Hallo, Gast!
Registrieren

Rezension: LTB 512 - Duckenstein



Duckenstein (Bruno Enna - Fabio Celoni; 72 S.)

Der eifrige Wissenschaftler und Erforscher der Natur Viktor von Duckenstein entging nur knapp dem eisigen Tod in der Arktis, als er Gott sei Dank von Kapitän Franz Walton und seiner Crew an Bord geholt und gepflegt wird. Nach tief verstörenden Fieberanfällen kommt Viktor wieder zu Kräften und erzählt Kapitän Walton – der das Geschehen in einem Brief an seine Großmutter verewigt – seine unglaubliche Lebensgeschichte.
Aufgewachsen in Genf studierte der hochintelligente Viktor von Duckenstein an der renommierten Universität Ingolstadt und überflügelte schon bald seine beiden Professoren. Angespornt von der Frage um das Geheimnis der Schöpfung schickt er sich an, einer monströsen Figur aus stabilem Pappkarton Leben einzuhauchen! Unter Ausnutzung der elektrischen Energie eines Blitzes will er den Pappkameraden zum Leben erwecken. Obwohl es zunächst so scheint, als sei das Experiment misslungen, verschlägt es den munteren "Grumpf" in die Welt hinaus. Von Gewissensbissen geplagt zieht sich Viktor von Duckenstein völlig zurück – bis Grumpf eines Tages wiederkehrt und Viktors Familie bedroht...

Auf diese Geschichte habe ich persönlich mich schon sehr lange gefreut. Das Buch "Frankenstein" von Mary Shelley aus dem Jahr 1818 hat mich schon als Küken unglaublich fasziniert, sodass ich nächtelang kein Auge zubekommen habe: Zunächst nicht, weil ich unter der Bettdecke weitergelesen habe und nach Beendigung der Lektüre erst recht nicht, weil mich Albträume plagten...

Nur hinsichtlich eines Umstandes schaltet Autor Bruno Enna zurück: Der Gewalt und der vielen Morde. Was ich nicht für möglich gehalten habe, funktioniert perfekt. Man kann Frankenstein auch gewaltfrei erzählen und in eine kinderfreundliche Geschichte transformieren, ohne dass die tiefsinnigen Gedanken, unaufdringlichen Interpretationsmöglichkeiten und naturphilosophischen Ansätze verloren gehen. Der cleverste Clou für mich war die Idee, das bekannte Monster aus Pappkarton zu kreieren – und nicht aus Schlachtabfällen (oder später hinzugedichtet: Leichenteilen) zusammenzusetzen! Ein Geniestreich par excellence.

Womit ich nach ellenlanger Vorrede endlich bei den wunderbaren Zeichnungen angekommen bin, die Fabio Celoni beigesteuert hat. Spontan vermag ich keinen Zeichner zu nennen, der "Duckenstein" hätte besser in Szene setzen können als er (außer vielleicht Paolo Mottura...). Die Aufmachung ist bis zum letzten Panel absolut stimmig und verschmilzt förmlich mit der Handlung. Die vielen Schattierungen und aufwendigen Kolorationen verleihen dem Geschehen Ausdruck und Atmosphäre, ohne zu surreal oder untypisch für Comics zu sein. Die dünstenden Nebelschwaden, schwere Regentropfen und blutroten Dämmerlichter unterstützen die bedrückende Stimmung der Erzählung fantastisch.

Dem zweiten Abschnitt merkt man die Änderungen und Ergänzungen der Figuren zwar deutlicher an als zu Beginn der Geschichte, dennoch bleibt "Duckenstein" für mich eine der besten neuzeitlichen Literaturadaptionen im Lustigen Taschenbuch und steht in einer Reihe mit der "Schatzinsel" oder "Moby Duck".

Unbedingt selber lesen: Roman und Comic!!



Zuletzt aktualisiert: 17.10.2018, 23:37
Zum korrekten Funktionieren dieser Seite werden Cookies benötigt. Durch die weitere Nutzung erklärst du dich mit dem Einsatz von Cookies einverstanden. Weitere Informationen