Rezension: LTB 546 - Anpfiff in Europa
Beim Lustigen Taschenbuch mit der Rückennummer 546 wird nur noch schnell der Ball auf den Punkt im Mittelkreis gelegt, bevor es auch für den 1. FC Entenhausen heißt: "Anpfiff in Europa"! Donald Duck im Fußballfieber – das freut die Marketing-Strategen bei Egmont Ehapa bei jedem Fußballturnier aufs Neue. In diesem Jahr, in welchem die Europameisterschaft 2020 nachgeholt wird, legt die LTB-Reducktion nach und schießt den Vogel mit gleich vier Variant-Covern ab! Während sich Donald in Deutschland das weiße Leibchen überstreift, kleidet sich unser Lieblingserpel auch in den Landesfarben unserer Freunde aus Österreich und der Schweiz. Tja, und wer Donald im rot-gelben Trikot des FC Entenhausen sehen will, der muss schon einen Elfmeter im Egmont-Shop verwandeln…
Abseits! Äh, will sagen abseits der fußballbegeisterten Titelstory trumpfen Micky und Goofy in den ländlichen USA der Zwanzigerjahre auf und berichten im Blues-Fieber von der "Ballade eines Reisenden". Keine Zeit zum Spielen hat auch Donald alias Phantomias, als er Wind davon bekommt, dass ein Unternehmer einen Freizeitpark namens "Phantomiasland" in Betrieb nehmen will! Am Spielfeldrand kennt Klaas Klever bereits alle Ergebnisse, der kann mit seiner "App in die Zukunft" schauen.
Ob man für dieses LTB die VIP-Loge buchen sollte oder ein Besuch als Zaungast ausreicht, erfahrt ihr in der folgenden Rezension!
Von Entenfan
Der Inhalt: | |||||
Titel | Autor (A), Zeichner (Z) | EV-Jahr | Seiten | Rezension | |
Anpfiff in Europa - Team auf Tour - die zweite Chance | A: Pietro Zemelo; Z: Andrea Ferraris | 2021 | 30 | Böses Foul | |
Die Ballade eines Reisenden | A + Z: Giuseppe Zironi | 2018 | 36 | Sympathische Symphonie mit Seele | |
Der gläserne Irrgarten | A: Roberto Moscato; Z: Roberto Vian | 2020 | 26 | Schatzsuche ohne Durchblick | |
Der Wachstums-Generator | A: Riccardo Pesce; Z: Federico Bertolucci | 2020 | 20 | Riesengroßer Unfug | |
Phantomiasland | A: Marco Gervasio; Z: Giorgio Cavazzano | 2020 | 60 | Heldenhafter Erfindungsgeist | |
Spielpause wider Willen | A: Carlo Panaro; Z: Stefano Zanchi | 2020 | 1 | Lustige Primus-Posse | |
Die Phasen des Fortschritts | A: Augusto Macchetto; Z: Graziano Barbaro | 2018 | 5 | Dusselige Smartphonekritik | |
Der Quantenstaubsauger | A: Fausto Vitaliano; Z: Alessandro Perina | 2017 | 32 | Wunderliches Wiedersehen | |
Ordnung ist das halbe Leben | A: Giorgio Salati; Z: Antonello Dalena | 2018 | 10 | Dachboden-Depression | |
App in die Zukunft | A: Gabriele Mazzoleni; Z: Michele Mazzon | 2020 | 30 | Vorhersehbare Vorstellung |
Was verspricht die Aufmachung des Bandes?
Einen eleganteren Fallrückzieher hat unser Lieblingserpel allerdings schon auf LTB 247 hingelegt. Damals noch mit einem Outfit aus den Farben rot und blau, wie wir es ja schon von LTB 82 kannten und es auch auf LTB 298 bewundern durften. Während Torwart Donald auf dem Cover von LTB 326 seiner Lieblingsfarbe treu bleibt, wechselt er auf LTB 351 dann doch zu den Vereinsfarben des 1. FC Entenhausen: Rot und Gelb. Im Innen-Cover des LTB 377 trägt er immerhin noch seinen gleichfarbigen Fanschal, bevor er auf LTB 403 erneut in ein schlichtes rot-gelbes Outfit schlüpft. Seine Teutonentreue stellte Donald erstmals auf LTB 429 zur Schau – Plötzlich musste es das deutsche Trikot sein, welches zu späteren Turnieren gegen die jeweils aktuelleren Versionen eingetauscht wurde (LTB 481 und 507).
Mit LTB 546 legt die LTB-Reducktion Donald gleich vier Farb-Varianten in der Umkleidekabine bereit! Die – klarer Fall! – einzig wahre Version mit den Entenhausener Farben müssen LTB-Fans jedoch im Egmont-Shop online erstehen...
Als trickreicher Stürmer ist Donald Duck der Star des 1. FC Entenhausen und wird kurz vor einem anstehenden Turnier von den Vertretern der Presse umworben. Onkel Dagobert, der die Mannschaft sponsert, hat jedoch noch einen weiteren begnadeten Fußballspieler in den Kader berufen: Der großkotzige Hubbe Wechselklotz mag zwar ein Libero sein, lässt aber in Sachen Manieren mehr als zu wünschen übrig. Schon nach kurzer Zeit kommt es zwischen Donald und Hubbe zu Konkurrenzkämpfen, da sich jeweils beide für den besten Spieler halten. Der Trainer schickt die gesamte Mannschaft daher über drei Stationen durch Europa, um aus den Einzelkämpfern ein Team zu formen. Die beiden Streithähne bekommen dabei ganz besonders fiese Aufgaben aufgebrummt, die sie nur gemeinsam bewerkstelligen können.
Bei der Titelgeschichte haben praktisch alle Figuren schlechte Laune, sind grantig und schreien sich gegenseitig an. Das ist auf jeden Fall keine schöne Geschichte, die sich angenehm liest. Sie basiert lose auf der verwahrlosten Fußball-Story vom letzten Jahr (LTB 533), wo ja bereits angedr... äh, ich meine angekündigt wurde, dass eine Fortsetzung folgen würde. Inhaltlich gibt's zwischen den beiden Storys jedoch kaum einen Unterschied, denn in beiden Handlungen wird Donald zum fairen Teamplay umerzogen, nachdem er eingangs für mächtig egoistisches Gezeter gesorgt hat. Die Charakterisierung von Donald beschränkt sich größtenteils (mal wieder) auf diese negativen Aspekte, und die Entwicklungsstufen hin zum Teamplayer mit Hubbe sind schwach erzählt, schwer nachvollziehbar und bestenfalls bizarr.
Wie ich auch schon in der Vorgänger-Story kritisierte, bekommt man von der Europameisterschaft quasi nix mit – abgesehen von der doppelseitigen Landkarte. Die Touren werden nicht einmal mehr benannt, das muss sich der Leser schon selbst zusammenreimen. Die erste Station, offensichtlich England, liegt grenzenlos im Nebel. Danach geht's in die Schweiz oder Österreich, wo es – Oh Wunder! – Berge gibt. Das große Finale steigt laut Karte im schwedischen Stockholm, dessen traumhafte Sandstrände von paradiesischen Palmen gesäumt sind. So stellt sich also Andrea Ferraris Schweden vor! Überhaupt sind die Zeichnungen äußerst schwach, was ich gerade an den (so gut wie nicht vorhandenen) Hintergründen stark bemängele. Große Teile der Story haben einfach gar keine Hintergründe, sondern nur blaue Himmel oder grünen Rasen.
Beknackter Auftakt in das LTB, der für meinen Geschmack mehr als zu wünschen übriglässt.
Der gut gelaunte Donald hat gerade seine Einkäufe getätigt und nach Hause gebracht, wo er auch schon von Tick, Trick und Track erwartet wird. Die drei quengelnden Würmlinge wollen unbedingt ins "Phantomiasland". Davon hat Donald noch überhaupt nichts mitbekommen, doch die Neffen belehren ihn sogleich eines Besseren: "Phantomiasland" ist der brandneue Freizeitpark, den der Geschäftsmann Marc Enclauh bei Rosenheim in der Nähe von Entenhausen in Kürze eröffnen will. Ausnahmsweise sind es weder Dagobert Duck noch Klaas Klever, die mit dem guten Namen von Phantomias das große Geld machen wollen – inklusive Phantomias-T-Shirts, Kappen und Kostümen. Doch wenn jemand ein Phantomias-Kostüm sein Eigen nennen darf, dann ja wohl nur das Original! Der aufgebrachte Donald will sich sogleich Hilfe von Erfindergenie Daniel Düsentrieb holen, um einen Plan auszuhecken. Aber der Herr Ingenieur ist nicht zuhause, also tritt Donald den Heimweg an – jedoch nicht ohne zwei leckere Minzbonbons aus Düsentriebs Vorratsschränkchen stibitzt zu haben. Dabei handelt es sich allerdings mitnichten um Süßigkeiten, sondern um waschechte Vergall-Pillen, die Daniel Düsentrieb am Ende jedes Abenteuers schluckt, um seine Erinnerung an Phantomias' Geheimidentität zu vergessen. Bei Donald bewirken die runden Pillen, dass er vollständig vergisst, dass er als Phantomias der maskierte Rächer ist. Wie wird er sein Gedächtnis zurückerlangen und welche Rolle spielt dabei Herr Düsentrieb?
Da ist sie also, die herbeigesehnte Geschichte von Marco Gervasio, die in dessen "Phantomias in modernen Zeiten"-Kosmos spielt. Wissenswert ist dabei, dass es in der chronologisch vorherigen Story, in der Donald als Phantomias verstärkt seinen eigenen Interessen Durchsetzungskraft verleiht, einen einseitigen Epilog gab, der jedoch im LTB vergessen wurde und einen Hinweis auf diese Geschichte bietet (LTB 536, "Ein Phantomias für alle Fälle"). Blöderweise hat man uns im LTB jetzt auch den sechsseitigen Prolog DIESER Geschichte vorenthalten – dadurch lernen wir Marc Enclauh und seine Pläne erst später in der Handlung kennen.
Mit dem neuen Bösewicht haben wir in meinen Augen einen interessanten Gegenspieler bekommen, der schon ziemlich ausgebufft ist und über enormen Einfluss verfügt. Gleichzeitig wird jedoch angedeutet, dass er sich dabei nicht unbedingt kriminellen Methoden bedient, sondern eher juristische Schlupflöcher ausnutzt. Die sich ewigstreitenden Onkel Dagobert und Klaas Klever wirken regelrecht abgedroschen und handzahm. In der Geschichte tauchen auch eine sympathische Daisy und ein sympathisch unsympathischer Gustav auf – letzterem wischt Donald gern auch noch eins mit aus. Die tragende Rolle in "Phantomiasland" kommt unstrittig Daniel Düsentrieb zu. Der geniale Erfinder, der am Tag kaum um die runden mit seiner Erfinderwerkstatt kommt, unterstützt den Helden Phantomias des Nachts mit nützlichem Krimskrams. Manchmal hilft er aber auch beim Pläneschmieden, hat ein offenes Ohr für Phantomias Probleme und gibt eine zweite Meinung bei taktischen Fragen ab. Die Vergall-Pillen (Vergiss-alles-Pillen) sorgen dafür, dass Daniel nach jedem Besuch von Phantomias vergisst, wer sich unter der Maske verbirgt. Marco Gervasio liefert mit dieser Geschichte eine ganz neue Sichtweise auf die Dinge und beschreitet einen neuen Weg, über den es sich zu diskutieren lohnt. Das wird im entsprechenden Thema im Fieselschweif-Forum getan, wo man gerne nachschauen kann und auch den unveröffentlichten Prolog in deutscher Fan-Übersetzung findet.
Starke Vorstellung, lebhaft und dynamisch auch in ruhigeren Momenten. Zeichner Giorgio Cavazzano schöpft aus dem Vollen und macht aus jedem kleinen Panel ein großes Kunstwerk: Ich bin begeistert!
Nur, wenn man sich der zweiten Maus-Geschichte des Bandes mit wissenschaftlicher Logik nähern will...
Die Bürger von Entenhausen sind im Videospiel-Fieber. Die ganze Stadt ist angetan von dem heiteren Smartphone-Spiel "Geisterjagd", in dem in realen Räumen kleine Geister (die "Megaminis") jagen kann. Gerade Goofy kann sich für die App begeistern und versucht, seinen Enthusiasmus mit Freund Micky zu teilen. Micky ist jedoch eher genervt von dem Hype. Zeitgleich stellt die Firma "Ultra Reality" ihre Fortsetzung vor Pressevertretern vor. Da der Platz in den Vierteln von Entenhausen einfach zu begrenzt und zu bekannt ist, um noch mehr virtuelle Geister dort zu verstecken, will der Geschäftsführer Kurt Kleingeist die Realität um galaktische Sphären erweitern. Mittels verblüffend echter Projektionen von Planeten, Sternen und vielem mehr soll ein neues spannendes Umfeld geschaffen werden, in dem man Megaminis fangen soll. Diese Projektionen sind allerdings nur überall dort möglich, wo keine dunkle Materie Platz im Raum einnimmt. Um dieses Problemchen zu lösen, hat die Firma ein handliches Gerät entwickelt, mit dem man kleine schwarze Löcher produzieren kann. Diese sollen dann einfach die dunkle Materie einsaugen. Mickys alter Freund, der geniale Professor Wunderlich, warnt mit Nachdruck vor den unvorhersehbaren Risiken. Doch ihm wird kein Gehör geschenkt. Bis, ja, bis das Schwarze Phantom in Aktion tritt.
Puh, eine anstrengende Story, bei der man kognitiv schon auf der Höhe sein muss, um alle Punkte in einen Zusammenhang zu bringen. Die Handlung mit ihren vielen kleinen Puzzlesteinchen wirkte auf mich ziemlich chaotisch, wenn nicht gar etwas überladen. Definitiv sind dunkle Materie und schwarze Löcher ein interessantes Thema, das niemand so gut in Entenhausen erklären kann wie Fausto Vitaliano. Doch in Verbindung mit dem Smartphone-App und dem geschmeidig-langweiligen Plan des Phantoms wirkt die Geschichte überladen und inkonsistent. Man braucht nicht viel Fantasie dafür, dass das Schwarze Phantom einen eigenen Plan verfolgt, Micky beseitigen will und sich die Technik zunutze machen will. Die Rolle von Professor Wunderlich kommt mir persönlich allerdings zu kurz und die gelbe Erklärungsbox ist furchtbar peinlich. Zeichner Alessandro Perina versteht sich darauf, nicht nur Micky, Goofy, den Professor und das Phantom in Szene zu setzen, sondern liefert auch klasse Zeichnungen der Weltraum-Sachverhalte ab, bei denen man sogar etwas dazulernen kann.
Kommen wir gleich zur nächsten Maus-Story. In "Die Ballade eines Reisenden" begleiten wir die beiden amerikanischen Wanderarbeiter Mickel und Goofson bei ihrer Heimreise in eine verträumte amerikanische Kleinstadt irgendwann in den 1920er Jahren. Sie sind zwar erschöpft, freuen sich aber auf ihre Lieben und auf das Gefühl, mit ihrer Mundharmonika und der Gitarre wieder angekommen zu sein. Nachdem Mickel und Goofson sich getrennt haben und ihre eigenen Wege gehen, will Mickel unbedingt die Schulden seiner geliebten Minnie begleichen. Doch der windige Geschäftemacher O'Karlo hat mittlerweile fast jedes Stück Land in der Umgebung zugeschrieben bekommen, da die Einwohner die horrenden Zinsen nicht mehr bezahlen können. Auch Mickel kann die volle Summe nicht tilgen und braucht dringend Geld, um auch die Zinsen abstottern zu können. Der uneinsichtige O'Karlo lässt Mickel vor die Tür setzen, woraufhin Mickel Hilfe bei seinem Freund Goofson sucht. Nach Rückschlägen wollen die beiden alles auf eine Karte setzen und bei einem Musikfestival die Geschichten ihrer Reisen besingen.
Eine sehr hübsche Geschichte von Giuseppe Zironi, der hier in Personalunion als Autor und Zeichner auftrat. Die klassische Kater-Karlo-Figur weiß ebenso zu gefallen wie die beiden schlichten, aber grundehrlichen Gefährten Mickel und Goofson. Wenngleich die Handlung eher durch kleinere Gags besticht, gibt es mit der Sage um den "Herrn der Kreuzung" auch noch einen spannenden, modern-märchenhaften Aspekt, welcher der Geschichte insgesamt sehr guttut. Die stimmungsvollen Zeichnungen (fast die gesamte Geschichte spielt bei Nacht) sorgen für eine (auf den ersten Blick) beschauliche Land-Idylle, durch die auch ein paar Oldtimer tuckern dürfen und tierische Gefährten den Weg bereiten. Die schlaksigen Figuren gefallen mir persönlich ziemlich gut, sie passen auch in das Gesamtbild. Leider wird im Deutschen nicht klar, dass sich um eine Geschichte über Blues-Musik handelt. Der Titel mit dem Begriff "Ballade" ist da irgendwie irreführend, aber immerhin nicht ganz so furchtbar wie die deutschen Texte der im Comic gesungenen Lieder...
Ein guter Ansatz wird meiner Meinung nach in "App in die Zukunft" verbraten. Darin ist Klaas Klever so sehr gestresst von seinem ewigen Konkurrenzkampf gegen Dagobert Duck, dass er vor Wut sein Handy an die Wand wirft und sich ein paar Tage am Meer gönnt. Am Strand fällt ihm jedoch auf, dass sein neues Mobiltelefon schon die Neuigkeiten vom Abend auf dem Bildschirm anzeigt. Wie kann das sein?, wundert sich der ewige Zweite und testet das Smartphone ausgiebig aus. Und tatsächlich gelingt es Klever, mithilfe seiner gewonnenen Kenntnisse über die Zukunft die Gegenwart zu seinen Gunsten zu verändern. Ein Geschäft nach dem anderen schnappt er Onkel Dagobert vor der Nase weg. Dieser wird natürlich misstrauisch und versucht, Klevers Erfolgsgeheimnis zu ergründen...
Mit einer einzelnen "App" hat die Geschichte wenig zu tun, aber immerhin ist es einmal amüsant zu sehen, wenn Klaas Klever die Oberhand hat und Onkel Dagobert demütigen kann. Ein paar Stellen, die den privaten Klaas Klever zeigen, fand ich lustig. Jedoch gelingt es Gabriele Mazzoleni nicht, die Handlung so aufzubauen, dass man als Leser auch miträtseln darf. Schon nach den ersten paar Seiten dürfte dem geneigten Leser und der geneigten Leserin auffallen, wie der Hase läuft. Onkel Dagoberts Ermittlungen sind dann auch eher staubtrocken und vom Zufall angeleitet. Dann wird im letzten Drittel auch noch schnell eine neue Nebenfigur eingeführt, die für die Handlung total unerheblich ist und Klischees bedient. Auch zeichnerisch eher dürftig umgesetzt von Michele Mazzon, da hatte ich ihn besser in Erinnerung.
PS: Gab es vorher schon einmal derartig gezeigte Brustmuskulatur bei urlaubenden Erpeln wie Klever?
Geradezu unerträglich doof empfand ich den "Wachstums-Generator" von Riccardo Pesce und Federico Bertolucci. Diese Düsentrieb'sche Erfindung sorgt dank der entscheidenden Zutat, nämlich Oma Ducks Hefeteig, gepaart mit Donalds Schusseligkeit für ein gigantisches Problem. Ausgerechnet der faule Franz Gans hat unter der Maschine ein Nickerchen gemacht und wurde um einiges vervielfacht. Nun ist er ein wahrer Riese – mit riesigem Appetit. Der King-Kong-Franz muss von allen Entenhausenern beköstigt werden. Die Kosten dafür will der Bürgermeister Onkel Dagobert auferlegen. Das Unheil nimmt seinen Lauf... und füllt 20 grausige Seiten. Eine auch zeichnerisch miese Vorstellung, bei der einem der Appetit vergeht.
Was gibt es noch zu den restlichen Geschichten zu sagen?
Für meinen Geschmack wird aus dem gläsernen Palast viel zu wenig gemacht und für Dagobert ist alles – verzeiht das Wortspiel! – glasklar. Einen richtigen Hintergrund bekommen weder das Schloss noch der König mit seinen blöden Juwelen noch die schurkischen Eulen, die sich so sehr vor Licht führen, dass sie strahlende Edelsteine durch ihre Federfinger gleiten lassen. Aha. Da Eulen nicht fliegen können, benutzen sie seltsame Flugmaschinen, die wie Fledermäuse aussehen. Aha-aha! Der gierige Onkel Dagobert darf am Ende war mit seiner Familie entkommen, der Schatz muss natürlich für immer verloren sein. – Mittelmäßig!
Daisy mahnt Donald in "Ordnung ist das halbe Leben" (Giorgio Salati / Antonello Dalena) dazu an, endlich den Dachboden aufzuräumen, damit er endlich die benötigten Urlaubsutensilien findet. Jedoch nimmt Daisy sich persönlich der Angelegenheit an und wird schnell zur Furie, vor der ich mich an Donalds Stelle fürchten würde...
Dussel Duck will Donald die "Die Phasen des Fortschritts" (Augusto Macchetto / Graziano Barbaro) demonstrieren. In der vollbesetzten U-Bahn, wo alle Menschen mit ihren Smartphones beschäftigt sind, erregt Dussels "iBand" jedenfalls Interesse bei den Leuten. – Ganz anders bei mir, denn der Fünfseiter kommt ohne erkennbare Handlung aus und schwingt die Moralkeule wie eine Bratpfanne um sich.
Im Einseiter "Spielpause wider Willen" (Carlo Panaro / Stefano Zanchi) steht Primus von Quack als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz. Der Anpfiff könnte sich also geringfügig verzögern.... Hehehe!
Welche Details kann man schnell übersehen?
Wie sieht das Fazit zu LTB 546 aus?
Der Eröffnungs-Story, die als Fortsetzung zu "Team auf Tour" aus dem letzten Jahr fungiert, konnte ich jedenfalls nix abgewinnen. Die widerwärtigen Figuren verderben mir jeden Spaß an der Geschichte, die praktisch null Bezug zu Europa bzw. den Spielorten hat. Highlight bleibt die längste Geschichte des Bandes, "Phantomiasland", die top gezeichnet ist, sich viel Zeit für den Aufbau und die Entwicklung nimmt, die Auflösung jedoch etwas zu flott abfackelt. Die beiden Geschichten mit Micky Maus sind beide nicht schlecht und konnten mich gut unterhalten, die charismatische Blues-Story hat mir jedoch vom Stil besser gefallen als das Durcheinander um das Schwarze Phantom mit auffallend geringer Beteiligung von Professor Wunderlich.
Meine Aufstellung für LTB 546 "Anpfiff in Europa":
1. Phantomiasland
2. Die Ballade eines Reisenden
3. Der Quantenstaubsauger
4. Der gläserne Irrgarten
5. App in die Zukunft
6. Spielpause wider Willen
7. Anpfiff in Europa: Team auf Tour – die zweite Chance
8. Ordnung ist das halbe Leben
9. Die Phasen des Fortschritts
10. Der Wachstums-Generator
Die Schatzsuche um den Schatz von König Optikos VIII. (genialer Name!) war zwar ziemlich platt und unausgereift, konnte mich aber dank Roberto Vians tollen Zeichnungen in ihren Bann ziehen. Das Intermezzo mit Klaas Klever, der die Zukunft vorhersagt, hatte zwar ein paar witzige Szenen, ließ aber in der zweiten Hälfte deutlich nach und die Einführung der Panzerknacker war für meinen Geschmack unnötig. Über den Einseiter konnte ich schmunzeln, ganz im Gegensatz zu den beiden andere Gag-Geschichten, die schwerfällig, absurd und seltsam abgehackt waren. Der Riesen-Franz verfolgt mich noch immer in meinen Albträumen.
Unter'm Strich ein unterdurchschnittlicher Band, den ich nicht guten Gewissens empfehlen kann. Fans des modernen Phantomias und realgewordener "Was wäre wenn?"-Fragestellungen sollten in "Phantomiasland" reinschnuppern, ansonsten kann man LTB 546 in der Kabine liegen lassen.
Was erwartet uns in LTB 547?
Zuletzt aktualisiert: 25.06.2021, 14:04