Rezension: LTB 516 - Frost in der Post
Ein Fall für Detektiv Duck: Ein Heißsporn kriegt kalte Füße (Vito Stabile – Carlo Limido, 34 S.)
In seiner wohlverdienten Mittagspause gestört, macht Detektiv Duck Bekanntschaft mit einem neuen Klienten: Der in Saft und Kraft stehende Benjamin ist einfach zu schüchtern und zu verschlossen, um als Schauspieler vor die Kamera zu treten. Zwar ist er eine optisch mehr als beeindruckende Erscheinung und strotzt nur so vor purer Muskelkraft, kann das Image eines Bösewichtes aber einfach nicht überzeugend auf die Bühne bringen. Detektiv Duck muss erst von seiner liebreizenden Assistentin Dolly überzeugt werden, diesen extravaganten Fall anzunehmen, doch schon bald decken die beiden ein fieses Komplott auf, das seinen Lauf auf einem alten Rummelplatz nimmt...
Die bislang neuste Episode der Reihe um "Detektiv Duck" des Duos Vito Stabile / Carlo Limido ist – das wird schon nach wenigen Seiten klar – keine klassische Kriminalgeschichte mit großartigem Spannungsaufbau. Vielmehr dreht sich alles um den eigenwilligen Benjamin, der als vielschichtige Nebenfigur mit viel Charme und Individualität die Geschichte dominiert. Eine Figur, die man schnell ins Herz schließt und über die man gern mehr erfahren möchte. Genau auf diesen Punkt setzt auch Autor Vito Stabile, wodurch das "Krimi-Element" ziemlich ins Hintertreffen gerät und Detektiv Duck sich zu Recht fragt, was eigentlich sein klarer Auftrag ist. Zum Glück gibt's ja die drollige Dolly, die dem distanzierten Detektiv auf die Sprünge hilft: Einem Menschen in Not zu helfen, ist oberste Priorität eines Privatdetektivs, und wird, genau wie in den Erzählungen um Meisterdetektiv Sherlock Holmes, zum selbsternannten Manifest erklärt...
Punkten kann die Geschichte auch mit den Cameos von Daisy Duck, die sich ebenso bereitwillig der Angelegenheit des sanftmütigen Riesen annimmt, und Primus von Quack alias Ludwig von Brillant, welcher mittels Psychoanalyse die psychischen Ursachen für Benjamins "Problem" zu ergründen versucht. Sein Erscheinungsbild mit den zerzausten Kotletten orientiert sich dabei an den alten Cartoons mit Primus: Irgendwie witzig! Herausragend in Szene gesetzt sind aber auch die vielen anderen Hintergrundfiguren und Details - da fehlt es praktisch an nichts: Der billardspielende Kleinkriminelle mit Schiebermütze, der drachensteigenlassende Junge im Matrosenanzug und der in edler Paradeuniform auftretende Rummelplatzdirektor sind nur wenige Beispiele für die insgesamt stimmige Atmosphäre der 30er Jahre.
Vielleicht nicht so spannend wie die vorherigen Teile von "Detektiv Duck", aber bemerkenswert individuell und meisterhaft umgesetzt. Eine Fortsetzung mit einem alten Bekannten wird ja bereits angedeutet...
Zuletzt aktualisiert: 22.02.2019, 15:38