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Romano Scarpa

Wenn es darum geht, die lustigsten, schönsten, spannendsten und besten Comics der Historie des Lustigen Taschenbuches aufzuzählen, werden seine Werke immer und immer wieder genannt. Trotz seines Todes im Jahre 2005 ist Romano Scarpa mit etwa 450 Disney-Comics und über 50 Jahren zuverlässiger Arbeit nicht mehr aus Entenhausen wegzudenken.

b) Ducks
Die erste von Scarpa selbst geschriebene Duck-Geschichte ist 1956 erschienen und trägt die deutschen Titel Die Krebse in Burgunder bzw. Der "Rasende Kurier" (I TL 132-AP; LTB 36). Wie auch im Maus-Bereich kreierte Scarpa nach diesem spannenden Krimi bis 1962 alle seine Geschichten selbst - einzige Ausnahme: Onkel Donald und die Unglücksschule (I TL 132-AP; LTB 8, JE 1), welche wiederum von Martina stammt.


Aus Donald und die Linsen aus Babylonien (I TL 250-AP; LTB 74, MP 1, HOF 3)
Die klassischen Duck-Geschichten waren zwar etwas weniger komplex als die Maus-Geschichten (was wohl auch mit der im Durchschnitt kürzeren Länge zu tun hat), allerdings legte Scarpa hier mehr Wert auf Emotionen. Dabei steht oftmals Dagobert im Mittelpunkt. Gar bemitleidenswert ist der alte Geizkragen in Donald und die Linsen aus Babylonien (I TL 250-AP; LTB 74, MP 1, HOF 3), wo er (kurzzeitig) sein ganzes Vermögen an den Panzerknackern (die in der klassischen Phase seine Standardgegner sind) verloren hat und als Bettler auftritt. In Geschichten wie Der letzte Gulu-Gulu (I TL 243-A; LTB 79) präsentiert uns Scarpa außerdem auch die weiche Seite des Dagobert Ducks.
Weiterhin fällt auf, dass Scarpa die Familie Duck in sehr vielen Geschichte auf Reisen schickt, was später nicht mehr allzu oft der Fall ist.

Im Vergleich zu anderen Phasen Scarpas, waren hier seine Enten insbesondere bei den Schnäbeln kantiger. Zudem standen die Schnäbel bei der Perspektive von der Seite oftmals in recht seltsamer Manier nach oben ab (siehe zum Beispiel den Dagobert in Panel 2 unserer ersten Beispielseite). Ebenfalls charakterisierend für diese Jahre sind die relativ kurzen Beine.

1962 kam es dann zu einem Bruch: Die Comicproduktion bei Mondadori wurde stark vergrößert, sodass nun mehr Geschichten her mussten. Aus diesem Grund schrieb Scarpa nach Der Kolumbusfalter (I TL 327-AP; LTB 1, JE 1) weniger Geschichten selbst, indem diese Aufgabe Autorenkollegen übernahmen. Da er seit 1957 (fast) immer einen Inker hatte, musste Scarpa also nur noch Bleistiftzeichnungen anfertigen, wodurch er wesentlich produktiver wurde (und er zudem mehr verdiente). Dies kann durch einen Griff in die Statistik auch belegt werden: 1959 wurden vpn Scarpa noch 168 Comic-Seiten erstveröffentlicht, 1960 waren es immerhin schon 294, 1961 insgesamt 399 und 1962 dann ganze 547 Seiten.
Neben dem bereits angesprochenen Kolumbusfalter erscheint 1962 mit Donald in geheimer Mission (I TL 370-A; LTB 4) nur noch eine weitere von Scarpa geschriebene Geschichte.

Im selben Jahr änderte sich auch Scarpas Zeichenstil, der sich allerdings nicht wesentlich genug von dem klassischen Stil unterscheidet, sodass wir hier immer noch von einer einzigen Phase sprechen können. Die Ducks wurden nun etwas kleiner und dicklicher dargestellt. Auch die Köpfe wurden im Vergleich zu den Vorjahren eindeutig runder. Während man den Kolumbusfalter also noch zur Klassik zählen kann, ist der zwei Wochen später erschienene Comic Rund ist nicht gesund (I TL 330-AP; LTB 355) schon eher der "Pummel-Phase" zuzuordnen. Gleichzeitig ist diese Geschichte der erste Scarpa-Comic, der nicht von ihm selbst oder Martina geschrieben wurde (in diesem Fall von Roberto Catalano).

Beispielseiten:
klassisch:
- Die Krebse in Burgunder / Der "Rasende Kurier" (I TL 132-AP; LTB 36; 1956)
- Der Südsee-Yeti (I TL 216-B; LTB 69, HOF 11; 1959)
- Die doppelte Entführung (I TL 272-A; LTB 79; 1961)
pummelig:
- Rund ist nicht gesund (I TL 330-A; LTB 355; 1962)
- Der Taucher (I TL 348-A; LTB 23; 1962)
- Onkel Dagoberts alte Schreibmaschine (I TL 357-A; LTB 5; 1962)

2.2 Die Jahre 1963-1967
Der Trend, der sich 1962 schon andeutete, setzte sich auch in den Folgejahren fort. Die Geschichten wurden nicht nur kürzer, sondern auch kurzweiliger und setzten mehr auf den Humor. Diese Zeit wird oft als sogenannte "schwache Phase" Scarpas bezeichnet.


Aus Der Mann aus Ping-Pong (I TL 380-AP; LTB 13, SP 7, SE 2)
a) Mäuse
Es ist ziemlich schwer, in diesem Abschnitt etwas über die Mäuse zu erzählen. Zum einen liegt das daran, dass es nur noch sehr wenige Maus-Geschichten von Scarpa gab. Viele davon definieren sich als kürzere, von Scarpa selbst geschriebene Geschichten, in denen Maxi Smart im Mittelpunkt stand. Und diese - womit wir dann beim zweiten Grund wären - schafften leider allesamt nicht den Weg nach Deutschland.
Zwei sehr erwähnenswerte Geschichten in dieser Phase gibt es aber: Der Mann aus Ping-Pong (I TL 380-AP; LTB 13, SP 7, SE 2) und Das kostbare Korallenkänguruh (I TL 400-AP; LTB 29, 172). Beide Geschichten hatten noch eine klassische Storyline, rein zeichnerisch muss man aber zumindest letztere klar zur zweiten Phase zuordnen. Die drei anderen Geschichten, die es nach Deutschland schafften, sind Wer ist der Mörder? / Das geklaute Manuskript (I TL 407-B; LTB 87), Der hypnotische Kreisel (I TL 452-A; LTB 13) und Der Tomatenmagnet (I TL 610-AP; LTB 65). Bei letzterer Story kann man sich jedoch streiten, ob sich nicht schon zur dritten Maus-Phase gehört.

Das größte stilistische Merkmal in dieser Phase ist die Nase, die nun eine schmalere Form hat und mehr nach oben steht. Des Weiteren hat Micky nun nicht mehr seine zwei Haare auf dem Schädel.

Beispielseiten:
- Das kostbare Korallenkänguruh (I TL 400-AP; LTB 29; 1963)
- Der hypnotische Kreisel (I TL 452-A; LTB 13; 1964)

b) Ducks
Wann die erste Phase Scarpas nun endgültig endete, ist ziemlich schwer zu sagen, da die Veränderungen in dessen Stil natürlich nicht von der einen auf die andere Geschichte vonstatten gingen. 1963 bewegt sich Scarpa also zwischen erster und zweiter Phase, spätestens ab 1964 entwickelt sich aber eindeutig eine neue Schaffensperiode.
Zwar umfasst sie nur fünf Jahre, jedoch hat Scarpa in dieser Zeitspanne ganze 94 Duck-Geschichten gezeichnet (in nur 16 davon war er Autor). Auch bei den Ducks gibt es noch einige Geschichten, die auf eine Veröffentlichung im LTB harren. In aktuellen Ausgaben wird gerade aus dieser Zeit häufig Material abgedruckt.


Aus Der große Spurt (I AT 115-A; 70JDD, BCB2)

Die Figuren sind nun nicht mehr klein und rund, sondern werden wieder größer und etwas schmaler - im Vergleich zur Pummel-Phase könnte man sie sogar als schlaksig bezeichnen. Insbesondere am Schnabel ist diese Phase sehr gut zu erkennen, da er ziemlich lang und somit markant ist.

Beispielseiten:
- Onkel Dagobert und die Kantenamphore (I TL 470-A; LTB 28; 1964)
- Urlaub auf dem Karstekogel (I TL 490-C; LTB 378; 1965)
- Die Schatzinsel (I TL 562-A; LTB 21; 1966)
- In den Fängen des Geiers / Gold und Gas - wie leicht fliegt das! (I TL 574-A; LTB 25; 1966)

2.3 Die Jahre 1968-1972
Die späten 60er-Jahre waren Scarpas produktivste Phase überhaupt: Insgesamt 31 seiner Geschichten aus Entenhausen erschienen 1969 - das ist Spitzenwert in seiner Karriere! Zustande kommt das auch, weil Scarpa in diesen Jahren ebenfalls nur selten als Autor aktiv war.
Viele Geschichten wurden jedoch gar nicht für das Topolino gezeichnet, sondern für das vier-reihige "Almanacco Topolino" (diese Geschichten hatten einen S-Code). Deshalb sind nicht wenige Scarpa-Geschichten aus diesen Jahren in der Micky Maus und in der Mickyvision gelandet.


Aus Drehort Entenhausen (S 68161; DD 251, LTBSP 16)
Trotz dieser enorm hohen Produktivität wird diese Phase rein zeichnerisch als eine von Scarpas stärksten angesehen.
Auffällig ist weiterhin, dass es nun auch wieder einige längere Geschichten gibt. Allen voran wären da natürlich Glanz und Gloria derer von Duck (I TL 749-AP; u.a. LTB 93, EE 11; 181 Seiten von Scarpa) sowie Goophysseus, der Super-Athlet (I CWD 45-A; LTB 97; 134 Seiten) zu nennen.

a) Mäuse
Der Maus-Anteil ist in Relation zu den vorherigen Jahren schon spürbar höher, allerdings gibt es immer noch eindeutig mehr Duck-Geschichten. Die Micky-Comics in dieser Zeit zeichnen sich vor allen durch die Zusammenarbeit zwischen Micky und Goofy aus. Es gibt einige Geschichten, in denen Goofy eine recht prominente Rolle spielt, zudem entstehen Scarpas vier Supergoof-Geschichten.
Im Gegensatz zur klassischen Phase ist nun Kater Karlo nicht mehr allzu oft Mickys Gegenspieler, vielmehr gibt es meist Schurken, die nur in der jeweiligen Geschichte und dann nie wieder auftauchen.

Typisch für diese Phase sind nicht nur die zwei Haare auf Mickys Kopf, sondern auch der grüne Hut, den er sehr häufig trägt. Außerdem steht Mickys Nase nicht mehr so stark nach oben ab wie zuvor.

Beispielseiten:
- Micky und das Geheimnis der grünen Sphinx (I TL 633-AP; LTB 54; 1968)
- Goophysseus, der Super-Athlet (I CWD 45-A; LTB 97; 1972)


Aus Phantomias in Aktion (I TL 743-AP; LTB 41, SP 7)
b) Ducks
Viel hat sich im Vergleich zu der vorherigen Phase bei den Ducks nicht verändert. Noch immer ist die Kombination Donald - Dagobert - Neffen die häufigste, allerdings ist nun Klaas Klever der am häufigsten auftretende Gegenspieler von Dagobert. Des Weiteren bleibt zu vermerken, dass in diesen Jahren Scarpas beide Phantomias-Geschichten entstanden sind.

Die Schnäbel werden wieder etwas kürzer und verlaufen nicht ganz so weit ins Gesicht, wie in der zweiten Phase. Der untere Teil des Schnabels wird außerdem etwas größer und wirkt noch rundlicher.

Beispielseiten:
- Donald und der nostalgische Milliardär / Die rigorose Räumungsklage (I TL 653-A; LTB 31; 1968)
- Die panische Angst vor der 13 / Jetzt schlägt's 13! (I TL 718-A; LTB 35; 1969)
- Ein hartnäckiger Gegner / Schonungsloser Schuhkampf (I TL 792-A; LTB 43; 1971)

2.4 Die Jahre 1973-1977
1973 ist das Jahr, indem Giorgio Cavazzano nicht mehr für Scarpa tuschte, was wohl auch ein Mitgrund für das Entstehen dieser neuen Phase war, die erneut fünf Jahre von Scarpas Werk umfasst.

Endlich kommt auch wieder der Autor Scarpa wieder richtig zur Geltung: Ab 1975 erscheinen 23 Comics am Stück, die Scarpa sowohl getextet als auch zeichnerisch umgesetzt hat.

a) Mäuse
Im Maus-Bereich sind die Unterschiede zwischen der vorherigen Phase eher gering. Dadurch, dass Scarpa nun wieder mehr Geschichten selbst geschrieben hat, gibt es aber nun mehr Maus-Geschichten... wovon jedoch die meisten nicht den Weg nach Deutschland gemeistert haben.

Schwer zu sagen, was die zeichnerischen Unterschiede zur vorherigen Phase sind. Es lässt sich jedoch festhalten, dass ohne Cavazzano die zwei Haare verschwunden sind und die Figuren im Allgemeinen etwas kleiner und in irgendeiner Weise "glibberiger" wirken.

Beispielseiten:
- Die Helden des Weltraums (I TL 925-D; LTB 70; 1973)
- Der Krafttrunk (I TL 957-A; LTB 364; 1974)

b) Ducks

Das blanke Ensetzen in Leibwächter mit Macken (I TL 1045-A; LTB EX 1)
Zuerst einmal fällt bei den Ducks auf, dass in den Geschichten die Scarpa selbst geschrieben hat, stets Dagobert im Mittelpunkt steht und auch Gitta und Kuno ihre Auftritte haben. Stattdessen tauchen Tick, Trick und Track in diesen Geschichten weniger auf.

Von 1973-1977 entstehen auch einige längere Werke wie Das erste Fußballspiel der Welt (I CWD 54-A; LTB 82, SP 5, JE 2; 92 Seiten) und Im goldenen Käfig (I TL 1061-AP; LTBJE 1; 75 Seiten). Bei letzterer Geschichte ist eine bemerkenswerte Randnotiz, dass Carl Barks die Idee mit dem Goldparfum Scarpa mittels einer Zeichnung übergeben hat (hier zu betrachten).
Ein Merkmal, das einem hier im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge springt, sind die recht großen Pupillen der Ducks. Ansonsten kann man auch hier sagen, dass sich einfach die Dynamik in den Geschichten verändert hat.

Beispielseiten:
- Käpt'n Gold und seine Schätze (I TL 993-A; LTB 77; 1974)
- Geschäft ist Geschäft (I TL 1091-A; LTB 373; 1976)



Zuletzt aktualisiert: 19.07.2011, 15:52
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