Rezension: LTB 517 - Gute Besserung!
Dr. Maus (Fausto Vitaliano – Alessandro Perina; 69 S.)
Um ein bisschen Zeit und Platz zu sparen, betrachten wir die "Dr. Maus"-Geschichte der Einfachheit halber in der Summe ihrer vier Teile.
Die Leser werden eingeführt in die vertrackte Welt von Dr. Maus, einem absolut widerwärtigen, arroganten und selbstgefälligen Chefarzt eines großen Krankenhauses. Unterstützt von seinem nicht minder durchtriebenen Team beweist er mit seinen bizarren Methoden und seinem analytischen Verstand immer wieder den richtigen Riecher bei der Diagnostik (unheilbarer) Krankheiten. Die Verwaltungschefin ist gar nicht gut auf Dr. Maus zu sprechen und der auf seinen Gehstock angewiesene Arzt gerät zwischen die Fronten, als der mysteriöse Neureiche Kater Karloff dem Krankenhaus eine großzügige Spende anbietet. Allerdings nur unter einer Bedingung.
"Dr. Maus" zählt für mich jetzt schon zu den ungewöhnlichsten Disney-Geschichten aller Zeiten. Es ist einfach total absurd, Micky Maus in der Rolle des arroganten Dr. Mouse in der Rolle des despotischen Dr. House in der Rolle des brillanten Hugh Laurie zu sehen. Es scheint eine Parodie auf eine Komödie zu sein - aber dennoch vor dem ernstzunehmenden Hintergrund eines amerikanischen Krankenhauses, in dem auch die intelligentesten Superspezialisten ganz gewöhnliche Gebrechen in der Sprechstunde zu diagnostizieren haben. Das wird hier übrigens mit der Diagnose der "eingewachsenen Fußnägeln" königlich auf die Spitze getrieben! Bizarr.
In Vorbereitung auf dieses LTB habe ich mich ein bisschen über Dr. House informiert, da ich die Serie nicht gesehen und nur "hie und da" etwas darüber aufgeschnappt habe. Zufälligerweise habe ich das Topolino 2775, in dem der erste Teil "Dr. Maus" erschien, zum Release vor zehn Jahren an einem Kiosk in Rom gekauft. Bevor jemand fragt: Ich konnte mich an so gut wie nichts mehr erinnern! ^^
Wie dem auch sei, die Comic-Adaption scheint meisterhaft den Geist der TV-Serie aufzufangen und die Eigenwilligkeit der Figuren widerzuspiegeln. Viele Anspielungen und Details werden den Fans der TV-Serie sicherlich bekannt vorkommen – wenn diese nicht durch die deutsche Übersetzung verwaschen oder komplett weggeschwemmt worden sind. In einem älteren mit Fausto Vitaliano geführten Interview äußerte er sich auch zu "Dr. Maus": Das vollständige Interview findet ihr hier.
Nachdem ich die Parodie gelesen habe, muss ich für mich ehrlich sagen, dass ich mit dem Aufriss nichts anfangen kann. Der Comic hat mich nicht neugierig auf "Dr. House" gemacht und ich kann nicht behaupten, sofort alle acht Staffeln "bingewatchen" zu müssen. Unterm Strich hat mich "Dr. Maus" nicht unterhalten und ich fand es ein bisschen doof, die von mir geliebten Figuren aus dem Maus-Universum als billig Abziehbildchen der Originalcharaktere zu sehen. Einer unsympathischer als der andere, bäh! Das ändert aber nichts daran, dass "Dr. Maus" qualitativ herausragend ist und sich auch Zeichner Alessandro Perina (den ich ja sowieso sehr schätze) mächtig ins Zeug gelegt hat.
Für mich als Rezensente ein zweischneidiges Schwert: Ein lang ersehntes Highlight, bei dem ich für mich feststellen musste, dass es mich nicht begeistern kann.
Zwei kleinere Punkte muss ich dann aber doch unbedingt noch ansprechen: Absolut spitzenmäßig hat mir die Rahmenhandlung mit Micky, Minni und deren Freunden gefallen! Einerseits die Jungs (allen voran Micky), die der Serie (wie ich) nichts abgewinnen können und andererseits die euphorischen Mädels - ein witziger Kontrast, der später auf die Spitze getrieben wird, als auch noch Kater Karlo und seine Trudi vor der Tür stehen... Das zweite bemerkenswerte Detail ist die Tatsache, dass Goofy eine Figur mit schwarzer Hautfarbe verkörpert. Im normalen Leben absolut nichts Ungewöhnliches, in Sachen Disney fast eine kleine Revolution in meinen Augen.
Zuletzt aktualisiert: 06.03.2019, 15:27