Hallo, Gast!
Registrieren


Rezension: LTB 553 - Wie alles begann ...

Cover



Zum 60. Geburtstag der beliebtesten Zauberin aus dem Entenhausener Comicuniversum gratuliert das Lustige Taschenbuch mit der Nummer 553. Nicht ohne Stolz verspricht uns die Redaktion, zu ergründen, "Wie alles begann..." mit Gundels Karriere von der Junghexe bis zu Onkel Dagoberts Nemesis im Kampf um den Zehner Nummer eins. Welche Rolle dabei Gundels zauberhafte Familie hatte und aus welchem Grund die schwarzhaarige Italienerin mit dem feurigen Temperament so ein inniges Verhältnis zu ihrem Raben Nimmermehr pflegt, gibt's in der Titelgeschichte (Åstrup / Cavazzano) zu lesen.

Wenn er sich nicht gerade gegen Gundel Gaukeley behaupten muss, steht Onkel Dagobert im ewigen Clinch mit seinem Rivalen Klaas Klever. Als beide ein und dieselbe verrückte TV-Show ins Leben rufen wollen, müssen sie zuerst ihr Können in der Prärie vor einem Millionenpublikum unter Beweis stellen (Sarda / Picone)! Zuvor zoffen sich die beiden Magnaten um eine kleine Insel, auf der eine riesige Insel eine glockenklare Melodie abspielt (Panaro / Franzó). Corrado Mastantuono erzählt von einem Wiedersehen zwischen Onkel Dagobert und seinem ehemaligen Partner Gandolf Gurr, der mittlerweile in arger finanzieller Bedrängnis steckt.

Derweil geht Micky Maus im verschneiten Entenhausen der Spur vermisster Persönlichkeiten nach, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheinen (Bosco / Limido). In der zweiten Maus-Story lernt Micky Goofys Vetter Grufy kennen, den sein Freund Goofy überhaupt nicht ausstehen kann... (Moscato / Leoni).

Um zu ergründen, ob sich ein Blick in LTB 553 lohnt, braucht man keine Kristallkugel: Die folgende Rezension gibt ein paar Einblicke!

Von Entenfan


Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Wie alles begann ... A: Maya Åstrup; Z: Giorgio Cavazzano 2021 32 Klein-Gundel mit dem goldenen Händchen
Der Eisstern A: Carlo Panaro; Z: Flemming Andersen 2021 16 Frostiges Foto-Fiasko
Einmal Gauner, immer Gauner A + Z: Corrado Mastantuono 2021 24 Comeback von Gandolf Gurr
Verschollen im Schnee A: Marco Bosco; Z: Carlo Limido 2020 26 Goofys Schneemobil-Taxi
Die klingende Münze A: Carlo Panaro; Z: Federico Franzò 2021 26 Irrsinniger Insel-Streit
Der Wald des weißen Pumas A: Marco Nucci; Z: Emmanuele Baccinelli 2021 28 Fähnleinausflug mit Dieter Düsentrieb
Gesichter eines Superhelden A: Gabriele Panini; Z: Marco Mazzarello 2011 10 Morgenmaske-Mogelei
Das Prärieduell A: Bruno Sarda; Z: Nicolino Picone 2018 40 Hü oder Hott? Mäh!
Eine Busfahrt, die ist lustig A: Giorgio Salati; Z: Alessandro Gottardo 2018 14 Versteckte Kamera
Die liebe Verwandschaft A: Roberto Moscato; Z: Lucio Leoni 2021 12 Bevetternde Vetternwirtschaft
Am letzten Zipfel A: Francesco Vacca; Z: Francesco Guerrini 2021 22 Schuldenfrei in die Schuldenfalle


Cover

Was verspricht die Aufmachung des Bandes?

Hex hex! Eine verschmitzt dreinschauende Gundel Gaukeley wirft auf dem Cover von LTB 553 einen Blick in ihre Kristallkugel, wo sie sich als kleines Mädchen mit einer goldenen Figur betrachtet. Andererseits schaut sie eher den geneigten Leser an, der vielleicht in seinem Gedächtnis kramt, wann er diese Pose zuletzt auf einem LTB-Umschlag gesehen hat. Mir scheint, Andrea Freccero hat hier eine stimmungsvollere Variante seines Motivs von LTB Enten-Edition 60 mit der Kristallkugel von LTB 385 gepaart. Mich erinnerte der bunte Ball mit der glitzernden Silberfolie ein bisschen an den silbernen Vollmond von LTB 441. Auffällig sind Gundels breiter Stummelschnabel und ihre drei abstehenden Haarspitzen. Irritierend auch der völlig belanglose 08/15-Titel mit der verwackelten Schrift, bei der man sich scheinbar nicht auf eine Schriftfarbe (gelb oder weiß? Beides!) einigen konnte.






Wie gut funktioniert die Titelgeschichte als "Origin-Story"?

Die junge Gundel Gaukeley ist ein kleines italienisches Mädchen, das fröhlich bei ihrer Tante Donata und ihrem Onkel Gino aufwächst. Gundels gesteigertes Interesse an allerlei Kräutermixturen und Suden aus Pilzen, Pflanzen und Ungetier missfällt besonders Onkel Gino. Doch auch als Gundel älter wird, lassen sie magische Tränke und mystische Tricks nicht kalt. Als sie eines Tages auf dem Dachboden Bücher ihrer Mutter findet, packt Gundel die Neugier und sie erfährt die Lebensgeschichte ihrer Eltern. Gundels Mutter war einst eine Zauberin der weißen Magie und führte ein sorgenfreies Leben. Später stößt Gundels Mutter auf einen alten Zauberspruch, der die Fertigkeit des "Midas-Effektes" verspricht, also die Möglichkeit, Dinge in Gold zu verwandeln. Nun ist auch Gundel Feuer und Flamme, zu ergründen, woran ihre Eltern einst gescheitert sind und wie sie den Midas-Effekt beherrschen kann. Dazu verlässt sie ihre behütete Heimat, widmet sich fortan dem Studium der Zauberei und lässt sich nunmehr auch mit dunklen Mächten ein.



Maya Åstrup und Giorgio Cavazzano präsentieren uns mit der Titelgeschichte eine ziemlich gewiefte "Origin-Story" um Gundel Gaukeley, die wir heute als ausgebuffte Hexe kennen die es mit ihren Buff-Bomben auf den ersten selbst verdienten Zehner von Onkel Dagobert abgesehen hat. Erstmalig in "Der Midas-Effekt" bei Carl Barks aufgetreten, feiert die durchtriebene Zauberin in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Ein würdiger Anlass also, um zu ergründen, wie Gundel so geworden ist, wie wir sie heute kennen.

Die Geschichte legt großen Wert darauf, dass Gundel nicht von Geburt an eine böse Hexe ist, die sämtliche Zaubersprüche auf Lager hat. Stattdessen führte sie als Kind ein heiteres Leben bei ihren nächsten Verwandten, da ihre leiblichen Eltern auf wundersame Weise verschwunden sind. Es ist sehr interessant, dass wir im (modernen) Disney-Kosmos einmal etwas über ein reales Elternverhältnis erfahren – die gezeigte Tante und der Onkel sind eigens für diese Geschichte erfunden und von Bedeutung für die Handlung. Wie sich herausstellt, waren auch schon Gundels Eltern verrückt nach dem Midas-Zauber und hinter den Münzen reicher Männer her. Diese familiäre Komponente gibt der Charakterisierung von Gundel einen nicht unerheblichen zusätzlichen Antrieb. Gundel will gewissermaßen das Vermächtnis ihrer Eltern antreten und entscheidet sich bewusst dafür, zu diesem Zweck alles unterzuordnen. Wir erleben sie dabei, wie sie von zuhause auszieht, in Neapel einkehrt, ein Grundstück an den Hängen des Vesuv erwirbt und mithilfe ihrer Buff-Bomben die ersten Münzen in ihren Besitz bringen kann. Ihr Wesen verändert sich dynamisch, was exzellent beschrieben wird. Ihre Entscheidung, sich auch der schwarzen Magie zu bemächtigen, scheint ebenso wegweisend wie ihre innige Beziehung zu Rabe Nimmermehr. Trotz der vielen beleuchteten Aspekte wirkt die Story nicht abgehetzt, sondern logisch stringent und mit vielen tollen Momenten. Dafür besticht sie aber nicht unbedingt mit Humor. Zeichnerstar Giorgio Cavazzano ist genau der Richtige, Gundels Biographie wundervoll in Szene zu setzen: So gelingt ihm ein super Spagat zwischen fröhlichen Szenen und düsteren Momenten.

Mit der Hommage an Carl Barks auf der letzten Seite wird deutlich, dass sich "Wie alles begann" als kanonisches Prequel zu Gundels erstem Auftritt in "Der Midas-Effekt" versteht. Inwieweit sich daraus Auswirkungen auf andere Künstler und Geschichten ableiten lassen, wird die Zukunft zeigen. Mir persönlich hat die Geschichte ziemlich gut gefallen und ich sehe keine Widersprüche zu meinem Verständnis der Figur Gundel Gaukeley. Gut gemacht!




Warum verschwinden Bürger im verschneiten Entenhausen?

In Entenhausen sind mehr als nur ein paar Flocken gefallen und so greift Micky Maus seiner älteren Nachbarin beim Schneeschnippen großmütig unter die Arme. Da die Schneemassen die Straßen verstopfen, hat Goofy ein dampfbetriebenes Schneemobil aus dem Vorbesitz eines seiner Vorfahren wieder flott gemacht und bietet sich als Taxi in der Stadt an. Micky und Goofy treffen im Stadtpark auf ihren Freund Rudi Ross, der in aller Seelenruhe einen Schneemann errichtet. Warum jagt Rudi nicht seinen Terminen nach, wie es schließlich auch die anderen Bürger der Stadt tun? Viel Zeit zum Nachdenken bleibt Micky nicht, denn er wurde von Kommissar Hunter um Hilfe bei einer heiklen Sache gebeten. Der Bürgermeister von Entenhausen ist nämlich verschwunden und nirgends auffindbar. Als noch mehr Leute im Schnee als verschollen gelten, versucht Micky, die Parallelen zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.



Autor Marco Bosco strickt eine winterliche Geschichte, die einerseits dicht wie ein Schal und andererseits luftig wie ein Unterhemd daherkommt. Angenehm ist die wohlige Stimmung, das von Carlo Limido umgesetzte Ambiente und die mittelgroße Rolle von Rudi Ross. Während sich dieser etwas gewöhnungsbedürftig, aber um Längen sympathischer verhält, bleiben sich Micky und Goofy in ihren klassischen Rollen treu. Im Ergebnis ist die Geschichte dann doch sehr profan und mit einem lahmen Ende versehen, die ein bisschen an den Haaren herbeigezogen ist und – in ähnlicher Form – auch schon stimmiger umgesetzt wurde. Wer hier eine spannende Kriminalgeschichte vermutet, wird herb enttäuscht. Kommissar Zufall ermittelt im eisigen Einsatz: Da hätte sich Micky nicht so einen heißen Kopf unter seinen Mäuseohren machen müssen. Für heitere Momente sorgen übrigens noch Kater Karlo und Schnauz. Die Story hätte als reine Gag-Geschichte oder als Detektivgeschichte funktioniert, nicht aber in der hier aufgekochten, schwachen Wischi-Waschi-Performance beider Genres.




Wie spritzig ist das Wiedersehen mit Onkel Dagoberts altem Kumpan Gandolf Gurr?

Der Entenhausener Kurier braucht mal wieder einen richtigen Knüller. Herausgeber Dagobert Duck trägt seinen Neffen Donald und Dussel auf, eine gelungene Reportage zu schreiben, die direkt dem Entenhausener Alltagsleben entstammt und die kaufwilligen Leser damit abholt. Als die Reporter abdampfen, klingelt Onkel Dagoberts Telefon. Am Apparat ist Dagoberts alter Kumpan aus Klondike-Zeiten, der eigenwillige Gandolf Gurr. Dieser sitzt im Gefängnis und pumpt den reichsten Mann der Welt an, um seine Kaution bezahlen zu können. Onkel Dagobert ist hin- und hergerissen, ob er seinem ehemaligen Partner noch über den Weg trauen kann oder sich dieser nicht doch zum Besseren gewandelt hat. Gibt es hier ein Richtig und ein Falsch?



Eine weitere Folge der Mini-Serie "Aus dem Entenhausener Kurier" von Corrado Mastantuono, der Skript und Zeichnungen in Personalunion ablieferte. Seltsamerweise war er offenbar der Auffassung, dass es noch eine weitere Geschichte mit der Figur des Gandolf Gurr bräuchte. Eine Einschätzung, die ich nicht unbedingt teile. Onkel Dagoberts Zwiespalt überträgt sich auch auf den Leser – aber ehrlich gesagt hat die negative Waagschale mehr Gewicht. Der Charakter ist nervig und in seiner perfiden Art abstoßend, sodass man sich schon fragt, warum der junge Dagobert mit ihm einst kooperierte und sich die beiden so viel Vertrauen schenkten. Die Vorgeschichte aus Dagoberts Jugend am Klondike ist ein bisschen steif, sorgt aber für den notwendigen emotionalen Kick, ohne den die Story absolut keinen Reiz hätte bzw. in ihrer Aussage nicht funktionieren würde. Dass Onkel Dagobert jedwede Wendung vorausgeplant habe, ist in meinen Augen ein bisschen lächerlich. Seltsamerweise sind Donald und Dussel mit ihrem Zeitungsjob nur Beiwerk für billige Lacher, die auch am Ende nichts für die Handlung beitragen dürfen. Bei Mastantuono hat man sich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass viele seiner Figuren etwa rundlicher, unrasierter und grobschlächtiger sind. Gandolf Gurr verkörpert all dies und bleibt mir auf jeden Fall weiterhin unsympathisch.




Welche Katzen suchen die Fieselschweiflinge im Wildwetterwald?

Die Entenhausener Fieselschweiflinge rattern in ihrem Reisebus dem Wildwetterwald entgegen, wo sie voller Freude einen Campingausflug machen und dabei seltene weiße Pumas beobachten wollen. Im Gegensatz zu den anderen Pfadfindern kommt bei Tick, Trick und Track nicht gerade Freude auf. Sie befürchten, dass ihr Kumpel Dieter Düsentrieb mit seinen verrückten Erfindungen wieder über die Stränge schlägt und selbst in der freien Natur nur Chaos anrichtet. Wie sich zeigt, liegen die Würmlinge mit ihrer Vermutung glatt daneben, denn Dieter stellt seine Pfadfinderfähigkeiten ein ums andere Mal unter Beweis.



Wir erleben ein verjüngtes Fähnlein Fieselschweif mit ein paar frischen Ansätzen, die Marco Nucci ausgebrütet hat. Besonders an der Figur von Dieter Düsentrieb, dem quirligen und durchtriebenen Neffen von Daniel Düsentrieb, der lieber selbst mit einen Robotern im Mittelpunkt stehen will, scheint der Jungautor Gefallen gefunden zu haben. Leider haben wir in Deutschland den Großteil der hier angedeuteten Geschichten noch nicht zu lesen bekommen – und wenn man die letzten zwei, drei Seiten zu Ende geblättert hat, umschleicht einen das ungute Gefühl, den größeren Kontext irgendwie verpasst zu haben. Auch mir hat sich nicht erschlossen, weshalb Tick, Trick und Track ein so mieses Bild von ihrem Freund Dieter haben. Wirkt im Nachhinein betrachtet alles ein bisschen verklausuliert. Für sich genommen lohnt das Grübeln vielleicht gar nicht, denn die Geschichte plätschert ruhig wie ein Gebirgsbach. Gefährliche Berglöwen bekommen die Pfadfinder jedenfalls nicht zu Gesicht. Die in Rückblenden gezeigte Action ist dann doch viel zu wenig, um ein Gähnen unterbinden zu können. Zu den Zeichnungen von Emmanuele Baccinelli konnte ich mir noch keine richtige Meinung bilden: Manche Linien, die entweder mit viel Schwung oder mit feinen Schraffuren aufgetragen wurden, sehen in ihrer modernen Machart nicht übel aus...manche irgendwie schon. Das Ende könnte eine Überraschung bergen, muss es aber nicht zwangsläufig.




Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?

Man kann es kaum für möglich halten, aber: Pechvogel und Pleitegeier Donald Duck hat es fast geschafft, die absurd lange Schuldenliste abzuarbeiten, über die Onkel Dagobert seit Jahr und Tag akribisch Buch führt. Nur noch ein letzter kleiner Schnipsel mit dem lächerlichen Betrag von 20 Kreuzern fehlt Donald zu seinem Glück. In zufriedener Erwartung, schon bald den Zwängen seines Erbonkels entkommen zu sein, will Donald sofort ein 20-Kreuzer-Stück auftreiben. Derweil können auch Tick, Trick und Track einen kleinen Barbetrag ganz gut gebrauchen und wollen zu Oma Ducks Bauernhof fahren, um sich etwas dazuzuverdienen. Donald will seinen Neffen um jeden Preis etwas Gutes tun, sorgt jedoch für klebriges Chaos. Welche Rolle spielt nun Oma Ducks antikes Geldstück?



Eine der besseren Geschichten in diesem LTB, die versucht, eine Entenhausener "Was wäre wenn...?"-Frage zu beantworten. Hier geht's also um Donald gigantischen Schuldenberg, den er fast getilgt hat. Entgegen meiner Erwartung entpuppt sich die Story nicht als Traum, sondern Autor Francesco Vacca nimmt "Am letzten Zipfel" tatsächlich für bare Münze. Leider geht es anschließend ziemlich chaotisch zu und die Handlung schlingert von einer Pfütze zur nächsten. Um den Status Quo wieder herzustellen, wird tief in die Trickkiste gegriffen – was ich nur wenig überzeugend finde. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Darstellung der familiären Bande zwischen allen Ducks (und Baptist!). Onkel Dagobert muss natürlich eine Schnabelspitze vorn haben... Dazu gibt's ausgesprochen schöne Zeichnungen von Francesco Guerrini, der mit viel Dynamik und mit ungewöhnlichen Panels ordentlich Schwung in die Bude bringt. Nett!




Bei welchen Geschichten bleibt der Unterhaltungswert auf der Strecke?

Angesichts eines einsetzenden Regenschauers entschließt sich Donald, den Bus zu nehmen, der in wenigen Minuten die Haltestelle erreichen soll. Um den fiesen Gewitterwolken zu entgehen, stellt er sich in einem nahegelegenen Kaufhaus unter – und scheitert ein ums andere Mal an der mechanischen Schiebetür des Einkaufszentrums.



Oh Junge, selten eine dermaßen platte Story gelesen, bei der man sich am liebsten die Haare raufen und Donald etwas zuschreien möchte. Der einzelne Gag ist zwar nicht unlustig, aber die krampfhafte Zerrung auf über ein dutzend Seiten stellt die Nerven auf eine schiere Zerreißprobe. Problematisch ist, dass Giorgio Salati in "Eine Busfahrt, die ist lustig" auch die Momente "zwischen den Panels" erzählt, was der Handlung einfach jegliche Dynamik nimmt. Das Einzige, was Fahrt aufnimmt, ist der Bus. Einziger Lichtblick: Der sportliche Donald von Alessandro Gottardo.



Schon ein paar Seiten vorher betätigte sich Donald als fotobegeisterter Extremwanderer, der in "Der Eisstern" (Carlo Panaro / Flemming Andersen) von einer Reporterin beauftragt wird, gegen ein hübsches Sümmchen ein Foto einer natürlichen Eis-Skulptur zu knipsen. Da sich diese in einem nebelverhangenen Eistal befindet, das nur Tage im Jahr vom Antlitz der Sonne beschienen wird, ist Eile geboten. Donald verzichtet rüde auf die angebotene Hilfe seiner Neffen und macht sich alleine auf den Weg. – Entsprechend vorhersehbar und unterkühlt ist dann auch die Geschichte an sich. Donald tölpelt sich durch ein paar Widrigkeiten und muss von Tick, Trick und Track wie so oft aus dem Schlamassel gezogen werden. Auch zeichnerisch von Flemming Andersen verdammt langweilig zelebriert: An Schnee und Eis kann man sich schnell satt sehen.



Später besuchen Goofy und Micky einen der vielen Vettern von Goofy, da sie für einen Tag in der fernen Stadt weilen. Vetter Grufy ist mit seinem Ordnungsdrang das menschgewordene Feindbild von Goofy – was dieser auch unerwartet ungalant zeugt. Micky kann (wie ich auch) darüber nur den Kopf schütteln. – "Die liebe Verwandtschaft" (Roberto Moscato / Lucio Leoni) ist die nächste spröde Kurzgeschichte, bei der quasi nichts passiert. Es gibt kein Geheimnis, das es zu ergründen gilt; Goofy wird als völlig verstörtes Ekelpaket dargestellt, was ziemlich übertrieben wirkt. Mau!




Was ist der Tiefpunkt des Bandes?

In "Gesichter eines Superhelden" spielt Phantomias' Gestaltwandler-Armband verrückt. Donalds Alter Ego nimmt im Wimpernschlag das Aussehen seiner Herren Vettern an: Die Doppelgänger sind los!



Au Backe, hier stimmt irgendwie gar nichts. Die schlechtesten Kurzgeschichten sind gefühlt die, bei denen man nach 9 von 10 Seiten nicht erwartet, dass es sich um eine Kurzgeschichte handelt. Hier stückelt Gabriele Panini eine krude Phantomias-Story zusammen, die Fragezeichen en gros bei den Leser:innen hervorrufen muss. Seit wann hat der maskierte Rächer überhaupt einen Gestaltwandler? Immerhin mag ich Marco Mazzarellos Stil bei Gustav Gans. Ansonsten bleibt nur: Gute Nacht!




Was gibt es noch zu den restlichen Geschichten zu sagen?

Eines schönen Tages kehrt Matrose Donald Duck mit seinem Kutter von einem Auftrag für seinen reichen Onkel Dagobert zurück. Nach einem Sturm betritt Donald ein karges Eiland, an dessen bergiger Spitze eine kolossale Münze thront. Daheim in Entenhausen wartet Donald gegenüber dem reichsten Manne der Welt mit dieser kuriosen Entdeckung auf. Dagobert ist sofort Feuer und Flamme und saust mit Donald zum Seefahrtsamt, um seine Besitzansprüche für die Insel anzumelden. Dort angekommen kommt es sogleich zum Streit mit Klaas Klever, der zufälligerweise auch die Insel in seinen Besitz überführen will. Der waschechte Seebär-Amtsleiter (einziger Pluspunkt!) versucht, zu vermitteln, und stellt beide KontrahEnten auf die Probe...



"Die klingende Münze" ist eine ausgesprochen dämliche Geschichte von Carlo Panaro, bei der mitnichten abenteuerliche Spannung aufkommt. Wenngleich die Handlung ein bisschen an klassische Schatzsuchen (u.a. von Rodolfo Cimino) erinnert, fehlt es ihr vollständig an lebendigen Hintergründen und dem nötigen Esprit. Credo: Es gibt einfach eine riesige Münze auf einem Berg, die Töne von sich gibt. Klappt auch unter Wasser noch. Nee, das war nichts.



Eine weitere Auseinandersetzung zwischen Onkel Dagobert und Klaas Klever gibt es in "Das Prärieduell" (Bruno Sarda / Nicolino Picone) zu lesen – mit 40 Seiten die unangefochten längste Geschichte des LTBs. Darin zoffen sich die beiden Geschäftsmänner um die Vermarktung einer neuen TV-Show, die den Freigeistern Dussel Duck und Donald entsprungen ist. Es soll darum gehen, eine Herde Schafe von A nach B zu bringen und allabendlich Wild-West-Herausforderungen vor einer Jury zu bestehen. Während Onkel Dagobert seine komplette Familie einspannt, bezahlt Klever die Koryphäen der jeweiligen Fachgebiete – und hat auch noch ein summendes Ass im Ärmel. – Eine durchschnittlich gute Story, bei der aber nur die zweite Hälfte Unterhaltungswert hat. Die umständlichen Erklärungen hätte man sich sparen können (genau wie die Fachjury). Es gibt ein paar gute Gags mit der Duck'schen Sippe, von der jedes Familienmitglied seinen gebührenden Auftritt bekommt. Andererseits sitzen die Personen meist nur um ein Lagerfeuer herum, sodass in mir nicht wirklich der Cowboy erwacht ist. Bekanntermaßen will Klever seinen Rivalen in die Pfanne hauen – so zahm wie die mähenden Schafe. Die Zeichnungen von Picone sind mehr als gewöhnungsbedürftig und sehr avantgardistisch. Unterm Strich eine gut lesbare Story, aber definitiv kein Highlight.




Welche Details kann man schnell übersehen?

In der ägyptischen Grabkammer, die mit wertvollen Kostbarkeiten vollgestopft ist, befindet sich neben Gundel am unteren Rand ein kleiner goldener Igel (Maya Åstrups Markenzeichen!).

Die Vorzimmerdame im Entenhausener Seefahrtsamt hat ein Muschel-Telefon. Ihr Vorgesetzter ebenso.

Der Bus der Fieselschweiflinge sieht einem VW-Bus der historischen T-Serie verdächtig ähnlich!

Wie einer Uhr an der Wand in Onkel Dagoberts Büro zu entnehmen ist, nimmt das Abenteuer in der Prärie am 15. Dezember seinen Lauf.

Im Splashpanel von "Eine Busfahrt, die ist lustig" befindet sich oben rechts ein gelber Textkasten, der völlig leer ist. Auf dem LKW kann man völlig schief ein "Y" erkennen und rechts davon die verdrehten Buchstaben "AM". Hier ist offensichtlich etwas gehörig durcheinandergepurzelt!

Goofy führt einen Globus in Gestalt eines Prismas in seinem Handgepäck.

Das Navigationsgerät im Wagen von Herrn Zinkhoch empfiehlt: "Folgen Sie Ihrem Gefühl!".




Wie sieht das Fazit zu LTB 553 aus?

Cover Tja, ehrlich gesagt hat das letzte LTB für dieses Jahr nicht viele Worte verdient. Es ist für meine Geschmack deutlich schlechter als die Vorgängerbände. Zu sehr überwiegt der negative Beigeschmack angesichts der Masse kürzerer, liederlicher und belangloser Füller-Geschichten, die man wahrscheinlich schnell wieder vergisst. Einige von ihnen sind auch mit zugedrückten Augen nicht besonders unterhaltsam oder bieten humorvolles Potenzial. Eine richtig schöne Weihnachtsgeschichte sucht man in dieser Dezember-Ausgabe vergeblich – die beiden kurzen Wintergeschichten schaffen da keine Abhilfe. Die Titelgeschichte um die Ursprünge Gundel Gaukeleys übertraf meine persönlichen Erwartungen, auch die letzte Story über Donalds (letzten?) Kampf gegen seine Schuldenliste las sich gut, hätte aber noch mehr Potenzial gehabt.

1. Wie alles begann ...
2. Am letzten Zipfel
3. Das Prärieduell
4. Verschollen im Schnee
5. Einmal Gauner, immer Gauner
6. Eine Busfahrt, die ist lustig
7. Die liebe Verwandtschaft
8. Die klingende Münze
9. Der Wald des weißen Pumas
10. Der Eisstern
11. Gesichter eines Superhelden

Den Bronze-Platz belegt die TV-Show-Story im Wilden Westen, weil sie die Stärken der Familie Duck betonte und ein halbwegs ungewohntes Ambiente zeigte. Goofys Schneemobil-Taxi war in Ordnung, ich hätte mir hier aber einen richtigen Krimi gewünscht und drohendes Unheil durch den vielen Schnee. Mit dem Entenhausener Kurier und Gandolf Gurrs Comeback konnte ich nicht so viel anfangen, aber die Szenen am Klondike und die witzigen Szenen mit Dussel und Donald retten den fünften Platz. Bei Donalds Kampf gegen die Automatik-Tür konnte ich mich an den Zeichnungen eines meiner Lieblingskünstler (Alessandro Gottardo) erfreuen; die Story war trotzdem grottig. Die restlichen Geschichten gingen in noch schlechtere Richtungen. Die Phantomias-Shortstory war übler Murks.




Was erwartet uns in LTB 554?

Aufgemerkt! Das brandneue Lustige Taschenbuch startet ab dem 4. Januar ins Jahr 2022! Phantomias ist titelgebend "Tag & Nacht im Einsatz", um bei Pihl/Freccero Jagd auf seinen alten Feind Dr. Dark zu machen. Auf Jagd geht später auch Onkel Dagobert, denn eine Schatzsuche zur verlorenen Inka-Stadt Paititi steht bei Stabile/Perina an. Während Gundel Gaukeley ihrer Hexenkräfte abschwören muss und eine ehrliche Arbeit sucht (Valentini/ La Torre), gelingt es dem Schwarzen Phantom, ein Unsichtbarkeitsserum zu entwickeln: In "Der unsichtbare Klecks" persiflieren Matteo Venerus und Francesco D'Ippolito den weltbekannten Roman "Der Unsichtbare". Augen auf, wenn die erste LTB-Rezension im neuen Jahr erscheint: Frohes Neues!


Zuletzt aktualisiert: 22.01.2022, 15:10
Zum korrekten Funktionieren dieser Seite werden Cookies benötigt. Durch die weitere Nutzung erklärst du dich mit dem Einsatz von Cookies einverstanden. Weitere Informationen