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Rezension: LTB 491 - Die Schatzinsel



Die Schatzinsel (Teresa Radice - Stefano Turconi; 93 S.)

Der junge Jim Topkins arbeitet gemeinsam mit seiner Tante in einem kleinen Gasthaus, dem "Admiral Benbow", und wartet darauf, einmal ein richtiges Abenteuer zu erleben. Als eines Tages der mysteriöse Käpt’n Plotty Bones auftaucht und sich im "Admiral Benbow" einquartiert, ist Jim fasziniert von dem kauzigen Seebären, der von allerhand Geschichten über die Sieben Weltmeere zu berichten weiß. Doch so richtig wohl ist dem ruppigen Spießgesellen nicht, fürchtet er sich doch vor dem Tag, wenn der blinde Puah mit seiner Augenbinde und dem hölzernen Gehstock auftaucht. Wie sollte es anders sein – nach einigen Wochen steht der blinde Greis tatsächlich vor der Tür und hat definitiv nichts Gutes im Sinn. Jim Topkins gelingt es gerade noch, seine Freunde Dr. Livesey und Sir John Huntowney zu informieren, bevor der blinde Puah mit seinen Raufbrüdern das Gasthaus auf der Suche nach dem Käp’tn zu stürmen. Dank der Hilfe der Kavallerie können die Schurken dingfest gemacht werden. Allerdings hat der seltsame Käpt’n Plotty Bones bereits die Gelegenheit genutzt, sich aus dem Staube zu machen und zu verschwinden. Zurück bleibt seine alte Seemannstruhe und eine Art Abschiedsbrief an Jim. Darin erfährt Jim Topkins von der legendären Schatzinsel, die dazugehörige Karte liegt selbstredend bei. Plotty Bones hängt sein Dasein als Matrose an den Nagel und will stattdessen die höchsten Berge erklimmen...

Das Interesse von Jim Topkins und seinen Freunden ist geweckt! Rasch ist eine Mannschaft unter der Führung des exzentrischen Kapitäns Lockett angeheuert, die sich auf die abenteuerliche Reise zur Schatzinsel begibt. Auf der wunderschönen und gut ausgerüsteten Brigge "Brasileira" trifft Jim Topkins auf den rauen Long Karlo Silver, der unter Deck als Smutje seinen Dienst ableistet. Jim wird als Schiffsjunge seine rechte Hand in der Kombüse beim Kartoffelschälen und zwischen dem harschen Kerl und dem aufgeweckten Jungen entwickelt sich eine eigenwillige Beziehung wie zwischen Meister und Lehrling.

Allerdings stehen die Zeichen auf Sturm, denn die Mannschaft wettert nach Meuterei an Bord. Angestachelt vom skrupellosen Long Karlo Silver bekommt Jim - sicher in einem Fass voller Äpfel versteckt - mit, wie die Piraten schon den Überfall planen und sich im Siegestaumel wähnen. Jim gelingt es, unbemerkt den Kapitän und seine Getreuen zu warnen, bevor der Donner losbricht. Als dann zu allem Überfluss Land in Sicht ist, gibt es für die Crew kein Halten mehr! Kapitän Lockett, Doc Livesey, Sir Huntowney und Jim Topkins bleibt nichts Anderes übrig, als die Flucht nach vorn anzutreten! In einem Beiboot schaffen sie es, auf die Schatzinsel zu gelangen. Auch, wenn sie damit die "Brasileira" aufgeben müssen, sind sie immer noch allein im Besitz der Schatzkarte. Auf der Insel entdecken sie nicht nur die Überreste eines alten Forts mit Befestigungsanlage, sondern stoßen auch auf den leicht (!) verwirrten Ben Goof. Dieser war Matrose unter Käpt’n Blot auf der "Walrus" und blieb allein auf der Insel zurück; was vielleicht dazu geführt hat, dass er in der Einsamkeit dieses tropischen Paradieses an Schizophrenie leidet.

Mittlerweile haben Long Karlo Silver und seine verbrecherische Crew Wind davon bekommen, dass die Elite die Brigge samt Schatzkarte bereits verlassen hat. Sie stürmen das Fort und können nur in letzter Sekunde und auf – sagen wir "wundersame Weise" – zurückgedrängt werden. Der mutige Jim Topkins sieht der Gefahr ins Gesicht und versucht des Nachts, die Ankertaue der "Brasileira" zu kappen – mit Erfolg! Er kann das Schiff in seine Gewalt bringen, landet aber daraufhin selbst in den Fängen der Piraten. Gefesselt, sich jedoch in Sicherheit wiegend muss er miterleben, wie Long Karlo Silver plötzlich die Schatzkarte aus seiner Jackentasche zieht! Die Schar des Piraten zieht los, den Schatz zu bergen, um sich anschließend des jungen Jim Topkins zu entledigen. Allerdings rechnen sie nicht damit, dass die Schatzinsel noch das ein oder andere Geheimnis birgt...

Wer wie ich mit klassischen Abenteuerromanen aufgewachsen ist und seine Freude an "Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson hatte, der wird auch an der Umsetzung als Disney-Comic durch Teresa Radice und Stefano Turconi durchaus Gefallen finden. Die Story, aufgeteilt in drei Abschnitte, orientiert sich sehr genau an der literarischen Vorlage und zeigt mittels zahlreicher Details und Anspielungen, dass man hier mit viel Liebe herangegangen ist. Wenngleich die Geschichte eher gewaltfrei ist und im Gegensatz zum Original auf Mord und Totschlag sowie auf eine Menge Rum und sonstige Spirituosen verzichtet, steht der Plot in Sachen Spannung und Action in nichts danach. In meinen Augen kommt auch der Humor nicht zu kurz, der vor allem durch die schrulligen Charaktere zum Tragen kommt und die Handlung gut abrundet. Die Zeichnungen sind ausgesprochen lebendig und theatralisch, es scheint, als verfolge man den Abenteuer-Epos vorm Fernseher mit. Das liegt vor allen Dingen auch an den tollen Dialogen und der Erzähl-Struktur aus der Egoperspektive von Jim Topkins (genau wie im Buch). Man nimmt sich Zeit zum Erzählen und es bleibt eigentlich nichts auf der Strecke, was auf den Gesichtern der Leser nur Fragezeichen aufwirft. Ausgesprochen gut wurden die Figuren sauber ins Maus-Universum integriert, ohne dass es zu peinlichen Situationen kommt, in denen auf Krampf versucht wurde, beispielsweise einen dusseligen Goofy oder einen scheinheiligen Karlo zu konstruieren. Nein, man orientiert sich an den literarischen Vorlagen und passt die Charaktere behutsam im Disney-Charme daran an – nicht umgekehrt. Darum verliert die Story nicht an Epik, aber auch nicht an Dramatik. Bei der Konzeption kommt man daher ziemlich nahe an das Original heran, besser als bei anderen Literatur-Adaptionen, deren Charme verlischt, wenn man sie krampfhaft auf Duck & Maus ummünzt.

Unterm Strich eine sehr gelungene Geschichte, die ich zweifelsohne weiterempfehlen kann und für die sich der Kauf des Bandes bereits lohnt! Hervorzuheben sind die vielseitigen und kreativen Tiere/Humanoide, die als Piraten-Crew verwendet worden sind – besonders die Schlange, die ihre Suppe löffelt, hat es mir angetan!



Zuletzt aktualisiert: 28.02.2017, 15:37
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