Rezension: LTB 511 - Gauner im Goldrausch
Der Pechonator (Byron Erickson - Andrea Freccero; 28 S.)
In Entenhauen treibt ein neuer Superschurke sein Unwesen: Der "Pechonator" hat es auf Banken und Juwelierläden geradezu abgesehen und visiert bereits Dagobert Ducks Geldspeicher als Triumph seiner Verbrecherkarriere an. Das nächtliche Schaffen bleibt selbstredend auch Phantomias nicht verborgen. Allerdings geschehen bei den Zusammentreffen der Widersacher die merkwürdigsten Dinge und der maskierte Rächer kommt immer wieder aufs Neue vom Regen in die Traufe. Selbst Ingenieur Düsentrieb, der Phantomias ansonsten mit Rat und Tat zur Seite steht, ist dieses Mal überfragt. Was kann Entenhausens Superheld dem Pechonator nur entgegensetzen?
Das Drama beginnt hier schon mit dem Vernehmen des verantwortlichen Autors: Byron Erickson. Dass die Skandinavier ein ganz eigenes Verständnis der aus Italien stammenden Phantomias haben, ist mittlerweile bekannt. Jedoch treibt es der gute Erickson mit seiner Interpretation des Superhelden auf die Spitze. Nun knüpft "Der Pechonator" auch noch an "Das Vermächtnis" (LTB 340, 2005) an: Eine Phantomias-Geschichte, die mich vor mehr als zehn Jahren richtig verstört und mein Bild vom Gentleman-Phantomias (also dem Ersten Phantomias) zutiefst erschüttert hat. Dort präsentiert Erickson eine ganz andere Vorstellung des Ersten Phantomias. Nämlich eine sehr freie, für mich äußerst gewagte Interpretation im Vergleich zum italienischen Pendant. Aber zurück zu diesem Abenteuer.
Den zweiten Akt legt der unglückliche Titel der Geschichte hin, der dem pfiffigen Leser schon von vornherein den Spaß daran nimmt, zu erraten, was die miesen Tricks des Bösewichtes sind. Im Original heißt dieser übrigens "The Jinxer"; und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber der Ausdruck "etwas zu jinxen" zählt längst zu meinem aktiven (Gamer-)Wortschatz. Durch "Jinxen" wird drohendes Unheil vermittelt, wenn man in einer eigentlich guten Ausgangslage ist und nur durch richtig viel Pech noch einen Misserfolg erleiden kann. Es ist sprichwörtlich "wie verhext"!
Was ich an dieser Geschichte abgesehen von der Frage, wie der Pechonator seine Fähigkeit in einen Strahler montieren konnte (der als billige Beilage in einem Micky-Maus-Magazin hätte liegen können), nicht verstehe, ist, warum Donald mit seiner Helden-Maskerade nicht schon gewohntermaßen ein Pechvogel ist. Ist Minus und Minus nicht gleich Plus? Dürfte der Strahler bei Donald also gar nicht wirken?! Und warum stellt Donald alias Phantomias sich immer so blöd an?
Naja, wahrscheinlich darf man hier einfach nicht zu sehr nachdenken. Ein lustiges Duell zwischen dem Pechonator und Gustav Gans – welches ich ja durchaus erwartet hatte – bleibt jedenfalls aus. Das blondgelockte Schoßkind des Glücks darf ruhig weiter in seinem Liegestuhl vor dem Geldspeicher liegen und Blubberlutsch schlürfen: Alles klar.
Peinlicher Aufritt des Rächers Phantomias, obwohl von Andrea Freccero gewohnt ansehnlich mit Gummischnäbeln und Streichholzbeinchen en masse umgesetzt. Für das verhunzte Skript kann er ja nix.
Zuletzt aktualisiert: 18.10.2018, 13:33