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Rezension: LTB 518 - Das Schlaue Buch in Gefahr



Der ewige Sündenbock (Jacopo Cirillo – Lucio Leoni; 52 S.)

Wir befinden uns mitten im Gerichtssaal, wo gerade das Strafverfahren Entenhausen gegen Kater Karlo beginnt. Dieses Mal wird dem stadtbekannten Galgenvogel Karlo zur Last gelegt, die Spendenkasse für die alljährliche Parade zum Jahrestag der Gründung Entenhausens gestohlen zu haben. Detailliert bekommen wir dabei den Tathergang geschildert und dürfen sowohl den Ausführungen des Staatsanwaltes als auch von Karlos Verteidigerin und sogar der Anhörung von Micky Maus lauschen. Karlo selbst bestreitet kurz vor der Urteilsverkündung zwar die Tat, doch es nützt nichts: Er wird verurteilt und für unbestimmte Zeit in die Besserungsanstalt Fuchsbach, ein Hochsicherheitsgefängnis, eingewiesen. Der Alltag in seiner neuen Zelle bereitet Karlo anfänglich Bedenken, doch mit der Zeit lernt er seine Mithäftlinge besser kennen und findet sich scheinbar mit der Situation ab. Dennoch versucht er, seine Unschuld zu beweisen und wieder auf freien Fuß zu kommen. Dabei bekommt er immer mehr Unterstützung von den anderen Gefängnisinsassen. Kann der Ausbruch gelingen und wer steckt wirklich hinter dem dreisten Diebstahl? An Fragen mangelt es Karlo wahrlich nicht, deren Antworten er zu ergründen versucht...

Super Geschichte aus dem Maus-Universum mit Kater Karlo in der Hauptrolle, angelehnt an den Filmklassiker "Die Verurteilten". Die Handlung wird gut aufgebaut, Spannung und Humor wechseln sich im richtigen Verhältnis ab und bilden eine wunderbare Einheit, die ideal für Karlo in seiner kleinen Welt ist. Während sich der erste Teil vollständig der Gerichtsverhandlung widmet, erleben wir im zweiten Teil hautnah Einblicke aus dem Leben im Fuchsbacher Hochsicherheitsgefängnis. Die Nebencharaktere sind witzig und interagieren hervorragend mit Karlo, der so schnell wie möglich einen Ausbruchsversuch wagen und den Drahtzieher hinter seiner Verurteilung stellen möchte. Schließlich sieht er es überhaupt nicht ein, als "ewiger Sündenbock" nun auch eine Strafe für ein Verbrechen abzubüßen, das er selbst gar nicht begangen hat.

Dem Autor Jacopo Cirilllo gelingt es, den Film (bzw. die Novelle) geschickt als Fundament für seine Geschichte heranzuziehen, jedoch die "Kinderfreundlichkeit" zu bewahren und die im Original von Zeit zu Zeit vorherrschende Gewalttätigkeit mit grotesk anmutenden Slapstick-Einlagen zu kaschieren. Die Dialoge unterstützen den Humor außerordentlich und tragen wesentlich zur Unterhaltung der über 50 Seiten füllenden Story bei. Die Wortgefechte des Staatsanwaltes und Karlos Verteidigung sind einfach köstlich! An den Zeichnungen von Lucio Leoni gibt es in meinen Augen überhaupt nichts auszusetzen, gerade die Figuren bestechen durch viel Individualität und Charme; nicht nur, was die geistreiche Mimik angeht.

Unterm Strich eine Top-Leistung und glasklare Leseempfehlung für Fans der "Maus-ohne-Maus"-Geschichten (wenngleich Micky hier in einem Gastauftritt zu sehen ist)! Stark!



Zuletzt aktualisiert: 10.04.2019, 10:28
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