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Der Schneemann-Preis



Storycode: W WDC 196-02
Originaltitel: Statues of Limitations
Erstveröffentlichung: Januar 1957
Deutsche Veröffentlichungen: MM 25/1957, TGDDSH 23, Klassik-Album 13, BL 32, BCS 11, CBC 15, MM 3/2007, Entenhausen-Edition 32

Im winterlichen Entenhausen findet ein Schneemann-Wettbewerb statt: Wer die schönste Schneeplastik baut, erhält vom Bürgermeister ein Preisgeld von 100 Talern. Auch die Brösels, zwei arme Halbwaisen in der Nachbarschaft der Ducks, wollen daran teilnehmen. Sowohl Donald als auch die Neffen trauen ihnen den Sieg jedoch nicht zu, sodass sie sich dazu entschließen, ebenfalls beim Wettbewerb mitzumachen, um das Preisgeld für die Brösels zu gewinnen. Ohne jeweils von ihren guten Absichten zu wissen, sabotieren sie gegenseitig ihre Schneefiguren...

Die Aufnahme dieser Geschichte in meine Top 13 ist vielleicht die größte Überraschung im Ranking – zumindest hatte ich sie zunächst selbst nicht so wirklich auf dem Zettel. Die meisten Zehnseiter habe ich ja deshalb ausgewählt, weil ich sie schlichtweg sehr unterhaltsam finde. Selbstverständlich spielt auch in "Der Schneemann-Preis" der Humor eine Rolle, Hauptkriterium für die Wahl in meinen Favoritenkreis war hier aber eher, dass es sich einfach um eine sehr schöne Geschichte handelt.

Wenn man an das Thema Kinderarmut in Bezug auf Barks' Schaffen denkt, kommt einem natürlich als erstes das fünf Jahre zuvor entstandene "Weihnachten für Kummersdorf" in den Sinn. Ohne an dem Status dieser Geschichte rütteln zu wollen, greift Barks die Thematik aber auch hier in überzeugender Weise auf. Nebenbei wird dadurch, dass die von den Brösels gebaute Schneekönigin durch Rauch aus den benachbarten Fabriken schmutzig ist, ein kritischer Blick auf die Umweltverschmutzung geworfen. In beiden Fällen wird jedoch auf allzu große Gefühlsduselei oder den moralischen Zeigefinger verzichtet, stattdessen ist die Handlung auf Donald und die Neffen fokussiert. Die kritischen Untertöne kann man also hören oder auch nicht, sie werden einem jedenfalls nicht aufgedrängt. Das ist etwas, was mir bei Barks sehr gefällt.
In der kulturkritischen Ecke sind hingegen die Seitenhiebe gegen die moderne Kunst zu verorten (siehe Bild). Barks macht sich darüber genauso lustig wie über den Bürgermeister, welcher geradezu fanatisch den Entenhausener Stadtgründer verehrt und deshalb besonders brüskiert über Donalds misslungene Emil-Erpel-Figur ist. Auch ein typisches Barks-Thema: Verhöhnung der Obrigkeit.

Ansonsten ist es eigentlich eine klassische Wettbewerbs-Geschichte, in der sich Donald und die Neffen mit lustigen Einfällen duellieren. Aber irgendwie auch doch nicht: Beide Parteien schummeln diesmal für den gleichen Zweck – und auch noch für einen guten. Es ist also eine Kombination aus einer Sabotage-Story und einem Missverständnis, die das Handlungskonstrukt so interessant macht. So wird die Geschichte zu ihrem nicht wirklich überraschenden, aber logischen Ende geführt: Die Brösels gewinnen den ersten Preis und die 100 Taler. Für Donald erscheint es zunächst ebenso logisch, dass das Ganze – wie so oft – mit einer Verfolgungsjagd bzw. einer Tracht Prügel für die Neffen abgeschlossen werden muss. Nur langsam reift die Erkenntnis, dass das gemeinsame Ziel ja erreicht wurde und eigentlich keinerlei Grund zum Streiten besteht. Ein bewusster Bruch mit der Gewohnheit, schließlich finden Barks' Zehnseiter nur selten ein gutes Ende für Donald und die Neffen – und auch noch eines, das sie sich verdient haben. Insofern ist der "Der Schneemann-Preis" wohl eine Geschichte, die man umso zu schätzen weiß, wenn man bereits mehrere Zehnseiter und deren Handlungsmuster kennt.

Naja, trotz des gemeinsam ausgesprochenen letzten Satzes ("Das kommt davon, wenn man den andern immer nichts Gutes zutraut") ändern die Protagonisten ihre Haltung in den nachfolgenden Geschichten natürlich nicht. Auf Dauer wäre das ja auch langweilig, so ganz ohne Hinterlist.




Von 313er (Dezember 2016)


Zuletzt aktualisiert: 09.04.2022, 23:34
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