Warum Giovan Battista Carpi zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Die 1970er Jahre markieren eine vergleichsweise unproduktive Periode im Schaffen Carpis. Es ist eine Phase der Verfeinerung und Perfektionierung, in der wesentliche stilistische Entwicklungen ausbleiben. Auffällig ist allerdings, dass Carpi nun zunehmend größere Sorgfalt auf die Gestaltung der Hintergründe verwendet, wodurch er sich bald den Ruf als Spezialist für historische Settings verdient. Katalysator dieser bereits in einigen seiner früheren Literaturparodien angelegten Entwicklung ist seine Mitarbeit an der Saga „Glanz und Gloria derer von Duck“, zu der er 1970 drei Episoden beisteuert, die unter anderem im alten Rom und im Spanien des 15. Jahrhunderts spielen. Hier stellt er eindrucksvoll sein Talent unter Beweis, vergangene Epochen zeichnerisch zum Leben zu erwecken, eine Qualität, die er in den folgenden Jahren auch in diversen Wild-West-Storys (z. B. I TL 968-AP und I TL 1012-AP) sowie in seiner Sandokan-Persiflage „Die Perle von Labuan“ zur Geltung bringt. Infolge dieses Trends zu historischen Abenteuergeschichten tritt im Maus-Bereich das bis dahin dominante Genre des Krimis in den Hintergrund. Dies erlaubt es Carpi, die Figuren verstärkt in Action- und Slapstickszenen zu verwickeln und dadurch insbesondere Micky auf der visuellen Ebene neue Facetten abzugewinnen. Und so zeigt sich beispielsweise in den Western-Comics der Reihe „Le leggendarie imprese di Topolino Kid“, dass der Genuese nicht nur die Ducks, sondern auch den oft als Langweiler verschrienen Mäuserich humorvoll in Szene zu setzen versteht.
Zuletzt aktualisiert: 29.06.2013, 20:37