Rezension: LTB 560 - Ab an den Strand!
Heißzeit in Entenhausen – und die Reducktion des Lustigen Taschenbuches schickt Donald, Micky & Co. in ihrer neusten sommerlichen Ausgabe "Ab an den Strand!". Dabei greift man auf ein bereits verwendetes Gimmick zurück und widmet auch den nächsten Band gleich dem wohlverdienten Strandurlaub. Die LTBs 560 und 561 bilden anschließend eine gemeinsame Einheit und ein wunderbar spaßiges Doppel-Cover mit vielen Figuren.
In der Titelgeschichte (Pihl/Andersen) werden Donald und Vetter Gustav Gans, die sich eigentlich bei einem Kitesurfing-Wettbewerb gegenseitig Salzwasser in die Augen spritzen wollen, Opfer eines spektakulären Strandraubes! Ein Aufsehen erregender Diebstahl in der Villa Girlanda erfordert Micky Maus' messerscharfen Verstand, während ihm ein arroganter Inspektor als Issel-Ersatz den letzten Nerv raubt. Ob Micky mit Minnis Hilfe einen kühlen Kopf bewahrt, gibt's in der langen Kriminalgeschichte von Blasco Pisapia zu lesen. Später packen Onkel Dagobert und seine Dauerverehrerin Gitta Gans die Reisekoffer und machen einen Abstecher in ein fernes Land voller Kunst, Kultur und Kulinarik. Während Gitta Land und Leute kennenlernen will, hat der griesgrämige Zylinderträger nur Augen für materielle Schätze. Welche Schätze wahren Reichtum versprechen, erzählen Bruno Sarda und Marco Palazzi.
Ob LTB 560 das diesjährige Sommerloch ausfüllen kann, ergründen wir unter den folgenden Fragestellungen. Viel Spaß!
Von Entenfan
Was verspricht die Aufmachung des Bandes?
Am völlig überlaufenen Strand an der Entenhausener Küste finden Donald und seine Neffen Tick, Trick und Track kaum noch ein ruhiges Plätzchen, um sich am Meer zu amüsieren. Die Badebegeisterten liegen dicht an dicht und eine widerwärtige Alte hämmert metallische Pflocks in den Sand. Doch Donald ist nicht ans Meer gekommen, damit er sich in Ruhe entspannen kann, sondern um sich für einen Surfwettbewerb fit zu machen. Gegenüber Vetter Gustav Gans hat Donald schon einmal den entscheidenden Vorteil, dass er über ein Surfbrett zum Kitesurfen verfügt. Später am Abend sind die Streithähne Donald und Gustav die letzten Gäste am Strand. Plötzlich kommt es zu ohrenbetäubenden Detonationen und eine kleine Landzunge löst sich komplett, um ins Meer zu rutschen. Aus dem Strand ist eine schwimmende Insel geworden! Tick, Trick und Track nehmen die Verfolgung auf, um ihre entführten Onkel aus den Fängen von Wudmilla Widerlingh zu befreien, die mit ihren beiden Robotern einen durchgeknallten Plan verfolgt...!
Gewohntermaßen etwas anstrengende Titelgeschichte aus dem ewig gleichen Sommer-Sonne-Strand-Cocktail, der immer mit einer gehörigen Portion Action im Chaos mündet. In diesem Szenario stellen Donald und Gustav die Nerven der Leserinnen und Leser auf die Geduldsprobe, stellen sie sich doch wieder einmal einer neuen sportlichen Herausforderung. Obwohl Donald sich ehrlich Mühe gibt, triumphiert Vetter Gustav dank seines unverschämten Glücks auf denkbar dämliche Art und Weise. Die flatterhaften Würmlinge sind hier noch die Einzigen, die so etwas wie Vernunft an den Tag legen, sich aber ebenfalls sehr kindlich benehmen. Immerhin sind sie bestrebt, ihre Onkels zu befreien und sich den Weg mit allen Mitteln freizukämpfen, was in einem lustvoll komischen Duell mit den dämlichen Roboter-Blechbüchsen ausartet. Die Schurkin wurde bewusst überspitzt, bekommt für meinen Geschmack aber etwas zu wenig Screentime mit Donald. Andersen tobt sich am Zeichenbrett aus und baut eine schäbig geschlotzte Comic-Sandburg. Eine Geschichte wie Sand in der Badehose!
Zu Besuch bei der Entenhausener Polizeistation mag Micky Maus seinen übergroßen Ohren kaum trauen, als er von Kommissar Hunter erfährt, dass Inspektor Issel wegen eines peinlichen Fauxpas vom Dienst suspendiert wurde. An seiner Stelle tritt nun der eitle Inspektor Dreister auf, der sich mit seinen modernen Ermittlungsmethoden für den größten Superpolizisten hält und für Micky nur ein mildes Lächeln übrig hat. Viel Zeit sich zu Ärgern bleibt Micky jedoch nicht, denn er ist mit seiner Freundin Minni verabredet, mit der er beabsichtigt, ein ruhiges Wochenende auf dem großen Anwesen einer reichen Industriellenfamilie zu verbringen. Hausherrin Elsa ist zufällig eine gute Freundin von Minni und führt ihre Gäste nicht ohne Stolz durch die pompöse Villa Girlanda, in der es von Emaille-Figuren in allen Formen und Farben nur so wimmelt. Dazu lernen die beiden Mäuse die Familienmitglieder und Angestellten des Hauses kennen. Der gesellige Abend findet ein jähes Ende, als Elsa in ihrem Zimmer niedergeschlagen wird und ihre Juwelen gestohlen werden. Obwohl sich Micky zunächst in Zurückhaltung übt und in dem Fall nichts überstürzen möchte, ermittelt er kurz darauf an der Seite von Kommissar Hunter und Inspektor Dreister, um den Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Auch der herbeigeilte Inspektor Issel ist mit von der Partie und hält sich mit Vorschlägen für Verdächtige nicht zurück. Wie sich zeigt, steckt mehr hinter der Angelegenheit und Micky ist bereit, hinter die Fassade der Villa Girlanda zu schauen...
Schon nach wenigen Seiten merkt man der Geschichte an, dass sich hier eine wunderbare Detektivgeschichte in Stellung bringt, die sich ausreichend Zeit für interessante Charaktere und verdrehte Wendungen nimmt. Der sich enorm weiterentwickelte Zeichner Blasco Pisapia entwickelte auch das Szenario und schöpft aus dem Vollen. Fast alles, was der kleine Krimi-Autoren-Koffer zu bieten hat, wird zu Tage gefördert – und das macht einerseits den Reiz der Handlung aus, kann andererseits aber als Schwäche aufgefasst werden. Es gibt Familiengeheimnisse um Macht und Einfluss, krude Hobbys und Angewohnheiten, einen begrenzten räumlichen Schauplatz, technische Spielereien, persönliche Abneigungen und vor allen Dingen Verdächtige in Hülle und Fülle. Als Leser ist man dementsprechend gut gefordert, während die Spannung steigt und es immer wieder kleinere Höhepunkte gibt. Die Rezeptur stimmt also schon einmal! Aber hat "Der Fall der Villa Girlanda" auch das gewisse Etwas? – Ich meine: Ja! Denn Blasco Pisapia bietet mit den unzähligen Figürchen, die sich in Hülle und Fülle in fast jedem Panel verbergen, einem enormen Spaßfaktor im kreativ angelegten Ambiente des Anwesens. Dass eine der kunstvollen Figuren noch eine Rolle spielen wird, sei an dieser Stelle jüngst verraten... Lesetipp!
Mehr als ein Poster vom Meer können sich Tick, Trick und Track nicht leisten, denn für einen Strandurlaub fehlt ihnen und ihrem Onkel Donald das nötige Kleingeld. Doch zum Glück steht mir nichts, dir nichts Onkel Dagobert vor der Tür und bittet seine Großneffen darum, ihn zur Königsküste zu begleiten. Allerdings hält sich die Begeisterung der Neffenschar in Grenzen, als Onkel Dagobert seine Absicht erläutert, ein Marineunternehmen von einem waschechten Kapitän zu erwerben, der in den Ruhestand geben will. Norbert Naval will sein Unternehmen aber nicht an den Erstbesten veräußern, sondern an den besten Segler. Bei einer Segelregatta soll der potenzielle Nachfolger ermittelt werden, welcher sich sowohl Onkel Dagobert als auch Klaas Klever anschließen. Zur Teilnahme an dem Segelwettbewerb hat Onkel Dagobert eigens seine geliebte "Königin der Meere" aus seiner Trophäenkammer hervorgeholt und Tick, Trick und Track als Crew angeheuert. Bei den fiesen Attacken von Onkel Dagoberts Dauerkonkurrenten zeigt sich, dass die Fieselschweiflinge mit allen Wassern gewaschen sind und den Elementen zu trotzen wissen.
Autor Gabriele Mazzoleni und Zeichner Davide Cesarello legen mit "Die Königin der Meere" eine angenehm klassische Abenteuergeschichte vor, die stringent und gut erzählt ist. Hier und da wechselt das Geschehen für meinen Geschmack aber etwas zu schnell, sodass ich mir die eine oder andere Seite mehr gewünscht hätte, um die Übergänge fließender (*Boink* Autsch!) zu gestalten. Was mir gut gefallen hat, war die Charakterisierung des tapferen und abenteuerlustigen Onkel Dagobert, der dennoch auf die Hilfe seiner pfiffigen Großneffen angewiesen ist und im Gegensatz zu Klaas Klever nicht mit unfairen Mitteln kämpft. Zuweilen versteckt Davide Cesarello einige lustige Details in seinen Zeichnungen, über die man schmunzeln kann. Wenn jedoch die Perspektive etwas zurückgesetzt wird und "hinauszoomt", finde ich seine Enten etwas zu skizzenhaft und kantig.
Alles in allem eine gute Sommergeschichte, die Spaß macht!
In diesem LTB präsentiert uns die Reducktion gleich zwei Episoden der spaßigen siebenteiligen Serie "Hitzkopf gegen Schlaukopf" aus der Feder von Giorgio Fontana, umgesetzt von Donald Soffritti. Darin geraten der quirlige Dieter Düsentrieb und der etwas verquere Professor Primus von Quack aneinander, bis sie sich aufeinander einstellen können.
In der Emil-Erpel-Schule hat der vor Tatendrang nur so strotzende Dieter Düsentrieb ein heilloses Chaos im Chemie-Kabinett ausgeklügelt, was Rektor Schnauzer selbstredend die Zornesröte auf die Stirn treibt. Der strenge Schuldirektor lässt Dieter zur Strafe einen strapaziösen Test in allen Wissensgebieten schreiben, bei dem Dieter einzig die Fragen aus dem Bereich Naturwissenschaft zufriedenstellend beantworten kann. Für Dinge, die ihn einfach nicht interessieren, ist er weder gewillt noch bereit, die Schulbank zu drücken. Diese Einstellung schlägt sich wenig später auch im Halbjahreszeugnis darnieder, sehr zum Verdruss von Dieters Erziehungsberechtigtem Daniel Düsentrieb. Der Herr Diplomingenieur erinnert sich dagegen noch gut an seine eigene Ausbildung und die wertvolle Hilfe von Professor Primus von Quack. Kurzerhand werden die Düsentriebs bei Universalgenie von Quack vorstellig – und nach kurzem Zögern erklärt sich Primus tatsächlich bereit, Dieter Nachhilfe in einigen Fächern zu geben. Allerdings bahnt sich schnell ein Konflikt der Generationen an, bei dem die Welten des Tausendsassas Dieter und des belesenen Theoretikers Primus aufeinanderstoßen. Erst im zweiten Teil beginnt das Eis zwischen den beiden Genies zu tauen...
Im Großen und Ganzen ein anständiger Auftakt der kleinen Serie, die ein Baustein der italienischen Idee ist, die fetzige Figur des Dieter Düsentriebs aus der verstaubten Schublade hervorzukramen und in die Gegenwart zu bringen. Umgekehrt finde ich es unaussprechlich gelungen, im Gegenzug Primus von Quack "back to the roots" auftreten zu lassen, wie ihn die Älteren vielleicht noch aus seinen TV-Auftritten an der Seite von Walt Disney in "Wonderful World of Color" kennen! Wogegen Dieter für mein Dafürhalten noch nicht 100%ig greif- und nahbar ist, trumpft der schusselige Professor in meinen Augen zu Höchstleistungen auf und entwickelt sich zum eigentlichen Star. Neben der optischen Rückbesinnung (schlaksige Statur, zu großes Jackett, zerzausterer Backenbart etc.) darf Primus sogar seine Wienerischen Wurzeln zur Geltung bringen: Ein herzliches Dankeschön dafür auch an den Übersetzer bzw. die Übersetzerin!
Ich bin neugierig, welches Potenzial die Serie noch entwickelt und ob Dieter und Primus öfter d'accord gehen, als man anfänglich erwarten dürfte. Hoffentlich geht's mit "Hitzkopf gegen Schlaukopf" im regulären LTB bald weiter!
Mitten zur Urlaubszeit möchte es Erfindergenie Daniel Düsentrieb nicht wahrhaben, dass auch ihm ein paar freie Tage durchaus guttun könnten. Erst nach einiger Überzeugungsarbeit von Daisy Duck stimmt Herr Düsentrieb zu, Donalds Verlobte in die Ferien mit einigen weiteren Freunden zu begleiten. Trotz größter Mühe ist er jedoch zu schüchtern und zu einfallslos, um sich am Smalltalk zu beteiligen. Daher erfindet er eine Art Zahncreme, die ihn gesprächiger, aufgeschlossener und insgesamt hipper werden lässt. Aber ist Daniel Düsentrieb dann noch er selbst? – "Ein Genie macht Ferien" mag man so oder so ähnlich schon oft gelesen haben, allerdings bringen Vito Stabile und Valerio Held hier mit Daisy Duck eine ungewohnte Begleiterin Düsentriebs ins Spiel. Es wäre schön gewesen, wenn wir noch ein bisschen tiefer in Daniels Gefühlswelt hätten eintauchen dürfen, um die Geschichte aufzuwerten.
Welche Geschichten halten eine Überraschung bereit?
Zu einer interessanten Abenteuerreise rufen Autor Bruno Sarda und Zeichner Marco Palazzi mit "Schatz oder Reichtum" auf, die Onkel Dagobert und Gitta Gans in einen paradiesischen Zwergstaat schicken. Bislang ist es Onkel Dagobert nämlich nicht gelungen, mit dem klugen Herrscher gewinnbringende Geschäfte abzuschließen, da der König ausländischen Unternehmen grundsätzlich zu misstrauen scheint. Wie es der Zufall so will, ist Gitta Gans jedoch eine gute Bekannte der Königin, sodass ihr die naheliegende Idee kommt, ihr Bertelchen für eine gemeinsame Reise nach Serenbir zu begeistern. Doch bevor der König seine Unterschrift unter den Vertrag setzt, sendet er Onkel Dagobert zunächst aus, um die Reichtümer seines Landes zu erkunden. Der alte Zylinder ist hellauf begeistert, nach Diamanten und seltenen Muscheln zu suchen, wogegen Gitta sich lieber mit der reichhaltigen Kultur beschäftigt und die gastfreundlichen Einheimischen zu schätzen lernt. Dagoberts harte Schale bekommt einen leichten Knacks – und Gitta Gans zeigt ihre Talente als grundanständige Geschäftsfrau!
Sehr hübsche Geschichte, die ein bisschen an "Die Formel des Reichtums" (LTB 217) erinnert und an der ein Romano Scarpa seinen Spaß gehabt hätte. Dagoberts Charakterzüge kommen in ihrer Komplexität hervorragend zur Geltung und man staunt, wie aktiv der Knicker noch sein kann, wenn er sich im jugendlichen Rausch befindet. Dazu gibt es elegante Zeichnungen von Palazzi, welche die Szenerie malerisch festhalten. Gut!
Wenig bis gar keine Unterhaltung kam bei mir mit der Story "Heißkalt" auf: An einem heißen Sommertag ist Donald neidisch auf seinen Nachbar Zanker, der dank seiner ultramodernen Klimaanlage sein komplettes Haus angenehm abkühlen kann. Donald kommt jedes noch so kleine Lüftchen aus Zankers Bude denkbar gelegen, woraufhin Zanker die Schotten sprichwörtlich dichtmacht und sich schon bald nach einem wärmenden Sonnenstrahl sehnt... Ziemlicher Kokolores, den Matteo Venerus und Davide Cesarello vorliegend zu Papier gebracht haben. Zwar keine himmelschreiende Katastrophe, aber eine unentspannt trockene Nachbarschaftsposse für zwischendurch ohne jedweden Charme, mit wenigen witzigen Gesten.
Ziemlich ausgelutscht kommt auch der abschließende Einseiter aus der öden Serie "Mit Stock, Charme und Zylinder" daher. Es ist viel zu offensichtlich, wie hier die Pointe abgefrühstückt werden soll, auch wenn diese mal angenehm gesellschaftskritisch zum Besten gegeben wird. Trotzdem ein mieser Abschluss für das LTB, den man auch optisch deutlich hätte aufpeppen können.
In "Erst der Hausputz, dann das Vergnügen" von Enrico Faccini hängt der sommerliche Haussegen zwischen Onkel und Neffenschar schief. Nach Bewältigung des letzten Schultages sind Tick, Trick und Track überwältigt von dem Gedanken, einen mächtig gewaltigen Sommerurlaub anzutreten. Doch Onkel Donald schwingt die Keule der Vernunft und spielt sich als erziehungsberechtigter Hausherr auf, der sein trautes Heim in gepflegter Ordnung halten will. Obwohl er sich hierbei meist selbst zurückhält, fordert er von den Neffen ein, dass zuerst das Haus auf Vordermann gebracht werden soll, bevor an eine Ferienreise auch nur zu denken ist. Tick, Trick und Track finden diese Auflage nahezu erpresserisch und wollen nach einer Abstimmung partout nicht klein beigeben. Auf gar wundersame Weise reinigt sich Donalds Haus dann fast von allein, ohne großes Zutun von Tick, Trick und Track. Was dahintersteckt, kann der Leser angesichts von Faccinis verspielter Kreativität nur vermuten. Leider erfährt man nicht, ob nun eine Reise angetreten wird oder nicht. Nette Kurzgeschichte für Zwischendurch!
Einen verkorksten Urlaub bekommen Donald und Daisy von Gabriele Panini und Emilio Urbano spendiert: Während einer "Kriminellen Kreuzfahrt", die Donald bei einem Ausschreiben gewonnen hat, taucht plötzlich eine üble Piratenbande auf. Die Seeräuber jagen den Passagieren einen mächtigen Schrecken ein und bitten obendrein um milde Gaben in ihren Jutesack. Als sie sich an Daisys Habseligkeiten vergreifen wollen und auch noch handgreiflich werden, nimmt Donald seine Hände aus den Taschen und greift behände zu seiner Phantomias-Ausrüstung, die er glücklicherweise mit an Bord genommen hat. Zwar weiß sich Daisy mit Hand und Fuß zu wehren, wird aber infolgedessen gekidnappt und auf die Motoryacht der Piraten verschleppt. Phantomias nimmt die Verfolgung auf, um Daisy zu befreien, wobei er ernsthaft daran zweifelt, seine Geheimidentität gegenüber Daisy weiterhin zu verbergen. – Und gerade der letzte Punkt ist es, der dafür sorgt, dass man die Geschichte nicht gleich wieder vergessen hat. Stimmig ist diese Szene in der Gesamtbetrachtung nämlich nicht unbedingt, wie ich finde. Es passt nicht dazu, wie tough und beherrscht Daisy in dieser Sommer-Story auftritt, an der sich der verantwortliche Übersetzer so richtig ausgetobt hat. Flotte Sprüche, ahoi!
Dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann, darf man beim Lesen der Wirtschaftsgeschichte "Der Krypto-Speicher" erahnen. Onkel Dagobert verhält sich ausgesprochen passiv, nachdem ihm die Entrüstung bei einem Bankett von Klaas Klever regelrecht ins Gesicht geschrieben stand. Dagoberts Rivale führt nämlich eine neue Krypto-Währung in Entenhausen ein, die sich zunehmend der Beliebtheit der Allgemeinheit und der mächtigen Unternehmer erfreut. Schon bald sind herkömmliche Zahlungsgeschäfte völlig aus der Mode und Klaas Klever hält fest die Zügel in der Hand. Allerdings fordert das Schöpfen der digitalen Währung enorme Mengen an Energie und Rechenleistung, die noch nie dagewesene Dimensionen einnehmen. Schließlich lässt Klever ein brutalistisches Rechenzentrum bauen, das Onkel Dagoberts Geldspeicher zum Verwechseln ähnlich sieht. Als die Angelegenheit Klaas Klever über den Kopf wächst, sieht der reichste Mann der Welt seine Chance gekommen. – Persönlich fand ich die Geschichte ziemlich abstrakt und nicht besonders spannend, dafür aber zeichnerisch sehr ansehnlich umgesetzt. Es handelt sich um den zweiten Teil einer kleinen Serie von Alessandro Sisti und Vitale Mangiatordi, in welcher Onkel Dagobert Phänomene der modernen Finanzwelt in Entenhausen austestet und dabei scheitert. Ich bin mir sicher, dass wir auf den dritten Teil zum Thema Steuern nicht lange warten müssen und hoffe, dass dort ein bisschen mehr Pep geboten wird.
Welche Details kann man schnell übersehen?
Der Hund von Norbert Naval ahmt sein Herrchen in beinahe jeder Mimik und Gestik nach.
Wie sieht das Fazit zu LTB 560 aus?
Meine Highlights des Bandes waren die angesprochene Maus-Story "Der Fall Villa Girlanda" aufgrund der dicht erzählten Handlung, der breit aufgestellten Figuren-Konstellation und dem ansprechenden Setting. Trotz anfänglicher Zurückhaltung konnte ich mir das Lachen bei "Hitzkopf gegen Schlaukopf" nicht verkneifen, wobei die zweite Episode "Eine leckere Lektion" erst das Potenzial des Duetts mit Dieter Düsentrieb und Primus von Quack zum Vorschein brachte, wobei mir Letzterer deutlich mehr zusagt. Auf dem Bronzeplatz darf sich "Schatz oder Reichtum" ein, der romantisierten Reise von Onkel Dagobert und Gitta Gans auf der Suche nach den schönen Dingen des Lebens.
Das LTB-Thermometer zeigt folgende Werte an:
1. Der Fall Villa Girlanda
2. Hitzkopf gegen Schlaukopf: Eine leckere Lektion
3. Schatz oder Reichtum
4. Die Königin der Meere
5. Hitzkopf gegen Schlaukopf: Nachhilfeunterricht
6. Der Krypto-Speicher
7. Erst der Hausputz, dann das Vergnügen
8. Sportsfreunde: Fit mit Fallobst
9. Kriminelle Kreuzfahrt
10. Der Strandraub
11. Ein Genie macht Ferien
12. Mit Stock, Charme und Zylinder – Neid macht Kasse
Was erwartet uns in LTB 561?
Zuletzt aktualisiert: 23.07.2022, 22:44