Rezension: LTB 506 - Tatort Entenhausen
Die Traumfabrik (Paolo Mottura; 47 S.)
Micky Maus und sein Freund Goofy haben sich fein herausgeputzt, denn sie sind im Besitz exklusiver VIP-Karten für das Filmfestival "Der goldene Strauß", welche die beiden von Mickys Bekannter Flora Flimmer geschenkt bekommen haben. Bei der vor Prominenten nur so wimmelnden Gala soll der letzte Film des berühmten Regisseurs Wladimir Wundersam mit dem unheilschwangeren Titel "Operation Rache" gezeigt werden. Wundersam wollte mit diesem Film seiner ansteigenden Zahl an Kritikern unter Beweis stellen, doch noch einen herausragenden Film auf die Kinoleinwand bringen zu können. Die Aufregung ist groß, als bei der Premiere die Filmrolle spurlos verschwunden ist und stattdessen eine Klamauk-Komödie in schwarzweiß in den gut besuchten Saal flimmert! Von Flora Flimmer beauftragt machen sich Micky und Goofy auf die Suche nach dem gestohlenen Film und müssen dafür tief in die Abgründe der Filmindustrie hinabsteigen. Von Neid und Zwietracht zerfressen, stehen der Produzent sowie Wundersams Neffe ganz oben auf Detektiv Maus‘ Liste der Verdächtigen. Kann er mithilfe von Goofys fundierten Film-Fachkenntnissen final den fiesen Filou finden? – Man darf gespannt sein!
Großes Kino von Paolo Mottura – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Duo Micky und Goofy ermittelt in der Filmbranche: Eine kreative Abwechslung neben den tristen aufzuklärenden Banküberfällen etc., bei denen die beiden regelmäßig Kommissar Hunter unter die Arme greifen.
Der Zweiteiler "Die Traumfabrik" kommt mit fantastischen Zeichnungen von Mottura daher, der es wie kein anderer beherrscht, authentische Schauplätze mit geheimnisvollen Auren aufzuladen und Figuren mit (für meinen Geschmack) außergewöhnlich hohem Wiedererkennungswert zu schaffen. So lassen beispielsweise auch Micky und Goofy ihre altbekannten Klamotten im Schrank hängen und schmeißen sich ins Trenchcoat-mit-Schlapphut-Outfit – Eine gelungene Abwechslung insbesondere für Goofy!
Überhaupt macht Goofy in dieser Geschichte eine gute Figur und braucht sein heimliches Heldendasein dieses Mal nicht unter den Scheffel stellen; ja, darf sogar im Rampenlicht stehen! Der sonst so clevere Mäuserich ist zunächst auf dem Holzweg, klärt dann aber doch schneller als gedacht die Umstände des Verbrechens auf. Genau an diesem Punkt lässt die Story den Leser im Stich: Die Umstände des Verbrechens. Das liegt vor allen Dingen an einem Mangel an Figuren (die beiden Tatverdächtigen sind recht dürftig inszeniert! Gibt’s denn keinen Kameramann, Bühnenbauer, Maskenbildner uvm.?), den nicht sehr tiefgründig beleuchteten Gedankengängen des Regisseurs und dem verzerrten Motiv des Täters. Pluspunkt: Es ist interessant, durch die vielen Denkblasen an Mickys Gedanken teilhaben zu können, wenn dieser etwas anderes ausspricht, als er denkt.
Es scheint, als hätte man als Leser "irgendetwas verpasst" oder schlicht überlesen. Leider ist die Geschichte deswegen nicht so spannend, wie sie begann. Abgesehen vom Humor und sogar etwas Action (die leider die Handlung überhaupt nicht vorantreibt, abgesehen vielleicht vom Finale) geschieht bis zum Ende nichts Mitreißendes. Mit "Micky im Affenkäfig!?" verblasst auch der letzte Eindruck von "Die Filmfabrik". Optisch das Highlight des Bandes, inhaltlich nicht so überzeugend für meinen Geschmack.
Zuletzt aktualisiert: 01.05.2018, 23:27