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Rezension: LTB 506 - Tatort Entenhausen



Auf Bares folgt Rares (Riccardo Secchi - Francesco Guerrini; 30 S.)

Die Drillinge Tick, Trick und Track haben in dem schweigsamen Timo einen neuen Freund gefunden. Vor nicht allzu langer Seite konnten die drei Timo noch in dessen Haus besuchen, wo Timo sogar ein eigenes Labor für seine ausgetüftelten Roboter besaß. Diese Zeiten gehören jedoch der Vergangenheit an. Wie die drei Schuljungen auf ihren Rädern in Erfahrung bringen können, wohnt Timo mit seiner Familie mittlerweile im heruntergekommenen Kummersdorf, wo es nicht einmal einen Spielplatz für herumtobende Kinder gibt. Ohne zu zögern setzen sich Tick, Trick und Track das ehrgeizige Ziel, Kummersdorf zu einem lebenswerteren Ort zu machen! Dank eines kleinen mentalen Anstoßes von Tante Daisy dürfen die Würmlinge auch auf Onkel Donalds Unterstützung zählen, der sich mutig auf den Weg zu Onkel Dagobert macht. Wie sich bei einer Privataudienz mit dem Bürgermeister herausstellt, gehört der Stadtteil Kummersdorf nämlich zu 100 % dem knauserigen Geizhals! Als aufgrund eines Erdstoßes Dagoberts gesamtes Vermögen in einer Erdspalte verschwindet, ist plötzlich Timos Erfindergeist gefragt.

Riccardo Secchis (Neu-)Interpretation des Barks-Klassikers "Weihnachten für Kummersdorf" ist leider nur mittelmäßig. Die Zeichnungen von Francesco Guerrini gefallen mir ausgesprochen gut, der Stil ist einzigartig und detailverliebt (z. B. die herrlichen Fahrradhelme der Neffen!). Dasselbe kann ich von den Übersetzungen irgendwie nicht behaupten, wobei mir natürlich der direkte Vergleich zum italienischen Original fehlt. Beispiel gefällig? Auf Seite 154 spricht der Entenhausener Bürgermeister (wieso sieht der haargenau so aus wie Bürgermeister Bückling von Quackhausen aus den Episoden um Donni Duck!?) in Bezug auf Kummersdorf von einer Gemeinde, "in der wir gut und gerne leben wollen"! Mit dem exakt gleichen Spruch hat die CDU im Bundestagswahlkampf 2017 geworben: Kein Zufall, eindeutiger gehen parteipolitische Anspielungen ja wohl kaum! – Tut mir leid, aber solche unterschwelligen, aber gleichzeitig unverdeckten Politik-Kontexte haben im für primär (leichter beeinflussbare) Kinder gemachte Comics meiner Meinung nach überhaupt NICHTS verloren. Ungeheuerliche Rüge an die LTB-Reducktion.
Oh, und ist es auch nur Zufall, dass der Kummersdorfer Junge Timo auch im Comic ausgerechnet ein schwarzer Rabenvogel ist...?

Trotzdem will ich das Remake nicht unbedingt schlechtreden, weil die Story natürlich funktioniert und den sozialkritischen Blickwinkel auf (plötzliche) Armut und die damit verbundenen Lebensverhältnisse sicherlich schärft. Der deutsche Titel steht nebenbei in keiner Relation zum Zweiten Deutschen Fernsehen und Horst Lichters Trödelsendung, sondern ist einfach nur verdammt schlecht gewählt, weil unsinnig und kontextlos. Gut gemeint, trotzdem wird der eine oder andere Barks-Fanatiker enttäuscht sein.



Zuletzt aktualisiert: 01.05.2018, 23:42
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