Warum Guido Martina zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
So märchenhaft Martinas Literaturparodien sind, so unerbittlich ist sein Blick auf die Familie Duck, die sich bei ihm als ein zerstrittener Haufen präsentiert, in dem die Stärkeren die Schwächeren zu unterdrücken versuchen. Dabei kommen insbesondere Dagobert und Donald bei ihm deutlich schlechter weg als bei anderen Autoren. Während der alte Knicker in der Regel als skrupelloser Ausbeuter dargestellt wird, der nicht davor zurückschreckt, hochgradig illegale und unmoralische Mittel anzuwenden, um sich zu bereichern, präsentiert sich Donald als häuslicher Despot, der seine Neffen für sich schuften lässt. Diese Charakterisierung mag manch einem zu negativ erscheinen, ohne Grundlage ist sie jedoch nicht. Vielmehr radikalisiert Martina gerade im Falle von Dagobert bestimmte dunkle Seiten, die dessen Charakter in Einzelfällen bereits bei seinem Schöpfer aufweist. Zur Verdeutlichung sei an dieser Stelle exemplarisch auf den Barks-Klassiker „Der zweitreichste Mann der Welt“ verwiesen, in dem Dagobert gewillt ist, seinen Kontrahenten Mac Moneysac in Lebensgefahr zu bringen, um einen Wettkampf zu gewinnen.
Dennoch ist unstrittig, dass Martinas Geschichten ein spürbar pessimistischeres Verständnis der Figuren zugrunde liegt als beispielsweise denen von Scarpa. Und so verwundert es auch nicht, dass sich der Venezianer nach einer Aussage des Comicexperten Luca Boschi einst geweigert haben soll, ein Skript von Martina umzusetzen, mit der Begründung, das Verhalten von Dagobert und Klaas Klever sei in der Geschichte zu zynisch und deshalb out of character.
Zuletzt aktualisiert: 29.06.2013, 20:21