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Rezension: LTB 519 - Die Bestie von Duckenburgh



Die Bestie von Duckenburgh (Maya Åstrup – Massimo Fecchi; 37 S.)

Schon von alters her thront die Duckenburgh über den nebelvergangenen Mooren der schottischen Highlands und dient seit Jahrhunderten als Stammsitz derer von McDuck. Auch Onkel Dagobert, der letzte rechtmäßige Spross des stolzen Clans, hat gerade in jungen Jahren so manches schauriges Abenteuer in den alten Gemäuern erlebt. Doch halt! Mittlerweile dürfen sich auch Donald sowie Dagoberts Großneffen Tick, Trick und Track zur Duck'schen Familientradition zählen. Onkel Dagobert und die Jungs verschlägt es samt Donald zu den Wurzeln des Clans, um einen würdigen Verwalter für die Burg und das großzügige Anwesen zu finden. Dies gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn in der näheren Umgebung geht die Gruselgeschichte von der furchteinflößenden Kreatur der "Cait Sith" um. Diese monströse Katzengestalt treibt des Nachts ihr Unwesen in den Highlands und versetzt die Einwohner der beschaulichen Ortschaft in Angst und Schrecken. Gemeinsam mit den ortsansässigen Fieselschweiflingen beschließen Tick, Trick und Track der Sache auf den Grund zu gehen – im Gegensatz zu ihrem ängstlichen Onkel Dagobert, dem die Gegend um Duckenburgh nicht ganz geheuer zu sein scheint...

Vorsicht: Akute Spoiler-Gefahr!

Die vorliegende Titelgeschichte skandinavischer Produktion basiert hauptsächlich auf den Werken von Carl Barks und Don Rosa, welche die historischen Wurzeln der Ducks in Schottland ansiedelten und mit der Duckenburgh einen eindrucksvollen Ort für eine Handvoll klassischer Abenteuer schufen, die mittlerweile zum "Kanon" der Duck-Forschung gezählt werden dürfen. Die Neffen Tick, Trick und Track beziehen sich mit ihrer Äußerung "Wir sind nicht zum ersten Mal hier!" gleich zu Beginn der Geschichte auf bekannte Barks-Klassiker, namentlich "Das Gespenst von Duckenburgh" (1947) sowie "Der Hund der Whiskervilles" (1960). Vornehmlich in diesen beiden Geschichten liegen die Hintergründe verborgen, warum das Anwesen derer von McDuck (der Vollständigkeit halber!) keinen Hausmeister mehr hat und weswegen die Dorfbewohner solche Angst vor der Bestie Cait Sith haben – Klar, sicher sind die Schauergeschichten um den unheimlichen Hund mit den rot-blitzenden Augen noch tief im Gedächtnis. Hier hat sich Barks offensichtlich von Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes und der Hund von Baskerville" inspirieren lassen... - Doch zurück zur eigentlichen Geschichte.

In dem schottischen Örtchen "Badloch" (dessen Name mir noch nie zuvor untergekommen ist?) schlägt den Entenhausenern eine frostige Abneigung entgegen: Besonders gegen Onkel Dagobert wettern die Einheimischen, da er "der Gemeinschaft, die er geformt hat, nie etwas zurückgegeben hat". Dass dem für sich genommen nicht so ist, belegen die von Don Rosa geschaffenen Kapitel der Dagobert-Biographie "Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Miliarden". Diese bilden die zweite Quelle, der sich die Autorin Maya Åstrup bedient hat. Für Kenner sind die Bezüge und Anspielungen auf (Auswahl) "Der Letzte aus dem Clan der Ducks" (1992, Kapitel 1), "Der Retter der Duckenburgh" (1993, Kapitel 5) und "Der Milliardär im Hochmoor" (1993, Kapitel 9) unübersehbar.

Der Zeichner Massimo Fecchi legt sich mächtig ins Zeug, dem Original so nah wie möglich zu kommen: Die Duckenburgh mit ihren Türmen und Zinnen sehen haargenau so aus wie bei Barks und Rosa, die Ritterrüstungen der Duck'schen Vorfahren stehen am richtigen Fleck und sogar das von Rosa (weiter)entwickelte Wappen der McDucks lässt sich entdecken. Oh, und wem ist ebenfalls der kleine Igel aufgefallen, der uns die Geschichte über immer wieder begleitet?

Ist "Die Bestie von Duckenburgh" nun eine gelungene Fortsetzung der oben erwähnten Geschichten? – Jein. Zweifelsfrei haben Åstrup und Zeichner Massimo Fecchi die Werke von Barks und Rosa aufmerksam studiert und Elemente übernommen, um einen regelrechten Schmelztiegel zu formen. Eine liebevolle Homage im neuen Gewand also? Die Beantwortung dieser Frage liegt im Auge des Betrachters. Denn im Grunde flossen so viele Elemente von Barks und Rosa ein, dass "Die Bestie von Duckenburgh" nichts Neuartiges, nichts Innovatives und nichts Einzigartiges mehr bieten kann oder will.

Der bloße Austausch der blutrünstigen Bestie von einem Hund (Whisherville-Maler im Hundekostüm verscheucht die Ducks von der Duckenburgh) in eine Katze (Whiskerville-Familie im Katzenkostüm verscheucht die Ducks von der Duckenburgh) ist mir entschieden zu wenig; vor allem, weil man a) aus der Mythengestalt Cait Sith und b) der vergrabenen römischen Amphore ja tatsächlich noch mehr hätte rausholen können. Das letzte Drittel der Geschichte ist hektisch erzählt und mit der heftig geschwungenen Moralkeule ebenso unglaubwürdig wie die bestialische Katze an sich. Einen kleinen Pluspunkt gibt's von mir für die netten schottischen Fieselschweiflinge (die ihr Klubhaus scheinbar genau so herunterwirtschaften wie ihre Entenhausener Kollegen...)

Was bleibt, ist auf jeden Fall eine diskussionswürdige Titelgeschichte, vollgestopft mit (nicht immer einwandfreien) Details, die zwar für Fans und Liebhaber interessant sein mag, der es für meinen Geschmack jedoch in Summe an spürbarer Frische und einer tiefgründigeren Auflösung fehlt.

P.S.: Irgendwie ist es doch eine Ironie des Schicksals: Da verlässt der junge Dagobert extra seine Heimat, um reich zu werden, und hätte dabei nur den Vorgarten der Duckenburgh umgraben müssen: Mit Sir Donnerbolds Schatzkästchen, dem gigantischen Schatz der Tempelritter und nun auch der prall gefüllten römischen Amphore hätte er das aus finanzieller Sicht gar nicht nötig gehabt! :-D



Zuletzt aktualisiert: 03.05.2019, 14:28
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