Die Kunst, Geld auszugeben
Storycode: W WDC 144-01
Originaltitel: Spending Money
Datum der Erstveröffentlichung: September 1952
Deutsche Veröffentlichungen: MM 05/53, TGDDSH 12, Goofy 4/82, Klassik-Album 28, BL 21, Mundart 1, Die frühen Jahre 5, BCS 7, CBC 10, Entenhausen-Edition 21
Onkel Dagobert hat ein Problem, das wir wohl alle gerne hätten: Sein Geldspeicher quillt über vor lauter Geld! Schweren Herzens entscheidet er sich dazu, dass Donald einen Teil seines Vermögens verschleudern soll. Der lässt sich natürlich nicht zweimal bitten und es geht gemeinsam auf Verschwendungsfahrt...
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich "Die Kunst, Geld auszugeben" bei der ersten Lektüre sogar eher doof fand. Warum? Mir schien es einfach zu weit hergeholt, dass Dagobert wegen eines schnöden Platzproblems plötzlich sein hart erarbeitetes Geld verpulvern will. Abgesehen davon, dass ich Disney-Comics mittlerweile mehr für sich stehend lese und derlei Dinge leichter akzeptieren kann, ist sich Dagobert dieser Widersprüchlichkeit ja bewusst. Und gerade dieser innere Zwiespalt macht das Geschehen ja so herrlich absurd. Obwohl die Notwendigkeit der Geldverschwendung durch Donald personalisiert wird, muss Dagobert einen Kampf gegen sich selbst ausfechten: Der alte Geizkragen gegen die neue, vermeintlich vernünftige Erkenntnis des Geldausgebens. Das führt zu einigen herrlichen Szenen, beispielsweise wenn er dennoch mit Donald um dessen Stundenlohn feilscht oder auf der Fahrt wegen der Spendierlaune seines Neffen ins Schwitzen gerät. Es macht richtiggehend Spaß, Dagobert leiden zu sehen – nicht ohne sich mit ihm angesichts Donalds unsinniger Ausgaben ein Stück weit zu identifizieren. Die meisten anderen Autoren schaffen es nur dann, Dagobert in eine prekäre Situation zu versetzen, wenn ihm ein Gegenspieler (z.B. die Panzerknacker oder Gundel Gaukeley) entgegengestellt wird. Barks gelingt das hier vortrefflich, indem Dagobert einfach sein eigener Gegenspieler ist. Und genau dazu passt auch das Ende der Geschichte sehr schön, wo Dagobert letztlich einsehen muss, dass er den Kampf gegen sein eigenes Imperium verloren hat. Der Kapitalismus siegt.
Anstatt das allerdings einzusehen, entlädt sich Dagoberts Wut zu Unrecht auf den armen Donald, der seinen Auftrag nicht nur sehr ernst nimmt, sondern ihn ausnahmsweise auch vorbildlich erfüllt. Auch das könnte man als Beleg dafür sehen, dass Dagobert hier alles andere als vernünftig agiert. In ihrer Radikalität erinnert mich die Geschichte übrigens an das drei Jahre später veröffentlichte "Berufssorgen", wo sich Dagobert in zahlreiche lebensbedrohliche Situationen begibt, nur um eine Versicherungssumme zu kassieren. Und auch in einigen anderen Barks-Geschichten ist Dagobert nicht unbedingt "schlauer als die Schlausten". Diese irrationale Seite Dagoberts wurde später teilweise von italienischen Autoren wieder aufgegriffen, in den Egmont-Geschichten kommt sie aber auch heute noch eher selten zum Vorschein. Schade eigentlich.
Zuletzt noch der Hinweis, dass diese Geschichte eine der wenigen ist, die ins Schwäbische übersetzt wurden. Auch wenn die derbere Wortwahl ein starker Kontrast zur fuchs’schen Sprache darstellt, war "Geld ausgeba isch a Kunscht" sicherlich keine schlechte Wahl dafür. Ich als Schwabe hatte jedenfalls meinen Spaß daran.
Originaltitel: Spending Money
Datum der Erstveröffentlichung: September 1952
Deutsche Veröffentlichungen: MM 05/53, TGDDSH 12, Goofy 4/82, Klassik-Album 28, BL 21, Mundart 1, Die frühen Jahre 5, BCS 7, CBC 10, Entenhausen-Edition 21
Onkel Dagobert hat ein Problem, das wir wohl alle gerne hätten: Sein Geldspeicher quillt über vor lauter Geld! Schweren Herzens entscheidet er sich dazu, dass Donald einen Teil seines Vermögens verschleudern soll. Der lässt sich natürlich nicht zweimal bitten und es geht gemeinsam auf Verschwendungsfahrt...
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich "Die Kunst, Geld auszugeben" bei der ersten Lektüre sogar eher doof fand. Warum? Mir schien es einfach zu weit hergeholt, dass Dagobert wegen eines schnöden Platzproblems plötzlich sein hart erarbeitetes Geld verpulvern will. Abgesehen davon, dass ich Disney-Comics mittlerweile mehr für sich stehend lese und derlei Dinge leichter akzeptieren kann, ist sich Dagobert dieser Widersprüchlichkeit ja bewusst. Und gerade dieser innere Zwiespalt macht das Geschehen ja so herrlich absurd. Obwohl die Notwendigkeit der Geldverschwendung durch Donald personalisiert wird, muss Dagobert einen Kampf gegen sich selbst ausfechten: Der alte Geizkragen gegen die neue, vermeintlich vernünftige Erkenntnis des Geldausgebens. Das führt zu einigen herrlichen Szenen, beispielsweise wenn er dennoch mit Donald um dessen Stundenlohn feilscht oder auf der Fahrt wegen der Spendierlaune seines Neffen ins Schwitzen gerät. Es macht richtiggehend Spaß, Dagobert leiden zu sehen – nicht ohne sich mit ihm angesichts Donalds unsinniger Ausgaben ein Stück weit zu identifizieren. Die meisten anderen Autoren schaffen es nur dann, Dagobert in eine prekäre Situation zu versetzen, wenn ihm ein Gegenspieler (z.B. die Panzerknacker oder Gundel Gaukeley) entgegengestellt wird. Barks gelingt das hier vortrefflich, indem Dagobert einfach sein eigener Gegenspieler ist. Und genau dazu passt auch das Ende der Geschichte sehr schön, wo Dagobert letztlich einsehen muss, dass er den Kampf gegen sein eigenes Imperium verloren hat. Der Kapitalismus siegt.
Anstatt das allerdings einzusehen, entlädt sich Dagoberts Wut zu Unrecht auf den armen Donald, der seinen Auftrag nicht nur sehr ernst nimmt, sondern ihn ausnahmsweise auch vorbildlich erfüllt. Auch das könnte man als Beleg dafür sehen, dass Dagobert hier alles andere als vernünftig agiert. In ihrer Radikalität erinnert mich die Geschichte übrigens an das drei Jahre später veröffentlichte "Berufssorgen", wo sich Dagobert in zahlreiche lebensbedrohliche Situationen begibt, nur um eine Versicherungssumme zu kassieren. Und auch in einigen anderen Barks-Geschichten ist Dagobert nicht unbedingt "schlauer als die Schlausten". Diese irrationale Seite Dagoberts wurde später teilweise von italienischen Autoren wieder aufgegriffen, in den Egmont-Geschichten kommt sie aber auch heute noch eher selten zum Vorschein. Schade eigentlich.
Zuletzt noch der Hinweis, dass diese Geschichte eine der wenigen ist, die ins Schwäbische übersetzt wurden. Auch wenn die derbere Wortwahl ein starker Kontrast zur fuchs’schen Sprache darstellt, war "Geld ausgeba isch a Kunscht" sicherlich keine schlechte Wahl dafür. Ich als Schwabe hatte jedenfalls meinen Spaß daran.
Von 313er (November 2016)
Zuletzt aktualisiert: 10.04.2022, 16:26