Warum Don Rosa zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Kein Künstler hat sein Werk so exzessiv und demonstrativ auf demjenigen von Carl Barks aufgebaut wie Don Rosa - und das, obwohl sein eigener Stil kaum mit dem des Altmeisters vergleichbar ist.
Rosas Markenzeichen ist die Akribie, mit der er seine Geschichten schreibt. Sie erreichen dadurch ein Maß an konkreter Kohärenz, an Dichte und Prägnanz, das unter Disney-Comics einzigartig ist. Bei ihm werden Lücken aufgefüllt, Vorgeschichten erzählt, Details erklärt. Sei es durch das in jeder Story sichtbare Fundament von Barksschen Bezügen oder durch die von historischen Fakten dominierten Abenteuergeschichten, immer wimmelt es von Details, die sehr bewusst eingesetzt werden und sich zu einem stimmigen Ganzen verbinden. Dieser Realismus hebt ihn wohltuend von den traditionellerweise eher vagen und flüchtig skizzierten Interpretationen anderer Künstler ab. Mit diesen manchmal zwanghaft angewandten Motiven erreicht Rosa zwar kaum die mühelose Eleganz seines grossen Vorbildes, aber das würde er von sich selbst auch gar nicht behaupten wollen.
Konsequenterweise setzt sich diese Akribie auch in seinem Zeichenstil durch, der neben dem aufreizend trockenen Humor und einer stellenweise filmischen Erzählweise (die auch gerne mal mehr Panels pro Seite als üblich benötigt) weitere Besonderheiten von Rosa ausmachen. Von allen Charakteren legt er seinen Fokus am stärksten auf Dagobert, der, obwohl häufig zum ultimativen "badass" stilisiert, immer vielschichtig porträtiert wird. Überhaupt steckt hinter seinen Figurenzeichnungen im Grunde ein starker Idealismus, der aber gerade im Spätwerk auch mal ins Sentimentale kippen kann.
Im Prinzip lässt sich der Mythos um Don Rosa, seine Person und sein Werk, auf eine einfache Sache zurückführen: er ist ein Fan, der für Fans schreibt. Sein Œuvre mag überschaubar sein, auf jeden Fall ist es überaus reich.
von Sir Damian McDuck (Juni 2013)
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2013, 19:01