Warum Guido Martina zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Am Ende seiner Dante-Persiflage bringt Martina es klar zum Ausdruck: Der Sinn und Zweck solcher Parodien ist es, den jungen Lesern die Klassiker der Weltliteratur näherzubringen. Dementsprechend griff er das Konzept Mitte der 1950er Jahre wieder auf, wobei er sich in der Folgezeit nicht darauf beschränkte, lediglich kanonische Werke wie die homerischen Epen oder Don Quijote zu adaptieren. Vielmehr wagte er sich auch immer wieder an Autoren wie Feuillet, da Barberino oder Robida, die lediglich Kennern ein Begriff sein dürften. Ein Charakteristikum dieser Geschichten ist dabei Martinas assoziative und mäandernde Erzählweise, die durch den exaltierten und unkonventionellen Zeichenstil Pier Lorenzo De Vitas zusätzlich unterstrichen wird, der in den ersten Jahren den Großteil seiner Skripts umsetzte. Mal sprunghaft, mal ausufernd, entführt Martina den Leser in eine Welt, deren Reiz darin besteht, dass es in ihr keine festen Grenzen zu geben scheint. Hierzu trägt unter anderem seine Entscheidung bei, die Trennung zwischen den verschiedenen Universen aufzuheben, was beispielsweise dazu führt, dass regelmäßig Figuren aus den Disney-Märchenfilmen auftauchen und Goofy gelegentlich die ungewohnte Rolle zufällt, als Sidekick der Ducks zu agieren.
Ab 1961 kristallisierte sich dann langsam das Duo Martina/Carpi heraus, welches bis in die frühen 1980er Jahre das Genre prägen sollte, wobei auch Martinas Zusammenarbeit mit Romano Scarpa nicht unerwähnt bleiben darf, verdanken wir ihr doch Klassiker wie „Donald im Spukschlößchen“ oder „Die Abenteuer von Marco Polo“. Seine späteren Literaturparodien unterscheiden sich dabei von seinen früheren insofern, als in ihnen der assoziative Stil einer geradlinigeren Erzählweise weicht und das Crossover-Prinzip weitgehend über Bord geworfen wird.
Zuletzt aktualisiert: 29.06.2013, 20:21