Rezension: LTB 520 - 85 Jahre Donald Duck
Der etwas andere Geburtstag (Pat & Carol McGreal – Giorgio Cavazzano; 35 S.)
Ausgerechnet an seinem Geburtstag beschleicht Donald Duck das Gefühl, all seine Freunde und Verwandte haben ihn an seinem Ehrentag vergessen. Sogar seine Dauerverlobte Daisy hat – anders als in den vergangenen Jahren – keine Überraschungsparty geplant und auch Tick, Trick und Track gestehen ihrem Onkel gegenüber ein, den Geburtstag schlichtweg vergessen zu haben. Doch plötzlich erhält der deprimierte Donald einen Anruf vom Entenhausener Fernsehstudio, wo für die TV-Show "Kapriolen" ein interessanter Studiogast mit einem bewegten Leben gesucht wird. Donald tritt Feuer und Flamme ins Scheinwerferlicht der Fernsehkameras; doch er ahnt nicht, dass der windige Moderator über allerlei Umwege in den Besitz des "Memoflotts" gelangt ist! Mit dieser Erfindung von Daniel Düsentrieb wird es dem Träger des Hightech-Helms ermöglicht, in die gespeicherten Erinnerungen zu gelangen. Auf dem Memoflott sind jedoch Donalds ganz private Erinnerungen hinterlegt und schon bald lacht halb Entenhausen über den tollpatischigen Pechvogel. So wird eine Tür nach der anderen aufgestoßen, um Donald der Lächerlicheit preiszugeben: Gibt es ein Entkommen oder werden am Ende alle intimen Geheimnsse von Donald gelüftet? Man darf gespannt sein!
Diese Geschichte der McGreals ist eine direkte Fortsetzung der Titelstory von LTB 416 (Mai 2011), in welcher Donald mithilfe des Memoflotts von Ingenieur Düsentrieb eine "Reise ins Ich" unternimmt. Darin gerät er beinahe in seinen eigenen Erinnerungen gefangen und kann diesen nur mit der Hilfe von Daniel Düsentrieb entkommen! Seit diesem Tag sind Donalds Erinnerungen im Memoflott gespeichert – bis heute. "Reise ins Ich" blieb nicht nur wegen der brillanten und vielschichtigen Handlung, sondern auch wegen der meisterhaft inszenierten Flashbacks in Donalds Vergangenheit in Erinnerung. So werden dem Leser Einblicke in einige Comics von Carl Barks und sogar dem Film "The Wise Little Hen" geboten.
Diese Art von Flashbacks kommen auch in der Fortsetzung gut zur Geltung, nur leider gibt Donald darin keine so gute Figur ab. Er wird unweigerlich zum Gespött der Leute gemacht, die hämisch über den Wüterich lachen. Als Leser bekommt man wirklich Mitgefühl mit dem armen Donald, der der Zurschaustellung keinen Einhalt gebieten kann. Zum Glück darf er sich am Ende doch noch als Retter in der Not feiern lassen – zu Recht, denn der schmierige (namenlose?) TV-Moderator und seine Gäste sind wenig später ebenfalls in Donalds Geist gefangen.
Die Erinnerungen, die hinter den Türen verborgen sind, sind intime Details längst vergangener Zeiten und bestrittener Abenteuer. Abenteuer, bei denen wir als Leserinnen und Leser Donald Duck die letzten 85 Jahre mit großem Spaß begleitet haben. Der Zeichner Giorgio Cavazzano eignete sich den Zauber und Stil der bereits erzählten (Barks-)Geschichten gekonnt an und bringt die vielen tollen Ideen der McGreals wunderhübsch zu Papier.
Für mich nicht nur eine der besten Jubiläumsgeschichten im Lustigen Taschenbuch, sondern auch eine der besten Geschichten von Pat und Carol McGreal überhaupt. Über einen dritten Teil zu Donalds 90. würde ich mich freuen...
Zuletzt aktualisiert: 29.05.2019, 14:55