LTB Best-of: Die 400er

Anlässlich des Doppel-Jubiläums im Jahr 2017 wurde häufig auf die 50-jährige Geschichte des Lustigen Taschenbuches zurückgeblickt. Die 500. Ausgabe markierte aber auch das Ende der 400er-LTBs. Deshalb habe ich mal spaßeshalber versucht, eine Art "LTB Best-of" für die 400er zusammenzustellen. Bei der Auswahl der Comics habe ich mir selbst folgende Regeln auferlegt:

• Es müssen insgesamt genau 500 Seiten sein.
• Alle Geschichten aus den LTB 401-500 können ausgewählt werden, jedoch nicht mehr als eine Geschichte pro Band.
• Es sollte möglichst viel Variation geben, insbesondere in Bezug auf die beteiligten Autoren und Zeichnern und auf die Genres der Geschichten.

Die Zusammenstellung erfolgte eher intuitiv aus meinem Gedächtnis. Wenn ich die hundert Bände jetzt alle noch einmal gelesen hätte, würde sie vielleicht ganz anders aussehen.


Also los. Eröffnet werden muss der Band natürlich mit einer langen, spannenden Duck-Geschichte – und da führt kein Weg an "Alle gegen einen" aus LTB 452 vorbei. Die Geschichte von Francesco Artibani und Alessandro Perina, in der sich die Panzerknacker, Gundel Gaukeley und Mac Moneysac gegen Dagobert verbünden, umfasst nicht nur stolze 126 Seiten, sondern nutzt diese auch so gut, dass sie in unserer Wahl zur besten Geschichte der 400er gewählt wurde.
Weiter geht's natürlich mit einer Maus-Geschichte, die jetzt auch nicht so kurz sein darf. Ein fester Bestandteil des LTB sind seit jeher die Literatur-Adaptionen und "Graf Phantula" aus der Nummer 434 von Bruno Enna zählt definitiv zu den kreativsten und witzigsten der letzten Jahre. Dazu tragen auch die fantastischen Zeichnungen von Fabio Celoni bei, der leider sonst nicht in den 400ern vertreten war.
So, nachdem mit diesen beiden Geschichten bereits fast 200 Seiten gefüllt sind, darf es jetzt auch etwas kürzer sein. Meistens weiter vorne im Band folgt dann die obligatorische Phantomias-Geschichte: Und auch da musste ich nicht lange überlegen: "Phantomias taucht ab" von Giorgio Salati und Paolo Mottura zählt zu den atmosphärisch gelungensten Werken der 400er.
Zu den besten aktuellen Nachwuchsautoren zählt Vito Stabile, wie gleich sein LTB-Debüt in Band 459 belegt hat. "Im Namen des Mondes" konnte mich mit einer schön sentimentalen Story – Dagobert und Gundel Gaukeley stranden auf einer einsamen Insel und müssen erzwungenermaßen miteinander auskommen – und dazu passenden Zeichnungen von Francesco Guerrini vollauf überzeugen. Ich hoffe, wir dürfen in den 500ern noch einiges mehr von Stabile lesen.
Jetzt wird es aber mal Zeit für eine etwas verrückte Geschichte... und wieder eine Maus-Geschichte. Immerhin ist der beliebteste aktuelle Maus-Zeichner noch gar nicht vertreten. Die beste Geschichte von Casty aus den 400ern ist für mich nicht etwa "Die Zukunft hat begonnen" oder "Die Welt der Zukunft", nicht "Das mysteriöse Metall", nicht "Der verschollene Erfinder" und, nein, auch nicht "Die Insel Niemalsnie", sondern "Rebellion der Textkästchen" aus LTB 457. Wie der Titel schon sagt, muss Micky hier gegen die bekannten gelben Textkästen ankämpfen, die sich selbstständig gemacht haben. Ein absurder Spaß für jemanden wie mich, der es gerne "meta" mag.
Was ich auch gerne mag, sind Zeitreisen. Oder Geschichten, die schon von vorherein in der Vergangenheit angesiedelt sind, wie eben "Etwas Leckeres fürs Leben" aus LTB 455. Ein nostalgischer Trip in Donalds Jugendzeit als Fladenbäcker, erdacht von Carlotta Quattrocolo, stimmungsvoll gezeichnet von Marco Gervasio, der in dieser Zusammenstellung natürlich auch nicht fehlen darf.
Zumindest eine Egmont-Geschichte darf auch nicht fehlen, hier fiel meine Wahl auf "Mit Charme & Schnauze" aus LTB 475. Massimo Fecchis Zeichnungen schätze ich noch immer, er hat in den 400ern aber selten ein wirklich gutes Skript umsetzen dürfen – dieses hier von den McGreals gehört definitiv dazu, denn wir haben hier eine sehr schöne Peanuts-Hommage! Vielleicht neben Korhonens "Die Jagd nach dem Falken" meine Lieblingsgeschichte aus Dänemark in den 400ern.


Riccardo Secchi ist ein Autor, den ich vor allem für seine satirischen Geschichten schätze. Eine medienkritische Story ist "Eine Serie setzt sich durch" (LTB 460), zeichnerisch umgesetzt von Marco Mazzarello. Mit einer neuen Serie stellt Donald den klassischen Fernsehmachern, repräsentiert von Onkel Dagobert und Klaas Klever, vor arge Probleme. Originell wie aktuell.
Die sogenannte "zweite Maus-Geschichte" hat mich eher selten so richtig vom Hocker gerissen, eine, die mir aufgrund ihrer absurden Grundsituation zugesagt hat, ist "Zu schwer für Gamma?" (LTB 465) von Silvia Ziche.
Durch die Wahl von "Im Namen des Mondes" muss ich auf das ursprünglich vorgesehene "Die Suche nach dem wahren Gesicht" verzichten, da diese Geschichte im selben Band (459) veröffentlicht wurde. Dadurch gibt es in meiner Zusammenstellung keine von Enrico Faccini gezeichnete Geschichte, obwohl ich seine Zeichnungen sehr mag – noch einen Tick besser ist er allerdings als Autor: In "Die Magie des Theaters" (Band 472) hat er nämlich Andrea Freccero die Bebilderung überlassen. Und auch der trägt dazu bei, dass aus einem eigentlich recht gewöhnlichen Plot – Donald möchte Schauspieler werden – eine unterhaltsame und schöne Handlung entsteht.
Weiter geht's mit dem "Klick ins Chaos" aus LTB 488 – ok, vielleicht ist die Geschichte, in der Donald Dagoberts Vermögen verwalten soll, aber dann doch lieber Canasta spielt, in dieser Zusammenstellung eine der schwächeren Kandidaten, ich halte sie dennoch für eine schöne Kurzepisode, die illustriert, dass Entenhausen sich auch auf der Höhe der Zeit bewegt.
Und dann gehen wir noch schnell in den fernen Osten. "Das große Buch der Antworten" aus LTB 439 haben möglicherweise viele bereits vergessen, ich finde allerdings, dass es Fausto Vitaliano hier sehr schön gelingt, die bedeutungsschwangere Atmosphäre ironisch zu brechen. Mit 51 hübsch von Paolo Mottura illustrierten Seiten ein würdiger Schlusspunkt.

Macht zwölf Geschichten. So sieht also die komplette Zusammenstellung meines "LTB Best-of" aus:

Der Inhalt:
Titel	Autor (A), Zeichner (Z)	EV-Jahr	Seiten	Aus
Alle gegen einen	A: Francesco Artibani; Z: Alessandro Perina	2013	126	LTB 452
Graf Phantula	A: Bruno Enna; Z: Fabio Celoni	2012	72	LTB 434
Phantomias taucht ab	A: Giorgio Salati; Z: Paolo Mottura	2010	30	LTB 408
Im Namen des Mondes	A: Vito Stabile; Z: Francesco Guerrini	2014	30	LTB 459
Rebellion der Textkästchen	A + Z: Casty	2011	30	LTB 457
Etwas Leckeres fürs Leben	A: Carlotta Quattrocolo; Z: Marco Gervasio	2009	25	LTB 455
Mit Charme & Schnauze	A: Pat & Carol McGreal; Z: Massimo Fecchi	2015	20	LTB 475
Eine Serie setzt sich durch	A: Riccardo Secchi; Z: Marco Mazzarello	2013	30	LTB 460
Zu schwer für Gamma?	A + Z: Silvia Ziche	2011	30	LTB 465
Die Magie des Theaters	A: Enrico Faccini; Z: Andrea Freccero	2014	36	LTB 472
Klick ins Chaos	A: Giorgio Salati; Z: Alessandro Gottardo	2015	20	LTB 488
Das große Buch der Antworten	A: Fausto Vitaliano; Z: Paolo Mottura	2008	51	LTB 439

Damit, dass mit Salati ein oft unterschätzter Autor doppelt vertreten ist, kann ich gut leben. Und mit Mottura natürlich sowieso. Man könnte natürlich monieren, dass Altmeister Giorgio Cavazzano fehlt, aber er hat einfach nicht besonders viel Herausragendes umsetzen dürfen ("Rübchen von Mars" aus Band 446 habe ich allerdings knapp aussortiert). Auch Tito Faraci ist nicht dabei, von ihm wäre sicherlich "Alles eine Frage des Philosophie" (LTB 489) nicht verkehrt gewesen. Im Maus-Universum wäre "Das Geheimnis der Schachfiguren" (LTB 456) von Teresa Radice und Stefano Turconi noch in Frage gekommen. Und vielleicht hätte man auch noch eine DoppelDuck-Geschichte mit reinnehmen können, hier ist aber das Problem, dass sich die einzelnen Episoden in meinem Gehirn zu einem Brei vermischen, sodass ich ohne erneute Lektüre nicht sagen konnte, welche davon ich besonders herausragend fand. Es war gar nicht so leicht, die Zusammenstellung vorzunehmen, weil mir doch mehr Geschichten positiv in Erinnerung geblieben sind, als ich zuvor dachte. Man könnte andererseits aber auch viele Bände mit belanglosen, längst vergessenen Geschichten zusammenstellen. Dennoch waren die 400er meiner Ansicht nach insgesamt besser als die 300er. Interessant ist, dass sich in meiner Auswahl viel "Mittiges" wiederfindet, insbesondere aus den 450er-Bänden.

Welche Geschichten fehlen in meiner Zusammenstellung skandalöserweise bzw. wie sehen eure aus? Das könnt ihr in diesem Thread mitteilen.




Von 313er (August 2018)