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Romano Scarpa

Wenn es darum geht, die lustigsten, schönsten, spannendsten und besten Comics der Historie des Lustigen Taschenbuches aufzuzählen, werden seine Werke immer und immer wieder genannt. Trotz seines Todes im Jahre 2005 ist Romano Scarpa mit etwa 450 Disney-Comics und über 50 Jahren zuverlässiger Arbeit nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken.

2.5 Die Jahre 1978-1994
Ganze 17 Jahre umfasst unsere nächste Phase, Scarpa war hier jedoch schon bei weitem nicht mehr so produktiv, wie in früheren Zeiten. Dafür war er aber wieder deutlich öfter Skriptautor, was dann auch zu vielen Geschichten führt, die die 40-Seiten-Marke knacken. Zudem wird diese Stilphase vor allem durch einige epische Geschichten geprägt, in denen Ducks und Mäuse gemeinsam auftreten. Auch seine drei sogenannten Strip-Storys entstehen, die eine Hommage an Floyd Gottfredson darstellen und auf Deutsch leider unveröffentlicht sind.

In den späten 80ern arbeitet Scarpa außerdem mit den jüngeren Zeichnern Maurizio Amendola und Sandro Del Conte zusammen (Weiteres siehe 3.2).

a) Mäuse
Maus-Geschichten gibt es in diesen Jahren sehr viele, da sich Scarpa in seinen selbst geschriebenen Geschichten meist ihnen widmete. Besonders der Detektiv-Micky gerät wieder verstärkt in den Fokus, außerdem gibt es oftmalige Auftritte seiner neu erschaffenen Charaktere Kralle, Trudi und Maxi Smart / Bruno.

Die Zeichnungen sind nun nicht mehr so dynamisch und geschmeidig wie in der vorhergehenden Phase. In den ersten Jahren dieser Phase hat Micky seine zwei Haare nicht, in den darauffolgenden Jahren jedoch schon.

Beispielseiten:

Aus Die Abenteuer des Marco Polo (I TL 1409-AP; LTB 119)
- Die außergewöhnliche Stravigari (I TL 1281-AP; LTB 137; 1980)
- Invasion vom Zentaurion (I TL 1582-B; DD 386, LTB SP 19; 1986)

b) Ducks
Bei den Ducks setzt Scarpa meist Skripts von Pezzin, Amendola und Panaro mit den gewohnten Figurenkonstellationen um. Nur Dussel findet man nun häufiger in den Geschichten. Aber auch hier gibt es einige längere Geschichten, wie zum Beispiel Kampf ums Gold (I TL 1317-AP; LTB 81).

Die Pupillen werden nun wieder kleiner und auch der untere Teil des Schnabel wird etwas größer.

Beispielseiten:
- Das Beruhigungswasser (I TL 1189-AP; LTB 105, EE 2, DPB 2; 1978)
- Seoul 1988 - Olympisches Fieber (I TL 1705-AP; LTB 130; 1988)

2.6 Die Jahre 1995-2007
In den ersten vier Jahren dieser Phase zeichnete Scarpa noch für Disney Italia, bevor dann ab dem neuen Jahrtausend seine Egmont-Geschichten erschienen. Nahezu alle Comics in seinen letzten Jahren hat Scarpa nicht selbst geschrieben.

Auffällig in seinen letzten Topolino-Jahren ist auf jeden Fall, dass er nun auch verstärkt Geschichten gezeichnet hat, in denen Nebencharaktere im Mittelpunkt stehen. So entstehen zwei Comics mit Kommissar Hunter (beide von Pezzin geschrieben und nicht auf Deutsch veröffentlicht), sowie je einer mit Baptist, Franz, Rudi und Karlo.

Scarpa verstarb bekanntlich im Jahr 2005, jedoch wurden auch über seinen Tod hinaus noch einige seiner Geschichten erstveröffentlicht.

a) Mäuse
Bei den Mäusen gibt es vor der Jahrtausendwende noch einige längere Krimis, die Egmont-Geschichten sind aber eher aus dem Alltag gegriffen. Bei einigen Comics aus dieser Phase spielt vor allem das Thema "Freundschaft" eine Rolle.

Am Stil ist zunächst erkennbar, dass die Ohren nicht mehr eine solch runde Form haben, sondern ovaler sind. Die italienischen Maus-Geschichten sind vor allem an der grünen Jacke zu erkennen, die Micky oft trägt, in den wenigen dänischen Geschichten trägt er dagegen die kurze, rote Hose.

Wie man an der zweiten Beispielseite sieht, hat Scarpas Stil ganz am Ende seiner Karriere noch etwas in Punkto Dynamik nachgelassen, zudem wirken die Köpfe etwas aufgesetzt.

Beispielseiten:
- Wahn oder Wirklichkeit? (I TL 2152-4P; LTB 242; 1997)
- Streit um den Streik (D D 2000-019; MM 43/06; 2005)

Aus Ein tolles Hobby (I TL 2075-1; LTB 276; 1995)

b) Ducks
Die mit Abstand längste Duck-Geschichte, die auch eine sehr ungewöhnliche Kolorierung hat, ist Die Formel des Reichtums (I TL 2058-1; LTB 217, JE 3; 54 Seiten). Ansonsten gibt es in Scarpas letzten 13 Jahren nur noch kürzere Geschichten. Dagobert tritt hier etwas seltener auf, stattdessen gibt es mehr Storys, bei denen Donald im Vordergrund steht.

Das charakteristische Merkmal an den Ducks ist, dass die Unterseiten der Schnäbel nun meist ein wenig eckig sind.

Beispielseiten:
- Kampf um die Kiste (D 98474; MM 49/00; 2000)
- Die Gärten von Babylon (D D 2002-002; TGDD 218; 2003)


2.7 Zusammenfassung
Im Allgemeinen kann man Scarpas Stil als sehr lebhaft, dynamisch und ausdrucksstark beschreiben. In allen Stilphasen ist zu spüren, dass Leben in Entenhausen und dessen Bewohnern steckt. Die Figuren wirken nie statisch oder langweilig, was eine Grundstimmung aufbaut, die man stellenweise sogar als hektisch beschreiben kann. So schafft es Scarpa mit diesen energiegeladenen Zeichnungen selbst bei einer weniger guten Handlung das Interesse an der Geschichte hochzuhalten.
Seine Stärken hatte Scarpa aber auch in der Mimik der Figuren: Kaum ein Gesichtsausdruck ist bei ihm mehr als einmal zu sehen.

Der Autor Scarpa legt vor allem Wert auf die korrekte Charakterisierung der Entenhausener. Gerade die klassischen Geschichten sind oft ziemlich komplex und anspruchsvoll und stellen anfangs den Leser selbst vor ein Rätsel, das zum Mitfiebern einlädt. Teilweise hat Scarpa dabei aber den roten Faden ein bisschen verloren - was man allenfalls als sehr kleine Schwäche bezeichnen kann.

Dafür gelingt es ihm selbst bei diesen langen Storys die nötige Portion Witz einzubringen. Scarpas Humor basiert dabei weniger auf Wortwitz (zumindest ist das in der deutschen Übersetzung so), sondern vielmehr auf dem Handeln der Charaktere. Zudem sorgen vor allem bei Micky-Geschichten oftmals suspekte, irrsinnige, teilweise auch übertriebene Ereignisse für den nötigen Humor.

Auf der anderen Seite setzte Scarpa aber auch auf Emotionen - gerade bei Dagobert, aber auch bei den Verhältnissen von Micky und Goofy und sogar Micky und Karlo. Binnen weniger Panels schaffte er es die Stimmung einer Figur ins genaue Gegenteil zu verkehren und macht somit die Geschichten lustiger, in manchen Fällen aber auch tragischer. Einige seiner Werke strotzen nur so von überraschenden Wendungen.

3. Zusammenarbeit mit anderen Künstlern


Romano Scarpa hat nahezu alle seiner Comics nicht im Alleingang angefertigt. Hier geht es also um die Autoren, Inker und Co-Zeichner seiner Geschichten. Und auch eine andere interessante Frage stellt sich: Wie viel Einfluss hatte sein Zeichenstil auf die nächsten Künstlergenerationen bzw. welche Zeichner haben sich von ihm inspirieren lassen?

3.1 Autoren
Die Tatsache, dass der "Maestro" etwa 70% seiner Geschichten nicht selbst schrieb, rechtfertigt auf jeden Fall eine kleine Sektion zu den Autoren, mit denen er häufig kooperierte.


Aus Süßer Wettstreit / Der Tortenkampf (I TL 614-A; LTB 26, 172, SP 7)
Derjenige, der Scarpa am öftesten Skripts zuspielte, war Rodolfo Cimino (*1927). Im August 1962 ist mit Der Wesir von Weia-Weia (I TL 352-A; LTB 369) die erste Zusammenarbeit der beiden erschienen. Über 50 weitere sollten es noch werden, welche nahezu alle von der Mitte der 60er bis zur Mitte der 70er entstanden sind.
Erwähnenswerte Geschichten sind zum Beispiel Onkel Dagobert kriegt sich in die Wolle / Die sagenhafte Wollmine (I TL 551-A; LTB 21), Süßer Wettstreit / Der Tortenkampf (I TL 614-A; LTB 26, 172, SP 7) und Der Helm des Staatsoberhaupts / Die Watschenkappe von Oja (I TL 940-AP; LTB 68). Bemerkenswert übrigens, dass letztere Geschichte die einzige von Cimino und Scarpa ist, die über 40 Seiten lang ist.

Von Guido Martina (*1906, †1991) stammen die ersten sechs Disney-Skripts, die Scarpa überhaupt umsetzte (Schneewittchen-Geschichten nicht mit inbegriffen). Von diesen wurde allerdings nur Das doppelte Geheimnis des schwarzen Phantoms (I TL 116-AP; LTB 62) auf Deutsch veröffentlicht. Neben diesem Comic-Highlight gab es auch weitere bekannte Zusammenarbeiten von Martina und Scarpa wie zum Beispiel Onkel Donald und die Unglücksschule (I TL 195-AP; LTB 8, JE 1), Phantomias in Aktion (I TL 743-AP; LTB 41, SP 7), Glanz und Gloria derer von Duck (I TL 749-AP; LTB 93, EE 11) und Die Abenteuer von Marco Polo (I TL 1409-AP; LTB 119).
Insgesamt sind 51 Geschichten aus Entenhausen vom Duo Martina / Scarpa entstanden.

32-mal schrieben die Brüder Abramo und Gian Paolo Barosso (*1931 bzw. 1937) Skripts für Scarpa, von denen nahezu alle in den 60ern publiziert wurden. Am bekanntesten ist hierbei wohl Onkel Dagoberts alte Schreibmaschine (I TL 357-A; LTB 5).

Weitere Autoren, deren Szenarien Scarpa in den 60ern und 70ern immer wieder mal umsetzte, waren Carlo Chendi (15 Geschichten), Osvaldo Pavese (10), Gian Giacomo Dalmasso (8), Superman-Erfinder Jerry Siegel (8) sowie Michele Gazzarri (7).
Autoren, die in Scarpas späteren Schaffen einige Skripts beisteuerten waren Carlo Panaro (15) und Giorgio Pezzin (11).

Bei einigen Scarpa-Comics, vornehmlich S-Code-Storys, sind die Autoren leider unbekannt.

3.2 Inker und Co-Zeichner
Um seine Produktivität zu erhöhen, tuschte Scarpa ab dem Jahre 1957 seine Geschichten nicht mehr selbst, sondern überließ diese Arbeit anderen Zeichnern. Hier einige Informationen zu den wichtigsten "Scarpa-Schülern":

Luciano Gatto (*1934) war Scarpas allererster Inker und hat in den Jahren 1957 sowie 1958 vier seiner klassische Werke getuscht. 1968 und 1969, als er schon einige Jahre selbst Bleistiftzeichnungen anfertigte, entlastete Gatto den damaligen Tuschezeichner Giorgio Cavazzano, indem er nochmals einige Scarpa-Geschichten tuschte.

Eher als Autor, denn als Zeichner bekannt (siehe oben), ist wohl Rodolfo Cimino (*1927). Dennoch tuschte er in den Jahren 1959-1962 die meisten klassischen Geschichten. Scarpa selbst war es, der Cimino den Rat gab, als Autor tätig zu werden.


Aus Donald in geheimer Mission (I TL 370-A; LTB 4)
Der wohl bekannteste Scarpa-Schüler ist Giorgio Cavazzano (*1947). Zunächst war er Tuscher seines Cousins Luciano Capitanio, dann gelangte er aber durch ein zufälliges Treffen mit Scarpas Freundin in seinem 15. Lebensjahr unter die Fittiche des Maestros. So erschien im Dezember 1962 mit Donald in geheimer Mission (I TL 270-A; LTB 4) die erste Zusammenarbeit dieser beiden Disney-Legenden. Ungefähr zehn Jahre und 200 Werke tuschte Cavazzano für Scarpa, bis er sich nach Das Meeres-Ungeheuer (I TL 894-AP; LTB 52) vollständig auf das Zeichnen mit Bleistift konzentrierte.

Der letzte Inker Scarpas war Lucio Michieli (*1943), der allerdings schon 1972 fünf Comics tuschte. Ab Kulinarische Kapriolen (I TL 1727-A, LTB EX 2) im Jahre 1989 war er dann für die meisten Scarpa-Comics bis D E 2000-003 (2001 erstveröffentlicht, nicht auf Deutsch erschienen) zuständig. Im Gegensatz zum Großteil der anderen Inker des Maestros wurde Michieli aber nicht selbst als Zeichner aktiv.

Nach Cavazzano war es Sandro Del Conte (*1955), der die meisten Scarpa-Geschichten - ungefähr 100 an der Zahl - mit Tusche schwärzte. Vor allem im Zeitraum von 1973-1988 inkte er das Meiste von Scarpa.
Del Conte war jedoch nicht nur Inker, bei insgesamt sechs Comics der 80er-Jahre war er auch eine Art Co-Zeichner Scarpas - sprich, die beiden haben die Bleistiftzeichnungen zusammen angefertigt. Erkennbar sind diese Co-Produktionen daran, dass sie nicht den typischen Stil Scarpas wiedergeben (aber natürlich dennoch seinem normalen Stil sehr ähneln). Hierbei sind Die Mitgift der Pandora (I TL 1687-A; DD 421, LTB SP 12) und Die Nacht des Werwolfs (I TL 1644-B; LTB 147) als Beispiele zu nennen.

Der zweite Co-Zeichner neben Del Conte war Maurizio Amendola (*1949), mit dem insgesamt 14 Geschichten im Zeitraum von 1986-1988 publiziert wurden. Einige davon sind auch von Amendola selbst geschrieben. Zwei Beispielgeschichten aus dem LTB: Der Thron im Schatten (I TL 1650-A; DD 401, LTB EE 18) und Gold unter Wasser (I TL 1682-B; LTB 147).

Unter den wichtigeren Inkern ist schließlich noch Sandro Zemolin (*1959) zu nennen, der in den 70ern einige Tuschezeichnungen (ca. 20 Geschichten) für Scarpa anfertigte. Scheinbar fungierte er aber nur als Aushilfe, zum Beispiel sprang er eine Zeit lang für Sandro Del Conte ein. Später wurde er der Stamm-Inker für Giorgio Cavazzano.

Weitere Tuschezeichner, die allerdings nur wenige Comics beisteuerten, sind Luciano Capitanio (6), Franco Valentini (2) und Valerio Held (1).



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 16:01
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