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Rezension: LTB 549 - Unter Dinos!

Cover



Die Dinos sind los! Im neuen Lustigen Taschenbuch treffen die Fieselschweiflinge Tick, Trick und Track auf einer abgeschotteten Insel auf urige Urzeitechsen und wollen daher möglichst schnell wieder von dem Eiland verschwinden... Die Titelstory adaptiert dabei die "Jurassic World"-Filmreihe, deren neuster Streifen jedoch auf nächstes Jahr verschoben wurde.

Was die Zukunft noch so bringt, kann Kater Karlos Freundin Trudi mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen! Sie ist nämlich in einer neuen Geschichte von Casty unter die Astrologen gegangen und erstellt selbst Horoskope – natürlich auch für ihr geliebtes Katerchen. Karlo geht im Zeichen der Sterne auf Beutezug, was düstere Zeiten für Detektiv Micky Maus bedeutet, der dem Ganzen nicht so recht glauben schenken mag...

Vom Glauben fällt auch Donald alias Phantomias ab, der von der Entenhausener Polizei beschuldigt wird, ein Gemälde gestohlen zu haben. Bei diesem handelt es sich ausgerechnet um die "Schlafende Schöne", die Phantomias selbst vor vielen Jahren nach einem fulminanten Abenteuer zurück ins Museum gebracht hat. Gelingt es Donald bei Marco Gervasio, seine Geheimidentität zu wahren und das Gemälde zum wiederholten Mal zu finden?

Kein Kopfzerbrechen gibt's mit der folgenden Rezension: Viel Spaß!

Von Entenfan


Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Unter Dinos A: Pat & Carol McGreal; Z: Giorgio Cavazzano 2021 30 Sauberes Saurier-Spektakel
Das Schurken-Horoskop A + Z: Casty 2020 33 Lustiger Wettlauf der Aszendenten
Die Gunst der Kunst A: Roberto Moscato; Z: Graziano Barbaro 2020 20 Gaffer verboten
Superheld oder Superschurke? A: Marco Gervasio; Z: Davide Cesarello 2020 46 Rächer-Rolle rückwärts
Das finstere Mittelalter A: Augusto Macchetto; Z: Valerio Held 2020 27 Zappenduster
Der Hypergigakolossalionär A: Giorgio Fontana; Z: Nicola Tosolini 2020 22 Mathe-Trauma hoch zehn
Der Beginn einer wunderbaren Feindschaft A: Monica Manzoni; Z: Luca Bonardi 2021 6 Langeweile mit Pluto
Schönheit aus der Tube A: Gaja Arrighini; Z: Stefano Intini 2018 33 Geniale Gesichtscreme-Geschäfte von Gundel & Daisy
Schiffbruch im Blättermeer A: Sisto Nigro; Z: Donald Soffritti 2017 33 Trockene Schatzsuche ohne Seegang




Was verspricht die Aufmachung des Bandes?

Das Cover des neusten Lustigen Taschenbuches steht im Zeichen der Egmont'schen Version von "Jurassic Park", was das Titel-Logo unschwer erkennen lässt. Die schweifbemützen Tick, Trick und Track sind hin und weg von dem niedlichen Baby-Dino und schenke der aufgebrachten Mama-Dino (oder Papa-Dino?) im Hintergrund keine Beachtung. Im Hintergrund bricht ein Vulkan aus. Ein aufwendiges Cover, das mir gut gefällt und mit dem Schuppen-Effekt der Dinos als auch der zerbrochenen Eierschale punkten kann. Immerhin haben die Jungs einen knuffigen Grund für Ihr Dauergrinsen.

Echsen, Dinos und Saurier sind keine Seltenheit auf dem LTB-Umschlag: Der dreizähnige Drache prangte auf LTB 165 und bei "Drachengold" (LTB 197) gaben sich die Drachen selbst Highfive. Dinos durften natürlich auch in der "verlorenen Welt" (LTB 213) nicht fehlen und zeigten sich angesichts der "Zeitwanne" (LTB 223) erstaunt. Grimmige Saurier/Drachen blickten auch auf LTB 237 "Im Land der Saurier", LTB 256 "Die Vulkaninsel", LTB 295 "Gefährliche Träume" und LTB 461 "Marsch durch Mittelwelt" drein. Auf Band 498 bekam es "Der Drachenkämpfer" gleich mit einem doppelköpfigen Drachen zu tun!






Worauf stoßen die Fieselschweiflinge in der Jurassic World?

Unsere wackeren Fieselschweiflinge, angeführt von den wissbegierigen Tick, Trick und Track, wagen sich auf wilde Wogen weiter Gewässer und steuern auf einer modernen Yacht weiteren Orden und Auszeichnungen entgegen. Auch wenn es eines straff gespannten Segels nicht mehr bedarf (!), steht der kernige Oberstwaldmeister an Bord für jedwede Fragen zum Seemannsknotenbinden bereit. Trotz der futuristischen Ausstattung gelingt es den Pfadfindern nicht, sich durch einen gewaltigen Sturm zu navigieren und werden voneinander getrennt. In einem kleinen Schlauchboot hoffen die Jungs auf ihre Glücksfee – und tatsächlich schippert ein bärtiger Skipper mit seiner Jolle vorbei und nimmt sie auf. Der grantige Käpt'n hat’s allerdings nicht so sehr mit Empathie und hält von Kindern rein gar nichts. Die Crew landet nunmehr auf einer paradiesischen Insel, die allerdings mitnichten unbewohnt ist: Die Dinosaurier sind los! Bei ihrer panischen Flucht entdecken die Fieselschweiflinge eine Tür, die in einen düsteren Kellergang führt. Leben auf dem Eiland also doch nicht nur erdgeschichtlich elaborierte Echsen?



Die Titelgeschichte des neuen LTBs spielt auf die Jurassic-Park-Kinofilmreihe an und orientiert sich ganz klassisch am Schema D wie Dino: Auf einer abgeschiedenen Insel, die auf keiner Karte verzeichnet ist, haben Saurier aus Gründen, die viel zu schwierig zum Erklären und daher obsolet sind, wie durch ein Wunder erlebt und machen den Helden das Leben schwer. Später stellt sich heraus, dass die Insel dann doch nicht nur von Dinos bevölkert wird, sondern – SPOILER! - auch ein durchtriebener Wissenschaftler in einer unterirdischen Kommandozentrale haust. Insoweit könnten die Parallelen insbesondere zum zweiten Teil der Reihe ("Lost World") und dem Wiederaufleben mit der geplanten "Jurassic World"-Trilogie (deren dritter Teil vermutlich nächstes Jahr in den Kinos startet) nicht offenkundiger sein. Nur ein zünftiger Vulkanausbruch hat mir noch gefehlt.

Im Grunde genommen also recht vorhersehbar, doch die McGreals haben sich mächtig Mühe gegeben, die Geschichte noch auszuschmücken. Der bärbeißige Kapitän, der jedwede menschliche Regung scheut, kommt als krasser Gegensatz zu den neunmalklugen Neffen daher und bietet daher gelungene Abwechslung. Zwar sind die anderen beiden Fieselschweiflinge etwas farblos, aber durch die Trennung der Drillinge gewinnt die Handlung deutlich an Spannung und pendelt ausgewogen zwischen Action und ruhigeren Momenten. Zu gefallen weiß auch der schrullige Professor, der entgegen allen Erwartungen gar nicht so böse zu sein scheint und sich sogar einen eigenen Dino großgezogen hat, der zudem recht passabel Dame spielt – sic!

Maestro Cavazzano steckt sein ganzes Können in die Gestaltung der Urzeitechsen und garantiert optische Abwechslung. Den dynamischen Figuren kann man den Angstschweiß quasi von der Schnabelspitze tropfen sehen – gleichzeitig unterstreicht er aber auch grandios die komischen Gag-Momente. Unterm Strich ein netter Einstieg in dieses LTB, bei dem man zwar nicht viel Neues erwarten darf, der aber einen eigenen Esprit entwickelt.






In welchem Zeichen steht Castys Schurken-Horoskop?

Kater Karlo hat mal wieder einen rabenschwarzen Tag hinter sich und auch sein Erzrivale Micky ist ziemlich mitgenommen von der neuerlichen Reiberei zwischen den beiden. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, in die Zukunft zu schauen! Obwohl Karlo das Geschehene in seinem Fernsehsessel möglichst schnell vergessen will, bohrt seine Freundin Trudi nach und philosophiert über die Macht der Sterne und die Kraft der Vorsehung. Ein bisschen mehr als die Sternzeichen und die Einflüsse der Gestirne braucht man nicht zu kennen – und mithilfe von Trudis Astrologie-Buch erstellt die Horoskope nicht nur für sich selbst. Nach anfänglicher Skepsis ist Kater Karlos Interesse geweckt. Helfen ihm die schurkischen Horoskope tatsächlich dabei, die perfekten Verbrechen zu begehen und davonzukommen? Aber auch Minnie Maus, Mickys Dauer-Verlobte, weiß die Sterne anhand einer App zu deuten und hilft ihrem detektivisch veranlagten Mäuserich auf die Sprünge. Wem wird die Gunst der Horoskope schlussendlich zu teil?



Eine sehr hübsche und interessante Story hat sich Casty hier erdacht, in der Horoskope die zentrale Rolle spielen. Die Handlung wird sehr langsam aufgebaut, um die Leser:innen heranzuführen – vielleicht sogar einen Ticken zu langsam. Angereichert mit einigen Gags und kapriziöser Casty-Komik wird die Geschichte gefühlt in kleineren Episoden erzählt, die jeweils die Ereignisse eines Tages skizzieren. Ein bisschen muss man dann schon mitdenken, um zu verstehen, welche Horoskope jetzt für wen gelten und welche "Zufälle" sich wohl ereignen könnten. Manche der kosmischen Ereignisse sind verdammt cool und kreativ (Mack und Muck als Zwillinge auf einem Rock-Konzert der gleichnamigen Band), aber wenn dann plötzlich ein wildgewordener Stier aus einem Anhänger ausbüxt, wirkt das im Vergleich geradezu einfallslos. Das sinnstiftende Element – ein Einbruch, für den Karlo und Trudi gar nicht verantwortlich sind – wird leider nicht vollständig aufgeklärt und bleibt für meinen Geschmack zu wage in der Schwebe. Nicht immer ist es überzeugend, wie Mickys Missgeschicke ihm die Pläne durchkreuzen und Karlo in die Karten spielen... aber mit etwas Wohlwollen kann ich auch über ein Steinchen im Schuh schmunzeln. Bei den Zeichnungen fällt auf, dass viele Szenen bei Nacht oder Dämmerung spielen und uns Casty quer durch Entenhausen schickt, was der Abwechslung auf jeden Fall guttut. Karlo scheint (auch im Gesicht) ein paar Pfunde abgenommen zu haben – sicher ein Verdienst von Trudi!




An wem rächt sich Gervasios Phantomias dieses Mal?

Eines schönen Morgens – es ist noch nicht einmal zwölf! – schnarcht Donald selig in sein Kopfkissen, als er schon von draußen Onkel Dagoberts grollende Stimme erkennt. Flugs versteckt er sich dank Schrankaufzug in geheimen Unterschlupf seines Alter Egos Phantomias und belauscht die Gespräche zwischen Onkel Dagobert und den Neffen Tick, Trick und Track. Diesen ist zu entnehmen, dass Onkel Dagobert wieder einmal einen Auftrag für seinen leibeigenen Lieblingsneffen hat. Donald soll ein Bild aus einer Gemäldegalerie abholen, welches Dagobert erworben hat. Bei dem Schinken handelt es sich um die "Schlafende Schöne" – ein Kunstwerk, das Donald aus seinem Abenteuer als Phantomias vor einigen Jahren noch gut in Erinnerung ist.

Donald lässt sich kurzerhand breitschlagen, wird jedoch mit der schockierenden Nachricht konfrontiert, dass das Bild (erneut!) gestohlen wurde. Wieder daheim in Entenhausen ist Donald am nächsten Tag völlig perplex, als man ihn unsanft ins Polizeirevier zitiert. Ein schmallippiger Inspektor will alles wissen über Donalds Verhältnis zu Phantomias – und Donald muss sich mehr als einmal auf die eigene Lippe beißen, damit ihm sein Geheimnis mit der Geheimidentität nicht über ebensolche rutscht. Weshalb nur hat die Entenhausener Polizei, die nebenbei bemerkt vom Sicherheitschef des Museums beraten wird, so ein Interesse an Phantomias? Der maskierte Rächer beschließt, eigene Ermittlungen anzustellen!



Marco Gervasio kann es nicht lassen und hat sich in den Kopf gesetzt, eine Fortsetzung zum Phantomias-Klassiker "Phantomias und die schlafende Schöne" (LTB 57) zu entwickeln. Was man aus dieser Vorgänger-Geschichte wissen sollte, wird bei Gervasio brauchbar aufgebrüht – und doch lässt sich der Eindruck nicht verbergen, dass "Superheld oder Superschurke?" ziemlich verkopft ist. Eine Geschichte fortzuentwickeln, die per se in sich abgeschlossen ist und keine losen Enden mehr bietet, ist natürlich kein Pappenstiel. Das Figuren-Ensemble aus Donald alias Phantomias, Dagobert, Klaas Klever und den Panzerknackern wird neu durchmischt, die Rollen bleiben aber klar. Insofern wird mit den Erwartungen der Leserschaft ein bisschen herumgespielt – obwohl irgendwie klar ist, dass es ein durchtriebenes Geheimnis geben muss. Tja, und das ist dann wiederum komatös konstruiert. Besser als die Auflösung ist der tatsächliche Weg dorthin und die damit verbundene Bipolarität zwischen Normalbürger Donald Duck, dem schonmal die Knie schlottern dürfen, und dem scharfzüngigen Phantomias, der mit seinen Sprungstiefeln seine Kniescheiben strapaziert. Donald steht voll und ganz im Mittelpunkt der Handlung, bekommt einen bemerkenswert entspannten Düsentrieb zur Seite gestellt und stichelt gegen einen Inspektor, der schlauer ist, als er aussieht.

Für mich eine der schwächeren Episoden um den Phantomias in modernen Zeiten, aber gerade in der ersten Hälfte emotional stark inszeniert und eine liebevolle Hommage an die Ursprünge der Figur, der Fan-Service auf eine ganz neue Stufe stellt.




Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?

Daisy Duck hat einen neuen Beruf: Als Vertreterin für Onkel Dagoberts Kosmetiksparte der Marke "Bethon" bietet sie allerlei Beautyprodukte vornehmlich für die Damenwelt feil. Während sie bei Rita Rührig auf positive Resonanz stößt, ist der reichste Mann der Welt gar nicht angetan von Daisys Geschäftsgeist während Rührigs Arbeitszeit. Kurzerhand befördert er seine Nichte Daisy auf dem selben Weg aus dem Geldspeicher, den nur wenige Augenblicke vorher schon die Hexe Gundel Gaukeley genommen hat. Beide nehmen ein unfreiwilliges Schlammbad – und beschließen, es dem alten Knicker heimzuzahlen! Gemeinsam wollen Daisy und Gundel ein Kosmetikunternehmen gründen und Onkel Dagobertmit zauberhaften Cremes Konkurrenz machen. Dank Gundels magischer Maniküre bzw. ihrer genialen Gesichts-Creme starten die beiden Geschäftsfrauen voll durch. Das kann ein Dagobert Duck selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen...



Eine richtig kreative und unwahrscheinlich komische Geschichte von Gaja Arrighini und Stefano Intini, in der das Damen-Duo aus Daisy und Gundel mal so richtig auf den Busch klopfen darf! Daisy ist als Kosmetikvertreterin überzeugend, wogegen Gundel Gaukeley einfach ein bisschen Abwechslung sucht und ihre Zauberkräfte mal für kleinere Projekte statt der Glückszehnerjagd verwenden möchte. Es ist ziemlich witzig, wie Gundel in der Küche den Kochlöffel schwingt, ausgefallene Zutaten zusammenmischt und Daisy die unternehmerische Oberhand obliegt. Auch Gitta Gans bekommt ihren Auftritt; meistens ist sie es ja, die gemeinsam mit Kuno Knäul einen Wirtschaftskampf gegen ihr Bertilein startet... Tatsächlich kommt die Creme von Daisy und Gundel gut an bei der Entenhausener Damenwelt und vor allen die jungen, hippen und sportlichen Entenmädels schlagen zu – was die Männer schier um den Verstand bringt! Zum Glück wird gerade noch so das richtige Maß getroffen, als es droht, zu klischeehaft, albern oder gar sexistisch zu werden. Die Moral wird augenzwinkernd verpackt. Vielleicht hätte man sich aber für das Finale ein bisschen mehr Zeit nehmen sollen. An Intinis Zeichnungen muss man definitiv Gefallen finden – hier und da etwas zu dick aufgetragen...




Bei welchen Geschichten bleibt der Unterhaltungswert auf der Strecke?

In "Der Hypergigakolossalionär" wagen sich Giorgio Fontana und Nicola Tosolini an die mysteriösen Zahlenrätsel, vor die uns Onkel Dagoberts unfassbar großes Vermögen stellt. Wie der reichste Mann der Welt seinem Neffen Donald erklärt, lässt er sich von Gelehrten beraten, um immer neue Zahlen zu erfinden, die seine Barschaft ausdrücken. Dem dezimalen System um Millionen und Milliarden ist der stadtbekannte Fantastilliardär bekanntlich längst entkommen! Doch just in diesem Moment stößt Dagoberts Rechenprogramm an seine Grenzen. Eine neue Zahl muss also her, die auch noch gut in das starre System passt. Da Dagoberts Haus-und-Hof-Gelehrter Primus von Quack auf keine Antwort mehr weiß, besuchen Dagobert und Donald eine exzentrische Mathematikerin, die für Onkel Dagobert eine neue Zahl erfinden soll. – Unnötig aufgebauschte Geschichte rund um Dagoberts Vergnügen an Zahlen und Maßeinheiten für sein Geld. Der Übersetzer hatte hier auf jeden Fall richtig viel Spaß! Wenngleich ich noch nie viel für Mathe übrighatte, fehlt mir hier jedwedes Verständnis und lustig ist der Schabernack in meinen Augen auch nicht sonderlich. Am Ende gibt's einfach 'ne neue Zahl – fertig, aus, Micky Maus. Einzig Donalds Kommentare lockern den Zahlen-Irrsinn auf: Er bleibt eben immer der ewige Pleitegeier.



Mehr erhofft hatte ich mir von der Abenteuergeschichte "Schiffbruch im Blättermeer" aus der Reihe "Abenteuer Tiefsee" mit Käpt'n Schuhschnabel (Nigro / Soffritti). Der rüstige Seemann geht erneut mit Onkel Dagobert auf Schatzsuche, dieses Mal aber nicht in den Weiten des Ozeans, sondern in den gefährlichen Gewässern des Amazonas. Um das sagenumwobene Eldorado aufzuspüren, haben Dagoberts Techniker Käpt'n Schuhschnabels Unterseeboot "Kalmar" mit einigen Extras ausgestattet... Mit den ersten Seiten verspricht die Geschichte für mein Gefühl mehr, als sie schlussendlich halten kann. Top vorbereitet starten unsere Abenteuer in den Dschungel, müssen sich aber kaum anstrengen, irgendwelchen Gefahren zu trotzen. Nach einem gemütlichen Sonntagsausflug wird eine schwer erklärbare Entdeckung gemacht, ein fieser Möchtegern-Bösewicht tritt auf den Plan und nach viel Blabla treten alle mit leeren Händen den Heimweg an. Irgendwie wenig überzeugend!? Und was soll eigentlich der Papaya-Typ mitten im Urwald!? – Stark angefangen und ebenso stark wieder nachgelassen wirkt die Geschichte, als hätte man sie erst gestern schon einmal gelesen. Das sympathische Team aus Dagobert und Schuhschnabel bleibt weitestgehend unterhaltsam, birgt aber weiterhin noch ungenutztes Potenzial, möchte ich meinen. Donald Soffritti versucht, mit seinen tollen Zeichnungen noch möglichst viel rauszuholen.






Was ist der Tiefpunkt des Bandes?

Die langweiligste Story ist die kürzeste. Darin spielt Pluto die Hauptrolle und verhält sich gegenüber Herrchen Micky mehr als ungewöhnlich. Dieser stellt nämlich, um Minnie einen Gefallen zu tun, eine junge Haushaltshilfe an, die wiederum einen durchtriebenen Kater mit ins Haus bringt. Pluto fühlt sich vor den Kopf gestoßen: Ist das der "Beginn einer wunderbaren Feindschaft"? – Sehr, sehr merkwürdige Story, die ich wahrscheinlich gar nicht richtig verstanden habe. Oder aber es gibt nicht viel zu verstehen... immerhin recht ansehnlich von Luca Bonardi umgesetzt, der einen sympathischen Micky anbietet.






Was gibt es noch zu den restlichen Geschichten zu sagen?

In "Die Gunst der Kunst" haben sowohl Klaas Klever als auch Onkel Dagobert eigens einen brillanten Künstler engagiert, der ein monumentales Kunstwerk in ihrem Namen erschaffen soll. So erhoffen sich die Großunternehmer, als spendable Kunstmäzen wahrgenommen zu werden und ihr Image aufzupolieren. Während Klever keine Kosten scheut, stellt Onkel Dagobert dem Künstler seinen alten Krempel zu Verfügung – und als Kollege seinen cholerischen Neffen Donald Duck. Donald, der die Schnabelspitzen zusammenbeißt, rackert sich für den narzisstischen Künstler ab, bekommt es jedoch mit einem tierischen Problem zu tun. Für wen wird die Aktion zum Fiasko? – So oder so ähnlich schon drölfzig mal vorgekommen, nur der pikierte Piepmatz wird draufgesetzt und strapaziert dabei nicht nur Donalds Nerven. Bei Barbaro wirkt die Szenerie auch albern gestellt, passt aber irgendwie zu der verrückten Geschichte.



Primus von Quack und Dussel Duck widmen sich in ihrer gemeinsamen Vortragsreihe "Geschichte der Menschheit" (bei uns zuletzt in LTB 542) dem ach so finsteren Mittelalter. Nachdem Dussel beim Publikum für Erleuchtung und Erheiterung gleichermaßen gesorgt hat, berichten die beiden Barden von zwei verfeindeten Burgen. Deren Herren Duck bzw. Klever wollen einen wandernden Wissenschaftler für sich gewinnen, der mit allerlei Erfindungsreichtum zu überzeugen weiß. Doch entgegen den Erwartungen widerstrebt es dem Genie, eine Kriegsmaschine zu erfinden. Nein, der Meister von Düsenberg hat etwas weitaus Praktischeres im Sinn und nutzt die Kraft des Wassers für ein rotierendes Vergnügen. – Sehr seltsame Geschichtsstunde, bei der die humorvollen Einwürfe von Dussel oder Primus ein bisschen zu kurz kommen. Die Gags gibt's gerade mal auf den ersten paar Seiten. So wirkt das Ganze wie ein banaler Plot in einem banalen Rahmen. Die Düsentrieb-Charakterisierung ist mindestens fragwürdig. Ansonsten sehr solide von Valerio Held zu Papier gebracht.






Welche Details kann man schnell übersehen?

Casty tituliert Kater Karlos Sternzeichen als Steinbock an – er müsste demnach zwischen dem 22. Dezember und dem 20. Januar das Licht der Welt erblickt haben. Zieht man aber Kater Karlos frühesten Ursprung im Cartoon "Alice Solves the Puzzle" heran, in der er noch ein holzbeiniger Bär war, müsste er aber ein Wassermann sein (Uraufführung des Cartoons am 15.02.1925). Laut Karlos Steckbrief auf der LTB-Homepage ist er dagegen ein Widder. Das würde sich mit seinem ersten Auftritt im Comic bei Floyd Gottfredson decken ("Mickey Mouse in Death Valley" vom 01.04.1930). Die kurz auftretende Schauspielerin ist eine Verballhornung von Nicole Kidman.

"Die schlafende Schöne" aus Gervasios Phantomias-Fortsetzungsgeschichte ist mitnichten eine Anspielung auf die gleichnamige Tatort-Folge (Nr. 599, darin handelt es sich um eine Stradivari!), sondern bezieht sich auf das realexistierende, sehr bekannte Gemälde "Die schlummernde Venus" des italienischen Renaissance-Malers Giorgione. Der Museumsdirektor aus der Geschichte verkörpert eine Comic-Version von Salvador Dalí. Der schwarzhaarige Inspektor Imglück (im Original "Tenente Seriduck") ist eine Parodie auf den italienischen Fernsehermittler Tenente Ezechiele "Ezzy" Sheridan aus den späten 50er / frühen 60er Jahren, gespielt von Ubaldo Lay.

Die Mathematikerin Janina Wurzelbruch hat in ihrem Haus ein Kissen mit einem Pi, eine Teekanne mit der Einstein'schen Relativitätstheorie und eine Lampe mit einer nicht näher erkennbaren Formel mit einer Quadratwurzel.

Auf der letzten Seite der Titelgeschichte gibt es einen kurzen Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Autor Pat McGreal: Danke für alles, Pat!




Wie sieht das Fazit zu LTB 549 aus?

Cover Das neuste Leinwandspektakel von "Jurassic World" lässt noch etwas auf sich warten – nicht aber die brandaktuelle Ausgabe des Lustigen Taschenbuches, die trotz jedweder Verschiebung des Films auf den Markt kommt. Das ansprechende Cover lässt daran keinen Zweifel. Leider wirken die Drillinge wie Abziehbildchen, wenigstens einer hätte ja mal einen zaudernden Blick über die Schulter werfen können...

Die Titelstory der McGreals, in Szene gesetzt von Giorgio Cavazzano, ist dann auch gar nicht so übel und bietet ein paar interessante Ansätze. Der sprachbegabte Dino Harry ist sehr unterhaltsam und verdient sich mit seiner Wortneuschöpfung "Kleindringlinge" auf jeden Fall eine Ehrentafel in den Annalen der Sprachakrobatik! ?

Die vertretenen Geschichten schlüpfen wie folgt aus ihrer Schale: 1. Das Schurken-Horoskop
2. Superheld oder Superschurke?
3. Unter Dinos
4. Schönheit aus der Tube
5. Abenteuer Tiefsee: Schiffbruch im Blättermeer
6. Die Gunst der Kunst
7. Der Hypergigakolossalionär
8. Die Geschichte der Menschheit: Das finstere Mittelalter
9. Der Beginn einer wunderbaren Feindschaft

Trotz einiger weniger inhaltlicher Schwächen hat mich Casty's Geschichte um die Horoskope von Kater Karlo und Micky Maus am besten zu unterhalten verstanden. Gut gefallen hat mir, dass die weiblichen Figuren ihren männlichen Partnern überlegen sind und vor allem Trudi eine größere Rolle einnimmt. Mit ihrem Katerchen gibt sie ein schlagkräftiges Team ab, wogegen Micky sich sichtlich ziert und nicht seine glanzvolle Heldenrolle einnehmen kann. Zudem passt der leicht schräge Humor.

Mit Gervasios neuer Episode um den Phantomias in modernen Zeiten gibt es eine weitere gute Geschichte um unseren Lieblingserpel, der in seiner Geheimidentität zwischen die Fronten gerät. Hier ist es interessanterweise ein gerissener Polizist, der ihm auf die Schliche kommen will. Die geistige Fortsetzung zu "Phantomias und die schlafende Schöne" von 1972 steckt voller liebevoller Hommagen – sie verlieren aber an ihrem Reiz, wenn man sie in Textboxen erklären muss und sie nicht vollends zur Geltung kommen (so wie der Rächer-Roller). Die schwache Auflösung geht mit dem Umstand d’accord, dass es (abgesehen von den letzten zwei, drei Seiten) keinen richtigen, aktiven Gegenspieler gibt, sondern die Handlung nur aus Donalds Sicht erzählt wird. So wirkt das Konstrukt doch ziemlich bemüht.

Daisys Kollaboration mit Gundel in der Kosmetikbranche war gut und vor allen Dingen unverbraucht, ohne peinlich zu werden. Die restlichen Geschichten waren dann größtenteils mittelmäßig und nicht gut zu Ende gedacht (Eldorado-Schatzsuche, Zahlen-Erfinderei, komischer Kunst-Kranich). Die Auflösungen zünden nicht und wissen daher kaum zu überzeugen – ein paar gute Gags reichen einfach nicht aus.




Was erwartet uns in LTB 550?

Das nächste LTB erscheint am 14. September und trägt den Titel "Reise zur Erdmitte". In der Titelgeschichte von Snejbjerg / Fecchi graben sich die Ducks immer tiefer in den Erdenball, wo Onkel Dagobert gewinnversprechende Erdwärme wittert. Doch unter der Erdkruste scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen – und was führt Gundel Gaukeley wieder im Schilde? Highlight des Bandes verspricht eine über 70-seitige Abenteuergeschichte von Sergio Cabella und Paolo Mottura zu werden: Bei "Die Abenteuer des Sir Mausleton" handelt es sich um eine epochale Parodie um die eiskalte Expedition des Polarforschers Ernest Shackleton, der 1914 aufbrach, um den Wettlauf zum Südpol zu gewinnen. Gewinnen will auch Gitta Gans – und zwar das Herz von Onkel Dagobert! Als dieser einem neuen faulen Zauber von Gundel Gaukeley aufsitzt, schlüpft Gitta zum wiederholten Mal in Ihre Rolle als "romantische Rächerin" (Gagnor / Mangiatordi). Wer dabei die Oberhand gewinnt, erfahrt ihr in der nächsten LTB-Rezension!


Zuletzt aktualisiert: 22.01.2022, 15:12
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