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Romano Scarpa

Wenn es darum geht, die lustigsten, schönsten, spannendsten und besten Comics der Historie des Lustigen Taschenbuches aufzuzählen, werden seine Werke immer und immer wieder genannt. Trotz seines Todes im Jahre 2005 ist Romano Scarpa mit etwa 450 Disney-Comics und über 50 Jahren zuverlässiger Arbeit nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken.

Seoul 1988 - Olympisches Fieber (I TL 1705-AP; LTB 130; 250 S.)
Durch Daniel Düsentrieb gelangt Dagobert in Besitz der sogenannten "Zukunftsvideokamera" (kurz Zuvika), mit der Dagobert schon vor dem Stattfinden der olympischen Spiele 1988 in Seoul über die Ergebnisse berichten kann. Doch der Weg nach Südkorea erweist sich als steinig... (Ausführliche Rezension)
Besonderes: Es handelt sich hier nicht nur um einen der längsten, sondern auch um einen der politischsten Disney-Comics überhaupt. Der Konflikt von Nord- und Südkorea wird durch die Liebe von Kim und Chen Dai-Sim von Scarpa sehr schön dargestellt, ohne dass er sich auf eine Seite schlägt. Des Weiteren setzt Scarpa nahezu alle seine neu erfundenen Charaktere ein. Und: Aufmerksame Leser können im letzten Panel die Initialen des Maestros erkennen.

Die Jagd auf Karte Nr. 1 (I TL 1894-BP; LTB 177; 76 S.)
Euro Disneyland wird bald in Paris eröffnet! Als Marketing-Strategie veranstaltet man eine Schnitzeljagd nach der ersten Eintrittskarte in den Park. Teilnehmer sind die Ducks, die sich in verschiedene Teams aufspalten, sowie Mac Moneysac mit den Panzerknackern. Eine Jagd durch ganz Europa beginnt... (Ausführliche Rezension)

7. Cover & Illustrationen



Cover zur Gottfredson-Geschichte "Die Urzeit-Insel"
In punkto Coverzeichnungen kann man zu Romano Scarpa eigentlich nicht viele Worte verlieren, da er nur wenige Cover für das "Topolino" anfertigte. Ende der 80er zeichnete er außerdem einige Cover für die amerikanischen Reihen "Mickey Mouse" und "Uncle Scrooge".

Sehr interessant ist aber, dass Scarpa in den 80ern einige Cover für die Reihe "Topolino collezione ANAF" zeichnete, in der Gottfredson-Abenteuer nachgedruckt wurden. Die Zeichnungen sind Collagen mit Szenen aus einer im Band abgedruckten Geschichte.

Hier sind alle Cover und Illustrationen von Romano Scarpa übersichtlich aufgelistet. Von diesen sind allerdings viele nur aus seinen Geschichten ausgeschnitten wurden, dass heißt er hat sie nicht extra für die jeweiligen Reihe angefertigt.


8. Non-Entenhausen


In diesem Punkt wollen wir uns ein wenig mit dem Werk Scarpas beschäftigen, das nicht aus Entenhausen stammt.
Zunächst einmal wären da Scarpas Schneewittchen-Geschichten, die er ebenfalls für Mondadori zeichnete. So handelt schon Romano Scarpas allererster Disney-Comic nicht von Donald, Micky & Co., sondern von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Insgesamt waren es zwölf Schneewittchen-Geschichten, die Scarpa zeichnete, von denen allerdings keiner in deutscher Sprache veröffentlicht worden ist.


Aus Scarpas Zeichentrickserie "Die Jagd nach dem Kju Wang"
Im Comic-Bereich zeichnete er weiterhin jeweils eine Geschichte mit Lupo für Kauka ("Hosenträger gefällig?", erschienen im Lupo-TB 4) sowie eine mit Yogi-Bär. Hinzu kommen ein paar Geschichten mit der italienischen Comic-Figur "Angelino".

Widmen wir uns nun aber noch ein wenig Scarpas zweiter Liebe, den Trickfilmen: Wie im Lebenslauf erwähnt, betrieb Scarpa von 1945 bis 1953 ein eigenes Animationsstudio, wo er recht erfolgreiche Zeichentrickfilme wie "E poi venne il diluvio" und "La piccola fiammiferaia" schuf.
Auch in seinem späteren Lebenslauf war Scarpa an einigen Trickfilm-Projekten beteiligt. So wirkte er zum Beispiel in den 70ern an den Filmen "Aihnoo degli Icebergs" und "The Fourth King" mit. Des Weiteren war Scarpa Schöpfer der TV-Serie "Die Jagd nach dem Kju Wang", welche insgesamt 26 Episoden hatte und in seiner Heimatstadt Venedig spielt. Die Serie wurde in Deutschland auf dem Kinderkanal ausgestrahlt.

9. Sekundärliteratur & Links


In Italien gibt es von dem Trio Luca Boschi, Andrea Sani und Leonardo Gori mehrere Bücher über Scarpa, die allerdings nicht in Deutschland erschienen und nur schwer erhältlich sind.

Deutsche Sekundärliteratur über Scarpa gibt es aber natürlich auch, hier eine Auswahl:
Reddition 43 - In der Zeitschrift für Graphische Literatur widmet sich Helmut Friedl auf fünf Seiten widmet Scarpa. Zudem sind Porträts zu sieben anderen Disney-Comic-Zeichnern vorhanden.
Der Donaldist 101 - Obwohl man sich im Donaldisten zumeist Carl Barks zuwendet, ist in dieser 1997 erschienen Ausgabe ein 14-seitiges Porträt über den Maestro abgedruckt. Der Autor Kurt Appel beschäftigt sich vor allem mit den klassischen Werken Scarpas.
TGDDSH 218 - Im Rahmen des "Zeichnerporträts" schreibt hier Wolfgang J. Fuchs auf einer Seite über Scarpa.
Hall of Fame 3 & 11 - In diesen beiden Bänden (siehe 5.5) waren mit Timo Ronkainen, Olaf Solstrand, Luca Boschi, Leonardo Gori und Scarpa selbst verschiedene Autoren am Werk. Nach einer mehrseitigen Einführung zu Scarpa gibt es zu fast jeder abgedruckten Geschichte einen kurzen Kommentar.

Wer im Netz Weiteres über Scarpa erfahren möchte, sei auf folgende Seiten verwiesen:
Thread im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. über Scarpa
Eintrag zu Scarpa in der Duckipedia
"Zum Gedenken an Romano Scarpa" auf LTB-Online
Text von Frank Stajano über Scarpa (Englisch)
Kleines Porträt über Scarpa auf www.ehapa-comicnews.de

10. Fazit



Eine Zeichnung, die Scarpa für Carl Barks anfertigte
Nun, nach so einem langen und hoffentlich interessanten Text, müssen natürlich auch noch ein paar abschließende Worte her: Es ist wohl eine spannende Frage, was eigentlich wäre, wenn Romano Scarpa nicht da gewesen wäre bzw. er nie bei Mondadori / Disney Italia gearbeitet hätte. Man kann wohl guten Gewissens behaupten, dass die italienische Disney-Comics-Kultur nicht so wäre, wie sie heutzutage ist. Und auch bei unserem Lustigen Taschenbuch darf bezweifelt werden, ob es sich zu solch einem Verkaufsschlager und Kultcomic entwickelt hätte.

Freilich, Scarpa hat dieses Fundament der italienischen Disney-Comics nicht alleine geschaffen, da muss man natürlich auch anderen seiner Zunft, wie Guido Martina, Giovan Battista Carpi oder Luciano Bottaro, den entsprechenden Tribut zollen. Aber Scarpa stellte wohl die prägendste Figur im Disney-Kosmos Italiens dar.

Nun, da stellt sich doch aber die Frage, was diesen Romano Scarpa eigentlich zu der Legende machte, die er heute ist? Seine tollen und ausdrucksstarken Zeichnungen? Seine spannenden und durchdachten Storys? Seine neuerfundenen Figuren? Oder seine 50 Jahre lange Treue zur Materie?
Sicherlich sind das alles Dinge, die ihn ausgezeichnet haben und für die er noch heute geschätzt und geliebt wird. Ich persönlich jedoch denke, der wichtigste Faktor für den durchschlagenden Erfolg des Romano Scarpa war, dass er selber ein Fan dieser Comics war. Begeistert von den Abenteuern aus der Feder Floyd Gottfredsons, steckte er selbst seinen ganzen Enthusiasmus in sein eigenes Werk. Bei den Ducks war es Carl Barks, den er als unerreichbaren Meister betrachtete. Doch Scarpa braucht sich vor Vergleichen mit seinen beiden Vorbildern nicht zu verstecken, längst zählen ihn Fans neben Barks und Gottfredson zu den großen drei Legenden der Disney-Comics-Historie.

Sein bester Schüler, Giorgio Cavazzano, bringt sein Verhältnis zu Scarpa im Interview auf www.lustige-taschenbuecher.de auf den Punkt: "Ich könnte heute nicht über Comic-Zeichnungen und Stil sprechen, wenn ich Romano Scarpa nicht begegnet wäre. Teilhaber seiner kreativen Arbeit zu sein war etwas ganz Besonderes, der Bleistift wirkte magisch in seiner Hand. Ich erinnere mich an wunderschöne und unvergessliche Momente mit dem großen Meister. Ihm gilt meine ganze Bewunderung und tiefe Freundschaft."

Und als Abschluss dieses Porträts soll noch ein weiteres Zitat dienen, diesmal von Luca Boschi aus der Hall of Fame 3: "Er war der Künstler, der Italien auf die Karte des Disney-Universums setzte. 50 Jahre lang hat er zur Freude von mehreren Generationen von Comicliebhabern gezeichnet und getextet. Es ist traurig, dass Scarpa nicht mehr für uns zeichnen und erzählen soll, aber er hat Geschichten geschaffen, die wir immer wieder lesen und es gibt noch viele, die wir mit Freude zum ersten Mal lesen können. So ist das mit den großen Künstlern: Sie leben in der Arbeit weiter, die sie hinterlassen, und in den Herzen derer, die sie entgegennehmen."

Danke Romano!


von Manuel Schumann, Oktober 2008
Letzte Aktualisierung: 19.07.2011
Quellen: Inducks (Sämtliches), Duckipedia (Lebenslauf, Non-Entenhausen), ltb-online (beste Geschichten), Hall of Fame 3 & 11, Reddition 43 (Lebenslauf)




Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 19:00
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