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Al Taliaferro

Neben dem berühmten Floyd Gottfredson ist er der berühmteste Comicstripzeichner Disneys. Die Rede ist von Al Taliaferro, welcher mehr als 30 Jahre lang den Donald Duck Werktags- und Sonntagsstrip betreute. Doch in letzter Zeit geriet er zunehmend in Vergessenheit - ein Prozess, den wir mit diesem Porträt verhindern wollen!

4. Charaktere


Welche Figuren hat Taliaferro verwendet? Welche fügte er dem Disney-Kosmos hinzu? Diese und weitere Antworten zum Thema Figuren werden hier gegeben. Bei den neuen Figuren ist natürlich zu beachten, dass die Grundidee (falls nicht anders angegeben) vom Texter Bob Karp kam und Taliaferro nur die grafische Umsetzung übernahm.

4.1 Verwendete Figuren
Al Taliaferro verwendete eine im heutigen Maßstab kleine Anzahl an Figuren. Bevor er die ersten Nebenfiguren aus dem Entenkosmos einführte, benutzte er auch häufig Charaktere aus dem Mausbereich. Besonders Goofy, Klarabella Kuh und Rudi Ross zählten zu seinen Favoriten, aber auch für den Hund Pluto zeigte er Sympathie.

4.1.1 Donald Duck
Da Donald im Grunde der einzige wirkliche Hauptcharakter Taliaferros war und dieser dem Erpel auch seine grundlegenden Eigenschaften mitgab und entscheidend prägte, will ich ihm hier eine eigene Kategorie widmen:
Bei Al Taliaferro ist Donald Duck die Verkörperung des ganz normalen amerikanischen Kleinbürgers, der sich durch das Leben kämpft, dabei auf ganz alltägliche und auch nicht alltägliche Probleme stößt und versucht diese mit Pfiffigkeit zu lösen. Seine große Jähzornigkeit fällt besonders auf.
Donald bekam in den frühen Comicstrips meist Figuren aus dem Mausuniversum zur Seite gestellt, da es an eigenen Figuren für das gerade frisch entstehende Duck-Universum mangelte. Wie bereits erwähnt, hatte er mit Pluto, wie auch in den Cartoons, einige Auftritte, aber auch Goofy kam nicht zu kurz. In diesen frühen Jahren durchlebte Donald sozusagen seine Jugend und Pubertät. Er spielte einigen seiner Mitbürger üble Streiche und machte Sachen, die wir uns heute nur schwer in den Disney-Comics vorstellen könnten. So klaute er Obst von Obstständen oder schoss reich aussehenden Herren mit Schneebällen den Zylinder vom Kopf. Taten, die der heutige Donald, aufgrund der großen Vorbildwirkung keinesfalls tun dürfte. Auch die für Disney-Comics hohe Gewaltrate erschreckt im Vergleich zu heute. Als Vorzeigebeispiel kann hier der Strip ZS 36-09-27 (Donald Duck Sonntagsseiten (DDSS) 3, TGDDSH 232) dienen, in dem Donald Goofy mit einem Anker am Fuß im Hafen versenkt. Würde man den Strip in Gedanken weiterführen, käme man zu dem Schluss, dass Goofy wohl im Hafen ertrinken würde. Diese erschreckende Tatsache führte nach Abdruck des Strips zu Aufruhr im Leserforum des TGDDSH, da viele diesen Strip doch zu brutal für einen Disney-Comic hielten.
Ein weiteres Beispiel: In einer anderen Sonntagsseite hält sich Goofy vor einem Fenster in der Höhe an einem Seil fest. Daraufhin erscheint Donald am Fenster und kitzelt Goofy mit einer Feder, sodass dieser schlussendlich zu Boden stürzt (ZS 36-09-06).
Donalds Jugendjahre enden schließlich mit der Einführung der drei Neffen im Oktober 1937 (siehe 4.2). Durch sie bekam Donald das erste Mal Verantwortung übertragen, schließlich hatte er ab sofort für drei minderjährige Jungs zu sorgen, mit denen er es nicht immer leicht hatte. So wanderte die Rolle des Streichespielers zu den Neffen, zu denen das als Kinder eher passte als zu dem erwachsenen Donald. Dieser hingegen wurde auch hier und da einmal zum Opfer dieser Streiche. Somit wandelte sich Donald vom kindischen Streichespieler zum verantwortungsbewussten, zum Teil auch patriotischen Kleinbürger, welcher im Krieg, obwohl er nicht kämpfen durfte, fleißig mithalf. Auffallend ist auch das Donald in den Dailies oft schönen Frauen (die Taliaferro sehr gerne zeichnete) nachsah. Die Beziehung und Bindung zu Daisy ist bei Taliaferro also viel lockerer als in den damaligen Comics. Ab den späten 40ern, sprich ab den Nachkriegsstrips, ging die Charakterbildung und Entwicklung vermehrt in die Hände des immer wichtiger werdenden Carl Barks über.

4.1.2 Weitere Figuren

Dagobert Duck - gezeichnet von Al Taliaferro
Ein Fakt, der wohl nur den wenigsten Disney-Fans bekannt sein dürfte, ist, dass Taliaferro auch Dagobert Duck in seinen Zeitungsstrips verwendete. Da die Ducks aber, weil ja jeder Zeitungsstrip in sich abgeschlossen sein musste, nicht in fremde Länder reisen konnten, hat Dagobert dort eine vollkommen andere Stellung inne. Dagobert ist eher ein Familienvater, der sich nicht so große Sorgen um sein Geld macht und nicht immer wichtige Geschäfte zu tätigen hat, sondern jemand, der seinen Neffen kleine Anekdoten oder Geschichten aus dem täglichen Leben erzählt. Er tritt vielmehr als Onkel und Familienmensch - im Grunde viel menschlicher - als bei Barks auf. Auch visuell unterscheidet sich der Dagobert in den Zeitungsstrips ein wenig vom harten Geschäftsmann der Comicbooks.

Die zweite aus dem Disney-Kosmos von Taliaferro übernommene Figur ist der zurzeit selten auftretende Primus von Quack. Dieser vertrat sozusagen, den in den Strips nicht auftauchenden Daniel Düsentrieb und bescherte Donald allerlei Erfindungen und Ideen.
Erstmals im Jahre 1961 aufgetreten, kam er in den restlichen Jahren des Taliaferro'schen Werkes vor.

4.2 Erfundene Figuren

Erstauftritt der Neffen in ZD 37-10-17
Die wohl wichtigste Taliaferro'sche Neuschöpfung, eigentlich die wichtigsten Neuschöpfungen, waren Donalds Neffen Tick, Trick und Track. Diese traten das erste Mal im Zeitungsstrip ZS 37-10-17 auf, noch bevor sie ihr Debüt im Cartoon "Donalds Nephews" gaben. Als Vorlage für das Trio kann man wohl, entweder die schon 1932 erfundenen Neffen von Micky Maus - uns als Mack und Muck bekannt - oder die drei kleinen, bösen Wölfchen aus den Silly Symphonies sehen (Die dann leider zu einem, uns bekannten, guten kleinen Wolf umfunktioniert wurden). Bei Taliaferro sind die Neffen weder die schulschwänzenden Jungs, noch die strebsamen Musterknaben. Sie sind eher eine Mischung von beidem, also ganz normale Knaben (oder eher Küken) die wie alle anderen zur Schule gehen müssen.

Auch sehr bedeutend für den Entenkosmos ist Daisy Duck, angelehnt an Als Frau Lucy, die das erste Mal im Daily-Strip YD 40-11-04 auftrat. Bei Taliaferro trat Daisy immer mit Hut und nicht mit Schleife auf. Eine vermeintliche Vorgängerin war Donna Duck, die sich das erste Mal im Cartoon "Don Donald" in die Entenwelt begab. Jedoch ist diese, entgegen der in der Comic-Szene üblichen Meinung, nicht Daisy Duck, denn die beiden Damen trafen in Daily Strips der frühen 50er öfters aufeinander, womit wohl erwiesen wäre, dass Donna nicht eine frühe Daisy unter einem anderen Namen ist. Daisy folgte meist den aktuellen Modetrends der realen Welt, besonders ihre Hutmodelle erinnerten immer stark an das aktuelle Modell von Mrs. Taliaferro.

An seine Schwiegermutter Donnie M. Wheaton hat Al Dorette "Oma" Duck angelehnt. Das erste Mal im Werktagsstrip YD 43-09-09 aufgetaucht, bereicherte sie Entenhausen und den Duckclan als eine Familienmutter, zu der jeder kommen konnte, um sein Herz auszuschütten. Auch hier gab es bereits eine Vorgängerin, die in einem Bild an der Wand von Donalds Haus im Daily ZD 40-08-04 zu sehen war.

Dorette Duck aus dem Jahre 1951 - aus der Feder Taliaferros

Ob er unter die Kategorie "Figuren" fällt, ist ein Streitfall, Fakt ist jedoch, dass Donalds 313 nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken wäre. Schon Micky Maus fuhr 1930 einen ähnlichen Wagen und auch in "Don Donald" von 1937, kommt Donald mit einem ähnlichen Auto daher, um es dann aber gegen einen Esel einzutauschen. Doch Taliaferro führte das Auto in YD 38-07-01 wieder ein, die Nummertafel "313" (3*13 um das Pech Donalds zu symbolisieren) kam erst in YD 40-03-22 dazu.

Ebenfalls eher ein Gegenstand ist Onkel Dagoberts Glückszehner, der auch Erster Zehner, Glückstaler oder Nummer Eins genannt wird. Dessen Erfindung wird oft Carl Barks zugeschrieben, tatsächlich wurde die Münze - damals unter dem Namen "The first Dollar you ever earned" - schon im Jahre 1951 bei Taliaferro erwähnt. Carl Barks nahm dann die Idee des ersten Zehners wieder auf und machte ihn zu dem, was er heute ist.

Das erste Mal im Classic Cartoon "Die Gipfelstürmer" von 1936 aufgetreten, machte Taliaferros Texter Bob Karp Bolivar in YD 38-17-03 zu Donalds Hund. Er wurde 1948 aus den Dailys verbannt und für die längeren Comics in Bernie umbenannt, da sich die kolumbianische Regierung wegen der Verunglimpfung des Namens ihres Nationalhelden "Simon Bolivar" beschwerte. Er findet heute leider nur noch äußerst selten Verwendung.

Ein weiterer vierbeiniger Freund Donalds ist der Spaniel Fido, der, obwohl er heute nahezu unbekannt ist, es auf ganze 70 Auftritte in den Dailys brachte. Er war sozusagen ein Pendant zum eben genannten Bolivar.



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 15:15
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