Der Duck'sche Geheimdienst - Agenten im Auftrag von Zwicker und Zylinder
In Entenhausen und Umgebung wimmelt es bekanntermaßen nur so von Schurken, Schwindlern und anderen Schuften, die es auf das immense Vermögen des reichsten Mannes der Welt abgesehen haben und versuchen, dem Tycoon bei gewinnreichen Geschäften im Wege zu stehen. Dagobert Duck muss den bösen Buben immer einen Schritt voraus sein, um seinen Geldspeicher und dessen Kostbarkeiten zu schützen. Eigens zu diesem Zweck unterhält der finanzstarke Fantastilliardär einen eigenen Spionagering: Den "Duck'schen Geheimdienst", kurz "DGD"! Die Geschichten um den DGD bilden seit Jahrzehnten eine eigenständige Serie, die aus dem Lustigen Taschenbuch nicht mehr wegzudenken ist.
Im Folgenden werden die Ursprünge des DGDs sowie deren Entwicklung im Laufe der Zeit beleuchtet. Außerdem sollen einige spannende Hintergründe und Fakten rund um die Serie erläutert werden, um zu untersuchen, was die Missionen des Duck'schen Geheimdienstes mit den Agenten Donald und Dussel so einzigartig macht.
Von Entenfan, Dezember 2019
Nicht selten kommt dem materiellen Fortbestand des gesamten Barvermögens in Talern und Kreuzern oberste Priorität zu. Manchmal geht es aber auch um kleinere Teilbeträge oder einzelne Geschäfte, die Onkel Dagobert bestmöglich abzuschließen versucht. Die Agenten des DGDs sind dann zum Beispiel mit dem Schutz des jeweiligen Geschäftspartners oder des Objekts, welches dem Geschäft zugrunde liegt, betraut.
Die Gegner und Kontrahenten von Dagobert Duck sind vielseitig. Oft sind es feindliche Agenten der "MOB", der mächtigsten Verbrecherorganisation der Welt. Aber auch andere Geheimdienste, Spionageringe und private Agenturen wie "Blonk" oder der "Klever'sche Geheimdienst" stellen eine Bedrohung dar. Der Kopf hinter einer feindlichen Operation ist meist ein verkanntes Verbrechergenie, ein verrückter Wissenschaftler oder ein krimineller Unternehmer. Manchmal bekommen es die DGD-Agenten aber auch mit übernatürlichen Erscheinungen oder außerirdischen Lebensformen zu tun.
Die besten Agenten des Duck'schen Geheimdienst sind hauptsächlich enge Verwandte von Dagobert Duck, vornehmlich Donald Duck und Dussel Duck. Sie führen die ihnen zugetragenen Aufträge durch, vor allem um – der Argumentation ihres Onkel Dagoberts folgend – ihr eigenes späteres Erbe zu verteidigen. Zumeist liegt ihr Antrieb aber auch im Abbau von Schulden oder sie fürchten sonstige Repressionen durch ihren Erbonkel.
Der Vermeidung von unnötigen oder zusätzlichen Kosten der Mission kommt aus Sparsamkeitsgründen des Geheimdienstchefs eine besondere Bedeutung zu. Eingesetzte Ressourcen sind äußerst sparsam einzusetzen; gerade die zur Verfügung stehenden Spesen sind im Voraus stark begrenzt.
Zu guter Letzt obliegt der DGD selbstverständlich einer strengen Geheimhaltung. Die Agenten sind zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet, da die Existenz eines eigenen Abwehrdienstes von Dagobert Duck verständlicherweise nicht bekannt werden darf. Dieser Verpflichtung entgegengesetzt besitzt jeder Agent einen DGD-Ausweis samt Erkennungsmarke. Der praktische Verwendungszweck dieses Identitätsnachweises ist unbekannt.
Im italienischen Original wird der DGD mit dem Akronym "P.I.A." abgekürzt, welches zunächst für die Langform "Private Intelligence Agency" stand. Zum besseren Verständnis wurde der Name jedoch nach kurzer Zeit in "Paperon Intelligence Agency" geändert, um die persönliche Zugehörigkeit zu Onkel Dagobert ("Zio Paperone") zu verdeutlichen. Der Name "P.S.S. – Paperon Secret Service" wird ebenfalls nicht mehr verwendet.
Eingängiger weichen die Namen der Agenten Donald und Dussel Duck in Italien und dem deutschsprachigen Raum voneinander ab. Sie verfügen über verschiedene Decknamen. So lautet der Codename von Donald "Qu-Qu 7", eine Anspielung auf den Codenamen 007 von James Bond. Hinter der Bezeichnung versteckt sich zudem die Abkürzung für "quasi qualificato", italienisch für "quasi/fast qualifiziert" – was außerdem eine umgangssprachliche Bedeutung für "cucù-settete" (Pendant zum deutschen "guck-guck") innehat. Dagegen hört Dussel Duck auf den Codenamen "Me-Se 12", die verkürzte Form von "mezzo servizio" – in etwa "halber Service", gleichbedeutend mit "halber Agent" oder eher "Hilfsagent". Zusammengelesen entsteht der Begriff "Mese" (= "Monat"), von denen es ja genau 12 Stück im Jahr gibt. Auf derart kreative Wortspiele hat man im Deutschen leider verzichtet.
Dagegen findet man in den deutschen Übersetzungen regelmäßig den Anhang "Agent Donald – Der Schrecken seiner Feinde" sowie "Agent Dussel – Der Schrecken seiner Freunde". Als Decknamen werden zudem die Nummern "IQ 001" für Donald und "IQ 001/2" für Dussel verwendet; offensichtlich als herabwürdigende Anspielung auf den Intelligenzquotienten der beiden.
Dagobert Duck selbst hat sich selbst den Titel "Tu-Ba 00" (Tuttofare Basettato) in einer im Jahr 2004 erstveröffentlichten Geschichte gegeben, in welcher er zum ersten Mal selbst als Außendienstmitarbeiter "Allrounder für Alles" in Aktion tritt.
Auch Daniel Düsentrieb, der den DGD mit seinen hilfreichen Gadgets unterstützt, sowie alle anderen Agentinnen und Agenten hören in den Originalversionen der DGD-Missionen auf individuelle Codenamen.
Im Zuge des durchschlagenden Erfolgs des dritten Bond-Films "James Bond 007: Goldfinger" im Jahr 1964 reifte in Chendi die Idee, auch Donald Duck als Geheimagenten auf gefährliche Missionen zu schicken und damit die Agentenstreifen zu parodieren.
Nach der Lektüre des gleichnamigen Romans von Bond-Erfinder Ian Fleming ("Goldfinger", 1959) entwarf Carlo Chendi eine disneytaugliche Handlung, in der Filmfans vor allem viele Anspielungen auf die Kinoversion von "Goldfinger" entdecken werden. Tatsächlich hat sie viel mehr Gemeinsamkeiten mit der filmischen Transposition als mit der literarischen Arbeit. Chendi wollte mit seinem Erfindergeist, dem übertriebenen Humor und einer unterschwelligen Respektlosigkeit den größten Geheimagenten der Populärkultur parodieren: James Bond, Agent 007 im Geheimdienst Ihrer Majestät.
Hierzu schuf Carlo Chendi einen der langlebigsten Geheimdienstorganisationen in der Disney-Comic-Welt: Den Duck'schen Geheimdienst. Dieser Spionageservice mit dem Zweck, den riesigen Reichtum von Dagobert Duck zu verteidigen, ermöglicht es dem Agenten Qu-Qu 7 alias Donald Duck, sich rund um den Globus in gefährliche Einsätze zu wagen!
Die erste DGD-Geschichte "Mission Bob Fingher" wurde am 17. und am 24. April 1966 in Topolino Nummer 542 und 543 veröffentlicht. Für die künstlerische Umsetzung zeigte sich niemand Geringerer als Giovan Battista Carpi (*16.11.1927, Genua – †08.03.1999, ebenda) verantwortlich, der die Geschichte nach dem Skript von Carlo Chendi zu Papier brachte. Darin wird Donald von seinem Onkel Dagobert in den DGD aufgenommen, die Pläne des skrupellosen Verbrechers Bob Fingher zu durchkreuzen. Fasziniert von dem abenteuerlichen Leben eines Geheimagenten willigt Donald Duck ein.
Damit wurde der Duck'sche Geheimdienst geboren.
Darin erhält Donald eines Tages einen riesigen Brief, in dem er von Onkel Dagobert aufgefordert wird, so schnell wie möglich zum Geldspeicher zu kommen. Dort wird Donald von Dagoberts Butler in die unterirdische Kommandozentrale geführt und wird nach Erläuterungen seines Onkels in den Duck'schen Geheimdienst berufen. Seine erste Mission lautet, den skrupellosen Bob Fingher (Coltfinger) ausfindig zu machen, sich mit dessen Nichte zu verbünden und einen Giftgas-Angriff auf den Geldspeicher abzuwenden. Derweil schmieden auch die Panzerknacker ihre eigenen Pläne.
Der Comic enthält, wie bereits angedeutet, mehrere Anspielungen auf den James-Bond-Film "Goldfinger". Dies wird schon beim Anblick der Schurkenfigur Bob Fingher deutlich, deren Gesichtszüge deutlich an den Schauspieler Gert Fröbe angelehnt sind, der im Film meisterhaft den Bösewicht Goldfinger verkörperte. Beide wollen mit einem speziellen Gas alle Wachen in Sekundenbruchteilen betäuben (bzw. vergiften), um ungehindert Fort Knox bzw. den Geldspeicher zu überfallen. Auch Donald lernt den fiesen Großindustriellen auf dem Golfplatz kennen (wie 007 im Film) und beide Agenten tragen Schuhe, deren Sohle mit Molybdänstahl verstärkt ist.
Die Geschichte war so erfolgreich, dass 1968 sogar eine narrative Version mit Texten von Elisa Penna und Zeichnungen von Giovan Battista Carpi veröffentlicht wurde.
Bemerkenswert: In diesem Abenteuer nutzte Donald für die gefährliche Mission seinen treuen 313, der von Dipl.-Ingenieur Daniel Düsentrieb mit allerlei technischen Raffinessen ausgestattet und für den Agenteneinsatz modifiziert wurde. Kommt das nicht merkwürdig bekannt vor? - Richtig! Dennoch dauerte es noch vier lange Jahre, bis Donald Duck unter Elisa Penna in die Rolle des maskierten Rächers Phantomias schlüpfte. Man kann also sagen, dass Phantomias nur die zweite Geheimidentität von Donald ist: Denn zuvor nahm er schon eine Identität als Agent Qu-Qu 7 beim DGD an...
Dabei gibt es auch einige Gemeinsamkeiten zwischen Donalds Agenten- und Superheldendasein. Die von Carlo Chendi getroffene Charakterisierung von Donald war derjenigen sehr ähnlich, die Guido Martina drei Jahre später für "Die Verwandlung" bzw. "Jetzt kommt Phantomias!" nutzte. Der unglückliche und faule Erpel, dessen sowohl körperliche als auch psychische Eigenschaften denen des britischen Topagenten (bzw. Superman) diametral entgegengesetzt erscheinen, tritt als Agent Qu-Qu 7 (bzw. Phantomias) selbstbewusst, wortgewandt und gerissen auf.
Die Geschichte, in der Donald Duck als Agent Qu-Qu 7 ermittelt, wurde vom damaligen Leiter der Verlagsbranche in den Disney Studios, George Sherman, bemerkt. Er hielt die Agentenparodie für überaus gelungen und beauftragte den Autoren Dick Kinney und den Zeichner Al Hubbard, weitere Bond-Parodien zu entwickeln. So entstand "00 Duck" (in Italien unter dem Namen "Paperbond" bekannt). Der amerikanische Zyklus hörte zwar bereits 1970 auf, in der brasilianischen Produktion folgten aber noch einige weitere Geschichten mit diesem Charakter. Während die parodistischen Überarbeitungen des Geheimagenten James Bond in Brasilien gut ankamen, waren sie in Deutschland lange Zeit unbekannt. Erst 2019 erschien die erste Geschichte unter dem Titel "Die verschwundenen Perlen" in TGDDSH 382.
In diesem Abenteuer stellt Chendi die maßgeblich von Luciano Bottaro erdachte Figur "Zantaf" vor. Dieser größenwahnsinnige Wissenschaftler, der die Welt dominieren will, verkörpert in karikierter Art und Weise all die verrückten Widersacher, denen James Bond gegenübersteht. Sie alle sind hochintelligent, schwerreich, gut vernetzt und in ihrem Wesen brillant - aber eben immer durch ein bisschen Wahnsinn gekennzeichnet.
In Deutschland tauchte Zantaf als "Professor Piepenbrinck" erstmals in "Der doppelte Pirat" bzw. "Träume sind Schäume" (LTB 27, 1974 und LTB SP 67, 2015) auf, wo ihn Donald verwirrenderweise erkennt, ohne ihn im deutschsprachigen Raum je getroffen zu haben. Diese Geschichte ist eigentlich der dritte Teil der DGD-Trilogie von Carlo Chendi. Auf die chronologisch betrachtet zweite DGD-Mission mussten deutschsprachige Leser lange warten, denn Zantafs Debut in "Gefährliches Gas" wurde erst 2018 im ersten Band der "Anthologie-Reihe" (Donald Duck: Die Ente – Die Legende) abgedruckt.
Zantaf ist ein brillanter und ehrgeiziger Wissenschaftler, der ein schreckliches Gas entwickelt hat, welches alle, die es einatmen, großzügig machen kann. Erkennbar als ein anthropomorpher Raubvogel in einem blauen Anzug, dem roten Umhang und dem großen schwarzen "Z" (bzw. "P") auf der Brust ist Zantaf alias Professor Piepenbrinck bereits rein optisch eine sehr originelle Figur mit einmaligem Erscheinungsbild.
Sein Plan wurde jedoch von Donald Duck und Daisy vereitelt. Ihnen gelang es, den Professor zu besiegen und bei diesem einen Gedächtnisverlust auszulösen. Doch dem bösen Professor Piepenbrinck gelang die Rückkehr und in seinem Rachewahn schickte er Donald und Onkel Dagobert in die Vergangenheit zurück, aus der die beiden dank ihrer Enkelkinder (!) wieder in die Gegenwart entfliehen und erneut für Gerechtigkeit sorgen.
Nach diesen drei ersten Abenteuern verzichtete Chendi auf die Fortführung seines Projekts, das daher keine mit Phantomias vergleichbare Langlebigkeit aufwies. Bis 1988 sind keine weiteren Abenteuer im Auftrag des Duck'schen Geheimdienstes mehr erschienen.
Dafür war die 007-Parodie von Carlo Chendi Ausgangspunkt für eine weitere Geheimagenten-Saga im Maus-Universum! Von 1987 bis 1997 stürzte sich "James Ding" in zahlreiche Abenteuer von Philippe Gasc und Miquel Pujol. Obwohl nur eine dieser Geschichten in Italien abgedruckt wurde, inspirierte sie den Autoren Andrea "Casty" Castellan zu einer Story mit Goofy als Geheimagenten! Diese erschien 2013 in Topolino 2990 und wartet seitdem auf eine Veröffentlichung in Deutschland.
Ende der 80er-Jahre wurde ein anderer Disney-Autor auf den Stoff aufmerksam: Giorgio Figus verhalf dem Duck'schen Geheimdienst zu neuem Glanz. Er reduzierte die zuvor von Carlo Chendi erdachten Abenteuer auf ihren wesentlichen Kern, nämlich die Existenz eines privaten Geheimdienstes mit Onkel Dagobert als Chef. Es reizte ihn, neue Rivalen für die beliebte Figur Dagobert Duck zu kreieren und diese in humorvoll überzeichneten Duellen gegeneinander antreten zu lassen. Aus diesem Grund betont Figus in seinen DGD-Geschichten vor allem den Komödien-Teil und setzt auf teils absurden Humor. Dazu war es einerseits von Nöten, die realistischeren Bezüge zu James Bond abzuschwächen und dem Duck'schen Geheimdienst ein eigenes Image zu geben.
Andererseits benötigte Figus einen weiteren Charakter, der Donald bei seinen Missionen begleitet. Zwar war Agent Donald bereits mit der viel vernünftigeren Agentin Daisy unterwegs, doch diese Kombination war Figus zu eindimensional. Gesucht wurde eine Figur, die selbst für genug Chaos sorgt und Donald sich mit seiner Schusseligkeit daher nicht zwangsläufig selbst im Weg stehen muss. Hierfür war niemand besser geeignet als Dussel Duck, der mit seinem verantwortungslosen Selbstverwirklichungsdrang der ideale Partner für Agent Donald ist! Neben Dussel wirkt sogar Donald reif und gesetzt, zudem ist Dussel Duck prädestiniert für lustige Slapstick-Einlagen und selbstverschuldete Katastrophen. Das DGD-Dreamteam war komplett!
In den ursprünglichen drei Abenteuern zeichneten sich die DGD-Agenten durch keine besonderen optischen Merkmale aus; Donald war wie immer in seinem Matrosenjäckchen unterwegs. Stattdessen wählte Giorgio Figus senffarbene Regenmäntel und breitkrempige Schlapphüte für die Ausstattung von Agent Donald und Agent Dussel. Die typischen Verkleidungen wirken in ihrer beabsichtigten Unauffälligkeit trotzdem total auffällig: Eine künstlerische Pointierung par excellence im Geist der neuen DGD-Geschichten!
Wie bereits dargelegt war Zantaf bzw. Professor Piepenbrinck der historische Feind in den zuletzt erschienenen Abenteuern. Der größenwahnsinnige Wissenschaftler taucht jedoch in keiner DGD-Geschichte von Giorgio Figus mehr auf, lediglich Nino Russo verwendete die Figur noch einmalig. Vielmehr erschuf Figus zwei feindliche Geheimdienste: Die "Blonk" (im Deutschen "MOB"), deren zwielichtige Profi-Agenten auf kriminellem Wege zu großen Reichtum gelangen wollen – sowie die "Rockerduck Intelligence Group", kurz RIG (im Deutschen "KGD"), den privaten Geheimdienst von Klaas Klever. Mithilfe dieser Organisation versucht Klaas Klever, die Industrie- und Finanzgeheimnisse seines Gegners Dagobert Duck auszuspionieren und selbst die besten Geschäfte abzuschließen.
Des Weiteren kreierte Giorgio Figus zwei Untersektionen des Duck'schen Geheimdienst, in denen weitere Charaktere auf gefährliche Missionen geschickt werden. In der "P.Y.A", der "Paperon Young Agency" schlüpfen Tick, Trick und Track in die Agentenrollen. Dagegen treten in der "P.E.A.", der "Paperon Emergency Agency" ausschließlich weibliche Agentinnen wie Daisy Duck, Henriette Huhn oder Fräulein Rührig in Aktion – vornehmlich, wenn die männlichen Kollegen abkömmlich oder sogar in Gefahr sind. Aber auch Gustav Gans oder Helferlein leisteten bereits ihren Dienst für den DGD.
Immer mehr entwickelten die Geschichten nun einen eigenständigen Charakter mit wiederkehrenden Elementen und Mustern. Teilweise wirkten die Comics fast wie Parodien der eigentlichen Bond-Parodie von Carlo Chendi. Das Originalwerk wurde verzerrt und die Anspielungen auf James Bond sind – wenn überhaupt – nur noch versteckt vorhanden.
Regelmäßig beginnen die Geschichten damit, wie Donald und Dussel nichtsahnend die Information erhalten, sofort zu einem versteckten Unterschlupf des DGD zu kommen und neue Anweisungen entgegenzunehmen. Für derartige Fälle besitzt der Duck'sche Geheimdienst eine eigene Erkennungsmelodie (!) und oft bekommen die Agenten Hinweise von vertrauenswürdigen Mitarbeitern aus Dagobert Ducks Unternehmen (zum Beispiel in einer Bäckerei, einem Waschsalon, einer Autowerkstatt usw.).
Mit bizarren Methoden verschaffen sich die Agenten Zutritt in die ultrageheimen Bunker des Duck'schen Geheimdienst, rutschen in einem Rohr oder fallen durch eine Falltür hinein und werden sogleich von ihrem Onkel Dagobert in Empfang genommen. Erwähnenswert sind hierbei die zahlreichen Textboxen, die den Leser über den DGD aufklären und stellenweise als ironischer Erzähler das Geschehen kommentieren.
Nach einem kurzen Briefing über den Auftrag und meist nervtötenden Fragen von Dussel Duck bekommen die Agenten ihre Ausrüstung von Genie Daniel Düsentrieb ausgehändigt. Dabei handelt es sich des Öfteren um verrückte Erfindungen, die den Einsatz vereinfachen oder sogar erst ermöglichen sollen. Die Erfindungen sind Gadgets im Stil derer von "Q" aus der Bond-Reihe und bieten versteckte Fähigkeiten. Sie sind jedoch relativ harmlos und dienen eher der Verteidigung (zum Beispiel Schlafpuder, Lachgas, Juckpulver etc.). In Schachteln, Dosen, Sprays uvm. verstaut, tragen die Agenten ihre Ausrüstung in Koffern mit sich herum und haben somit (fast) immer das passende Utensil zur Hand. In den richtigen Situationen richtig eingesetzt, retten sie Donald und Dussel manchmal aus scheinbar aussichtslosen Lagen – manchmal führen sie aber auch zu Katastrophen. Gerade Dussel ist nicht selten die Ursache für das Scheitern der Mission und/oder ungewollte Auswirkungen bzw. Nebenerscheinungen.
Mittlerweile sind über 60 gagreiche Geschichten um den Duck'schen Geheimdienst erschienen. Die Bösewichte haben an kriminellem Wahnsinn und Grausamkeit verloren und zeichnen sich mehr und mehr durch Ironie und Situationskomik aus.
Die Bedeutung der Serie schwand ab 2007 mit der Schaffung der eigenständigen Reihe "Agent DoubleDuck" von Fausto Vitaliano, der sich damit von der kindischen Entwicklung des DGD absetzen wollte und sich verstärkt ernsten Einsätzen mit noch mehr Action widmete (in Deutschland erstmalig in LTB 384 erschienen).
Seitdem sind die Geschichten des DGD seltener geworden. Sie sind aber nach wie vor in Produktion. So erzählt Giorgio Figus in den neusten Geschichten von den historischen Anfängen des Duck'schen Geheimdienstes, zum Beispiel im Alten Ägypten oder im Frankreich unter König Ludwig XIV. Dennoch erscheinen noch weitere "klassische" Abenteuer des Duck'schen Geheimdienstes.
Im Folgenden werden die Ursprünge des DGDs sowie deren Entwicklung im Laufe der Zeit beleuchtet. Außerdem sollen einige spannende Hintergründe und Fakten rund um die Serie erläutert werden, um zu untersuchen, was die Missionen des Duck'schen Geheimdienstes mit den Agenten Donald und Dussel so einzigartig macht.
Von Entenfan, Dezember 2019
Die Gliederung:
- 1. Zweck und Ziele des Duck'schen Geheimdienstes
- 2. Die Bezeichnung des Duck'schen Geheimdienstes und seiner Agenten
- 3. Die Inspirationsquellen und Anfänge des Duck'schen Geheimdienstes
- 4. Donalds erste Geheimidentität
- 5. Die beiden Fortsetzungen und die Einführung des Gegenspielers "Zantaf"
- 6. Der Erneuerungsprozess
- 7. Die Fortführung und wiederkehrende Elemente
- 8. Lesenswerte Geschichten des Duck'schen Geheimdienstes
1. Zweck und Ziele des Duck'schen Geheimdienstes
Der Chef des Duck'schen Geheimdienstes ist niemand Geringeres als Dagobert Duck persönlich. Er entscheidet selbstständig über die Vorgehensweise innerhalb der Missionen, über die Auswahl der Agenten inklusive deren technischen Hilfsmittel und legt das Ziel jedes Auftrages fest. Diese können von Mission zu Mission abweichen, dienen jedoch alle der Wahrung oder Mehrung des Duck'schen Vermögens.Nicht selten kommt dem materiellen Fortbestand des gesamten Barvermögens in Talern und Kreuzern oberste Priorität zu. Manchmal geht es aber auch um kleinere Teilbeträge oder einzelne Geschäfte, die Onkel Dagobert bestmöglich abzuschließen versucht. Die Agenten des DGDs sind dann zum Beispiel mit dem Schutz des jeweiligen Geschäftspartners oder des Objekts, welches dem Geschäft zugrunde liegt, betraut.
Die Gegner und Kontrahenten von Dagobert Duck sind vielseitig. Oft sind es feindliche Agenten der "MOB", der mächtigsten Verbrecherorganisation der Welt. Aber auch andere Geheimdienste, Spionageringe und private Agenturen wie "Blonk" oder der "Klever'sche Geheimdienst" stellen eine Bedrohung dar. Der Kopf hinter einer feindlichen Operation ist meist ein verkanntes Verbrechergenie, ein verrückter Wissenschaftler oder ein krimineller Unternehmer. Manchmal bekommen es die DGD-Agenten aber auch mit übernatürlichen Erscheinungen oder außerirdischen Lebensformen zu tun.
Die besten Agenten des Duck'schen Geheimdienst sind hauptsächlich enge Verwandte von Dagobert Duck, vornehmlich Donald Duck und Dussel Duck. Sie führen die ihnen zugetragenen Aufträge durch, vor allem um – der Argumentation ihres Onkel Dagoberts folgend – ihr eigenes späteres Erbe zu verteidigen. Zumeist liegt ihr Antrieb aber auch im Abbau von Schulden oder sie fürchten sonstige Repressionen durch ihren Erbonkel.
Der Vermeidung von unnötigen oder zusätzlichen Kosten der Mission kommt aus Sparsamkeitsgründen des Geheimdienstchefs eine besondere Bedeutung zu. Eingesetzte Ressourcen sind äußerst sparsam einzusetzen; gerade die zur Verfügung stehenden Spesen sind im Voraus stark begrenzt.
Zu guter Letzt obliegt der DGD selbstverständlich einer strengen Geheimhaltung. Die Agenten sind zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet, da die Existenz eines eigenen Abwehrdienstes von Dagobert Duck verständlicherweise nicht bekannt werden darf. Dieser Verpflichtung entgegengesetzt besitzt jeder Agent einen DGD-Ausweis samt Erkennungsmarke. Der praktische Verwendungszweck dieses Identitätsnachweises ist unbekannt.
2. Die Bezeichnung des Duck'schen Geheimdienstes und seiner Agenten
Der deutsche Name des DGDs lautet seit seiner Einführung in LTB 27 "Duck'scher Geheimdienst". Der Untertitel "Gegründet zum Schutze der Schätze seines Namensgebers" taucht ebenfalls erstmalig in "Träume sind Schäume" (auch bekannt als "Der doppelte Pirat") im o. g. Lustigen Taschenbuch auf und wird gelegentlich auch in "Gegründet zum Schutze seines beträchtlichen Barvermögens" abgewandelt.Im italienischen Original wird der DGD mit dem Akronym "P.I.A." abgekürzt, welches zunächst für die Langform "Private Intelligence Agency" stand. Zum besseren Verständnis wurde der Name jedoch nach kurzer Zeit in "Paperon Intelligence Agency" geändert, um die persönliche Zugehörigkeit zu Onkel Dagobert ("Zio Paperone") zu verdeutlichen. Der Name "P.S.S. – Paperon Secret Service" wird ebenfalls nicht mehr verwendet.
Eingängiger weichen die Namen der Agenten Donald und Dussel Duck in Italien und dem deutschsprachigen Raum voneinander ab. Sie verfügen über verschiedene Decknamen. So lautet der Codename von Donald "Qu-Qu 7", eine Anspielung auf den Codenamen 007 von James Bond. Hinter der Bezeichnung versteckt sich zudem die Abkürzung für "quasi qualificato", italienisch für "quasi/fast qualifiziert" – was außerdem eine umgangssprachliche Bedeutung für "cucù-settete" (Pendant zum deutschen "guck-guck") innehat. Dagegen hört Dussel Duck auf den Codenamen "Me-Se 12", die verkürzte Form von "mezzo servizio" – in etwa "halber Service", gleichbedeutend mit "halber Agent" oder eher "Hilfsagent". Zusammengelesen entsteht der Begriff "Mese" (= "Monat"), von denen es ja genau 12 Stück im Jahr gibt. Auf derart kreative Wortspiele hat man im Deutschen leider verzichtet.
Dagegen findet man in den deutschen Übersetzungen regelmäßig den Anhang "Agent Donald – Der Schrecken seiner Feinde" sowie "Agent Dussel – Der Schrecken seiner Freunde". Als Decknamen werden zudem die Nummern "IQ 001" für Donald und "IQ 001/2" für Dussel verwendet; offensichtlich als herabwürdigende Anspielung auf den Intelligenzquotienten der beiden.
Dagobert Duck selbst hat sich selbst den Titel "Tu-Ba 00" (Tuttofare Basettato) in einer im Jahr 2004 erstveröffentlichten Geschichte gegeben, in welcher er zum ersten Mal selbst als Außendienstmitarbeiter "Allrounder für Alles" in Aktion tritt.
Auch Daniel Düsentrieb, der den DGD mit seinen hilfreichen Gadgets unterstützt, sowie alle anderen Agentinnen und Agenten hören in den Originalversionen der DGD-Missionen auf individuelle Codenamen.
3. Die Inspirationsquellen und Anfänge des Duck'schen Geheimdienstes
Der geistige Vater des Duck'schen Geheimdienstes ist der 1933 in Italien geborene Autor und Cartoonist Carlo Chendi, welcher seit 1952 hunderte Geschichten für Disney Italia und das Topolino-Heft schrieb. Schon in seiner frühen Phase widmete er sich mit Hingabe verschiedenen Disney-Parodien von Werken aus Literatur und Film.Im Zuge des durchschlagenden Erfolgs des dritten Bond-Films "James Bond 007: Goldfinger" im Jahr 1964 reifte in Chendi die Idee, auch Donald Duck als Geheimagenten auf gefährliche Missionen zu schicken und damit die Agentenstreifen zu parodieren.
Nach der Lektüre des gleichnamigen Romans von Bond-Erfinder Ian Fleming ("Goldfinger", 1959) entwarf Carlo Chendi eine disneytaugliche Handlung, in der Filmfans vor allem viele Anspielungen auf die Kinoversion von "Goldfinger" entdecken werden. Tatsächlich hat sie viel mehr Gemeinsamkeiten mit der filmischen Transposition als mit der literarischen Arbeit. Chendi wollte mit seinem Erfindergeist, dem übertriebenen Humor und einer unterschwelligen Respektlosigkeit den größten Geheimagenten der Populärkultur parodieren: James Bond, Agent 007 im Geheimdienst Ihrer Majestät.
Hierzu schuf Carlo Chendi einen der langlebigsten Geheimdienstorganisationen in der Disney-Comic-Welt: Den Duck'schen Geheimdienst. Dieser Spionageservice mit dem Zweck, den riesigen Reichtum von Dagobert Duck zu verteidigen, ermöglicht es dem Agenten Qu-Qu 7 alias Donald Duck, sich rund um den Globus in gefährliche Einsätze zu wagen!
Die erste DGD-Geschichte "Mission Bob Fingher" wurde am 17. und am 24. April 1966 in Topolino Nummer 542 und 543 veröffentlicht. Für die künstlerische Umsetzung zeigte sich niemand Geringerer als Giovan Battista Carpi (*16.11.1927, Genua – †08.03.1999, ebenda) verantwortlich, der die Geschichte nach dem Skript von Carlo Chendi zu Papier brachte. Darin wird Donald von seinem Onkel Dagobert in den DGD aufgenommen, die Pläne des skrupellosen Verbrechers Bob Fingher zu durchkreuzen. Fasziniert von dem abenteuerlichen Leben eines Geheimagenten willigt Donald Duck ein.
Damit wurde der Duck'sche Geheimdienst geboren.
4. Donalds erste Geheimidentität
In Deutschland erschien "Paperino: Missione Bob Fingher" unter dem Titel "Donald in geheimer Mission" im Lustigen Taschenbuch Nummer 77 im September 1981 (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Geschichte aus LTB 4).Darin erhält Donald eines Tages einen riesigen Brief, in dem er von Onkel Dagobert aufgefordert wird, so schnell wie möglich zum Geldspeicher zu kommen. Dort wird Donald von Dagoberts Butler in die unterirdische Kommandozentrale geführt und wird nach Erläuterungen seines Onkels in den Duck'schen Geheimdienst berufen. Seine erste Mission lautet, den skrupellosen Bob Fingher (Coltfinger) ausfindig zu machen, sich mit dessen Nichte zu verbünden und einen Giftgas-Angriff auf den Geldspeicher abzuwenden. Derweil schmieden auch die Panzerknacker ihre eigenen Pläne.
Der Comic enthält, wie bereits angedeutet, mehrere Anspielungen auf den James-Bond-Film "Goldfinger". Dies wird schon beim Anblick der Schurkenfigur Bob Fingher deutlich, deren Gesichtszüge deutlich an den Schauspieler Gert Fröbe angelehnt sind, der im Film meisterhaft den Bösewicht Goldfinger verkörperte. Beide wollen mit einem speziellen Gas alle Wachen in Sekundenbruchteilen betäuben (bzw. vergiften), um ungehindert Fort Knox bzw. den Geldspeicher zu überfallen. Auch Donald lernt den fiesen Großindustriellen auf dem Golfplatz kennen (wie 007 im Film) und beide Agenten tragen Schuhe, deren Sohle mit Molybdänstahl verstärkt ist.
Die Geschichte war so erfolgreich, dass 1968 sogar eine narrative Version mit Texten von Elisa Penna und Zeichnungen von Giovan Battista Carpi veröffentlicht wurde.
Bemerkenswert: In diesem Abenteuer nutzte Donald für die gefährliche Mission seinen treuen 313, der von Dipl.-Ingenieur Daniel Düsentrieb mit allerlei technischen Raffinessen ausgestattet und für den Agenteneinsatz modifiziert wurde. Kommt das nicht merkwürdig bekannt vor? - Richtig! Dennoch dauerte es noch vier lange Jahre, bis Donald Duck unter Elisa Penna in die Rolle des maskierten Rächers Phantomias schlüpfte. Man kann also sagen, dass Phantomias nur die zweite Geheimidentität von Donald ist: Denn zuvor nahm er schon eine Identität als Agent Qu-Qu 7 beim DGD an...
Dabei gibt es auch einige Gemeinsamkeiten zwischen Donalds Agenten- und Superheldendasein. Die von Carlo Chendi getroffene Charakterisierung von Donald war derjenigen sehr ähnlich, die Guido Martina drei Jahre später für "Die Verwandlung" bzw. "Jetzt kommt Phantomias!" nutzte. Der unglückliche und faule Erpel, dessen sowohl körperliche als auch psychische Eigenschaften denen des britischen Topagenten (bzw. Superman) diametral entgegengesetzt erscheinen, tritt als Agent Qu-Qu 7 (bzw. Phantomias) selbstbewusst, wortgewandt und gerissen auf.
Die Geschichte, in der Donald Duck als Agent Qu-Qu 7 ermittelt, wurde vom damaligen Leiter der Verlagsbranche in den Disney Studios, George Sherman, bemerkt. Er hielt die Agentenparodie für überaus gelungen und beauftragte den Autoren Dick Kinney und den Zeichner Al Hubbard, weitere Bond-Parodien zu entwickeln. So entstand "00 Duck" (in Italien unter dem Namen "Paperbond" bekannt). Der amerikanische Zyklus hörte zwar bereits 1970 auf, in der brasilianischen Produktion folgten aber noch einige weitere Geschichten mit diesem Charakter. Während die parodistischen Überarbeitungen des Geheimagenten James Bond in Brasilien gut ankamen, waren sie in Deutschland lange Zeit unbekannt. Erst 2019 erschien die erste Geschichte unter dem Titel "Die verschwundenen Perlen" in TGDDSH 382.
5. Die beiden Fortsetzungen und die Einführung des Gegenspielers "Zantaf"
Obwohl Carlo Chendi nur drei Geschichten um Agent Qu-Qu 7 schrieb, zeichnen sich gerade diese durch übermäßig viele Inspirationen US-amerikanischer Actionfilme und Ian Flemings Bond-Romanen aus. Gerade die Ähnlichkeiten mit James Bond wurden fortgesetzt: Das zweite Abenteuer des Duck'schen Geheimdienstes spielt auf einer einsamen Südsee-Insel und erinnert an den ersten 007-Streifen "James Bond 007: Dr. No".In diesem Abenteuer stellt Chendi die maßgeblich von Luciano Bottaro erdachte Figur "Zantaf" vor. Dieser größenwahnsinnige Wissenschaftler, der die Welt dominieren will, verkörpert in karikierter Art und Weise all die verrückten Widersacher, denen James Bond gegenübersteht. Sie alle sind hochintelligent, schwerreich, gut vernetzt und in ihrem Wesen brillant - aber eben immer durch ein bisschen Wahnsinn gekennzeichnet.
In Deutschland tauchte Zantaf als "Professor Piepenbrinck" erstmals in "Der doppelte Pirat" bzw. "Träume sind Schäume" (LTB 27, 1974 und LTB SP 67, 2015) auf, wo ihn Donald verwirrenderweise erkennt, ohne ihn im deutschsprachigen Raum je getroffen zu haben. Diese Geschichte ist eigentlich der dritte Teil der DGD-Trilogie von Carlo Chendi. Auf die chronologisch betrachtet zweite DGD-Mission mussten deutschsprachige Leser lange warten, denn Zantafs Debut in "Gefährliches Gas" wurde erst 2018 im ersten Band der "Anthologie-Reihe" (Donald Duck: Die Ente – Die Legende) abgedruckt.
Zantaf ist ein brillanter und ehrgeiziger Wissenschaftler, der ein schreckliches Gas entwickelt hat, welches alle, die es einatmen, großzügig machen kann. Erkennbar als ein anthropomorpher Raubvogel in einem blauen Anzug, dem roten Umhang und dem großen schwarzen "Z" (bzw. "P") auf der Brust ist Zantaf alias Professor Piepenbrinck bereits rein optisch eine sehr originelle Figur mit einmaligem Erscheinungsbild.
Sein Plan wurde jedoch von Donald Duck und Daisy vereitelt. Ihnen gelang es, den Professor zu besiegen und bei diesem einen Gedächtnisverlust auszulösen. Doch dem bösen Professor Piepenbrinck gelang die Rückkehr und in seinem Rachewahn schickte er Donald und Onkel Dagobert in die Vergangenheit zurück, aus der die beiden dank ihrer Enkelkinder (!) wieder in die Gegenwart entfliehen und erneut für Gerechtigkeit sorgen.
Nach diesen drei ersten Abenteuern verzichtete Chendi auf die Fortführung seines Projekts, das daher keine mit Phantomias vergleichbare Langlebigkeit aufwies. Bis 1988 sind keine weiteren Abenteuer im Auftrag des Duck'schen Geheimdienstes mehr erschienen.
Dafür war die 007-Parodie von Carlo Chendi Ausgangspunkt für eine weitere Geheimagenten-Saga im Maus-Universum! Von 1987 bis 1997 stürzte sich "James Ding" in zahlreiche Abenteuer von Philippe Gasc und Miquel Pujol. Obwohl nur eine dieser Geschichten in Italien abgedruckt wurde, inspirierte sie den Autoren Andrea "Casty" Castellan zu einer Story mit Goofy als Geheimagenten! Diese erschien 2013 in Topolino 2990 und wartet seitdem auf eine Veröffentlichung in Deutschland.
6. Der Erneuerungsprozess
In den ersten drei DGD-Abenteuern aus der Feder von Carlo Chendi ging die explizite Parodie von James Bond und anderen Agentenfilmen eindeutig hervor. Obwohl weitere Bond-Filme in die Kinos kamen und damit einem immer größer werdenden Publikum zuteilwurden, konzentrierte sich Chendi auf andere Aufgaben.Ende der 80er-Jahre wurde ein anderer Disney-Autor auf den Stoff aufmerksam: Giorgio Figus verhalf dem Duck'schen Geheimdienst zu neuem Glanz. Er reduzierte die zuvor von Carlo Chendi erdachten Abenteuer auf ihren wesentlichen Kern, nämlich die Existenz eines privaten Geheimdienstes mit Onkel Dagobert als Chef. Es reizte ihn, neue Rivalen für die beliebte Figur Dagobert Duck zu kreieren und diese in humorvoll überzeichneten Duellen gegeneinander antreten zu lassen. Aus diesem Grund betont Figus in seinen DGD-Geschichten vor allem den Komödien-Teil und setzt auf teils absurden Humor. Dazu war es einerseits von Nöten, die realistischeren Bezüge zu James Bond abzuschwächen und dem Duck'schen Geheimdienst ein eigenes Image zu geben.
Andererseits benötigte Figus einen weiteren Charakter, der Donald bei seinen Missionen begleitet. Zwar war Agent Donald bereits mit der viel vernünftigeren Agentin Daisy unterwegs, doch diese Kombination war Figus zu eindimensional. Gesucht wurde eine Figur, die selbst für genug Chaos sorgt und Donald sich mit seiner Schusseligkeit daher nicht zwangsläufig selbst im Weg stehen muss. Hierfür war niemand besser geeignet als Dussel Duck, der mit seinem verantwortungslosen Selbstverwirklichungsdrang der ideale Partner für Agent Donald ist! Neben Dussel wirkt sogar Donald reif und gesetzt, zudem ist Dussel Duck prädestiniert für lustige Slapstick-Einlagen und selbstverschuldete Katastrophen. Das DGD-Dreamteam war komplett!
In den ursprünglichen drei Abenteuern zeichneten sich die DGD-Agenten durch keine besonderen optischen Merkmale aus; Donald war wie immer in seinem Matrosenjäckchen unterwegs. Stattdessen wählte Giorgio Figus senffarbene Regenmäntel und breitkrempige Schlapphüte für die Ausstattung von Agent Donald und Agent Dussel. Die typischen Verkleidungen wirken in ihrer beabsichtigten Unauffälligkeit trotzdem total auffällig: Eine künstlerische Pointierung par excellence im Geist der neuen DGD-Geschichten!
Wie bereits dargelegt war Zantaf bzw. Professor Piepenbrinck der historische Feind in den zuletzt erschienenen Abenteuern. Der größenwahnsinnige Wissenschaftler taucht jedoch in keiner DGD-Geschichte von Giorgio Figus mehr auf, lediglich Nino Russo verwendete die Figur noch einmalig. Vielmehr erschuf Figus zwei feindliche Geheimdienste: Die "Blonk" (im Deutschen "MOB"), deren zwielichtige Profi-Agenten auf kriminellem Wege zu großen Reichtum gelangen wollen – sowie die "Rockerduck Intelligence Group", kurz RIG (im Deutschen "KGD"), den privaten Geheimdienst von Klaas Klever. Mithilfe dieser Organisation versucht Klaas Klever, die Industrie- und Finanzgeheimnisse seines Gegners Dagobert Duck auszuspionieren und selbst die besten Geschäfte abzuschließen.
Des Weiteren kreierte Giorgio Figus zwei Untersektionen des Duck'schen Geheimdienst, in denen weitere Charaktere auf gefährliche Missionen geschickt werden. In der "P.Y.A", der "Paperon Young Agency" schlüpfen Tick, Trick und Track in die Agentenrollen. Dagegen treten in der "P.E.A.", der "Paperon Emergency Agency" ausschließlich weibliche Agentinnen wie Daisy Duck, Henriette Huhn oder Fräulein Rührig in Aktion – vornehmlich, wenn die männlichen Kollegen abkömmlich oder sogar in Gefahr sind. Aber auch Gustav Gans oder Helferlein leisteten bereits ihren Dienst für den DGD.
7. Die Fortführung und wiederkehrende Elemente
Die erste von Giorgio Figus geschriebene Geschichte des Duck'schen Geheimdienst im neuen Gewand wurde am 04.09.1988 in Topolino 1710 erstveröffentlicht und erschien 1991 erstmalig in deutscher Sprache (Donald Duck 427, 2010 nachgedruckt in Enthologien Band 7 "NullNullDuck"). Die Serie erfreute sich daraufhin immer größerer Beliebtheit. Auch andere Autoren wurden auf die schrägen Agentenparodien aufmerksam und beteiligten sich nunmehr an der Erstellung von DGD-Missionen. Allen voran brachte sich Carlo Panaro ein, aber auch Bruno Sarda und Marco Bosco schufen neue Abenteuer. Die Anzahl an DGD-Geschichten wuchs besonders unter der Topolino-Leiterin Claretta Mucci (2002 bis 2007) stetig an.Immer mehr entwickelten die Geschichten nun einen eigenständigen Charakter mit wiederkehrenden Elementen und Mustern. Teilweise wirkten die Comics fast wie Parodien der eigentlichen Bond-Parodie von Carlo Chendi. Das Originalwerk wurde verzerrt und die Anspielungen auf James Bond sind – wenn überhaupt – nur noch versteckt vorhanden.
Regelmäßig beginnen die Geschichten damit, wie Donald und Dussel nichtsahnend die Information erhalten, sofort zu einem versteckten Unterschlupf des DGD zu kommen und neue Anweisungen entgegenzunehmen. Für derartige Fälle besitzt der Duck'sche Geheimdienst eine eigene Erkennungsmelodie (!) und oft bekommen die Agenten Hinweise von vertrauenswürdigen Mitarbeitern aus Dagobert Ducks Unternehmen (zum Beispiel in einer Bäckerei, einem Waschsalon, einer Autowerkstatt usw.).
Mit bizarren Methoden verschaffen sich die Agenten Zutritt in die ultrageheimen Bunker des Duck'schen Geheimdienst, rutschen in einem Rohr oder fallen durch eine Falltür hinein und werden sogleich von ihrem Onkel Dagobert in Empfang genommen. Erwähnenswert sind hierbei die zahlreichen Textboxen, die den Leser über den DGD aufklären und stellenweise als ironischer Erzähler das Geschehen kommentieren.
Nach einem kurzen Briefing über den Auftrag und meist nervtötenden Fragen von Dussel Duck bekommen die Agenten ihre Ausrüstung von Genie Daniel Düsentrieb ausgehändigt. Dabei handelt es sich des Öfteren um verrückte Erfindungen, die den Einsatz vereinfachen oder sogar erst ermöglichen sollen. Die Erfindungen sind Gadgets im Stil derer von "Q" aus der Bond-Reihe und bieten versteckte Fähigkeiten. Sie sind jedoch relativ harmlos und dienen eher der Verteidigung (zum Beispiel Schlafpuder, Lachgas, Juckpulver etc.). In Schachteln, Dosen, Sprays uvm. verstaut, tragen die Agenten ihre Ausrüstung in Koffern mit sich herum und haben somit (fast) immer das passende Utensil zur Hand. In den richtigen Situationen richtig eingesetzt, retten sie Donald und Dussel manchmal aus scheinbar aussichtslosen Lagen – manchmal führen sie aber auch zu Katastrophen. Gerade Dussel ist nicht selten die Ursache für das Scheitern der Mission und/oder ungewollte Auswirkungen bzw. Nebenerscheinungen.
Mittlerweile sind über 60 gagreiche Geschichten um den Duck'schen Geheimdienst erschienen. Die Bösewichte haben an kriminellem Wahnsinn und Grausamkeit verloren und zeichnen sich mehr und mehr durch Ironie und Situationskomik aus.
Die Bedeutung der Serie schwand ab 2007 mit der Schaffung der eigenständigen Reihe "Agent DoubleDuck" von Fausto Vitaliano, der sich damit von der kindischen Entwicklung des DGD absetzen wollte und sich verstärkt ernsten Einsätzen mit noch mehr Action widmete (in Deutschland erstmalig in LTB 384 erschienen).
Seitdem sind die Geschichten des DGD seltener geworden. Sie sind aber nach wie vor in Produktion. So erzählt Giorgio Figus in den neusten Geschichten von den historischen Anfängen des Duck'schen Geheimdienstes, zum Beispiel im Alten Ägypten oder im Frankreich unter König Ludwig XIV. Dennoch erscheinen noch weitere "klassische" Abenteuer des Duck'schen Geheimdienstes.
8. Lesenswerte Geschichten des Duck'schen Geheimdienstes
Diese ausgewählten Episoden des Duck'schen Geheimdienstes (in chronologischer Reihenfolge) sind wärmstens zu empfehlen. Wer Gefallen an den Agenten Donald und Dussel gefunden hat, sollte sich unbedingt die LTB Enten Edition 26 zulegen, in der ausschließlich DGD-Abenteuer abgedruckt sind.Lesenswerte Geschichten | ||||||
Titel | Storycode | Veröffentlichungen | Inhalt | |||
Donald in geheimer Mission | I TL 542-AP | LTB 77, LTBSP 25, ENT 7 |
Um Onkel Dagoberts Vermögen vor dem Schurken Bob Fingher zu beschützen, wird Donald Geheimagent Qu-Qu 7. | |||
Gefährliches Gas | I AT 142-A | Anthologie 1 (Donald) |
Der fiese Professor Piepenbrinck will Onkel Dagoberts Barschaft vernichten und bedient sich einer gasförmigen Substanz. | |||
Der doppelte Pirat / Träume sind Schäume | I TL 714-AP | LTB 27, LTBSP 67 | Professor Piepenbrinck will sich an Dagobert und Donald rächen und schickt die beiden in der Zeit zurück. | |||
Geheimagent der D.I.A. | I TL 1710-C | DD 427, ENT 7 | Weil ein wichtiger Brief von Onkel Dagobert in die falschen Hände geraten ist, müssen sich Donald und Dussel zusammentun. | |||
In geheimer Mission | I TL 1799-B | LTB 183 | Agent Donald soll ein sehr begehrtes Paket sicher nach Gansbach bringen. | |||
Der Schurke ist immer der Butler | I TL 2110-3 | AT 13, LTBMP 6, DD&Co 35 |
Onkel Dagobert verdächtigt Baptist, einen kostbaren Diamanten gestohlen zu haben und beauftragt Donald und Dussel, die Wahrheit ans Licht zu bringen. | |||
Operation Spukschloss | I TL 2221-1 | LTB 260, LTBEE 26, ENT 7 |
In einem von Dagobert erworbenen Spukschloss treiben drei böse Zauberer ihr Unwesen und erschrecken DGD-Agenten. | |||
Die Schlacht des Schläfers | I TL 2314-5 | LTB 284, LTBEE 26 | Herrn Düsentriebs Fernbedienung für riesige Kampfroboter darf nicht in die gierigen Hände der MOB geraten. | |||
Auf falscher Fährte | I TL 2357-1 | LTB 292 | Donald und Dussel müssen eine gefährliche chemische Formel wiederbeschaffen. | |||
Kampf dem Diamanten-König | I TL 2414-1 | LTB 339 | Um den Ursprung riesiger Diamanten zu ergründen, müssen die Agenten einen Hochsicherheitskomplex infiltrieren. | |||
Operation Goldball | I TL 2419-1 | LTBEE 26 | Spaßige Parodie von Ian Flemings "James Bond 007: Feuerball" | |||
Der Doppelkopftaler | I TL 2452-6 | LTB 320, LTBSP 49, ENT 22 |
Wurde der junge Dagobert einst am Klondike mit einer gezinkten Münze um seine erste Goldader gebracht? Der DGD nimmt die Spur in die Vergangenheit auf. | |||
Operation Omega | I TL 2491-1 | LTB 323, LTBSP 49, ENT 22 |
Onkel Dagobert wurde mit einem Großzügigkeits-Virus vergiftet. Die Agenten müssen auf Tauchstation gehen, um an das Gegenmittel zu gelangen. | |||
Ein eisiges Fest | I TL 2561-2 | LTBWEI 11 | Ein durchgeknallter Wissenschaftler will den Entenhausener Weihnachtsmarkt angreifen und den Baum zerstören. | |||
Operation Eichhörnchen | I TL 2591-1 | LTB 364 | Spielt Klaas Klevers Basketballteam fair oder mit unfairen Tricks? | |||
Kampf dem Computervirus | I TL 2683-6 | LTBEE 26 | Auf der Jagd nach einem raffinierten Hacker, der ein Virus in Onkel Dagoberts Firmensoftware geschleust hat, ermitteln Agent Donald und Agent Dussel undercover (getarnt als Hausmeister) in einer Schule. | |||
Ein süßer Spezialauftrag | I TL 2770-6 | LTB 397 | Tick, Trick und Track kommen dem DGD auf die Spur und werden prompt auf ihre erste Mission geschickt. | |||
Operation A.S.S.A.M. | I TL 2827-5 | LTBEE 41 | Die Agentinnen Daisy Duck, Rita Rührig und Klara Kluck treten in Aktion. | |||
Mission Nummer 13 | I TL 2924-4 | LTB 435 | Pechvogel Donald benötigt die Hilfe von Gustav Gans, um Onkel Dagobert aus den Händen skrupelloser Erpresser zu befreien. | |||
Gefangen auf dem Kümmerkogel | I TL 2948-6 | LTBWEI 19 | Helferlein wurde von Agenten der MOB entführt, doch anstatt auf seine Rettung zu warten, wächst er über sich hinaus. |
Zuletzt aktualisiert: 07.01.2020, 23:22