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50 Jahre Lustiges Taschenbuch






Im Oktober wird das Lustige Taschenbuch 50 Jahre alt... tja, und dann erscheint am 7. November auch noch die 500. Ausgabe. Dieses Doppel-Jubiläum wollen wir natürlich auch auf unserer Seite gebührend feiern. Auf diesen Seiten findet ihr alle bisherigen Artikel, Statistiken und Projekte zum Jubiläum.

LTB 121 - Phantomias und seine Freunde

Von Mario (34)



Das ist alt – wirklich, wirklich alt. Eines meiner ersten Lustigen Taschenbücher. Zu einer Zeit, als ich den gesamten Umfang der Geschichten noch gar nicht recht erfassen konnte.

Vielleicht habe ich es deshalb so häufig gelesen. Ich sehe es auch heute vor mir. Das rosa-lila Titelbild mit dem maskierten Helden und der Aufschrift: "Neu! Jede Seite bunt!" Die mit der Zeit abgegriffenen, rauhen Seiten. Und Geschichten über Einst und Jetzt.

Mit LTB 121 ist im Jahre 1987 etwas Besonderes gelungen. Ein Lustiges Taschenbuch zusammenzustellen, in dem jede einzelne Geschichte außergewöhnlich ist und im Inhalt wie auch der Erzählweise vom bewährten Schema abweicht – und dabei eine äußerst gute Richtung nimmt.

Schon der Beginn – "Die Hochseeregatta" – hat Schwung und nimmt sich Zeit, eine recht simple Geschichte ausführlich zu erklären. Und trotzdem Rätsel aufzugeben. Denn was, fragt sich der kleine Bub, was soll denn ein "Unterwasser-Spinnaker" sein? Na? Auch wenn die Story rückblickend etwas hanebüchen ist – Zeitreisen, Illusionen, Piraten, was? –, so steht eigentlich etwas anderes im Fokus: der Teamgeist der Ducks. Es bedarf nicht immer der Cholerik Dagoberts, um ein Projekt voranzutreiben...

"Das Gespenst in der Oper" fesselt als Krimi und amüsiert mit einer recht ausgefallenen Hintergrundgeschichte – Klarabella als eine Art Florence Foster-Jenkins, Rudi als verzweifelter Liebender, Micky als... er selbst. Und ein Phantom. Doch der Bub fragt sich vor allem: Was genau ist eine Maultrommel, woher kommt dieser verrückte Name, und woher bekomme ich eine? (Ich habe bis heute keine – so fesselnd war’s dann doch nicht.) Und sieht sich im Geist schon in den Katakomben unter einem alten Opernhaus den Gondoliere geben. Was in der Realität wohl doch nicht so eine saubere Angelegenheit wäre wie in der Geschichte. Obschon, für Höhlenfans...

Und dann kommt das Highlight. "Das Erbe des Boy Bongo" – mind: blown. Immer noch eine der besten Abenteuergeschichten aller Zeiten. Ich könnte schwören, dass sie weitaus mehr Platz einnimmt als die tatsächlichen 59 Seiten! Kein Wunder; schließlich reisen Donald und die Neffen in einer (unfreiwilligen) Schnitzeljagd fast um die ganze Welt. Die Liebe zum Detail überrascht und übermittelt dermaßen viel Content ganz lässig nebenbei: von einer Freiheitsstatue im Hafen von Entenhausen bis zu den – tatsächlich so ähnlich existierenden – tanzenden Derwischen (Bub: Was ist ein Derwisch, bitte?), von Berggipfeln bis zu Südseeinseln. Das ist keine Geschichte zum "Nachfühlen". Es gibt keine Szenen in mysteriösen Kavernen, in die man sich einfach hineinversetzt. Das ist eine Geschichte zum Staunen (früher) – und Amüsieren (heute). Und zum Drüberstreuen gibt’s eine gute Moral: Mach es einfach. Es wird schon etwas dabei herausschauen...



"Der Schatz des Priamos" ist auch so eine geistige Herausforderung. Zumal typographisch, denn ich habe beim ersten Lesen ungläubige Minuten damit verbracht, herauszufinden, ob die Großbuchstaben in der Headline nicht doch "Prifimos" bedeuten. Auch die kleinen Rätsel sind es wert, gelöst zu werden... So war es ein erster Ausflug in die griechische Mythologie, Zapoteks Zeitmaschine sei Dank. Und weil sich Micky und Goofy wie so oft in der Vergangenheit in verzwickten Situationen wiederfinden, ein ziemlich fesselnder noch dazu. Dazu tragen aber auch die harten Zeichnungen bei – ein Stil, der mit den Kindchenschema-Rundungen der meisten Comicfiguren hart bricht. Hier gibt es zusammengekniffene Augen und schlaksige Gliedmaßen, die wenig Liebliches an sich haben. Manchmal abschreckend – aber allemal etwas anderes.

Aber jetzt mal kurz zurück zum Start. Die Freunde haben wir der Reihe nach abgeklappert. Und wo steckt jetzt dieser Phantomias? Antwort: In einem Remake von Indiana Jones. Einem ziemlich exakten noch dazu. Gut, es kommen weder Pistolenschüsse noch schmelzende Bösewichte darin vor. Aber die Story entspinnt sich entlang derselben Route – was bei dem Titel "Der vergessene Schrein" auch kein Wunder ist. Zum "Jäger des verlorenen Schatzes" fehlt nicht allzu viel... Das bringt auch einige Besonderheiten mit sich. Zum Beispiel eine Geschichte (fast) ohne Donald. Ob Tag, ob Nacht – Phantomias fällt nie aus der Rolle. Schon gar nicht gegenüber Daisy und Daniel Düsentrieb, die als bedeutsamer "Supporting Cast" mit von der Partie sind. Als Fan des Enterichs war und ist es jedenfalls angenehm, ihn tatkräftig und ohne Pechsträhne ein Abenteuer durchstehen zu lassen. Für den kleinen Buben, der sich schon mit Spinnakern, Trojanern und Maultrommeln herumschlagen musste, dann doch eine kleine Erleichterung...



Zuletzt aktualisiert: 28.07.2022, 21:21
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