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Rezension: LTB 514 - Der große Wurf



Fazit:

Nach dem grandiosen Jubiläumsband 513 konnte diese Ausgabe des Lustigen Taschenbuches eigentlich nur in der Gunst abfallen und hatte es schwer. Auffällig finde ich, wie lange wir nun schon kein weihnachtliches Cover mehr für die alljährliche Dezemberausgabe gehabt haben und auch wie wenig inhaltliche Bezüge es zu Weihnachten, Neujahr und Winter gibt. Nicht, dass mich das stören würde – aber gegen zumindest eine (eigenständige) Weihnachtsgeschichte hätte ich im Dezemberband nix....

Schon wieder ziemlich cool ist die Tatsache, dass der Verlag den Trend der Darts-WM aufgegriffen und im LTB verarbeitet hat. Leider ist auch hier bei LTB 514 "Der große Wurf" wieder die altbekannte Leier: Gute Idee, mangelhafte Umsetzung. Für die skandinavisch-italienische Titelgeschichte ist das Sportereignis nur ein belangloser Nebenschauplatz, was wirklich sehr schade ist angesichts der schier endlosen Möglichkeiten. Wenn die Enten und Mäuse längst das Leder zwischen die Pfosten kicken und sich gar in einer eigens geschaffenen Edition um die Edelmetall-Medaillen sportlich duellieren dürfen, wieso dann nicht auch beim Darts, Tennis oder den jährlichen Schnick-Schnack-Schnuck-Weltmeisterschaften (und nein, die hab ich mir an dieser Stelle nicht ausgedacht...).

In meine übliche Hitparade geordnet würde ich die Storys im LTB 514 wie folgt anordnen:
1. Die 3000
2. Projekt "Superzelle"
3. Kampf der Start-Apps
4. Die Annalen der Zukunft
5. Der große Wurf
6. Meisterschurken unter sich
7. Ein seltenes Stück
8. Kosmische Tierwesen (und wo sie zu finden sind)
9. Voller Energie

...und selten bereitete mir die Platzierung so Kopfzerbrechen. Das liegt selbstverständlich an dem breiten Mittelfeld, wo die bekannten Übergänge zwischen "Gut" und "Mittelmaß" oft einfach fließend sind. Ein klares Highlight hat dieses LTB – zumindest für mich – nicht zu bieten. Ich hatte verflixt großen Spaß mit den tausenden Panzerknackern bei Faccini, konnte bei Phantomias und Destruktor mitfiebern und war im Nachhinein positiv überrascht von Dagoberts Zeitgeist im Hinblick auf die modernen Medien. Aber würdige Treppchenplatzierungen? Schwierig.

Eher unauffällig ducken sich in diesem Monat die total unterschiedlichen Geschichten aus dem Maus-Universum weg. Irgendwie gleichauf, "nett" und keinesfalls schlecht. Jedoch starke Geschmackssache - und mit viel gutem Willen mogelt sich die Titelgeschichte (die es zumindest sein will) dazwischen. Dicht gefolgt von der sympathischen Donald-Geschichte, der es einfach an Tiefe mangelt.

An letzter Stelle reiht sich für mich der Totalausfall aus dem Hause Erickson ein (da ich "Voller Energie" als eigenständige Geschichte nicht für voll nehmen kann). Kein Wunder, dass sich bei emsigen Lesern das Gefühl aufdrängt, die witzig-spritzige Dynamik der O.M.A.-Episoden ist irgendwie verbraucht und die Luft schon seit geraumer Zeit raus. Wenn man sich als Autor nur noch selbst feiert und einen Flickenteppich aus Rückblenden zusammennäht, beweist man in dieser Angelegenheit (leider) nicht gerade das Gegenteil. Auch wenn ich kein Anhänger der "Früher-war-alles-besser"-Fraktion bin: Da war vor einigen Jahren noch deutlich mehr Substanz dar. Ob man das einmal näher beleuchten sollte?

Jedenfalls muss man sich nicht grämen, wenn man unter dem Weihnachtsbaum ein anderes Comicbuch als das diesige findet. Viel Zeit bleibt einem im neuen Jahr dann auch gar nicht, den Silvesterrausch auszuschlafen, denn schon einen Tag nach Neujahr können Liebhaber ab dem 02.01.2019 das LTB 515 "Die Cyberbrille" entdecken! Gesetztenfalls, Blindschleichen wie ich tragen ihr Nasenfahrrad...

Was es mit der sogenannten "Augmented Reality" auf sich hat, erkläre ich euch gern, wenn ihr mir auch im kommenden Jahr wieder euer Vertrauen und eure wertvolle Zeit schenkt. Ich würde mich freuen und wünsche euch bis dahin ein besinnliches Weihnachtsfest, einen fleißigen Weihnachtsmann und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2019!

Euer Enti



Zuletzt aktualisiert: 19.12.2018, 12:58
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