Warum Daniel Branca zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Dagobert aus der Feder von Barks (links) und von Branca (rechts)
1951 in Buenos Aires geboren, begann seine künstlerische Karriere bereits mit 16 Jahren in einem Werbestudio, 1971 bot sich im die Gelegenheit, erstmals an einem Comic mitzuarbeiten. Nachdem seine Serie "El Mono Relojero" 1976 eingestellt wurde, zog es ihn nach Barcelona, Anziehungspunkt spanischer und lateinamerikanischer Zeichner. Rasch wurde er von den skandinavischen Egmont Studios entdeckt und eingestellt. Als junger Donald Duck Zeichner war er auf der Suche nach einem eigenen Stil – Inspiration lieferte ihm dabei das Spätwerk Carl Barks‘. Der Meister erreichte dort zwar nicht mehr die Eleganz, die die Enten seiner zeichnerischen Hochphase auszeichnet, entwickelte aber einen zuweilen ungemein dynamischen Strich. Branca übernahm die kurzen Schnäbel und Hälse sowie die kompakten Körper, aber auch die Gestaltung der Panels und Hintergründe. Die Resultate ähnelten denen von Barks zum Verwechseln.
Unbändige Gier - Ekstatische Freude - Rasende Wut. Alle drei Panels aus "Cyberzauber" (2001)
Um seinen Zeichnungen ein Höchstmaß an Dynamik zu verleihen, sah er sich genötigt, sein Arbeitsmaß zu reduzieren. 1982 studierte er in Paris Malerei, viele seiner Werke fanden ihren Platz in Ausstellungen. Brancas hohe künstlerische Ambitionen erkennt man auch in seinem neuen Stil. Schiefe Winkel, außergewöhnliche Perspektiven finden Einzug, die Proportionen der Figuren werden ausgereizt, die Hintergründe liebevoll ausgestaltet. Die Zeichnungen erscheinen bewusster, aus jedem einzelnen Panel wird das Maximum herausgeholt. Die Seiten strotzen geradezu vor Lebendigkeit, die Figuren scheinen aus ihren Panels hinauszudrängen (was sie im Übrigen teils auch tatsächlich taten). Sein Gespür für Mimik und die Verwendung der Ausdrucksmöglichkeiten des gesamten Körpers ermöglichten es ihm dabei, jeden erdenkliche Gefühlslage zu Papier zu bringen.
Der Versuch Donalds auf ein Taxi zu springen, gerät bei Branca zu einem eine Seite füllenden Bilderrausch, Donalds sportliche Ambitionen nach übermäßigem Blubberlutsch Genuss erscheinen als Marter, die der Leser am eigenen Leib zu spüren glaubt. Er schaffte es dem Herumtreiber Striezel Streunecke Leben einzuhauchen, ihm mit seinem kraftvollen Strich einen wilden Charme, kontrastiv zum bürgerlichen Leben, zu verleihen. Genau so verstand er es den Charme von Barks‘ Gundel Gaukeley aufleben zu lassen, verlieh ihr eine Fülle verschiedener Gefühle – von schmeichelnder und wie Branca betonte fast sinnlicher Weiblichkeit bis hin zu wütender Raserei und diabolischer Boshaftigkeit. Kurz vor seinem Tod erstellte Daniel Branca Skizzen zu zwei Nichten Gundels, welche 2010 und 2013 durch den Brasilianer Carlos Mota in Stories von Byron Erickson eingesetzt wurden.
Die Worte Andreas Platthaus‘ zum Gedenken an Daniel Branca in der FAZ beschreiben den Verlust, den sein Tod für den Disney Comic bedeutet, treffend: "Niemand unter ihnen kam dem Schwung von Barks, der gestischen Expressivität seiner Figuren und deren Eleganz so nahe wie der 1951 geborene Argentinier Daniel Branca."
Panel aus "Spaß mit Striezel" (1997), das Brancas ganze Meisterschaft unter Beweis stellt
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2013, 18:58