Rezension: LTB 552 - 70 Jahre Panzerknacker
Glückwunsch, ihr diebischen Elstern! Das Lustige Taschenbuch mit der Sträflingsnummer 552 gratuliert den Panzerknackern zum 70. Jubiläum! Bei Carl Barks hatten es die Gauner mit den rot-orangen Pullis noch auf gefrorenes Geld abgesehen, heute sind die stadtbekannten Wiederholungstäter auch auf digitale Moneten aus. Nachdem es ihnen in der Titelgeschichte dank robotischer "Krimineller Intelligenz" gelungen ist, Onkel Dagoberts Geldspeicher anzuzapfen und sich zur Ruhe zu setzen, können es die Langfinger später nicht lassen, dem alten Zylinder auch noch dessen Kreditkarte abzuluchsen. Zuvor bekommen sie es aber noch mit Schnurri zu tun, Donalds quietschfidelem Kater, der Phantomias' Werkzeugtasche für sich entdeckt hat... Zum Schluss setzen die Panzerknacker erneut auf Angriff, da die Verteidigung von Dagoberts Geldspeicher den Geist aufgegeben hat. Wie wird sich der geizige Großkapitalist wohl aus der Affäre ziehen?
Höhenluft schnuppern auch Micky und Goofy, die irgendwann im letzten Jahrhundert einen namenlosen Berg erstmalig erklimmen wollen, dessen Gipfel noch nie ein tapferer Wandersmann betreten hat. Nun, zumindest ist noch keiner in das idyllische Dorf im tibetischen Hinterland zurückgekehrt... Als eines Tages Kater Karlo und dessen Kumpane anrücken, muss Micky eine Entscheidung treffen.
Ob LTB 552 einschlägt wie eine Bombe oder die Lunte des Jubelbandes vorsichtig verlischt, erfahrt ihr in der folgenden LTB-Rezension: Viel Spaß!
Von Entenfan
Der Inhalt: | |||||
Titel | Autor (A), Zeichner (Z) | EV-Jahr | Seiten | Rezension | |
KI – Kriminelle Intelligenz | A: Sune Troelstrup; Z: Andrea Ferraris | 2021 | 30 | Gauner im Glück | |
Bodyguards unter sich | A: Alessandro Sisti; Z: Ottavio Panaro | 2019 | 26 | Geducknapt! | |
Gipfelstürmer | A: Fausto Vitaliano; Z: Paolo Mottura | 2021 | 37 | Micky und Goofy hoch hinaus | |
Superheld auf Samtpfoten | A: Roberto Gagnor; Z: Enrico Faccini | 2021 | 12 | Bei Fuß, Tiger! | |
Eine raketenstarke Geschäftsidee | A: Per Giuseppe Giunta; Z: Roberto Vian | 2021 | 20 | Mit Kuno, Gitta und Gustav ins All | |
Das Halb-voll-Prinzip | A: Bruno Sarda; Z: Lucio Leoni | 2019 | 21 | Optimierter Optimismus | |
Ein knackiger Kartentrick | A: Riccardo Pesce; Z: Umberto Fizialetti | 2017 | 22 | Kreditkarten-Klamauk | |
Der Plan im Plan | A: Marco Nucci; Z: Nicola Tosolini | 2021 | 26 | Schnauz wird Chef | |
Pirat wider Willen | A: Giorgio Figus; Z: Alessia Martusciello | 2021 | 26 | Verschiffsschaukelt | |
Gut abgewehrt | A: Giulio D'Antona; Z: Marco Meloni | 2021 | 30 | Geizkragen gegen alle |
Was verspricht die Aufmachung des Bandes?
Ein weiteres Mal ist es Onkel Dagobert gelungen, einen Angriff der Panzerknackerbande auf seinen Geldspeicher zu vereiteln; unterhält er doch das beste Sicherheitssystem, das unerwünschten Eindringlingen ordentlich einheizen kann. Nun wendet sich der reichste Mann der Welt wieder seinem neuen Assistenten zu: Robbi, der sprechende Roboter, ausgestattet mit einer K.I. aus dem Hause Düsentrieb, soll von Onkel Dagobert lernen, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Da das Elektronenhirn jedoch schon am ersten Arbeitstag darauf drängt, Onkel Dagoberts sprichwörtlichen Riecher für gute Geschäfte in Frage zu stellen, befördert der Hausherr Robbi umgehend vor die Tür. Dort purzelt er ausgerechnet den Panzerknackern vor die Füße. Trotz anfänglicher Bedenken – wieso sollte eine K.I. Schurken helfen? – nehmen die Panzerknacker Robbi mit in ihren Wohnwagen und schmieden einen neuen Plan, endlich den Duck'schen Geldspeicher zu knacken.
Autor Sune Troelstrup schmiedet eine interessante Geschichte um die Panzerknacker, die unerwartet Hilfe von einer Künstlichen Intelligenz erhalten. Das ist zumindest eine halbwegs unverbrauchte Idee, die hier mit dem vorlauten Robbi, den es an moralischen Wertvorstellungen fehlt, auch ganz gut inszeniert wird. Robbi sorgt dafür, dass die Herren der Bande sich bei ihren Plänen nicht gegenseitig im Weg stehen, sondern arbeitsteilig vorgehen – ein Punkt, den man aus meiner Sicht noch ein bisschen schärfer hätte herausarbeiten können. Mit der Hilfe von Robbi und allerlei unerklärlicher Technik, die ebenso unerklärlicherweise beim Bruch auf den Speicher zum Einsatz kommt, gelingt den Knackern ausnahmsweise einmal ein echter Coup! Dabei nähern sich die bösen Buben dem Geldspeicher von unten; und der eine oder die andere mag sich vielleicht an das historische Entenhausen im Untergrund der heutigen Stadt erinnern, das Don Rosa einst bemühte. Im zweiten Teil der Geschichte hilft Robbi auch noch dabei, die Penunzen fachgerecht zu verstecken, während Onkel Dagobert verzweifelt ein neues Vermögen aufzubauen versucht. Dass die Panzerknacker die Ratschläge des Roboters anschließend in den Wind setzen, passt für das Ende der Geschichte ins Gesamtbild. Auffällig ist, dass sie komplett ohne jegliche Neffen auskommt. Andrea Ferraris setzt die Geschichte solide um und hatte offenbar besonderen Spaß an den verschiedenen Fahrzeugen. Allerdings schien er sich nicht entscheiden zu wollen, ob seine Knacker nun eher schlank oder eher pummelig unterwegs sind... Guter Einstieg in dieses LTB.
Etwa zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts führt der junge Micky ein beschauliches Leben in einem kleinen Dorf am Rande einer Hochebene. Dort widmet er sich voller Hingabe der Bienenzucht, während die restlichen Dorfbewohner sich als Bergführer anbieten. Denn ein bis dato unbestiegener Berggipfel lockt abenteuerlustige Bergsteiger aus aller Herren Länder an. Bislang ist es noch keinem gelungen, die höchste Erhebung des Berges zu erreichen – die grauenvollen Gefahren und winterlichen Widrigkeiten spielen dabei eine eisig entscheidende Rolle. Doch eines Tages ist es mit der Ruhe vorbei, als der kampfeslustige Kletterer Kater Karlo mit seinem Team aus Kralle und Schnauz anrückt und verkündet, er werde um jeden Preis als erster den Gipfel erklimmen. Nachdem Micky zunächst annimmt, dass der schmierige Karlo zu viel Höhenluft geschnuppert hat, taucht der erfinderische Abenteurer Sir Goofy bei ihm auf. Goofy sehnt sich nach einem richtigen Abenteuer, Ruhm und Ehre sind ihm dagegen schnuppe. Also heuert er nach kurzer Bedenkzeit Micky als Bergführer an, um vor Karlos Schergen als Erster die Fahne auf der Bergspitze zu hissen. Diese sind bereits, bis zum Äußersten zu gehen – und Micky und Goofy müssen ihre Fähigkeiten bündeln, um alle eisigen Hindernisse zu überwinden.
Zum wiederholten Mal in kürzester Zeit spendiert uns die LTB-Reducktion eine wunderbare Abenteuergeschichte, die von Zeichner Paolo Mottura traumhaft schön in Szene gesetzt wurde. Das Skript erdachte niemand Geringeres als Fausto Vitaliano – und der Kalabrier hat seine sonnige Heimat für diese Geschichte wohl komplett ausblenden müssen. Atmosphärisch nimmt mich "Gipfelstürmer" von der ersten Seite an mit auf eine Reise in die klirrende Kälte des Himalayas, wo der Wind pfeift, Eiszapfen bedrohlich schön von den Dächern hängen und auch ein gepflegter Schneesturm nicht fehlen darf. Wie immer bei Mottura werden die Figuren sehr schwunghaft zum Leben erweckt und Ohren und Beine nehmen schon einmal die ursten Haltungen ein (gerade bei den dünnen, schlaksigen Figuren). Nichtsdestotrotz bleiben die eisblau und sepiafarben kolorierten Seiten sicherlich jedem im Gedächtnis.
Inhaltlich wird eine gute Ausgangsbasis gestaltet, die – wie bei Vitaliano üblich – ein bisschen mit den Rollen herumspielt. So ist es nicht Micky, der dem Ruf des Abenteuers folgen will, sondern Goofy; während Micky als verträumter Bienenzüchter eigentlich lieber seine Ruhe haben will. Dennoch wird stimmig erklärt, warum beide zusammenarbeiten und als Gespann gut funktionieren. Dieser Punkt hätte in der Geschichte gern mehr Platz einnehmen können, was insbesondere den eigentlichen Aufstieg zum Gipfel angeht. Gefühlt bekommen hier die Bösewichte mehr Screentime als die honighaschenden Helden. Die allgegenwärtigen Verfahren werden gut vermittelt (wenngleich der Auftritt des Yetis nicht unbedingt hätte sein müssen...). Nicht ganz klar ist mir auch das alte Gesetz geworden, auf das Karlo sich berufen will – und weswegen Micky und Goofy keine Hilfe von den anderen, erfahreneren Bergsteigern bekommen.
Im Ergebnis bleibt festzustellen, dass ich gern etwas mehr gesehen hätte von diesem Abenteuer, das betont ohne Hektik und Panik auskommt, sondern sich auf die kleinen unbedeutenden Menschen in den verschneiten Weiten konzentriert. Lesetipp!
Das Sicherheitssystem von Onkel Dagoberts Geldspeicher ist völlig hinüber. Zwar konnte Dagobert seine Barschaft noch ein letztes Mal gegen die Panzerknacker verteidigen, doch der herbeigerufene Erfinder Daniel Düsentrieb schlägt hinsichtlich der Funktionsfähigkeit des Alarmsystems Alarm. Um nicht zu sagen: Warnstufe Rot! Nicht nur, dass die mechanischen Anlagen marode sind, auch die Schaltkreise und das knoblauchbehaftete Hexenabwehrsystem haben nach unzähligen Angriffen den Geist aufgegeben. Obwohl Herr Düsentrieb eine neue Anlage entwerfen würde, weigert sich der alte Knicker weiterhin manierlich, auch nur einen Kreuzer dafür auszugeben. Nun erweckt in Onkel Dagobert der alte Pioniergeist zu neuem Leben und er setzt auf altbewährte Methoden!
Naja, eher schlecht als recht spinnt Autor Giulio D'Antona hier eine mittelmäßige Story rund um den Duck'schen Geldspeicher. In Punkto Sparsamkeit kennt Onkel Dagobert eigentlich nur wenige Ausnahmen – wenn es um seine Alarmanlagen geht, ist er meistens spendabel und spart lieber an Düsentriebs Honorar. Hier ist er aber so knickerig, dass er nicht einmal für die Materialkosten aufkommen will. Dafür gibt es eigentlich keinen richtigen Grund. Erstaunlicherweise ist das in diesem Band die zweite Geschichte, in der kurzerhand Dussel Duck aus dem Hut gezaubert wird... Die Auflösung ist dann super enttäuschend und nicht unbedingt zielführend (aus Klevers Sicht!). Lobend erwähnen muss ich aber die grandiosen Übersetzungen und die lustigen Dialoge! Gerade Dagoberts bissige Kommentare gegenüber Düsentrieb oder Baptist sind – wie sagt man heute? – "on point"!
Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?
In "Der Plan im Plan", der zweiten Maus-Geschichte des Bandes, hat Micky nur einen kurzen Auftritt. Stattdessen treten seine Rivalen in Erscheinung und hecken fiese Pläne aus. Dabei tut sich selbstredend Plattnase alias das Schwarze Phantom hervor, der mit seinen raffinierten, bis ins kleinste Detail ausgeklügelten Plänen sein kriminelles Genie unter Beweis stellen will. Dagegen zeigen die Kollegen Kater Karlo, Trudi und Schnauz ihr Unverständnis gegenüber den umständlichen Vorgehensweisen voller Hightech-Maschinen. Würde es nicht auch ein normaler Überfall tun? Die Bande stimmt ab und – sehr zum Ärger von Plattnase – sollen ausgerechnet die stumpfsinnigen Pläne von Schnauz in die Tat umgesetzt werden. Ob die dauerhaft von Erfolg gekrönt sind? – Unterhaltsame Gaunerkomödie mit gleich vier Bösewichtern als kriminelle Clan-Clique. Plattnase und Schnauz haben die dominierenden Rollen und stehen sich quasi konträr gegenüber. Bis dahin macht die Geschichte Spaß beim Lesen und man fragt sich, wann einer von beiden einlenkt. Dazu kommt es aber gar nicht, weil der Plot von Marco Nucci eine akute 180-Grad-Wendung einlegt, die alles auf den Kopf stellt. Überzeugt hat mich das leider nicht, ein wohliges Gefühl bekommt man nicht – im Gegenteil. Da freut man sich schlussendlich doch noch, dass die Herren Issel und Steinbeiß freundlich anklopfen. Um noch ein Wort über die Zeichnungen zu verlieren: Nicola Tosolini zählt nicht gerade zu meinen Lieblingskünstlern, und auch hier wirken die Figuren oft zu träge und zu schwerfällig. Bei der Mimik tut sich gefühlt zu wenig und die Hintergründe erscheinen hier und da etwas zu kahl.
Bei welchen Geschichten bleibt der Unterhaltungswert auf der Strecke?
Ohne Frage liefert Pier Giuseppe Giunta mit der vorliegenden Geschichte eine mehr als spannende Figuren-Konstellation hin: Die Idee, Gustav Gans mit dem erfolglosen Kuno Knäul zusammenarbeiten zu lassen, ist wirklich mal frischer Wind und hat mich positiv überrascht. Auch die Wette mit Onkel Dagobert gibt dem Auftakt der Story einen kreativen Kick. Leider, leider, leider hält dieser Kick nicht lange an und entwickelt sich nach einem zögerlichen Mittelteil zu einer Fehlzündung par excellence. Das liegt zum einen daran, dass die Geschäftsidee um die Raketen und die Weltraumtechnik nicht gut genug eingeführt werden und nicht so recht klar wird, warum Kuno ausgerechnet hier schnell Milliardär werden will. Zweitens geht Gustav zu sehr unter, weil er nicht wirklich von Kuno und Gitta an der Handlung beteiligt wird: Vielmehr taucht das Glückskind hier und da auf, um deus-ex-machina-mäßig als "Retter in größer Not" missbraucht zu werden. Das ist dann leider nicht besonders interessant oder sonderlich witzig. Mehr Schub hätte die Geschichte vielleicht bekommen, wenn Gustav selbst eine Motivation gehabt hätte (Wut auf Onkel Dagobert?) und selber mit Gitta auf Mondmission geht. So ist leider auch das Ende nicht überzeugend; gerade, weil plötzlich eine weitere Person auf das Abschussterminal geschoben wird. Aus meiner Sicht leider echt viel verschenktes Potenzial! Dabei hatte ich mit den Zeichnungen von Roberto Vian viel Spaß, der nicht nur Dagoberts, sondern auch Kunos Backenbart klasse hinbekommt.
Wenig überzeugend und kaum der Rede wert ist die Geschichte "Bodyguards unter sich", in welcher Onkel Dagobert an einem angesehenen Kongress der Hochfinanz teilnehmen darf und für die Netiquette unbedingt einen Bodyguard benötigt. Dafür engagiert er kostengünstig seinen Neffen Donald, der sich erst mit den anderen Muskelprotzen gutstellen muss. Kleine Geschichte von Alessandro Sisti für zwischendurch, die zu vollgepackt erscheint und für meinen Geschmack zu schnell durchdekliniert wird. Donalds Auftritt als Bodyguard ist zwar unverbraucht, aber in dieser Form nicht überzeugend, da er als halbes Hemd keine Konkurrenz sein dürfte. Donalds eigene Entführung ist nicht stimmig und blöderweise bekommt er auch keine Möglichkeit, selbst etwas zu seiner Befreiung beizutragen. Mäh!
Die schlechteste Geschichte in LTB 551 ist – da musste ich nicht lange nachdenken – die Posse um Onkel Dagoberts Kreditkarte, die von den Knackern geklaut wird. Denn in "Ein knackiger Kartentrick" von Riccardo Pesce und Umberto Fizialetti machen sich sowohl Onkel Dagobert als auch die Panzerknacker lächerlicherweise zur Witzfigur. Der alte Zylinder trägt zwar seine gut gefüllte (?) Kreditkarte ständig mit sich herum, doch das kalte Plastik fühlt sich leider überhaupt nicht an wie seine geliebten Talerchen als Bargeld. Allerdings hat Herr Dipl.-Ingenieur Daniel Düsentrieb wie immer ein offenes Ohr für die wirklich wichtigen Wünsche seines Weisungsgebers. Daher baut er in Dagoberts Kreditkarte einen fiktiven Tresorraum aus Antimaterie ein, in dem der Fantastilliardär jederzeit auf Taler-Tauchstation gehen kann. Aber die Panzerknacker werden der Karte habhaft, sperren den digitalen Dagobert ein und gehen auf großzügige Shoppingtour.
Was sich total verrückt anhört, nimmt auch in der Geschichte selbst abartig absurde Züge an. Nicht, dass man Düsis Erklärungen immer gut folgen kann – aber hier rafft man echt nicht mehr, was abgeht. Plötzlich kann man mit den digitalen Talern doch bezahlen und obwohl Dagobert nicht mehr aus der Karte kommt, können die Taler munter herauspurzeln. Dann taucht auch noch verwegene Verwandtschaft der Panzerknacker auf (die man in Deutschland entweder noch nie oder seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat!) und auch Donald schaltet sich auf Anraten seiner Neffen ein. Die Fäden werden jedoch nicht mehr miteinander verwoben, und so spielen sowohl die Panzerknacker-Vettern als auch Donald keine große Rolle für das Finale mehr. Zurück bleiben viele Fragezeichen und die Feststellung meinerseits, dass mir Fizialettis wilder, verschrobener Stil kein Stück gefällt und ich mit seinen kantigen Figuren nicht gut klarkomme. Ziemlich beknackte Story!
Was gibt es noch zu den restlichen Geschichten zu sagen?
Eine sehr angenehme Geschichte von Bruno Sarda zum Thema "Life-Choaching", in der Donald und Dussel in einer Art Kumpel-Kameradschaft stehen. Dussel wird nicht vollständig als Nervensäge dargestellt, der für Katastrophen verantwortlich ist. Er erscheint nur sehr naiv und passt seine Umwelt an seine Überzeugungen an. Hier ist es natürlich Donald, der erst einmal überzeugt werden muss, dass auch ein verspäteter Bus oder ein plötzlich hereinbrechender Wolkenbruch noch etwas Gutes nach sich ziehen können. Alles eine Frage des Blickwinkels! Sehr gut abgeholt hat mich die Geschichte im letzten Drittel, in der es auch darum geht, dass es auch Misserfolge geben darf – die man sich nicht konsequent schönreden kann. Unterm Strich eine nette, moralische Story mit wunderbaren Zeichnungen von Lucio Leoni, dem sowohl die Figuren als auch die Hintergründe locker aus dem Handgelenk gelingen. Gut!
In "Pirat wider Willen" von Giorgio Figus wechselt ein Donald des 18. Jahrhunderts unfreiwillig die Seiten. Eigentlich als Smutje auf einem englischen Segelschiff angeheuert, geht Donald bei einem Sturm von Bord und findet sich wenig später an Deck eines waschechten Piratenschiffs wieder. Der dortige Käpt'n wurde ebenfalls weggespült und hat offenbar eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit unserem lieben Donald. Um nicht (sofort) aufzufliegen, schlüpft Donald in die Rolle des Piratenkapitäns und geht mit seiner Mannschaft auf Kaperfahrt. – Nette, kleine Geschichte, die ausgesprochen straff erzählt wird und nicht lange fackelt. Mehr als das will sie aber auch gar nicht sein. Interessanterweise betritt auch noch einer von Gustavs Urahnen das Parkett, aber ein spektakulärer Showdown bleibt aus. Ansonsten werden die Piraten-Klischees allesamt aus der Kombüse geholt und aufgetischt. Fazit: Solide Kost, die vermutlich nicht jedem schmecken muss, trotz alledem keine Bauchschmerzen verursacht.
Welche Details kann man schnell übersehen?
Der Weltwirtschaftskongress, bei dem so viele Bodyguards zu finden sind, ereignet sich jährlich in Davos und heißt in Wirklichkeit "Weltwirtschaftsforum". Es dürfen tatsächlich nur Personen erscheinen, die eine offizielle Einladung vom "WEF" erhalten haben, deren intransparente Vergabe immer wieder (zu Recht) kritisiert wird.
Micky widerstrebt es, als "Imker" bezeichnet zu werden, da er lieber "Bienenzüchter" sei. Obwohl die Begriffe häufig synonym verwendet werden, sind Imker eher erwerbsmäßig tätig und züchten ihre Bienen nur selten. Das übernimmt ein geschulter Bienenzüchter, der gezielt Arten von Bienen erhält und miteinander verpaart.
Die erste funktionstüchtige Rakete von Kuno Knäul heißt "Filo-X", wogegen auf den folgenden Seiten von Raketen namens "Kuno-X" die Rede ist. Das ist offensichtlich ein Fauxpas des Übersetzers, denn Kunos italienischer Vorname lautet "Filo".
Dussel und Donald verbringen einen Nachmittag im dem Bergdorf "Almdudel". Das ist eine Anspielung auf die gleichnamige Kräuterlimonade "Almdudler" aus unserem Nachbarland Österreich.
Die entfernten Verwandten der Entenhausener Panzerknacker hat man echt lange nicht mehr im deutschsprachigen Raum gesehen, sie entstammen der über 50 Jahre alten US-amerikanischen Heftreihe "Beagle Boys". So wurde aus "Choo-Choo-Beagle" erstmalig "Nullacht-Tschuck-Tschuck Knack", aus "Supersensitive-666" wurde "Sechssechsnull-Seelchen" und "Whole Truth Beagle" bekam anstatt seines alten Namens "Willibald der Wahrsager" den neuen Namen "Wahr", der zusammen mit "Treu" auftritt. Links hopst "Buzz Beagle" namenlos herum.
Wie sieht das Fazit zu LTB 552 aus?
1. Gipfelstürmer
2. KI – Kriminelle Intelligenz
3. Das Halb-voll-Prinzip
4. Superheld auf Samtpfoten
5. Eine raketenstarke Geschäftsidee
6. Pirat wider Willen
7. Gut abgewehrt!
8. Bodyguards unter sich
9. Der Plan im Plan
10. Ein knackiger Kartentrick
Auf dem zweiten Platz findet sich die KI-Geschichte wieder, in der die Panzerknacker mit der Hilfe eines Roboters einen perfekten Plan schmieden, an Onkel Dagoberts Geld zu kommen und dieses dann auch noch gekonnt zu verstecken. Eine der besseren Panzerknacker-Geschichten mit seicht moralischem Anstrich. Den Bronze-Platz belegt die lustige Geschichte mit Dussel Duck, der Donald vom "Halb-voll-Prinzip" überzeugen will – nicht zuletzt wegen der ausdrucksstarken Zeichnungen von Lucio Leoni und der positiven Grundstimmung dahinter. Der katzensprunghafte Ausflug von Schnurri in Donalds Vorgarten war ebenfalls sehr lustig anzuschauen. Dahinter schwächeln die Geschichten immer mehr und kommen über die schiere Mittelmäßigkeit nicht hinweg. Sauer war ich ein bisschen auf die verkorkste Auflösung der zweiten Maus-Geschichte um Schnauz und Plattnase, die für mich nicht hinhauen will, und die schlechte Panzerknacker-Story rund um Onkel Dagoberts Antimaterie-Kreditkarte, welche zudem überhaupt nicht meinen Geschmack trifft.
Was erwartet uns in LTB 553?
Zuletzt aktualisiert: 22.01.2022, 15:10