Warum Giovan Battista Carpi zu den besten 20 Disney-Künstlern gehört
Carpis pummelige Ducks erweisen sich letztendlich als ein kurzlebiges Phänomen und bereits nach wenigen Jahren ist eine erneute Verschlankung der Figuren festzustellen. Mitte der 1960er Jahre scheint er das richtige Maß dann gefunden zu haben. Insbesondere Donald wirkt geschmeidiger und drahtiger als je zuvor: Der Schnabel ist nun etwas länger und geschwungener, die Kopfform ovaler und die Körperhaltung straffer. An den Proportionen seiner Ducks wird Carpi in den folgenden Jahrzehnten keine relevanten Änderungen mehr vornehmen, der Zeichenstil des Genuesen hat seine klassische Form erreicht. Es ist ein ebenso harmonischer wie dynamischer Stil, der die besonderen Stärken von Carpis vorherigen Stilphasen bewahrt und zugleich deren Schwachpunkte überwindet. Der Fokus liegt dabei weiterhin auf den Figuren, die jetzt noch facettenreicher in Szene gesetzt werden und dadurch zusätzlich an Individualität gewinnen. Gerade Dagobert wird im Laufe der Jahre immer menschlicher, da es Carpi mehr und mehr gelingt, die Vielschichtigkeit seines Charakters bildlich umzusetzen.
Glücklicherweise werden in dieser Periode zumindest einige Skripts dem hohen Niveau gerecht, auf dem sich Carpis Zeichnungen mittlerweile bewegen, so dass 1966 mit „Donald in geheimer Mission“ und „Micky als Kurier des Zaren“ zwei Klassiker des italienischen Disney-Comics entstehen. Zudem kommt es ab 1967 zu einer wieder merklich intensiveren Zusammenarbeit mit Guido Martina, die den Lesern nicht nur einige Literaturparodien (I TL 586-AP; I TL 598-AP) sowie eine Reihe von Maus-Krimis (I TL 620-BP; I TL 659-AP; I TL 675-AP) beschert, sondern auch die erste Phantomias-Story „Die Verwandlung“. Angesichts seines hohen Disney-Outputs ist es umso bemerkenswerter, dass Carpi in dieser Phase die Zeit findet, sich zusätzlich noch als Zeichner der Kauka-Figur Professor Knox zu betätigen, die er zwischen 1965 und 1967 in insgesamt zwanzig Geschichten verwendet.
Zuletzt aktualisiert: 29.06.2013, 20:37