Rezension: LTB 517 - Gute Besserung!
Und dann kam Dolly! (Romano Scarpa; 40 S.)
Onkel Dagobert und Donald sortieren die Post, die den reichsten Mann der Welt tagtäglich erreicht. Neben unnötiger Werbung und viel zu vielen Rechnungen befindet sich auch ein Brief von Nelly, Dagoberts Jugendfreundin aus den Tagen des Wilden Westen, unter den Posteingängen. Damit hat Dagobert nun wirklich nicht gerechnet! Er beschließt, sofort nach Nugget City zu reisen, um Nelly wiederzusehen und den Grund ihres Briefes zu erfahren. So lernt Onkel Dagobert die Enkelin von Nelly kennen: Die pfiffige Dolly mit ihrem Radio-Ring zieht es in die weite Welt hinaus und Nelly appelliert an Dagoberts Herz aus Gold, sich dem blonden Mädchen anzunehmen. Nach anfänglicher Skepsis nimmt Onkel Dagobert seine neue "Zieh-Enkelin" schließlich mit nach Entenhausen, wo für Dolly schon ein groß inszenierter Empfang vorbereitet wird.
Lang hat's gedauert, bis wir die erste Geschichte mit der kreativen Figur Dolly Duck auf Deutsch lesen durften! Zwar kennen und lieben wir die großgewachsene Enkelin (oder Nichte?) von Onkel Dagobert schon einige Zeit und haben die tollsten Abenteuer mit ihr erlebt (ich erinnere nur an das Geheimnis des Luna-Parks aus LTB 354!), Dollys erster Auftritt hat es bisher jedoch noch nicht in den deutschsprachigen Raum geschafft, seitdem das LTB an Eigenständigkeit gewann.
Nebenbei bemerkt ist "Und dann kam Dolly!" auch noch aus vielerlei Hinsicht interessant, markiert die Geschichte doch einen Scheidepunkt zwischen den amerikanisch geprägten Ducks von Carl Barks und dem neu eingeschlagenen "italienischen Weg" mit neuen Interpretationen, neuen Figuren, neuen Hintergründen, neuen Kontexten und Vielem mehr. So wird Nelly, die ja ursprünglich als "Stern des Nordens" bekannt war, einige Meilen südlich im Wilden Westen verortet – wo sie sehr zu meiner Verwunderung nicht auf einem eigenen Claim o. Ä., sondern in einem Altersheim wohnt. Es zeigt sich jedoch, dass sie selbst als ältere Dame beileibe nicht so schwach, unsicher und vom Leben gezeichnet auftritt, wie sie Dagobert zunächst vormacht. Nein, sie kennt ihren Dagobert ganz genau und weiß zielsicher, welche Register sie bei ihm ziehen muss, um ihn zur Obhutnahme von Dolly zu bewegen. Das zeigt sich vor allen Dingen in der absolut einmaligen Szene, in der Nelly und Gitta Gans (die ja auch von Romano Scarpa geschaffen wurde) aufeinandertreffen und die kluge Nelly der jungen Gitta sogar noch "Beziehungstipps" in Sachen Dagobert gibt! Mindblowing!
Trotzdem ändert Nellys Auftauchen nichts daran, dass eigentlich Dolly im Mittelpunkt der Handlung steht. Sie freundet sich schnell mit Tick, Trick und Track an und lernt die verschiedenen Entenhausener kennen, die ihr zu ehren sogar ein großes Fest planen. Richtig sympathisch zeigt sich durchweg aber auch Dagobert, der einen alten Cowboy-Kameraden in seinem Geldspeicher wohnen lässt und diesen gewissermaßen als Berater heranzieht. Er erinnert sich gern an seine Jugend als Haudegen im Wilden Westen oder als Flussdampferbesitzer am Mississippi (Hat noch jemand Lust auf Barks-Bingo?!) und sieht in Dolly ein junges, dynamisches Mädchen voller Tatendrang und Neugier. Wohl einer von vielen Gründen, sie in die Duck'sche Sippe aufzunehmen.
Was lange währt, wird endlich gut! Willkommen, Dolly Duck!
Zuletzt aktualisiert: 06.03.2019, 15:32