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Romano Scarpa

Wenn es darum geht, die lustigsten, schönsten, spannendsten und besten Comics der Historie des Lustigen Taschenbuches aufzuzählen, werden seine Werke immer und immer wieder genannt. Trotz seines Todes im Jahre 2005 ist Romano Scarpa mit etwa 450 Disney-Comics und über 50 Jahren zuverlässiger Arbeit nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken.

3.3 Scarpas Einfluss
Als einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigsten italienische Disney-Zeichner, hat Scarpa natürlich viele Topolino-Zeichner in ihren Zeichenstil geprägt.
In erster Linie waren es Scarpas Tuschezeichner, die sich von dessen Stil inspiriert haben lassen. Die prominentesten Beispiele sind da Giorgio Cavazzano (*1947) und Luciano Gatto (*1934), jedoch entwickelten beide mit der Zeit ihren eigenen, unverkennbaren Stil. Gerade Cavazzano prägte wiederum viele weitere Zeichner der jetzigen Generation (rein stilistisch gesehen hatte er einen größeren Einfluss als Scarpa).
Mit diesen beiden war Luciano Capitanio (*1934 †1969) unter den ersten, die sich an Scarpas Zeichnungen orientierten. In den Jahren vor seinem frühen Tod sahen seine Zeichnungen erstaunlich ähnlich wie die des Altmeisters aus.
Auch Sandro Del Contes (*1955) Stil erinnert stark an Scarpa, jedoch schaffte er es nie, dieselbe Dynamik in sein eigenes Schaffen einzubringen. Ähnlich sieht es beim zweiten Co-Zeichner Scarpas (siehe 3.2) Maurizio Amendola (*1949) aus.
Ein weiterer Name, der vielen LTB-Fans geläufig sein sollte, ist Giuseppe Dalla Santa (*1950 †2011).

Dalla Santa, nicht Scarpa!
Auch er orientiert sich zum Teil stark an Scarpa, was sogar bewirkte, dass Kurt Appel in seinem Artikel in "Der Donaldist 101" (siehe 9.) einige Comics von Dalla Santa - wie zum Beispiel Abenteuer im Comicland (LTB 186) und Der Ritter ohne Furcht und Adel (LTB 203) - fälschlicherweise Scarpa zusprach.
Des Weiteren darf man Valerio Held (*1958) nicht vergessen, dem es auch heute noch gelingt, seinen Zeichnungen einen klassischen Touch zu geben.
Ein Künstler, der in den neuen LTBs für Furore sorgt, war ebenfalls ein großer Fan von Scarpa: Andrea Castellan (*1967), der unter dem Pseudonym "Casty" besser bekannt sein dürfte. Für seine Maus-Geschichte sucht er nicht nur in Scarpas Zeichenstil Inspiration, sondern auch in dessen Erzählweise. Kaum einem gelingt es besser, die Atmosphäre in Scarpas Comics besser einzufangen, als Casty.
Auf der Autoren-Ebene bliebe noch Luca Boschi zu nennen, der nicht nur in seinen eigenen Comics sehr oft Scarpas Charaktere verwendete, sondern auch ein Buch über den Maestro geschrieben hat.

4. Charaktere


Mit welchen Figuren arbeitete Scarpa sehr gerne? Mit welchen konnte er nicht so viel anfangen? Wie hat er die Palette an Charakteren in Entenhausen erweitert? Die Antworten darauf findet man in diesem Bereich!

4.1 Verwendete Figuren
Eine allgemeine Tendenz, die bei Scarpa sichtbar war, ist die Verwendungen von klassischen Charakteren von Floyd Gottfredson und Carl Barks. Figuren dagegen, die erst im Laufe seiner Karriere erfunden wurden - beispielsweise Zapotek & Marlin, Indiana Goof und Phantomias - sucht man in seinen Skripts vergeblich.

a) Hauptcharaktere
Donald Duck, Dagobert Duck, Micky Maus - eine dieser drei Figuren nimmt in fast allen alten Geschichten aus Italien die Rolle als Hauptcharakter ein. Und Geschichten, in denen keiner dieser Dreien auftaucht, sind bis in die 90er rar gesät. Dementsprechend sind sie auch in den meisten Scarpa-Geschichten die zentralen Figuren.

Wie er oft betonte, war Micky Scarpas absoluter Lieblingscharakter. Wie auch bei Gottfredson ist sein Micky zwar ein intelligenter, aber keineswegs ein perfekter und fehlerfreier Mensch. Die Arroganz, die Micky von vielen (Duck-)Fans vorgeworfen wird, kann man in Scarpas Geschichten beim besten Willen nicht entdecken (zumindest in denen, die er selbst geschrieben hat). Auch gegenüber Goofy zeigt er sich respektvoll und reagiert nicht - wie in einigen anderen Micky-Comics - verärgert auf dessen Naivität. Darüber hinaus kann Micky die Fälle bei Scarpa nicht derart spielend und ohne Probleme im Alleingang lösen, wie es bei manch anderen Geschichten der Fall ist (im wahrsten Sinne des Wortes).

Aus Die Jagd auf Karte Nr. 1 (I TL 1894-BP; LTB 177)

Dagobert war ebenfalls ein Charakter, den er sehr mochte. Dass er insbesondere von den Abenteuern aus der Feder von Carl Barks begeistert war, zeigte sich darin, dass Scarpa einen Dagobert benutzte, der sich von den anderen italienischen Geschichten zu dieser Zeit eindeutig differenzierte. Dort war Dagobert allgemein (und insbesondere bei den Geschichten von Guido Martina und Giulio Chierchini) sehr, sehr hart und stellenweise auch brutal gegenüber seinen Neffen. Scarpa dagegen hat vor allem die versteckte, großzügige Seite des bark'schen Dagoberts eingefangen, was sich sehr gut anhand von klassischen Geschichten wie Der Südsee-Yeti (I TL 216-B; LTB 69, HOF 11) und Der letzte Gulu-Gulu (I TL 243-A; LTB 79) beweisen lässt. Selbst in den Geschichten, die Scarpa nur gezeichnet hat, verhält sich Dagobert selten übertrieben hart. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Scarpa gelegentlich die Plots der Autoren noch ein wenig veränderte und somit das Verhalten Dagoberts seinen eigenen Vorstellungen anpasste.

Donald war im Gegensatz zu Micky und Dagobert ein Charakter, welchen Scarpa weniger interessant fand. Das wird auch anhand der Tatsache deutlich, dass in allen Scarpa-Comics Donald und sein Onkel ca. 250-mal auftauchten, von denen allerdings nur in etwa 100 Geschichten Donald Hauptcharakter ist, Dagobert jedoch in rund 150.
Zudem ist Donald eine Figur, der sich bei Scarpa in seinem Auftreten nicht wesentlich zu dem von anderen Autoren unterscheidet.

b) Mäuse
Goofy war natürlich auch in Scarpas Maus-Geschichten die absolute Nummer eins unter Mickys Gefährten. Insgesamt trat er in über 130 Scarpa-Geschichten auf. Mal hatte er dabei eine größere Rolle, mal trat er nur am Rande auf, meistens jedoch begleitete er Micky bei seinen Kriminalfällen. Scarpa stellte Goofy nicht als dumm dar, sondern hob vor allem seine spleenige, extravagante Seite hervor. Das Werk, das sich wohl am tiefgründigsten mit der Freundschaft von Micky und Goofy beschäftigt, ist Goophysseus, der Super-Athlet (I CWD 45-A; LTB 97).
Das amerikanische Phantomias-Pendant - die Rede ist von Supergoof - schien Scarpa nicht sonderlich anzusprechen. Zwar zeichnete er vier S-Code-Geschichten mit dem von Del Connell und Paul Murry erschaffenen Charakter, selber schrieb er allerdings keine Geschichte mit ihm.

Zu Mickys Partnern zählte neben Goofy und Scarpas Neuschöpfung Atömchen natürlich auch Gamma, mit dem er insgesamt acht Comics zeichnete (vier davon selbst getextet).
Ganze 19-mal verwendete Scarpa Maxi Smart und erfand sogar noch seinen Adoptivsohn (siehe 4.2). Er ließ ihn insbesondere in den 60ern in Geschichten auftreten, in denen er oft sogar Hauptperson war.

Minni hatte wie bei vielen anderen Autoren auch nur den Status als Nebenfigur zu Micky inne. Von Scarpa existiert keine Geschichte mit ihr als Hauptperson, selbst Handlungem, in der sie eine relativ große Rolle spielt, wie z.B. Das kostbare Korallenkänguruh (I TL 400-AP; LTB 29, 172) sind selten. Auch Pluto und Mack und Muck waren wie in den meisten anderen italienischen Comics weniger wichtige Charaktere.


Rudi als Hauptcharakter in Rudis rasende Reparaturen (I TL 2198-1; LTB 314)
Seitens der Polizei tauchte Kommissar Hunter in 72 Geschichten und damit sehr häufig auf, in der Hälfte der Geschichte wurde er von Inspektor Issel "unterstützt". Weitere gern von Scarpa benutze Nebencharaktere waren Rudi und Klarabella.

Scarpas Lieblingsgegenspieler Mickys war eindeutig Kater Karlo, den er in über 50 Geschichten (zwei Drittel davon als Autor) durch die Erfindungen von Trudi und Kralle (siehe 3.2) wesentlich authentischer machte. Eine Geschichte, die übrigens sehr schön eine andere Seite im Verhältnis von Karlo und Micky beleuchtet, ist Das größte Geschenk (F JM 98235; MM 52/01) aus Scarpas Spätwerk.

Sechs Geschichten zeichnete Scarpa mit dem Schwarzen Phantom, von denen er allerdings nur eine, nämlich Der goldene "Eisenkamm" (I TL 1474-A; OD 25, LTB SP 21), selbst getextet hat.

Des Weiteren ließ Scarpa manche alte Gottfredson-Charaktere wie beispielsweise Käpt'n Dobermann, Patrizia und Professor Wunderlich wieder kurzzeitig aufleben.

c) Ducks
In fast allen Geschichten mit Donald tauchen auch Tick, Trick und Track auf - nur eben in sehr seltenen Fällen als Hauptcharaktere. Wie in den meisten italienischen Comics sind die Neffen nicht die Schulschwänzer, wie es bei Barks in den 40ern der Fall war, sondern vielmehr diejenigen, die ihren beiden Onkeln oftmals über sind.

Daisy tritt bei Scarpa immerhin etwa 50-mal auf, oftmals hatte sie aber keine tragende Rolle in der Handlung. Da Scarpa aber auch Geschichten zur Reihe "Daisys Tagebuch" beisteuerte, ist sie insgesamt neunmal Hauptcharakter. Im LTB ist von diesen Geschichten aber lediglich Aus Dasisys Tagebuch - Fernsehrezepte (I TL 1630-A; LTB 140) erschienen.

Mit Dussel sind von Scarpa insgesamt 13 Geschichten bekannt. Als Autor verwendete er ihn aber nur in seinen epischen Geschichten, in denen ohnehin eine ganze Palette an Charakteren auftauchte.
Ähnlich verhält es sich auch mit Gustav. Mit ihm zeichnete er aber insgesamt 40 Geschichten, was vor allem daran liegt, dass ihn Abramo und Gian Paolo Barosso in ihren Skripts sehr häufig verwendeten. Selber schrieb Scarpa aber nur sechs Skripts mit dem "stadtbekannten Glückspilz".

Ein Charakter dem Scarpa wie es scheint gar nicht zusagte war Phantomias. Und dennoch war er mit der zweiten und dritten Geschichte über Donalds "altem Ego" (beide von Guido Martina geschrieben und beide in LTB 41 erschienen) maßgeblich an dessen Fundament beteiligt. Dies waren aber gleichzeitig seine letzten beiden Comics mit dem Rächer, welcher in der Folgezeit vor allem von Massimo De Vita in Szene gesetzt wurde.

Daniel Düsentrieb war ein Charakter, auf den Scarpa gerne zurückgriff. Insgesamt hat er über 60 Geschichten mit ihm gezeichnet, bei einem Drittel davon war er selber Texter.

Bei der Barks-Kreation Gundel Gaukeley ist interessant, dass Scarpa sie nur in einer selbst geschriebenen Geschichte verwendet hat - und zwar in Das erste Fußballspiel der Welt (I CWD 54-A, LTB 82). Weiterhin sind "nur" ein Dutzend weitere Geschichten mit ihr erschienen, in denen Scarpa lediglich Zeichner war.


Auch in der Vergangenheit präsent, hier aus Glanz und Gloria derer von Duck (I TL 749-AP; u.a. LTB 93, LTB EE 11)
Bei den anderen Gegnern von Dagobert, sprich die Panzerknacker und Klaas Klever, sieht das anders aus: Mit Klaas Klever zeichnete Scarpa insgesamt 46 Comics, allerdings schrieb Scarpa nur zehn davon. Zunächst versuchte er sich 1965 mit Der geteilte Berg (I TL 489-A, LTB 104) an dem Barks-Charakter, ließ ihn dann aber eine Weile ruhen und setzte ihn in den 70ern dann einige Male ein. Insbesondere Guido Martina war ein häufiger Lieferant für Klever-Geschichten. So sind von dem Duo einige relativ bekannte Geschichte erschienen, wie z.B. Onkel Dagobert führt Klaas Klever an der Nase herum / Ein untrüglicher Riecher (I TL 649-A, LTB 30), Der Tunnel unter dem Ärmelkanal / Ein harter Kampf (I TL 773-AP, LTB 37) und Schatzsuche mit Hindernissen / Gnadenlose Gegner (S 71123, LTB 79).

Über 80 Geschichten fertigte Scarpa mit den Panzerknackern an, bei denen er ganze 27-mal Autor und Zeichner in Personalunion war. Was bei ihnen auffällt: Scarpa stellte sie meist nicht wie bei vielen anderen planlos und naiv, sondern als gerissene und ernsthafte Gegner Dagoberts dar. Paradebeispiel ist da natürlich Donald und die Linsen aus Babylonien (I TL 250-AP; LTB 74, MP 1, HOF 3) - sicherlich einer der besten Scarpa-Geschichten mit den Panzerknackern.

Gelegentliche Auftritte hatten Oma Duck, Franz Gans und Primus von Quack, denen Scarpa allerdings nicht unbedingt seinen Stempel aufdrückte.



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 16:07
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