eine Figur als "regelmäßig auftauchend" bezeichnen kann. Zudem tauchen manche Figuren heutzutage kaum mehr auf (z. B. Hugo Habicht) oder sind auf bestimmte Produktionsländer beschränkt (z. B. sind Indiana Goof oder Gitta Gans so gut wie nur in italienischen Comics zu sehen). Der Inducks verzeichnet über 3500 Figuren, die in mehr als einer Geschichte aufgetaucht sind. Dabei wurden jedoch nicht nur Entenhausener, sondern auch andere Universen erfasst. Wenn man jedoch nur Figuren zählen würde, die a) dem Duck- und Maus-Universum angehören, b) mehr als zehn Auftritte haben, c) von mehr als einem Autor benutzt wurden und d) nicht auf eine bestimmte Serie beschränkt sind (wie etwa die Agentin Kay-K in DoppelDuck), dann würde man, so meine Vermutung, bei weniger als 100 Figuren landen.Und dieses Inventar hat sich in den letzten Jahren kaum vergrößert. Der wichtigste Neuzugang seit der Jahrtausendwende ist vermutlich die Archäologin Tabea Trifftig, die von Casty 2003 erfunden wurde – aber selbst sie ist bislang nur in wenigen Comics aufgetaucht und dürfte daher nur LTB-Kennern ein Begriff sein. Neue Figuren gibt es also immer mal wieder, sie haben es aber sehr schwer, sich so richtig zu etablieren.
6. Welche Gründe gibt es, auch als Erwachsener Disney-Comics zu lesen? Denn mal ehrlich: Sie sind doch schon eher was für Kinder, oder? Gibt es denn wirklich so viele erwachsene Leser?
Egmont Ehapa veröffentlicht zwar jedes Jahr seine Mediadaten, da die dort genannten Zahlen aber auf der Kinder-Medien-Studie basieren, wird nur die 6- bis 13-jährige Leserschaft in den Blick genommen (die übrigens zu zwei Dritteln männlich ist). Wie viele erwachsene LeserInnen es tatsächlich gibt, weiß man also nicht, es ist aber vermutlich stark von der jeweiligen Reihe abhängig. Beim LTB soll es laut dem ehemaligen Ehapa-Chefredakteur Peter Höpfner etwa die Hälfte sein, beim TGDDSH könnte es sogar noch mehr sein, während bei der "Micky Maus" die kindlichen LeserInnen überwiegen dürften (für mehr Infos zu diesen Reihen vgl. 12.).Was die Gründe für das Lesen von Disney-Comics im Erwachsenenalter angeht, scheint es mir drei Dinge zu geben, die wohl für viele erwachsene Leser zutreffen, aber individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sind. (Deshalb fällt diese Antwort auch etwas persönlicher aus als die meisten anderen.)
Der Sammeltrieb: Wie alle anderen Comics werden auch Disney-Comics gesammelt. Aber warum eignen sich gerade die so gut? Zum einen deshalb, weil sie vielfältige Daseinsformen haben. Hefte, Taschenbücher, Alben, hochwertige Hardcover-Bände... viele Sachen sind unkompliziert und günstig im Internet zu bekommen, einige weisen jedoch auch einen hohen Sammlerwert auf (siehe 16.). Es ist also für unterschiedliche Sammlertypen etwas dabei. Und zum anderen besteht hier – anders als bei vielen anderen populären, aber in ihrer Quantität recht überschaubaren Reihen wie etwa "Tim und Struppi" oder "Asterix" – kaum die "Gefahr", irgendwann einmal fertig zu werden. (Sehr wohl besteht aber die Gefahr, ein und denselben Comic mehrfach in der eigenen Sammlung zu haben.)
Das literarisch-künstlerische Interesse: Dass bei dieser Masse an Comics dann auch sehr, sehr viel Uninteressantes, Langweiliges, Vorhersehbares und mangelhaft Gezeichnetes dabei ist, dürfte kaum überraschen. Und ja, die Zielgruppe von Disney-Comics sind in erster Linie Kinder. Sie sind nicht besonders anspruchsvoll und wollen es auch gar nicht sein. Leider werden "anspruchsvoll" und "wertvoll" oft miteinander verwechselt (für mehr zur Rezeption siehe 29.). Dass die Comics von Kindern im Normalfall problemlos verstanden werden, heißt aber nicht, dass sie nicht von Erwachsenen genossen werden können. Denn es gibt eben doch auch einige, die intelligent, überraschend, spannend, manchmal sogar auch sozialkritisch sind. Oder einfach nur witzig. Wir sehen es als eine Aufgabe unserer Internetseite an, auf diese gelungenen Geschichten aufmerksam zu machen. Wenngleich man den Anspruch der Geschichten nicht überhöhen und nicht zu viel in die sie hineininterpretieren sollte (siehe ebenfalls 29.), sollte man sie als das sehen, was sie sind: Kunst. Es lohnt sich, sich mit Disney-Comics auseinanderzusetzen.
Der Nostalgiefaktor: So gut wie alle erwachsenen Leser haben bereits in ihrer Kindheit LTB, Micky Maus & Co. gelesen. Nicht wenige davon haben in der Pubertät das Interesse an Disney-Comics verloren, nur um einige Jahre später doch wieder zu ihnen zurückzufinden. Aber auch bei denen, deren Leselust ungebrochen geblieben ist, spielen sicherlich die nostalgischen Gefühle eine Rolle. Entenhausen wird als sicherer Rückzugsort aus der Kindheit wahrgenommen, den man sich auch als Erwachsener noch bewahren will. In einer immer komplexer werdenden Welt ist Entenhausen eine Konstante im Leben, die nicht mehr wegzudenken ist. So geht es zumindest mir. Andererseits finde ich es nicht richtig, aus diesem persönlichen Nostalgiegefühl den Blick dafür zu verlieren, dass Entenhausen auch mit der Zeit gehen muss. Viele Leser, die sich vielleicht zu sehr auf diese Perspektive versteifen, sind irritiert davon, dass auch neuere Technologien wie Smartphones in Entenhausen auftauchen. Dabei ist das nicht nur ein normaler, sondern auch ein notwendiger Prozess, weil Entenhausen immer auch ein Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft sein muss. Für die angesprochene Sicherheit und Vertrautheit sorgen in erster Linie die Figuren. Inhaltlich und erzählerisch müssen aber immer wieder auch neue Wege beschritten werden, um die Comics literarisch-künstlerisch relevant zu halten.
7. Ist das Interesse an Disney-Comics in den letzten Jahren gesunken oder gestiegen? Wird es auch noch in zwanzig, fünfzig, hundert Jahren Disney-Comics geben?
Insbesondere die zweite Frage kann man kaum seriös beantworten. Ich vermute, dass es mindestens noch bis zur Mitte des Jahrhunderts neue Disney-Comics geben wird – fraglich ist eben nur, in welcher Anzahl. Zwar hat sich der weltweite jährliche Seitenausstoß gegenüber den 90er-Jahren halbiert, in den letzten Jahren (2011 bis 2018) ist er aber nur leicht gesunken (jeweils 10.000 bis 12.000 Seiten pro Jahr).Wie sich das Interesse verändert hat, muss für jedes Land einzeln beantwortet werden. Für Deutschland gilt aber wie für viele andere Länder auch: eher gesunken. Insbesondere die "Micky Maus" hat es hart getroffen: In den 90er-Jahren hatte das Heft zeitweise eine Auflage von über 800.000 Exemplaren, heute (Stand 2019) ist noch etwa ein Zehntel davon übrig geblieben... Dabei kann man sich die Frage stellen, ob allein die veränderte Mediennutzung der Kinder dafür verantwortlich ist oder ob auch die Gestaltung des Hefts zu dem starken Schwund beigetragen hat. Beim Lustigen Taschenbuch sieht es hingegen wesentlich besser aus, hier liegt die verkaufte Auflage bei derzeit grob 150.000 Exemplaren, sie ist in den letzten paar Jahren nur geringfügig gesunken. (Genaue Auflagenzahlen finden sich in unserem Statistik-Bereich.)
(Gerundet, auf Basis von Inducks-Daten)
Zuletzt aktualisiert: 13.01.2020, 17:32