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Die Ticks der Zeichner - Folge 3: Die Murry-Handstellung


Parallel zu Barks‘ Meisterwerken erschien im amerikanischen "Walt Disney Comics & Stories" auch die Maus-Fortsetzungsgeschichten von Paul Murry. In diesen meist 24-seitigen Storys ging Micky fast immer gemeinsam mit seinem Freund Goofy auf Verbrecherjagd. Dieser bekam von Murry besonders schlabbrige Klamotten verpasst und wirkte auch sonst schlaksiger als bei anderen Zeichnern. Ein weiteres Charakteristikum Goofys ist aber auch eine gewisse Geste, die ihm Murry auf den Leib schneiderte: Ähnlich einer Gähn-Bewegung, hält Goofy seinen Arm nach vorne gestreckt und knickt die Hand dabei nach oben ab.

Murry benutzte diese Pose nicht etwa selten, auch nicht gelegentlich, genauso wenig wie regelmäßig. Auch das Wort "häufig" trifft es nicht so ganz... er benutzte sie STÄNDIG! Die Handstellung taucht sogar derart oft auf, dass es gar nicht nötig ist, eine Collage zu erstellen. Ein Seitenausschnitt reicht aus. Aber seht selbst:

Murry-Handhaltung
4 von 5. Aus "Kein Schatz am Elchsee". Insgesamt kommt die Handstellung in dieser Geschichte 40-mal zum Einsatz.

In der Hall of Fame 5 schreibt Germund Silvegren über dieses Phänomen: "Murry hatte ein erstaunliches Gefühl für Goofys Körperhaltung und entwickelte die Pose, in der Goofy sich eine Hand vor den Mund hält. Das war der einfachste Weg ihn einerseits verloren aussehen zu lassen und andererseits das Panel besser füllen zu können, denn das Hauptproblem bei Goofy sind die langen Arme."

In der Tat wirkt Goofy bei Murry wie jemand, der nicht so ganz auf der Höhe ist. Und zweifelsohne: Murry hat eine ikonische Pose für Goofy geschaffen, die gewisse Teile seines Charakters treffend beschreibt. Meiner Meinung nach hat Murry aber ein bisschen übertrieben, die immerzu gleiche Handstellung wirkt unkreativ und viel zu schematisch. Ein bisschen mehr Variabilität in den Gesten wäre schon drin gewesen... Auch deshalb, weil Goofy eine Figur ist, die nicht immer nur auf ihre Naivität und Ratlosigkeit reduziert werden kann. Aber das ist natürlich nicht nur eine Frage der Zeichnungen, sondern auch der Story.

Die Handstellung ist also durchaus ein Merkmal, anhand dessen man Murrys Stil gut erkennen kann. Allerdings hatte er mit der Handhaltung durchaus Einfluss auf andere Zeichner. Beispielsweise verwendete Massimo De Vita in seinen Anfangsjahren die Handstellung hin und wieder, wie man beispielsweise in "Minni wird verbannt!" (u.a. LTB 17) sehr schön sieht.

von 313er

Zuletzt aktualisiert: 05.10.2013, 20:20
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