Hallo, Gast!
Registrieren

Warum Giorgio Pezzin zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört


Eigentlich hat Giorgio Pezzin bereits vor einigen Jahren aufgrund von Differenzen mit Disney Italia seine Tätigkeit als Autor fürs "Topolino" beendet. Vor etwa einem Jahr erschien dann doch nochmal eine neue Geschichte des 63-jährigen Italieners – eine erfreuliche Nachricht, auch wenn es sich dabei offenbar nur um eine Ausnahme handelt.


Jedenfalls kann man nun genau diese Geschichte im aktuellen LTB 442 unter dem Titel "Besuch aus der Neuzeit" finden. Vorneweg: Es handelt sich nicht um eine herausragende Geschichte, dennoch ist sie meiner Meinung nach besser als alle anderen Duck-Geschichten in diesem doch recht öden Band. Man kann vor allem kritisieren, dass die Story zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt – gerade am Ende, welches zudem für viele Leser sicherlich unbefriedigend ist, weil die zentrale Frage der Handlung eigentlich gar nicht aufgeklärt wird. Gerade das ist aber irgendwie auch das erfrischende Element: Es ist schön zu sehen, dass eine Geschichte mal eine klare Haltung einnimmt, auf keine klare Auflösung zusteuert und sich somit von den üblichen Pfaden entfernt. Diese Bissigkeit war bereits in den alten Werken von Pezzin enthalten (wurde wie ich finde aber besser verpackt) und drückte sich vor allem in den zahlreichen Wirtschafts-Geschichten aus. Diese waren zwar in ihrem grundsätzlichen Aufbau stark schematisiert (siehe unser Künstlerporträt), dennoch schaffte es Pezzin mit seinem Ideenreichtum immer wieder neue, interessante Szenarien zu kreieren. Die erwähnten gesellschaftskritischen Ansätze drückten sich dabei vor allem in den Themen Technik und Umwelt aus – zwei Bereiche, die heutzutage einen noch höheren Stellenwert haben als vor 20 oder 30 Jahren. Insofern kann man durchaus sagen, dass Pezzin in gewisser Weise seiner Zeit voraus war.

Auch im Maus-Universum hat Pezzin eine gewichtige Rolle gespielt, indem er stets neue Pfade beschritten hat. So hat er sich weitestgehend von dem üblichen Krimi-Konzept abgewendet und Micky stattdessen in ganz neuen Kontexten eingesetzt. Allen voran müssen hier natürlich die Zeitmaschinen-Geschichten mit Zapotek und Marlin erwähnt werden, die er zusammen mit seinem Kollegen Bruno Concina kreiert hat. Aber auch Pezzins anderen Serien, vor allem "Es war einmal in Amerika" und "Kampf der Galaxien" sind für die 100er- und 200er-Taschenbücher prägend gewesen. Auffällig ist, dass Pezzin in beiden Serien die klassische Rollenverteilung von Micky und Goofy (bzw. deren Vorfahren) umgedreht hat, indem Goofy eine übergeordnete/wichtigere Rolle als Micky zufällt.


Aus "Im Indianerland" (LTB 206)

Während man also Massimo De Vita und Giorgio Cavazzano als herausragende Zeichner der 100er- und frühen 200er-LTBs bezeichnen kann, nimmt Giorgio Pezzin bei den Szenaristen eine vergleichbare Rolle ein. Es ist schön, dass das von vielen Fans honoriert wurde und Pezzin somit völlig zurecht einen Platz in unserer Top 20 einnimmt!

von 313er (Juni 2013)

Zuletzt aktualisiert: 15.12.2013, 19:01
Zum korrekten Funktionieren dieser Seite werden Cookies benötigt. Durch die weitere Nutzung erklärst du dich mit dem Einsatz von Cookies einverstanden. Weitere Informationen