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Al Taliaferro

Neben dem berühmten Floyd Gottfredson ist er der berühmteste Comicstripzeichner Disneys. Die Rede ist von Al Taliaferro, welcher mehr als 30 Jahre lang den Donald Duck Werktags- und Sonntagsstrip betreute. Doch in letzter Zeit geriet er zunehmend in Vergessenheit - ein Prozess, den wir mit diesem Porträt verhindern wollen!

2.2 Das Jahr 1936

Donald in ZS 36-09-06
Am 30. 08. 1936, also knapp zwei Jahre später, erschien der erste Sonntagsstrip der im Rahmen von "Silly Symphony feauturing Donald Duck" abgedruckt wurde. Dieser Donald hatte inzwischen in den Comicstrips von Floyd Gottfredson an der Seite von Micky Maus eine unheimliche Wandlung über sich ergehen lassen. Er besitzt nun schon vier Finger und einen größeren Kopf. Auch wenn der Hals und der Schnabel für heutige Verhältnisse immer noch relativ lang ist. Ebenfalls neu ist das hitzige Temperament Donalds, sodass sich nun seine Mitmenschen vor ihm in Acht nehmen müssen, falls er einmal zornig wird. Auch die übermäßige Brutalität ist bezeichnend für diese Ära (Siehe 4.1.1). Ebenfalls finden sich hier das erste Mal hundemenschliche Nebenfiguren. Sie ähneln aber damals noch mehr den typischen Hundefiguren der heutigen Zeit, als den menschlichen Figuren der 50er und der 60er.
Auch der Zeichenstil Taliaferros hat sich im Vergleich zu 1934 gewandelt. Besonders auffallend ist die Dynamik der Zeichnungen, die früher absolut nicht zu finden war. Das mag vielleicht auch an der dynamischeren Handlung liegen, die mehr auf Gags als auf Moral basiert.

2.3 Die Jahre 1937-1939
Um die Jahreswende 1936/37 findet man wieder einen Wandel im Aussehen Donalds sowie im Erscheinungsbild der Gags. Der Schnabel Donalds wurde wieder kürzer und hat nun eine Länge, die mit der von Barks’ Donald in den 40ern oder dem holländischen Donald vergleichbar ist. Ebenso verhält es sich mit der Länge des Halses. Auffallend ist zu dieser Zeit auch der relativ breite Schnabelansatz mit dem eher niederen Kopf.

Donald in ZS 37-05-09
Die Hintergründe werden nun detailreicher, sind jedoch im Vergleich zu heutigen Comics immer noch schlicht gehandhabt. Die Strichfühung ist nun sehr fein geworden, nahezu filigran. Das gibt den Zeichnungen einen Touch, der an Marco Rota erinnert. Bezüglich der Handlung änderte sich besonders das Ende. Während Donald in den Strips aus dem Jahr 1936 seine Streiche ohne irgendwelche Strafen absolvieren konnte, wurde er im Jahr 1937 und später vermehrt zur Rechenschaft gezogen. Manchmal durch die Opfer, teilweise durch andere Umstände.
Zwei weitere große Einschnitte prägen diese Stilepoche: Das ist einerseits die Einführung der drei Neffen, die für reichlich Wirbel in Donalds Haus sorgen. Ferner wurde damals Bob Karp als Texter Taliaferros zugeteilt, was den Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit darstellte.

Weitere Beispielstrips:
- ZS 37-09-05, DDSS 4
- YD 38-06-22, TGDDSH 135

2.4 Die Jahre 1940-1945
Mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts wandelte sich Al Taliaferros Zeichenstil erneut. Die Zeichnungen wurden wieder rundlicher. Doch besonders die relative Größe des uns wohl bekannten Erpels zu seinen Mitmenschen ist frappant klein. Freilich, manchmal ist das ein Ausdruck künstlerischer Darstellung, Donald besonders klein zu zeichnen - besonders, wenn er mit Amtspersonen oder der Exekutive redet - dennoch könnte man sich solch einen kleinen Donald schwerlich vorstellen.

Donald in KF 10-06-40 D (TGDDSH 255)
Und selbst dieser bereits zu klein geratene Donald wirkt auf den Betrachter sehr gedrungen und vor Energie strotzend. Dies ist durch den Umstand hervorgerufen, dass der Unterleib Donalds sehr füllig und rund gezeichnet wurde, und somit der Brustbereich proportional sehr klein wirkt. Die Neffen hingegen zeichnen sich durch besonders runde, überproportional große Köpfe mit kleinen Augen aus. Man könnte sie beinahe als Knopfaugen bezeichnen. Ihre Köpfe sind im Vergleich zum Körper ein Stück nach hinten verschoben, als ob der Hals, wenn man die Ente von der Seite betrachtet, schief nach hinten gebogen wäre. Die erzähltechnische Seite der Strips hat sich in den damaligen Jahren nicht besonders gewandelt. Einzig und allein der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg sorgte für besondere Themen in den Strips, da Donald sozusagen von offizieller Seite auch in den Dienst des Krieges gestellt wurde. Wer nun auf Strips mit Donald in Uniform im Krieg erwartet, wird enttäuscht sein, denn Donald verbildlichte eher den Kleinbürger hinter der Front, der sich engagiert an allen dem Kriege dienlichen Aktionen beteiligte. Des Weiteren fällt der Erstauftritt von Daisy und Oma in diese Phase.

Weitere Beispielstrips:
- YD 41-11-06, TGDDSH 257
- YD 41-02-19, TGDDSH 257

2.5 Die Jahre 1946-1949
Diese Stilepoche ist eine Übergangsphase, in der sich Taliaferros Stil allmählich vom in 2.4 beschriebenen Stil der Kriegsjahre zum klassischen Stil der 50er wandelte. Somit finden sich in den Strips dieser Zeit zwar noch wesentliche Einflüsse des Vorgängers, aber auch wichtige Stilmerkmale des nächsten Abschnitts des Werkes von Taliaferro fließen bereits in die Zeichnungen ein. Auffallend ist die wieder dicker und variabler werdende Strichführung, die im krassen Gegensatz zu den filigranen Linien der früheren Epochen steht.

Donald in YD 49-08-13 (MM-M 10/00)
Ferner wird Taliaferros Zeichenstil vermehrt kantiger, auch wenn er in den späten Vierzigern noch den Schwung der ersten Jahre hat. Ebenfalls setzt nun ein langsamer Wandel von den üblichen hundenasigen Figuren zu den für Taliaferro kennzeichnenden Menschenfiguren ein. Dies ist relativ verwunderlich, da ja Taliaferros Kollegen bei den Comicbooks die Verwendung von menschlichen Figuren strikt verboten wurde. Doch auch in anderen Bereichen leistete sich Taliaferro im Vergleich zu anderen große Freiheiten. Dies wäre einerseits die in 2.2 kurz angeschnittene und in 4.1.1 genauer angeführte hohe Gewaltrate, aber auch andererseits die große Freizügigkeit bei der Abbildung des weiblichen Geschlechts. Frauen mit großem Dekollete oder Minirock sind bei Taliaferro nichts Besonderes. Solche Schönheiten findet man allenthalben. Dies steht nämlich im krassen Gegensatz zu den Frauendarstellungen in den Comicbooks, wo z.B. Daisy der von Barks geplante Busen retuschiert wurde etc. Diese Freizügigkeit findet sich eben ab den späten 40ern in den Donald-Strips und war dann später nicht mehr wegzudenken.


Weitere Beispielstrips:
- ZD 46-11-17, TGDDSH 255
- YD 49-07-04, MMM 10/00

2.6 Die Jahre 1950-1964
Im Allgemeinen kann man diese Phase als "die" klassische Zeichenepoche Taliaferros bezeichnen. Sie gilt als das Sinnbild für Taliaferros Zeitungsstrips. Die unter 2.5 beschriebenen Anzeichen des späteren Zeichenstils schlagen nun voll durch. Die Strichstärke ist relativ dick, aber trotzdem noch sehr variabel, die Zeichnungen sind bereits relativ kantig, was vermutlich mit dem fortschreitendem Alter Taliaferros zusammenhängt, denn auch bei anderen Zeichnern (Gottfredson, Scarpa) wurden die Zeichnungen mit höherem Lebensalter doch merklich kantiger.

Donald aus KF 09-16-51 D (MM-M 15/01)
Eine Beeinflussung durch die klassischen, alten amerikanischen Comicbookzeichner würde ich eher auschließen, da das Strip Department und das Comicbook Department zwei komplett verschiedene Teile des Disneykonzerns sind und nichts miteinander zu tun hatten. Einhergehend mit dem kantigen Zeichenstil, mangelt es ein bisschen an Dynamik in der grafischen Umsetzung der Strips. Allgemein wirkt die Statur Donalds nun etwas hagerer und auch etwas größer. Der Kopf scheint nun nicht mehr so kahl wie früher zu sein, er zeichnet sich hingegen nun durch eine relativ große Zahl an Federn (Haaren?) am Kopf aus. Auch die Füße sind in Proportion zum Körper relativ groß. Die Hintergründe in den Zeichnungen sind nun schon relativ detailreich. Doch einige Charakteristika aus früheren Phasen des Werkes Taliaferros bleiben doch erhalten, wie z.B. der überaus breite Kopf oder der große Schnabelansatz.
Die Strips behandeln zum größten Teil Situationen im alltäglichen Leben.

Weitere Beispielstrips:
- YD 51-06-21, TGDDSH 257
- YD 51-11-05, MMM 06/02
- ZD 63-06-30, LTB 96

2.7 Die Jahre 1965-1969

Donald von ZD 69-02-09 - Der vorletzte Sonntagsstrip von Al Taliaferro (LTB 96)
Die letzten vier Jahre des Werkes von Taliaferro haben noch einmal einen eigenen Zeichenstil, der Ähnlichkeiten mit den Zeichnungen der anderen "alt-amerikanischen" Zeichnern wie Hubbard, Strobl oder Bradbury aufweist. Dies wird durch den noch kantigeren Zeichenstil Taliaferros hervorgerufen, den die Zeichnungen der eben genannten Zeichner ebenfalls innehatten. Wie schon in der vorhergehenden Phase ging mit dieser kantigeren Zeichenweise eine noch statischere Figurenhaltung einher. Die Hintergründe sind nun entgegen dem in den vorherigen Phasen vorherrschenden Trend wieder detailärmer. Die Strichstärke wurde besonders im Bereich des Kopfes und des Schnabels wieder feiner. Donald erreicht nun etwa die Größe die er auch heute noch bei Marco Rota (da Taliaferro auch eines seiner Vorbilder ist, siehe 3.3) inne hat. Von den Proportionen sieht der uns allen bekannte Erpel seinen heutigen Ausführungen sehr ähnlich.

Weitere Beispielstrips:
- ZD 69-01-05, LTB 96
- ZD 69-02-09, LTB 96



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 15:03
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