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Rezension: LTB 561 - Auf ins Meer!

Cover

Zwei Sommer-LTBs im Doppelpack packt uns die LTB-Redaktion diesem Jahr ins Reisegepäck. Nach dem Vorgängerband geht's nun geschwind "Auf ins Meer!" – und das sollte man mit einem Lustigen Taschenbuch vielleicht doch nicht eher tun, zumindest solange man noch zum gedruckten Printmedium greift.

Heiß her geht es zu Beginn mit einer Fortsetzung der Titelgeschichte aus Band 560. Nun haben sich Daisy und Herr Düsentrieb den beiden streitsüchtigen Vettern Donald und Gustav angeschlossen und wollen einen Ausflug auf einer Luxusyacht genießen. Als ein zu groß geratener Kalmar das Boot in die Tiefe ziehen will, wo bereits eine wildgewordene Meerjungfrau auf arbeitswillige Luftatmer wartet, wartet ein nasses Abenteuer auf unsere Helden (Jensen / Fecchi).

Statt ans Meer zieht es Familie Maus lieber in die Berge, doch auch dort finden Micky und Minnie keine Ruhe. In dem ansonsten so friedlichen Dösbrunn am Rande des Lichtenkogel wurden zwei Camper entführt, deren Geheimnisse erst durch Mickys Ermittlungen zutage gefördert werden. Was der Fall mit Eisenbahnfreunden zu tun hat, lest ihr am besten selbst (Bosco / Mazzarello).

Ferien sind einem vielbeschäftigten englischen Aristokraten ein Fremdwort und so wundert es nicht, dass Lord Quackett gesellschaftliche Verpflichtungen mehr schlecht als recht wahrnimmt. In der 17. Episode um die Legende des ersten Phantomias dreht sich alles um die junge Detta von Duz, die Gefallen an dem Gentlemandieb findet und auf Konfrontation schaltet, um sich ebenfalls aus ihren Zwängen zu befreien (Marco Gervasio).

Wie die Entenhausener ihre Ferien verbringen, gibt's in der folgenden Rezension mit einem eisgekühlten Blubberlutsch in der Hand zu erkunden!

Von Entenfan


Der Inhalt:
Titel Autor (A), Zeichner (Z) EV-Jahr Seiten Rezension
Zurück aus den Ferien, rein in den Urlaub! A: Maya Åstrup; Z: Massimo Fecchi 2022 4 Umständlicher Prolog
Plötzlich Perlentaucher A: Lars Jensen; Z: Massimo Fecchi 2022 23 Unglaubliches Unterwasser-Unheil
Zum glücklichen Kleeblatt A: Carlo Panaro; Z: Valerio Held 2021 24 Hoteliers Duck & Gans
Eine schicksalhafte Begegnung / Die Heldin der Stunde A + Z: Marco Gervasio 2017 41 Dubioses Debüt von Detta von Duz
Perfekt vermasselt A: Roberto Del Bove & Roberto Gagnor; Z: Giampaolo Soldati 2021 24 Dusseliger Vollversager-Vasall
Voll im Einklang A: Matteo Venerus; Z: Marco Palazzi 2019 30 Soundword-Massaker
Tatort Lichtenkogel A: Marco Bosco; Z: Marco Mazzarello 2021 40 Polizeiruf 11-Maus
#Streithammel A: Alessandro Sisti & Giorgio Simeoni; Z: Federico Franzò 2021 8 Akademische Schimpftirade
Heißzeit A: Bruno Sarda; Z: Giampaolo Soldati 2021 16 Klimaanlagen-Katastrophen
Diss-Harmonie A: Marco Bosco; Z: Federico Franzò 2021 26 Rappiger Rollentausch
Tierisch gute Ferien A: Alberto Savini; Z: Nicolino Picone 2014 13 Määäh-chtig mäßiger Urlaub
Mit Stock, Charme und Zylinder: Was nicht rollt, das rutscht A: Gorm Transgaard; Z: Andrea Ferraris 2022 1 Ausgereift




Was verspricht die Aufmachung des Bandes?

Nicht nur thematisch schließt sich LTB 561 dem Strandvergnügen der Ducks und Mäuse an: Nun planschen Donald, Goofy, Pluto, Dussel, Track, Daniel Düsentrieb, Primus von Quack und ein Panzerknacker im kühlen Nass und haben sichtlich Spaß dabei. Das Meer sieht natürlich super aus, darin haben die Cover-Gestalter schließlich jahrelange Erfahrung. Mir gefällt besonders gut, dass man eine versunkenes Schiff in unmittelbarer Strandlage erkennen kann, aus dem Professor von Quack eine Amphore zu Tage fördert. Trotzdem hat mir das vorherige Cover besser gefallen und es ist mal wieder bemerkenswert faul, die gleiche Titel-Schriftart zu verwenden.




Wer begeht in der chaotischen Titelgeschichte "Strandraub"?

In einem umständlich konstruierten Prolog wiederholt Donald Duck, was ihm vor ein paar Tagen am Strand geschehen ist, der plötzlich von einer durchgeknallten Strandräuberin mit Mann und Maus gestohlen wurde (siehe LTB 560). Nun will er eigentlich die Füße hochlegen und die neffenfreie Zeit genießen, doch ausgerechnet Vetter Gustav Gans biedert sich brühwarm bei Daisy an und tönt von seinem langweiligen Dasein als Schoßkind des Glücks. Als Daniel Düsentrieb erscheint und Probanden für die Jungfernfahrt einer Luxusyacht für Klaas Klever (?) sucht, lässt sich Donald doch noch auf dieses spendable Angebot ein und begleitet den Ingenieur, Daisy und auch Gustav an Bord. Dort lässt er sich reichlich Limo schmecken und versucht, Gustav aus dem Weg zu gehen. Als das Boot von einem riesigen Oktopus angegriffen wird und droht, in die Tiefe hinabgezogen zu werden, wagen die Freunde einen Tauchgang und treffen auf die quengelige Meerjungfrau Wanda. Die fischige Femme Fatale will die Entenhausener gar nicht mehr gehen lassen, sondern für Frondienste einspannen. Als Gustav in einer gigantischen Muschel eingesperrt wird, starten Donald und Daisy eine waghalsige Rettungsaktion, für die das Schoßkind des Glücks später kein Wort des Dankes übrighat.



Kurzum: Eine völlig verkorkste, glitschige Geschichte, die beim Lesen in allen Richtungen davonzufließen scheint. Einen inhaltlichen Anknüpfungspunkt zur Vorgeschichte aus LTB 560 sucht man vergebens, nicht einmal ein warmherziges Wiedersehen mit Wudmilla Widerlingh dürfen wir beiwohnen. Vetter Gustav gibt sich – wie sollte es anders sein – als treulose Tomate und unfassbarer Unsympath, sodass man am liebsten laut aufschreien möchte. Aufgrund der Zusammenhanglosigkeit der Geschichte wird nicht ersichtlich, weshalb Daniel Düsentrieb eine Yacht für Onkel Dagoberts Rivalen Klaas Klever zusammengezimmert hat und diese auch noch mit den (un-)typischen Düsentrieb' schen Erfindungen ausgestattet hat. Daisy als inhaltlichen Motivationsanker auszuwerfen, ging leider auch irgendwie nach hinten los, denn Donalds Verlobte bleibt konsequent inkonsequent. Zeichnerisch bleibt Massimo Fecchi unter den Erwartungen zurück, was auf Zeitdruck schließen lässt. Keine Ahnung, was ihm angesichts der Darstellung der fischköpfigen Nixe Wanda durch den Kopf gerauscht ist... Dass Gustav trotz Donalds Einsatz am Ende gut dasteht, stinkt meinem Geschmack nach schlimmer zum Himmel als Durian-Saft! Wurg!




Warum ermittelt Micky am Tatort Lichtenkogel?

Nachdem sie mit einem beinahe antiken Dampfross am Bahnhof des beschaulichen Dösbrunn angekommen und dort Bekanntschaft mit einigen Zug-verrückten "Trainspottern" gemacht haben, treten Micky und Minnie ihre geplante Wanderung auf den dicht bewaldeten Lichtenkogel an. Der nahe der Stadt gelegene Berg ist nicht nur Anziehungspunkt für Wanderfreunde, sondern auch für Camper, wie zwei Zelte unweit der Kuppe vergegenwärtigen. Sehr zur Verwunderung unserer Freunde finden Micky und Minnie die beiden Zelte jedoch verlassen vor und entdecken neben zurückgelassenen Utensilien und Proviant auch eine merkwürdige Botschaft auf einem Zettel. Der herbeigerufene Sheriff Sorglich weiß sich keinen Reim auf die Angelegenheit zu machen und befürchtet nun ebenfalls ein Verbrechen, woraufhin er Detektiv Maus und dessen bessere Hälfte um Unterstützung bittet. In Dösbrunn macht sich Micky auf die Suche nach ersten Hinweisen und etwaigen Feinden der verschwundenen Herren, die sich wohl nur zufällig begegnet sind. Bei seinen Ermittlungen stößt Micky auf einige Ungereimtheiten und muss den Tathergang mehr als einmal aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten.



Eine ziemlich chaotische Krimi-Geschichte im bedrückend blumigen Alpen-Idyll spendieren uns Autor Marco Bosco und Zeichner Marco Mazzarello. Die vierzig Seiten füllende und in zwei Kapitel aufgeteilte Story vermag es für mein Dafürhalten jedoch nicht, ein halbwegs interessantes Setting aufzubauen und genug Spannung zu entwickeln. Rein atmosphärisch wirkt mir alles viel zu bunt und friedfertig, in einem derart kleingeistigen Bergdorf kann sich doch kein brutales Kapitalverbrechen abgespielt haben! Entweder hätte man viel mehr Humor und ein augenzwinkerndes Ende kreieren müssen oder aber eine stärkere, dynamischere Krimi-Handlung mit einem größeren Fokus auf dem Motiv des Übeltäters. Kommissar Zufall hätte gern zuhause bleiben können und die mühsam zusammengekratzten Indizien von Micky und Minnie sind mir persönlich doch zu fadenscheinig. Man kann Bosco nicht den Vorwurf machen, dass die Geschichte keine Wendungen enthält, aber überzeugend oder in herausragendem Maße einfallsreich sind diese in meinen Augen nicht. Zum Schluss beglückwünscht man sich gegenseitig mit einem Schulterklopfen über den genialen Erfolg. Von Mazzarellos Mäusen bin ich nach wie vor kein großer Freund, die Köpfe wirken zu schmal und die Mäuse in ihrer Mimik viel zu niedlich und immerzu fröhlich. Das passt hier nicht zu dem Ton, den man offensichtlich einschlagen wollte. Außerdem: Wenn schon Alpen-Dorf, dann bitte richtig und nicht im kanadischen Style!




Wie gut funktioniert das verspätete Debüt von Detta von Duz?

Die junge Adlige Detta von Duz fühlt sich zunehmend in ihrer aristokratisch geprägten Welt des Jahres 1913 eingeengt und leidet unter der Erwartungshaltung ihrer Mutter, die wiederum große Stücke auf die zweite Tochter Margaret hält. Um dem Druck zu entkommen, wendet sich Detta an ihre Freundin Lucrezia, die ebenfalls in Adelskreisen verweilt, sich aber gut darin eingefunden hat und ihr unbeschwertes Leben in vollen Zügen genießt. Lucrezia will ihrer Freundin Hoffnungen auf ein bewegtes Leben machen und sagt mit ihrer Kristallkugel voraus, dass Detta einem Gentleman mit einer Maske begegnen wird. Das ist ohne Frage nicht schwer vorherzusagen, da am Abend ein Maskenball zelebriert werden soll. Sichtlich genervt von dem Gehabe der piekfeinen Männer tritt Detta auf eine Terrasse und wird von Lucrezia mit dem jungen und gut aussehenden Lord John Lamont Quackett bekannt gemacht, der so gar nicht wie die anderen Blaublütler ist. Nach nur wenigen einfachen Sätzen beginnt Detta, Gefallen an dem geheimnisvollen Gentleman zu finden. Doch die beiden begegnen sich erst sieben Jahre später auf einem weiteren Ball wieder, als Detta den maskierten Dieb Phantomias auf frischer Tat ertappt. Phantomias wiederholt dabei eine Bemerkung, die er gegenüber Detta beim letzten Mal als Lord Quackett gegeben hat. Als Lucrezias teurer Anhänger in Form eines Fuchses verpfändet wird und in den Besitz eines arroganten Barons gerät, schmiedet Detta einen eigenen Plan. Wenig überraschend hat es auch Phantomias auf den "roten Fuchs" abgesehen, sodass Detta und er vor der Entscheidung stehen, sich Lebewohl zu sagen oder fortan gemeinsame Wege zu beschreiten.



Eine durch und durch großartige Geschichte von Marco Gervasio, dem Schöpfer der Legende um den ersten Phantomias, der sich vorliegend der Figur Detta von Duz annimmt. Behutsam baut Gervasio einen äußerst ansprechenden Background um Phantomias' Partnerin auf, die erst am Ende in ihren hautengen roten Anzug schlüpfen wird. Mit der Einführung von Dettas Mutter zum einen oder ihrer guten Freundin Lucrezia auf der anderen Seite werden zwei interessante Nebencharaktere eingeführt, die sich diametral gegenüberstehen. Wie immer überzeugt das Abenteuer in Sachen Atmosphäre und Kontenance, doch wie ich finde, hat Gervasio sich dieses Mal selbst übertroffen. Mit den fortlaufend erzählten Handlungsstationen, Ausschnitten und Rückblicken hat er genau das richtige Timing gefunden, eine wunderbar romantische Geschichte zu erzählen, die trotz der Verortung im vergangenen Jahrhundert noch immer modern und faszinierend wirkt.



Gelungen wird Dettas Motivation erklärt, zur Diebin im Sinne der Gerechtigkeit zu werden und ihren befremdlich anmutenden Tatendrang in Form einer Geheimidentität auszuleben. Insofern werden die Parallelen zu Phantomias selbst deutlich. Schon in LTB 447 wurde das schicksalhafte Treffen der beiden in "Reise in die Vergangenheit" geschildert und auch, wenn nicht alles 100%ig kongruent ist, vermeidet Gervasio größere Logiklöcher und baut für Fans wieder ein halbes Dutzend Anspielungen und Bezüge ein. Diese kommen meinem Eindruck nach eher durch die deutsche Übersetzung, die für den gesamten 17. Teil nicht einmal einen coolen Titel parat hat ("Debut einer Diebin"? "Schicksalsjahre einer Lady"? "Die Verwandlung einer Femme Fatale?"). Während ich noch darüber hinwegsehen kann, dass Detta von John Quackett noch nie etwas gehört haben will, ihn aber direkt korrekt als "Lord" anspricht, stößt es mir sauer auf, welchen Namen sich die rote Füchsin am Ende des zweiten Kapitels gibt. Denn das macht im deutschsprachigen Disney-Comic-Kosmos nun überhaupt gar keinen Sinn...

Düster gehaltener Lichtblick dieses Bandes und attraktive Pflichtlektüre für Phantomias-Freunde!




Warum schlüpft Donald in die Rolle des Rappers Mac Ducker?

In den Ohren von Donald klingt es beinahe zu schön, um wahr zu sein: Onkel Dagobert will ihm tatsächlich einen kostenlosen Urlaub in einem Luxushotel am Meer spendieren! Damit verbunden ist dieses Mal keine unfreiwillige Nebentätigkeit zugunsten des edlen Gönners, wie es Donald zuerst erwartet. Stattdessen soll Donald in de Rolle des gefeierten Rappers Mac Ducker schlüpfen, der seine Ferien lieber in den Bergen und abseits seiner kreischenden Fans verbringen will. An seiner Stelle soll Donald sich als Rap-Star ausgeben und die Fans umgarnen, während der echte Mac Ducker entspannen kann. Der Plan geht auf und scheint Donald zunehmend zu gefallen, bis Klaas Klever seinen eigenen Rapper in Position bringt und medienwirksam ein Duell zwischen den beiden Bühnenhelden inszeniert. Nun muss Donald zeigen, was in ihm steckt!



Donalds unfreiwilliges Gesangstalent konnten wir schon des Öfteren bewundern, insofern ist es nicht wirklich eine Weltneuheit, die sich Autor Marco Bosco mit "Diss-Harmonie" erdacht hat. Die Sache mit einem Urlaub zu verbinden, sorgt immerhin ein bisschen für Atmosphäre. Der Konkurrenzkampf mit Klever und dessen Rapper wird dann leider viel zu schnell abgewiegelt, während Onkel Dagobert wortreich für Erklärungen sorgt; hier stimmt das Tempo der Handlung überhaupt nicht mehr. Die Verbrüderung der beiden Rapper ist ebenfalls nicht überzeugend. Für wortgewandte Spaßvögel gibt es ein paar eingestreute Wortwitze, die mir aber nur ein wohlgesonnenes Schmunzeln entlocken können. Der für die zeichnerische Umsetzung verantwortliche Federico Franzó hat seinen Stil in meinen Augen noch nicht gefunden und probiert sich noch zu sehr an den Standardfiguren, wobei er den Hintergründen zu wenig Beachtung schenkt. Mittelmäßiger Musik-Murks.




Was ist der Tiefpunkt des Bandes?

Lautstark schreien möchte man am liebsten angesichts der völlig beknackten Story "Voll im Einklang" – und zwar nicht vor Begeisterung... In der von Matteo Venerus und Marco Palazzi zu Papier gebrachten Drögnis-Dauerschleife stolpert Donald zunächst durch eine Pechsträhne, die ihresgleichen sucht. Der angezählte Donald läuft auf der Straße versehentlich in Onkel Primus von Quack hinein und wird von dem Universalgenie prompt mit einer arbeitsintensiven Stelle im Entenhausener Museum betraut. Dort macht Donalds Kopf Bekanntschaft mit einer schweren Holzkiste, in der sich die verloren geglaubten Aufzeichnungen eines Entenhausener Erfinders aus dem späten 19. Jahrhundert befinden, der sich mit Tönen und Klängen beschäftigt hat. Primus von Quack setzt sogleich einen neuen Vortrag auf und engagiert Dipl.-Ingenieur Düsentrieb, um eine merkwürdige Maschine nachzubauen. Diese hat Geräusche aus der damaligen Zeit abgespeichert, muss aber mit Klängen der Neuzeit gefüttert werden, damit die Dekodierung vonstattengehen kann. Herr Düsentrieb und Professor von Quack lösen damit in Entenhausen eine Hysterie nach bestimmten Geräuschen aus, die es zu sammeln gilt, um einen besonderen Sound zu "reaktivieren".



Und spätestens ab diesem Punkt zeichnen sich Fragezeichen noch und nöcher über meinem qualmenden Schädel auf. Die Ideen sind derartig abstrus, dass ich nicht mehr folgen kann, was jetzt eigentlich der Zweck des ganzen Heckmecks sein soll. Offensichtlich wurde versucht, sich thematisch dem Trend der "Urban Soundscapes" zu nähern, doch das ging nach hinten los. In der vor (nebenbei bemerkt absurd unpassenden!) Soundwords nur so strotzenden Storys werden die Fieselschweiflinge, Onkel Dagobert und sogar Gitta Gans und Kuno Knäul in der Düsentrieb'schen Erfinderbude vorstellig, um den Apparillo zu füttern und sich dann in einer Prozentangabe (!!) die Übereinstimmungsquote anzeigen zu lassen (!!!). Wenigstens wissen die hübschen Figuren von Marco Palazzi zu gefallen, der auch ein Auge für verschiedene Perspektiven hat. Ansonsten kann man "Voll im Einklang" ohne Bedenken auf stumm schalten.




Welche Geschichte hält eine Überraschung bereit?

Mit den gewohntermaßen besseren Argumenten überredet Onkel Dagobert seinen leibei... äh, leibhaftig liebenswürdigen Neffen Donald Duck, dem angestaubten Ausflugshotel "Zum Kleeblatt" zu neuem Glanz zu verhelfen. Um der Aktion ein Quäntchen Glück hinzuzufügen, soll Gustav Gans seinen Vetter Donald begleiten. Nachdem beide die gemütliche Pension und das angeschlossene Restaurant inspiziert haben, kommen Donald nach einiger Zeit vielversprechende Ideen, wie man wieder Leben in die Bude bekommt und macht sich ans Werk. Gustav beäugt Donalds Tatendrang zunächst, pflichtet ihm jedoch kurz darauf bei und lobt sogar sein (kulinarisches) Geschick. Als sich ein Restauranttester ankündigt und Onkel Dagobert sich sicher ist, dass Gustavs Glück die Angelegenheit schon richten wird, nimmt unser Schoßkind des Glücks plötzlich an einer Kreuzfahrt der Extraklasse teil. Der alte Zylinder scheint kein Vertrauen in Donald zu haben, doch dieser meistert die Situation bravourös.



Ausgesprochen sympathische Story vom Duo Carlo Panaro und Valerio Held, in der mal wieder gezeigt werden darf, dass der eifrige Donald zu wahren Höchstleistungen auflaufen kann, ohne gleich im Stile der Meister-seines-Faches-Miseren alles ins Chaos zu stürzen. Die passive Rolle von Gustav verwundert mich zwar etwas, fällt aber nicht weiter ins Gewicht. Solide!Sehr hübsche Geschichte, die ein bisschen an "Die Formel des Reichtums" (LTB 217) erinnert und an der ein Romano Scarpa seinen Spaß gehabt hätte. Dagoberts Charakterzüge kommen in ihrer Komplexität hervorragend zur Geltung und man staunt, wie aktiv der Knicker noch sein kann, wenn er sich im jugendlichen Rausch befindet. Dazu gibt es elegante Zeichnungen von Palazzi, welche die Szenerie malerisch festhalten. Gut!




Bei welchen Geschichten bleibt der Unterhaltungswert auf der Strecke?

Grottig ohne Aussicht auf Heiterkeit zieht "#Streithammel" von Alessandro Sisti, Giorgio Simoni und Federico Franzó am Horizont auf. In der achtseitigen Posse um pseudowissenschaftliche Hatespeach-Kommentare im Netz hilft Daisy ihrem Onkel Primus von Quack dabei, dessen Diplome und Urkunden zu sortieren. Zwei einfältige Professoren-Kollegen, deren akademischer Wortschatz nicht geistreich genug ist, nutzen Primus' überdurchschnittliche Intelligenz aus, um im Internet eine gegenseitige Schlammschlacht vom Zaun zu reißen. – Peinlich, dass Primus sich hierfür hergibt und viel zu spät ein demonstratives Machtwort spricht. Im Disney-Jargon wird aber so viel kindgerecht verwaschen, dass der moralische Appell für mein Dafürhalten verpufft und eigentlich nichts in den Entenhausen-Comics zu suchen haben sollte. Grausig!



Franz Gans bekommt spontan Hilfe von Dussel Duck bei der Urlaubsplanung für sich und den mäkeligen Ziegenbock Billy. Dussel quartiert die drei in einer schönen Ferienanlage ein, wo die meisten Tiere dem Grunde nach nicht gestattet sind. Daher wird Billy als überaus seltene Rassekatze verkleidet. Als zwei mit allen Wassern gewaschenen Ganoven die Bungalows ausrauben wollen, schlägt Billys große Stunde, sodass am Ende alle auf ihre Kosten kommen! – Coole Figuren-Kombi, aber nicht sonderlich witzig. Wo Oma Duck steckt und weshalb ausgerechnet Ziege Billy urlaubsreif ist, wird in "Tierisch gute Ferien" nicht erklärt. Letzterer sorgt stellenweise für Erheiterung, aber das ist viel zu wenig für eine gute Bewertung, zumal Picolinos klobiger Stil zwar zu Franz Gans passt, nicht aber zu Dussel Duck.



Einer der besseren Einseiter der ewig öden Reihe "Mit Stock, Charme und Zylinder" aus der Feder von Gorm Transgaard und Andrea Ferraris macht den LTB-Sack zu: Telefonisch bestellte Traktorreifen stapeln sich in Onkel Dagoberts Lagerhalle, der eine Idee für extra Badespaß ersinnt. – Schnell vergessen, aber nicht so grottig wie viele Male zuvor.




Was gibt es sonst zum Band zu sagen?

Zum Werkzeug wider Willen wird der wandelnde Wirrkopf Dussel Duck, der von Hexe Gundel Gaukeley unter einen magischen Bann gestellt wird. Zur Flucht ist es zu spät, daher verwandelt Gundel den Pudelmutzenträger in einen smarten Typen, der den Durchblick in allen Lebensfragen hat. Das fremdsprachensprechende Allround-Genie weckt schnell das Interesse von Onkel Dagobert, der in seinem sonst so flatterigen Neffen gewinnbringende Möglichkeiten sieht, um an gute Geschäftsabschlüsse zu gelangen. Dabei zielt Dussels Einfallsreichtum einzig darauf ab, Gundel Zutritt in den Geldspeicher und damit zum Zehner Nummer Eins zu schleusen. Wäre da nicht die leicht eifersüchtige Rita Rührig, die den Braten riecht und dem eitlen Dussel Duck ein Bein stellen will...



Mir fehlt in "Perfekt vermasselt" die Erklärung für die Art und Weise von Gundels Zauber, der sich seltsamerweise sogar selbst im Wege steht. Dafür ist es ein bisschen umständlich, weshalb Gundel Dussel nicht von Anfang an in einen Dagobert-Abbild verwandelt, der die Sicherheitssysteme umgehen kann. Überhaupt geht der Einstieg ins Geschehen sehr flott vonstatten - und seien wir ehrlich, so oder so ähnlich gestrickte Geschichten um Gundels Magie-Manie in Bezug auf die Duck-Sippe gab's auch schon zuhauf. Auch Dagoberts stürmisches Verhalten ist schwer zu begründen. Amüsant ist dagegen die Rolle, die Skriptschreiber Roberto Gagnor Dagoberts Sekretärin Rita Rührig zugedenkt. Hierin lag ein interessanter Punkt, den man noch stärker hätte fokussieren müssen. Hätte man an anderer Stelle gespart, wären 24 Seiten dafür eigentlich ausreichend gewesen. So bleibt es eine schwer verständliche Gundel-Story mit ein oder zwei guten Gags (was nicht zuletzt an Giampaolo Soldati liegt), von der man meint, dass man sie schon einmal gelesen hätte.



Die zweite Runde mit Dussel gibt's mit "Heißzeit", die ebenfalls von Giampaolo Soldati schwunghaft in Szene gesetzt wurde und viele witzige Slapstick-Einlagen bereithält. Bruno Sarda erzählt von einem wahren Hitzesommer in Entenhausen, in welchem es an Klimaanlagen und entsprechenden Monteuren mangelt. Dennoch hat es Donald geschafft, an ein Kühlgerät zu gelangen und wartet sehnsüchtig auf den Installateur. Er staunt nicht schlecht, als unverhoffter Dinge ausgerechnet Dussel Duck vor der Tür steht, um die beiden Klimaanlagen in Donalds Häuschen zu installieren. Klar, dass da einiges zu Bruch geht... - Die eindeutig unterhaltsamste Dussel-Story in diesem LTB! Um den Plot nicht ellenlang auszulutschen, hat Bruno Sarda noch eine gewiefte Rahmenhandlung um einen von der Hitze geplagten Langfinger gebaut. Dagegen kann man mit dem armen Donald schon ein wenig Mitleid haben... Lustige Kurzgeschichte für die U-Bahn-Fahrt!




Welche Details kann man schnell übersehen?

Im 17. Abenteuer um den Ersten Phantomias und Lady Detta von Duz gibt es viel zu entdecken. Die zahllosen Plakate in Lucrezias Zimmer zeigen den berühmten Schauspieler Ducklas Fairbarks, den wir schon aus Kapitel 5 (LTB 457) kennen, wo er eine prominente Rolle einnahm. Die Geschichte enthält einige Momente, in denen sich die beiden Hauptfiguren spiegeln, was vielleicht symbolisch für eine Seelenverwandtschaft steht. In der Zeitung lässt sich die Meldung finden, dass eine gewisse Dortel Duck Zwillinge geboren hat – dabei handelt es sich natürlich um Donald und Della Duck als Anspielung auf Don Rosas "Der Eroberer von Fort Entenhausen". Die Nachricht über Phantomias Diebstahl eines Diamanten bezieht sich auf sein erstes Abenteuer (LTB 453). Detta von Duz trägt beim ersten Kostümball das Kleid von Schneewittchen. Das Palais von Gram erinnert stark an den Tower of London. Den Burgherrn selbst sieht man auf vielen Gemälden und Büsten in und um die Burg.




Wie sieht das Fazit zu LTB 561 aus?

Cover Das Lustige Taschenbuch 561 fischt im Trüben und wird keinen passionierten Comic-Angler glücklich machen. Einzig die Phantomias-Romanze von Marco Gervasio baumelt als bissfester Brocken im Netz, alle anderen Geschichten fallen durch. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die dank Sympathie-Auftrieb an der Oberfläche schwimmen ("Zum glücklosen Kleeblatt" und "Tatort Lichtenkogel") ziehen die meisten enthaltenen Storys den Durchschnitt auf den Meeresboden runter. Im Vergleich mit dem Vorgängerband fällt das Urteil somit noch vernichtender aus.

Folgende flotte Sprotten habe ich an Land gezogen:
1. Die Legende des ersten Phantomias (Teil 17) – Der Teil ohne Titel
2. Zum glücklosen Kleeblatt
3. Tatort Lichtenkogel
4. Heißzeit
5. Perfekt vermasselt
6. Diss-Harmonie
7. Auf ins Meer
8. Tierisch gute Ferien
9. Mit Stock, Charme und Zylinder – Was nicht rollt, das rutscht
10. #Streithammel
11. Voll im Einklang

Die Micky-Geschichte bleibt hinter den Erwartungen zurück und überzeugt nur sehr dürftig als Kriminalgeschichte. Für seinen Einsatz als Herbergsvater hat sich Donald die Silbermedaille verdient. Von den Geschichten mit Dussel hat mich sein Auftritt als Kältetechniker aufgrund des überdrehten Humors noch am meisten unterhalten. In der Mole versenken würde ich die beiden Primus-Storys um die Streithammel und die Geräuschejagd.

Unterm Strich wird das Vorurteil eines superschlechten Sommerbandes leider bestätigt, nur Gervasio wacht über den Ruf des Rächers.




Was erwartet uns in LTB 562?

Das Lustige Taschenbuch geht ab dem 16. August auf Tauchstation und präsentiert mit "19.999 Meilen unter dem Meer" eine neue Literaturadaption des begnadeten Künstler-Duos Francesco Artibani und Lorenzo Pastrovicchio! In der an den Jules-Verne-Klassiker angelehnten Story treffen Micky und Donald auf Goofy als Kapitän der "Nautilus". Mit vereinten Kräften legen sich die Freunde auf über 50 Seiten mit ihren Widersachern Kater Karlo und dem Schwarzen Phantom an. Einen weiteren, noch längeren (!) Leckerbissen tischt uns die LTB-Redaktion (endlich!) mit "Die Ballade des Klaas K. Klever" von Marco Nucci und Maestro Cavazzano auf, in der u.a. Klaas' Vater Kuno Klever sein Debüt im LTB gibt. Außerdem gibt es heitere Wiedersehen mit Habakuk (Vitaliano/Gula) und Sergei Schlamassi (Mastantuono). Man kann also richtig ins Schwitzen geraten: Bis dahin!




Zuletzt aktualisiert: 09.08.2022, 16:00
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