Rezension: LTB 526 - Jagd durch Berlin
Jagd durch Berlin (Sune Troelstrup – Flemming Andersen; 28 S.)
Das Klubhaus des Fähnlein Fieselschweifs hat auch schon bessere Tage gesehen, doch für die Renovierung fehlt es der Pfadfinderorganisation schlicht und ergreifend an Geld. Glücklicherweise dürfen drei Fähnleinführer als Großneffen des reichsten Mannes der Welt auf eine großzügige Spende hoffen. Leider hat Onkel Dagobert gerade überhaupt keine Zeit für Tick, Trick und Track, denn wie man ihm mitgeteilt hat, haben Unbekannte die Preußischen Kronjuwelen aus dem Berliner Schloss Charlottenburg gestohlen! Die kostbaren Kleinodien sind bei der größten Versicherungsgesellschaft der Welt gegen Diebstahl versichert – aber die gehört nun mal Dagobert Duck! In Begleitung ihres Onkel Donald reisen Tick, Trick und Track nach Berlin, um vor Ort die Spur der Kronjuwelen zu verfolgen.
Die Titelgeschichte zum Jubiläum des Mauerfalls vor 30 Jahren hat so gut wie nichts mit den historischen Ereignissen zu tun, sondern bildet eine wilde verwegene Jagd durch die Hauptstadt ab. Beginnend vor dem Schloss Charlottenburg verfolgen die Ducks ihren Verdächtigen zum Zoologischen Garten, ins Naturkundemuseum, zum (für Donald sogar auf das) Brandenburger Tor und zum Spreepark. Nur kurz zuvor am Flughafen Berlin Tegel gelandet, geht es auch am Hotel Adlon vorbei, mitten durch die Berliner City mit ihren Wolkenkratzern und zum Rest der Mauer. Zum Schluss nimmt Onkel Dagobert sogar in einem Trabant 601 Platz, um sich eine Verfolgungsjagd zu leisten: Wenn nicht er, wer könnte sonst noch mit der Krückstock-Schaltung und einem Benzinhahn umgehen?
Als Leser bekommt man serviert, was man erwartet. Seichte Unterhaltung und ein Ablaufen der verschiedenen Sehenswürdigkeiten Berlins im Entengalopp. Die üblichen Verdächtigen dürfen ebenso wenig fehlen wie ein actionreiches Finale mit Bruchlandung sowie waghalsige Wortspiele. Trotzdem ist die Geschichte gar nicht mal schlecht und gut umgesetzt. Die Charaktere handeln weitestgehend stimmig (wenn man davon absieht, dass Onkel Dagobert freiwillig eine Belohnung aussetzt) und die Großneffen sind zum Glück weder total naiv noch nervig neumalklug. Das handliche Fakten-Fingerfood wird mit ein paar gelben Textboxen mitgeliefert.
Zeichner Flemming Andersen orientiert sich wie immer streng an den realen Begebenheiten und lässt Berlin im unverwechselbaren Entenhausen-Charme aufleben. Viel Zeit investierte er mit Sicherheit in das Dinosaurier-Skelett, dafür wirkt sein Brandenburger Tor weniger plastisch als auf dem Cover von Andrea Freccero. Highlight war für mich persönlich der Cameo mit Panda-Dame Meng-Meng.
Zuletzt aktualisiert: 09.11.2019, 00:11