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Romano Scarpa

Wenn es darum geht, die lustigsten, schönsten, spannendsten und besten Comics der Historie des Lustigen Taschenbuches aufzuzählen, werden seine Werke immer und immer wieder genannt. Trotz seines Todes im Jahre 2005 ist Romano Scarpa mit etwa 450 Disney-Comics und über 50 Jahren zuverlässiger Arbeit nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken.

4.2 Erfundene Figuren
Romano Scarpa hat nicht nur über 50 Jahre Comics auf hohem Niveau gezeichnet, sondern auch Entenhausen um einige Charaktere erweitert. Insbesondere die weibliche Seite wurde durch ihn gestärkt.

a) Mäuse

Erstes Treffen mit Atömchen
Scarpas erste prominente Neuschöpfung war Atömchen (Orignalname: Atomino Bip-Bip). Das von dem Gottfredson-Charakter Professor Wunderlich (bzw. Professor M) erfundene Atom stand erstmals 1959 in Micky und die vierte Dimension (I TL 206-AP; LTB 76, MMJB 2) an Mickys Seite. In fünf weiteren klassischen Episoden bildet Atömchen eine adäquate Alternative zu Goofy. Scarpa verwendete es darauf auch noch zweimal in kürzeren Maxi-Smart-Geschichten (des Weiteren entsteht eine Geschichte mit ihm von Gian Giacomo Dalmasso). Danach verwendete es Scarpa innerhalb seiner Laufbahn nur noch ein einziges Mal - und zwar in Das größte Geschenk (F JM 98235, MM 52/01), wo man es im letzten Panel erblicken kann.
Atömchen setzte sich bei anderen Autoren nie so richtig durch, auch wenn es seit den 80ern einige wenige Male auftrat, wie z.B. in Kosmischer Buchstabensalat (LTB 157).

Ein weiterer "Goofy-Ersatz" ist Maxi Smart bzw. Bruno (Originalname: Gancetto oder Bruto), der ab Mitte der 70er in über 20 Scarpa-Geschichten Micky beim Auflösen seiner Fälle half.
Eine sehr verwirrende Tatsache ist, dass es Maxi Smart eigentlich schon geraume Zeit früher - nämlich seit 1949 - gab. Dieser tauchte in den Zeitungsstrips von Bill Walsh und Manuel Gonzales auf, bevor ihn in den 60ern die Italiener in längere Geschichten einbauten. Darunter war eben auch Romano Scarpa, der dann - nachdem er schon einige Skripts mit dem alten Maxi Smart geschrieben hatte - 1975 die Idee hatte, mit Bruno seinen Adoptivsohn zu kreieren. In der deutschen Übersetzung ist es leider so, dass oftmals beide Charaktere mit demselben Namen übersetzt wurden, was natürlich leicht zu Verwechslungen führen kann.
Nachdem 1994 mit I TL 1996-CP (nicht auf Deutsch erschienen) die vorerst letzte Geschichte mit Maxi Smart, dem zweiten, erschienen war, ruhte der Charakter zehn Jahre, bis ihn Casty wieder aus der Versenkung holte und einige Skripts mit ihm konzipierte.


Micky mit sämtlichen Scarpa-Schöpfungen
Eine weitere wichtige Tat Scarpas war es, Mickys Erzfeind Karlo ein Umfeld zu schaffen, mit dem er noch authentischer wirkte. Zum einen wäre da seine Freundin Trudi (Originalname: Trudy), die in Micky Maus und die Irokesenkette (I TL 230-AP; LTB 9) im Jahre 1960 erstmalig auftrat. Scarpa verwendete sie in den darauffolgenden 40 Jahren noch 25 weitere Male. In den 60ern wurde Trudi bereits von den Autoren Ennio Missaglia und Gian Giacomo Dalmasso verwendet, im Laufe der 70er und 80er griffen dann immer mehr Künstler auf sie zurück.

Weiterhin stellte Scarpa mit Kralle (Originalname: Plottigat) Karlo einen - ebenfalls kriminellen - Vetter beiseite. Er hatte seinen ersten Auftritt allerdings erst 1977 in Wolfsmond (I TL 1102-B; LTB JE 2). Trotz der insgesamt 8 Geschichten, die Scarpa mit Kralle schrieb und zeichnete, setzte er sich aber im Gegensatz zu Trudi nie derart durch und wurde erst 1989 in Die Verlobten (I TL 1769-AP; LTB 151; von Bruno Sarda und Franco Valussi) erstmals von anderen Autoren verwendet. Ein Autor, der übrigens auch heute noch sehr gerne auf Kralle zurückgreift, ist Carlo Panaro.

In Micky Maus und die Irokesenkette ist neben Trudi auch noch eine weitere Neuschöpfung von Scarpa zu finden: Mickys Tante Linda (Originalname: Zia Topolinda), in der Scarpa allerdings anscheinend nicht viel Potenzial sah, da er sie als Autor daraufhin nie mehr auftauchen ließ. Lediglich in Das Geheimnis der alten Dame (I TL 1998-A; DD 476), das auf einem Skript von Claudia Salvatori basierte, zeichnete er sie noch einmal. Nach der Jahrtausendwende gab es aber einen kleinen Aufschwung, immerhin wurden seitdem sieben Geschichten mit Tante Linda veröffentlicht (keine davon fand allerdings den Weg ins Lustige Taschenbuch). Insofern kann man sie also als "Spätzünder" unter Scarpas Schöpfungen bezeichnen.

Schließlich wäre noch Prinzessin Zenobia (Originalname identisch), Goofys Liebe, zu nennen. Hierzulande wird sie wohl von vielen als einmaliger Charakter gehalten, da mit Die "Froschkönigin" (I TL 1468-AP; LTB 149) nur eine Geschichte erschienen ist. Sie tritt jedoch in fünf weiteren Comics aus den 80ern und 90ern auf (u.a. auch in den "Strip-Storys"), die Scarpa allesamt selbst geschrieben hat. Bislang existiert nur eine Geschichte mit ihr, die nicht von Scarpa stammt (I TL 1984-BP).

b) Ducks
Wir beginnen mit der wohl bekanntesten Eigenkreation Scarpas überhaupt: Die Rede ist von Gitta Gans (Originalname: Brigitta MacBridge), welche seit 1960 erfolglos versucht, Dagoberts Herz zu erobern. Die allererste Geschichte mit ihr ist Der letzte Gulu-Gulu (I TL 243-A; LTB 79), in der sie allerdings noch eher eine Nebenrolle spielt. In den folgenden Geschichten Die doppelte Entführung (I TL 272-A; LTB 79), Der Kolumbusfalter (I TL 327-AP; LTB 1, JE 1) sowie Onkel Dagobert ist ein Schatz (I TL 386-A; LTB 7, SP 2) mischte sie dann zunehmend mehr mit, sodass sie mehr und mehr auch von anderen Autoren in die Skripts eingebaut wurde. Einer davon war Rodolfo Cimino, der noch die ersten drei Gitta-Geschichten getuscht hatte. Er schrieb in Zusammenarbeit mit Scarpa Ende der 60er einige lesenswerte Gitta-Geschichten, wie z.B. Onkel Dagobert kriegt sich in die Wolle (I TL 551-A, LTB 21) und Süßer Wettstreit / Der Tortenkampf (I TL 614-A, LTB 26, 172, SP 7).

In Die doppelte Entführung, besagter zweiter Gitta-Geschichte, wurde ihr schon ein Partner zur Seite gestellt: Kuno Knäul (Originalname: Filo Sganga). Der Erfinder und Möchtegern-Geschäftsmann verkörpert den Mittelstand in Entenhausen. Ein Paradebeispiel, wie lustig Scarpa Kuno einzusetzen vermochte, ist wohl Geschäft ist Geschäft (I TL 1091-A; LTB 373) - eine der wenigen Geschichten übrigens, in denen er ohne Gitta an der Seite auftritt.
Im Laufe seiner Karriere griff Scarpa immer mal wieder auf das Duo Gitta und Kuno zurück und integrierte sie damit fest in den Stamm der Duck-Figuren.


Dummi Duck in LTB 310
Ein weniger bekannter Charakter Scarpas ist Dummi Duck (Originalname: Sgrizzo Papero), ein weiterer Vetter von Donald. Im Oktober 1964 wurde er durch I TL 465-B (nicht auf Deutsch erschienen) von Scarpa ins Leben gerufen - ohne zu wissen, dass im selben Jahr ein anderer Autor auf eine ähnliche Charakteridee gekommen war: Die Rede ist von Dick Kinney, der zusammen mit Al Hubbard Dussel kreiert hatte. Dieser setzte sich dann auch gegenüber Dummi durch, den Scarpa lediglich in Seoul 1988 - Olympisches Fieber (I TL 1705-AP; LTB 130) noch einmal selber auftreten ließ. Eine weitere Geschichte mit ihm, die allerdings von Luca Boschi geschrieben wurde, ist Vergebliche Suche nach Ruhe (I TL 2161-1; LTB 310). Ab 1993 wurde er auch von anderen Autoren übernommen, vor allem Ende der 90er gab es wieder verstärkt Dummi-Geschichten. Dennoch bleibt er nach Dussel meist nur zweite Wahl.

Anhand der Figur Dolly Duck (Originalname: Paperetta Yé-Yé) kann man erkennen, dass sich Scarpa durchaus auch mit dem Werk von Carl Barks beschäftigt hat. Denn Dolly ist die Enkelin von Nelly, die in Barks' Wiedersehen mit Klondike auftritt. 1966 wurde sie mit I TL 577-A (auf Deutsch unveröffentlicht) eingeführt, worauf noch insgesamt zwölf weitere Geschichten mit ihr von Scarpa folgten. Eine Geschichte, die sie zum Beispiel als Hauptcharakter zeigt, ist Das Geheimnis des Luna-Parks (I TL 759-B; LTB 354).
In den 80ern wurde Dolly in verändertem Design für die in brasilianische Reihe "Disney Teens" wieder aufgegriffen, die bis 1999 lief und in Deutschland unbekannt sein dürfte. In Italien dagegen erscheinen nur noch vereinzelt Geschichten mit ihr.

Schon in Scarpas erster selbst geschriebenen Geschichte Donald und die Krebse in Burgunder / Der "Rasende Kurier" (I TL 132-AP; LTB 36) führte er einen neuen Charakter ein. Herr Feilmeier bzw. Onkel Dettmar (Originalname: Gedeone) lautet dessen Name - ein Bruder von Onkel Dagobert. Zwei weitere Male setzte Scarpa ihn in kürzeren Geschichten ein (eine davon nach Skript von Rodolfo Cimino). Richtig durchsetzen konnte sich der Zeitungsredakteur allerdings nie.

Nur wenigen dürfte der Name Graf Gollersberg (Originalname: Cavillo Busillis) ein Begriff sein. Der Anwalt taucht in sechs Scarpa-Comics auf, in denen er allerdings lediglich eine Nebenrolle spielt. Zu sehen ist er beispielsweise in Süßer Wettstreit / Der Tortenkampf (I TL 614-A; LTB 26, 172, SP 7) und Der Weise aus Silbirien (I TL 622-B; LTB 372).

Bill und Bull aus Das ewige Feuer der Königin Kalhoa (I TL 303-AP; LTB 2)
Ansonsten existiert überhaupt kein weiterer Disney-Comic mehr mit ihm.

Sonst wären im Duck-Bereich noch König Astroduck / Ducklien (Originalname: Re Ducklien) und dessen andere Gefährten aus dem Weltraum zu nennen, die Scarpa ursprünglich in Kampf ums Gold (I TL 1317-AP, LTB 81) als einmalige Charaktere auftreten ließ, sie aber doch noch einmal in Seoul 1988 - Olympisches Fieber (I TL 1705-AP; LTB 130) verwendete.


Unvergessen bleiben natürlich auch noch andere Kreationen Scarpas, die allerdings nur einen einmaligen Auftritt hatten: Grooby aus Ein entfernter Verwandter (I TL 158-AP; LTB 76, 172, FAZ 16), Der Mann aus Ping-Pong (I TL 380-AP; LTB 13, SP 7) oder auch Der Südsee-Yeti (I TL 216-B; LTB 69, HOF 11), um lediglich drei besonders prägnante Charaktere zu nennen.


5. Scarpa-Comics in Deutschland


Wie der Name schon sagt, zählen wir in dieser Rubrik die Reihen im deutschsprachigen Raum auf, in denen seine Geschichten erschienen sind.
Und nicht nur das: Wir geben einen Ausblick auf die nächsten erscheinenden Scarpa-Comics (wir werden diese Liste dann stets aktualisieren) und beschäftigen uns mit den bislang unveröffentlichen Werken des Altmeisters.

5.1 Lustiges Taschenbuch
Die meisten Comics von Scarpa sind natürlich im Lustigen Taschenbuch erschienen. 1967 wurde die gesamte Reihe durch Scarpas Der Kolumbusfalter (I TL 327-AP) eröffnet und auch die Ausgaben der folgenden Jahre waren sehr von seinen Geschichten geprägt: In den ersten 100 LTBs erschien in jeder Ausgabe durchschnittlich etwa ein Scarpa-Comic.

Während in den 100er-Bänden dann mehr und mehr Giorgio Cavazzano und Massimo De Vita in den Mittelpunkt rückten, wurde nun weniger von Scarpa abgedruckt. Zum einen lag das daran, dass er nicht mehr so produktiv war, zum anderen, weil viele seiner Geschichten nun auch in den 100-Seitern abgedruckt wurden. Bis ins Jahr 2003 etwa ist also im LTB nur in unregelmäßigen Abständen Neues von Scarpa erschienen.

Aktuell dürfen sich Fans jedoch auf eine Menge frisches Material des Altmeisters freuen, denn seit 2007 erscheint in nahezu jedem LTB (meistens als Schlusstory) ein Duck-Klassiker, der oft aus Scarpas zweiter oder vierter Stilphase stammt.
Vor allem in diesem Jahr wurden immerhin schon beachtliche zwölf Geschichten im LTB und dessen Nebenreihen erstveröffentlicht. Damit wurden in den 300er-Bänden schon etwa doppelt so viele Scarpa Comics abgedruckt, wie in den LTBs 200-299.

Auch in den Nebenreihen war Scarpa stets präsent. Während den Weg ins LTB Spezial (21 Veröffentlichungen) und in die Enten-Edition (11) vornehmlich Nachdrucke schafften, gab es im LTB Sonderband und Exklusiv bisher je zwei Erstveröffentlichungen. Auch in den vier Jubiläumseditionen zum 40. Geburtstag des Lustigen Taschenbuches war Scarpa insgesamt sieben Mal vertreten (zwei davon sind zum ersten Mal auf Deutsch erschienen).

5.2 Micky Maus Magazin und Mickyvision

aus Die Wanze / Der elektrische Käfer (I AT 137-A; MM 24-25/74, 37/01)

Da Scarpa am Ende seiner Karriere bei Egmont beschäftigt war, sind von ihm nach der Jahrtausendwende insgesamt elf Comics in der Micky Maus erschienen. Aber auch schon in den 70ern wurden hin und wieder insbesondere S-Code-Geschichten von ihm in der Micky Maus und in der 1991 eingestellten Mickyvision abgedruckt. Dies hing damit zusammen, dass es damals wenig Nachschub an amerikanischen Comics gab (z.B. weil Carl Barks 1966 in Pension gegangen ist), sodass man nun auf italienisches Material zurückgreifen musste. Teilweise wurden aber nicht nur die vier-reihigen S-Code-Geschichten, sondern auch normale, drei-reihige Topolino-Comics von Scarpa für die beiden Publikationen ummontiert. Leider wurden dabei aber sehr häufig (vor allem in der Mickyvision) Teile der Handlung gekürzt.

In einer Nebenreihe der Micky Maus, nämlich in der "Micky Maus präsentiert", findet sich zudem im elften Heft mit Geheime Wohltaten (I AT 21-A) eine deutsche Erstveröffentlichung einer klassischen Geschichten. Zwei weitere Geschichten wurden in den beiden Micky Maus Jubiläumsbänden von 1998 und 2003 nachgedruckt: Micky und die vierte Dimension (I TL 206-AP; auch LTB 76) sowie Je lauter desto schneller (I TL 1199-A; auch DD 134).

5.3 100-Seiter
1974 wurde die Taschenbuch-Reihe "Donald Duck" eingeführt, in der man natürlich auch regelmäßig Scarpa-Comics abdruckte. In den 529 Ausgaben der Reihe finden sich insgesamt 63 Comics von Scarpa, von denen allerdings einige im LTB Spezial oder in der LTB Enten-Edition nachgedruckt wurden. Es handelt sich dabei insbesondere um Geschichten aus Scarpas späterem Werk aus den 70ern und 80ern.

Weitere 100-Seiter, in denen Scarpa-Comics erschienen sind, sind "Onkel Dagobert" (7), "Panzerknacker & Co." (2) und "Abenteuer-Team" (1).

Das Spiel, das im MM-M und in der MV angewendet wurde, ging übrigens auch andersherum: Einige Comics in den 100-Seitern wurden vom vier-reihigen ins drei-reihige Layout getrimmt.

5.4 Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft
Ins TGDDSH schafften es insgesamt 14 Comics von Scarpa, was für einen italienischen Zeichner nicht unbedingt wenig ist. Vor allem in den Jahren 2002-2005 schenkte man Scarpa viel Aufmerksamkeit, indem man zehn der besagten 14 Geschichten abgedruckt hat. Während zwischen 2006 und 2008 lediglich die Geschichte Freund Hoppsa (S 86024; TGDDSH 246) zu lesen war, wandte man sich Scarpa ab 2009 jedoch wieder mehr zu. Dies kam vor allem damit zum Ausdruck, dass man ihm im April 2010 die 15. Ausgabe in der Spezial-Reihe widmete.



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 16:19
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